Deutschland
Zahl der Wohnungslosen steigt auf Höchststand mit mehr als einer Million Menschen - viele Kinder betroffen

In Deutschland gab es im vergangenen Jahr mehr als eine Million wohnungslose Menschen - das ist ein Anstieg von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als wohnungslos gilt, wer über keine eigene angemietete Wohnung oder Wohneigentum verfügt. Die Zahl der Obdachlosen, also jenen, die ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben, hat sich um rund vier Prozent auf 56.000 erhöht.

    Winterfester Wohnwagen auf einem Dauercampingplatz in Berlin Neukölln. Es ist dunkel.
    Immer mehr Menschen können sich die hohen Mieten nicht mehr leisten und ziehen auf den Campingplatz. (Imago / Visum Images / Carsten Koall)
    Das zeigt eine Hochrechnung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. In Berlin teilte sie mit, 2023 seien es noch 928.000 wohnungslose Menschen und 54.000 Obdachlose gewesen.

    264.000 Kinder und Jugendliche betroffen

    Rund drei Viertel (765.000) der wohnungslosen Personen waren den Angaben zufolge Erwachsene. Davon waren 61 Prozent männlich (465.000) und 39 Prozent weiblich (300.000). Rund 264.000 der Wohnungslosen waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Sie waren in den meisten Fällen mit ihren Eltern in Unterkünften untergebracht.
    Besonders betroffen sind laut Bundesarbeitsgemeinschaft zugewanderte Menschen. 80 Prozent der Wohnungslosen besaßen 2024 keine deutsche Staatsbürgerschaft.
    Zu den häufigsten Gründen für Wohnungslosigkeit gehören laut Bundesarbeitsgemeinschaft Miet- und Energieschulden, Konflikte im Wohnumfeld, Trennung oder Scheidung sowie Ortswechsel.

    Starker Anstieg durch den Krieg in der Ukraine

    Laut Fachreferent Paul Neupert unterscheidet sich die Hochrechnung der Bundesarbeitsgemeinschaft von den öffentlichen Zahlen: Das Statistische Bundesamt stützt sich auf die von den Städten und Kommunen gemeldeten ordnungsrechtlich untergebrachten Personen ohne eigenes Dach über dem Kopf. Erst seit 2022 werden auch Geflüchtete erfasst, die von den Behörden in Wohnheimen oder Massenunterkünften untergebracht sind. Wegen des Krieges in der Ukraine gab es deshalb auch von 2022 zu 2023 einen sprunghaften Anstieg um 68 Prozent.
    Die Bundesarbeitsgemeinschaft erfasst dagegen auch wohnungslose Menschen, die sich beispielsweise selbst in Pensionen und Monteurswohnungen eingemietet haben oder ohne Mietvertrag auf Campingplätzen oder in Gartenanlagen leben.

    Weiterführende Informationen

    Ziel der Regierung: Keine Obdachlosigkeit bis 2030 (Audio)
    Hilfe für Arme und Obdachlose – Wohlfühlmorgen für Menschen in Not in Hamburg (Audio)
    Leben im Wohnwagen: Letzte Rettung Campingplatz
    Diese Nachricht wurde am 17.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.