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Zahltag! oder Alles hat seinen Preis

Das Menschenbild im 21. Jahrhundert lautet: Homo Oeconomicus. Wahlweise auch: Homo Consumans. Bekanntlich soll der kapitalistische neoliberale Markt alles richten. Nach dem Zeitalter der Utopien sind außer der Kommerzialisierung aller Lebensbereiche kaum noch Visionen übriggeblieben. Gerne geht man mit der Konjunktur. Das Marketing hat den Menschen-als-Kunden entdeckt und die Welt als Bühne für den Erlebniseinkauf. Der Bürger mutiert inzwischen zum reinen Verbraucher. Wem das Wirtschaftswachstum ein eherner Wert ist, der mag auch am Kaufrausch nichts auszusetzen haben. Shopping? Na Logo! - Aber warum bloß sollten wir eigentlich immerzu konsumieren? Die Lange Nacht über die Welt als Kaufhaus mit Antworten und Ansichten u.a. von "Why-do-you-shop?", Naomi Klein oder Raul Vaneigem: "Tatsächlich ist mir die Welt nicht fremd, aber alles ist mir in einer Welt fremd, die sich verkauft, statt sich zu schenken - sogar der ökonomische Reflex, dem meine Gesten manchmal folgen."

Von Michael Langer |
    Gesprächsteilnehmer:
    Monika Osberghaus
    Wilhelm Hochkeppel
    Judith Wilske

    Die Terroranschläge vom 11. September 2001 waren auch ein Anschlag auf die westlichen Ideale einer Konsumgesellschaft. Das New Yorker World Trade Center wurde auch deshalb von Terroristen zerstört, weil sie das WTC als Zentrum westlicher Wirtschaftskraft und als das wichtigste Symbol eines amerikanischen Kaufhauses ansahen - so eine Interpretation dieses ungeheuerlichsten terroristischen Anschlags auf die Menschlichkeit. Kapitalismuskritik, Zweifel am globalisierten Wirtschaftssystem des 21. Jahrhunderts wird nach dem 11. September 2001 von manchen, vor allem von amerikanischen Zeitgenossen als politisch unkorrekt beargwöhnt, wie beispielsweise die Diskussion um die amerikanische Essayistin Susan Sontag zeigte, die zwei Tage nach den Terroranschlägen fragte:

    "Wo ist das Eingeständnis, dass es sich nicht um einen "feigen" Angriff auf die "Zivilisation", die "Freiheit", die "Menschlichkeit" oder die "freie Welt" gehandelt hat, sondern um einen Angriff auf die Vereinigten Staaten, die einzige selbsternannte Supermacht der Welt; um einen Angriff, der als Konsequenz der Politik, Interessen und Handlungen der Vereinigten Staaten unternommen wurde?"

    Weiterlesen unter:
    Susan Sontag über Amerikas Selbstbetrug:
    "Unsere Stärke wird uns nicht helfen" - gelesen in der American Academy, Berlin, am 13.09.2001

    11. September 2001. Die Attentate auf die USA und ihre Folgen
    Eine Dokumentation mit ZEIT-Artikeln und Internet-Hinweisen

    11. September 2001. Die Attentate auf die USA und ihre Folgen, Teil I
    Eine Dokumentation mit ZEIT-Artikeln und Internet-Hinweisen.
    Dienstag 11. September bis Sonntag 16. September 2001
    Auf der Suche nach der Maus von Morgen - Einführungsvortrag von Monika Osberghaus
    Zur Innovationsfreudigkeit und -fähigkeit von Erfolgsprogrammen im Fernsehen

    Homepage - Judith Wilske
    "Why Do You Shop?" Eine Frage, die eine Marke ist - die Künstlerin und Teilzeitverkäuferin Judith Wilske hat sie sich als Warenzeichen schützen lassen.

    Judith Wilske, Andre Erlen
    Mein erstes Shopping-Buch.
    Ein Why do you shop? Buch für Kinder. ab 3 J..
    2002. -VERLAG DER BUCHHANDLUNG KÖNIG-
    WHY DO YOU SHOP?

    Raul Vaneigem:
    "An die Lebenden. Eine Streitschrift gegen die Welt der Ökonomie"
    In der deutschen Übersetzung von Pierre Gallissaires und Walter Ott
    Edition Nautilus
    Edition Nautilus

    Peter Kafka
    Gegen den Untergang
    Schöpfungsprinzip und Globale Beschleunigungskrise
    Hanser Verlag

    Peter Kafka vertritt die realistische und durchaus optimistische Erkenntnis, dass die wertschöpfenden Prinzipien der Evolution nicht nur verstanden, sondern auch durchgesetzt werden müssen. Kafkas "Pamphlet" macht Mut, die Probleme im Wirtschafts-, Sozial- und Energiebereich anzupacken und sie ungewöhnlichen, zum Teil faszinierend einfachen Lösungen zuzuführen.

    Naomi Klein:
    "No Logo! - Der Kampf der Global Player um Marktmacht"
    Riemann Verlag

    Achillesferse der Markenwelt
    Naomi Klein zeigt in ihrem furiosen Buch, wie der Macht der globalen Unternehmen begegnet werden kann. Von Mathias Greffrath - in - (c) DIE ZEIT 13/2001
    Achillesferse der Markenwelt
    No Logo!

    Willy Hochkeppel
    "Mäandertal. Philosophische Versuche abseits des Geläufigen"
    Parerga Verlag

    Tauschringe - existierende regionale Zweitökonomien
    1932 führte die kleine Tiroler Landgemeinde Wörgl eine eigene Währung ein. Dieses Kuriosum wurde initiiert von ihrem sozialdemokratischen Bürgermeister Michael Unterguggenberger. Er hielt nichts von Marx, wohl aber viel von dem ,,obskuren" Geldanarchisten Silvio Gesell. Er war der Überzeugung, dass nur mit dem ,,Schwundgeld" dieses ehemaligen Volksbeauftragten der Münchner Räterepublik die hohe Arbeitslosigkeit in Wörgl zu überwinden war.
    Weiterlesen:
    Schwundgeld - nichts als Schwund?

    Welche Probleme können Komplementärwährungen lösen?
    Diskussionsgrundlage für das Expertengespräch zum Thema "Für einen neuen Geldpluralismus" - nachzulesen unter:
    Für einen neuen Geldpluralismus