Der Schädel steht auf einer Arbeitsbank im Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik bei Saarbrücken - eine lebensgroße Nachbildung aus Kunststoff. Was nicht zu übersehen ist: Im Unterkiefer fehlen zwei Backenzähne, und an ihrer Stelle sitzt ein kleines graues Kästchen. Niemand könnte so etwas über längere Zeit im Mund haben – Kauen ist unmöglich, und unauffällig ist der Fremdköper auch nicht gerade. Ein Prototyp eben, an dessen Details die Forscher noch feilen müssen. Aber so ähnlich wird das Medikamentendepot im Mund wohl aussehen, sagt Fraunhofer-Forscher Dr. Oliver Scholz.
"Die Anwendung hinterher ist so, dass Sie dieses Gerät permanent im Mund haben sollen und das wie eine Zahnprothese einsetzen. Natürlich müssen Ihnen an der Stelle die Zähne fehlen."
Die Wissenschaftler haben aber nicht im Sinn, dass den Patienten gesunde Zähne gezogen werden müssen. Deshalb kommt das Tablettendepot in der Zahnprothese nur in Frage, wenn die Backenzähne ohnehin geschädigt sind. Scholz:
"Die Wahrscheinlichkeit, dass das so ist, ist relativ groß. Denn einmal zielt das Ganze auf Drogenabhängige, die von der Droge wegkommen wollen. Dort ist es so, dass die Zahnhygiene sehr schwach ausgeprägt ist. Sie finden sehr häufig Drogenabhängige, bei denen mehr als nur ein Zahn fehlt. Die zweite Anwendung ist bei Alzheimer-Patienten, die schon älter sind und bei denen die Wahrscheinlichkeit ebenfalls hoch ist, dass ihnen entsprechende Zähne fehlen."
Dann kann der Zahnarzt eine Brücke mit dem Medikamentendepot einsetzen und sie so gut befestigen wie jede andere. Es ist also nicht möglich, sie aus Versehen zu verschlucken. - In der Prothese steckt eine Art Schublade mit einer Tablette, zum Beispiel mit einem Alzheimer-Medikament. Scholz:
"Dann haben Sie auf der zungenzugewandten Seite eine semipermeable Membran, durch die Speichel hindurchdringen kann. Das Wasser löst aus der Pille heraus den Wirkstoff, und diese Lösung wird dann über ein verstellbares Ventil durch einen Kanal auf der gegenüberliegenden Seite abgegeben."
Dort liegt die Mundschleimhaut, und über sie gelangt das Medikament in den Blutkreislauf. So soll erreicht werden, dass die Wirkstoffkonzentration im Blut gleich bleibt. Wenn Patienten Tabletten schlucken, dann schwankt der Spiegel des Medikaments fast zwangsläufig, und das sorgt nicht selten für Nebenwirkungen. Beim Depot im Mund erfassen Sensoren laufend, wie viel Wirkstoff der Speichel in der Vorratskammer gerade gelöst hat. Ein batteriebetriebenes, elektronisch gesteuertes Ventil wird dann genau so lange geöffnet, dass die Zahnprothese kontinuierlich eine gleich bleibende Menge des Medikaments abgibt. Da sich die erforderliche Dosis auch mal ändert, kann sie der Patient oder der Arzt mit einer Fernbedienung einstellen. Oliver Scholz:
"Die Fernbedienung funktioniert so, dass Sie einen Infrarot-Sender und -Empfänger haben, so dass Sie sich die Fernbedienung wie ein Handy an die Wange halten können. Dann kann das Gerät durch die Wange hindurch mit dem System kommunizieren."
Die Fernbedienung schlägt auch Alarm, wenn der Wirkstoff verbraucht ist. Dann kann der Zahnarzt einfach die Schublade in der Prothese austauschen. Ein Batteriewechsel soll ebenso problemlos sein. In Berlin, Madrid und Tel Aviv wird das Gerät noch in diesem Jahr an Versuchspersonen getestet. Ihnen wird das graue Kästchen auf die gesunden Zähne aufgesteckt und bleibt dort eine gute Stunde lang. Ingenieure und Ärzte wollen dabei erst einmal prüfen, ob der Wirkstoff wirklich gleichmäßig abgegeben und von der Mundschleimhaut aufgenommen wird. Erst wenn diese Versuche erfolgreich waren, sollen den ersten Patienten Zahnprothesen mit Medikamentendepots eingesetzt werden.
"Die Anwendung hinterher ist so, dass Sie dieses Gerät permanent im Mund haben sollen und das wie eine Zahnprothese einsetzen. Natürlich müssen Ihnen an der Stelle die Zähne fehlen."
Die Wissenschaftler haben aber nicht im Sinn, dass den Patienten gesunde Zähne gezogen werden müssen. Deshalb kommt das Tablettendepot in der Zahnprothese nur in Frage, wenn die Backenzähne ohnehin geschädigt sind. Scholz:
"Die Wahrscheinlichkeit, dass das so ist, ist relativ groß. Denn einmal zielt das Ganze auf Drogenabhängige, die von der Droge wegkommen wollen. Dort ist es so, dass die Zahnhygiene sehr schwach ausgeprägt ist. Sie finden sehr häufig Drogenabhängige, bei denen mehr als nur ein Zahn fehlt. Die zweite Anwendung ist bei Alzheimer-Patienten, die schon älter sind und bei denen die Wahrscheinlichkeit ebenfalls hoch ist, dass ihnen entsprechende Zähne fehlen."
Dann kann der Zahnarzt eine Brücke mit dem Medikamentendepot einsetzen und sie so gut befestigen wie jede andere. Es ist also nicht möglich, sie aus Versehen zu verschlucken. - In der Prothese steckt eine Art Schublade mit einer Tablette, zum Beispiel mit einem Alzheimer-Medikament. Scholz:
"Dann haben Sie auf der zungenzugewandten Seite eine semipermeable Membran, durch die Speichel hindurchdringen kann. Das Wasser löst aus der Pille heraus den Wirkstoff, und diese Lösung wird dann über ein verstellbares Ventil durch einen Kanal auf der gegenüberliegenden Seite abgegeben."
Dort liegt die Mundschleimhaut, und über sie gelangt das Medikament in den Blutkreislauf. So soll erreicht werden, dass die Wirkstoffkonzentration im Blut gleich bleibt. Wenn Patienten Tabletten schlucken, dann schwankt der Spiegel des Medikaments fast zwangsläufig, und das sorgt nicht selten für Nebenwirkungen. Beim Depot im Mund erfassen Sensoren laufend, wie viel Wirkstoff der Speichel in der Vorratskammer gerade gelöst hat. Ein batteriebetriebenes, elektronisch gesteuertes Ventil wird dann genau so lange geöffnet, dass die Zahnprothese kontinuierlich eine gleich bleibende Menge des Medikaments abgibt. Da sich die erforderliche Dosis auch mal ändert, kann sie der Patient oder der Arzt mit einer Fernbedienung einstellen. Oliver Scholz:
"Die Fernbedienung funktioniert so, dass Sie einen Infrarot-Sender und -Empfänger haben, so dass Sie sich die Fernbedienung wie ein Handy an die Wange halten können. Dann kann das Gerät durch die Wange hindurch mit dem System kommunizieren."
Die Fernbedienung schlägt auch Alarm, wenn der Wirkstoff verbraucht ist. Dann kann der Zahnarzt einfach die Schublade in der Prothese austauschen. Ein Batteriewechsel soll ebenso problemlos sein. In Berlin, Madrid und Tel Aviv wird das Gerät noch in diesem Jahr an Versuchspersonen getestet. Ihnen wird das graue Kästchen auf die gesunden Zähne aufgesteckt und bleibt dort eine gute Stunde lang. Ingenieure und Ärzte wollen dabei erst einmal prüfen, ob der Wirkstoff wirklich gleichmäßig abgegeben und von der Mundschleimhaut aufgenommen wird. Erst wenn diese Versuche erfolgreich waren, sollen den ersten Patienten Zahnprothesen mit Medikamentendepots eingesetzt werden.