Das Schöne ist an einem Orchester, dass ich immer fühle, dass man getragen wird durch diese Musik. Es ist ein Spiel, dass du die Musik fühlst und darauf eingehst. Und dass auch diese fühlt, was du machst. Und das wird ein Zusammenspiel.
Bart Moeyaerts Schöpfungsgeschichte ist neu und anders:
Am Anfang war das Nichts. Das kannst du dir schwer vorstellen. Du musst alles, was es jetzt gibt, weglassen. Du musst das Licht ausmachen und selbst nicht da sein und dann sogar noch die Dunkelheit vergessen, denn am Anfang war nichts. Also auch keine Dunkelheit. Wenn du den Anfang von allem sehen willst, musst du sehr viel weglassen. Auch deine Mutter.
Bart Moeyaert wollte, dass die Leser seine neue Schöpfungsgeschichte nicht nur im Konzertsaal hören konnten. Er wollte sie auch als Buch herausbringen. Als Bilderbuch mit dem Titel "Am Anfang". Und er wusste genau, wen er als Illustrator dafür gewinnen wollte:
Mit "Am Anfang" hab’ ich wirklich gleich gedacht, das muß Wolf Erlbruch machen. Weil ich finde, dass man in der Arbeit von Wolf Erlbruch spürt, was ich fühle mit diesem Leben, dass man damit lächeln kann aber das man auch leben muß mit allem Ärger und Pein und so weiter. Das kann man spüren, eben in jeder Arbeit, die er macht. Und wenn ich diese Bilder in meinem Kopf habe, das, was ich in meiner Geschichte sehe, und ich suche Dinge dazu von anderen Illustratoren, die dazu passen könnten, dann ist das eine zu illustrativ, das andere zu leise, das andere zu schön, sozusagen, schön im schlechten Sinn. Und von Wolf gibt es auch diese Überraschung, was er macht.
Mehr als eine Überraschung, herausgekommen ist ein Meisterwerk – nicht nur für Kinder. Am Anfang war das Nichts. Das Nichts und ein kleines Männchen auf einem Schemel. Ein Männchen mit einem Hut. Und dann war da noch jemand, viel größer als das Männchen: Gott. Ein freundlicher alter Herr mit überlangen Armen und einem dicken Bart.
Alles andere muß erst noch erschaffen werden. Dem entsprechen die Erlbruchschen Bilder: Zuerst sind da eine große weiße Fläche und - ausgeschnitten aus graugrünem Papier – nur die beiden Personen: das Männchen und der liebe Gott. Weil das Männchen die Mutter weggedacht hat, liegt sie am unteren Bildrand. Ihren Kopf kann man nicht sehen, er ist aus dem Buch gefallen – und aus der Welt.
Du musst alles was es jetzt gibt, weglassen… Auch deine Mutter.
Je weiter man liest, desto mehr gibt es zu sehen, desto voller werden die Seiten. Zu den Graugrüntönen kommen andere Farben: das Gelb der aufgehenden Sonne, des Tages, das tiefe Grün des Meeres. Gott schafft einen Urwald aus Blättern Lianen und Blüten.
Man beobachtet Gott bei der Arbeit, wie er mit seinen Fingern, die Hörner einer Gemse formt. Noch sind Finger und Hörner eins. Er hebt den Arm über den Kopf und sein Zeigefinger wird zum Schwanz einer Katze.
Wolf Erlbruch hat in seiner einzigartigen Manier ausgeschnitten, gemalt, Collagen geklebt. Er hat sich selbst übertroffen. So hintergründig und tiefsinnig, und dabei so lustig und beinahe frivol ist er noch nie gewesen. Nachdem Gott eine schöne nackte Frau geschaffen hat, die ganz aus sich selbst glüht – blutrot, legt er sich auf dem Boden zum Schlafen nieder. Und das kleine Männchen und die attraktive rote Dame betrachten ihn aus einem grünen Bett heraus.
Bart Moeyaert stammt aus dem katholischen Flandern. Das prägte sein Verhältnis zu Gott, zur Schöpfungsgeschichte.
Ich bin aufgezogen in einer katholischen Familie, habe bis 14 im Kirchenchor gesungen und Gott, da konnte man nicht lächeln; denn Gott war Gott. Wenn man anfängt über diese Schöpfung zu schreiben, muss man doch einen Ton finden doch mit Respekt über diesen Mann oder diese Wolke oder diese Gedanken zu schreiben. Gott, was ist das? Einmal habe ich mir gedacht: nein, o.k., es muss Respekt geben, aber ich kann Fragen stellen.
Die Fragen lässt er das kleine Männchen stellen. Aus seiner Perspektive erzählt Bart Moeyaert, phantasievoll und tiefgründig zu gleich. Der kleine Kerl erfährt hautnah den Prozess der Schöpfung. Gott hat geplant und das Männchen, obwohl Teil dieser Planung, ist stets aufs Neue überrascht von dem, was da kommt. Da geht es ihm nicht anders als dem Leser.
Und dann ist das Männchen da gekommen und ich muß sagen, ich habe niemals daran gedacht, ob Gott ein alter Mann mit einem Bart ist. Es könnte, wie ich sage, auch eine Wolke sein oder etwas anderes. Aber natürlich ist es schön, um wirklich zu sehen: ich bin ein Männchen, klein auf einem Stuhl und Gott ist groß und alt , lieb, das denke ich doch…Nein, ich muß sagen, dass ich denke, dass er lieb war in den ersten sieben Tagen.
Das Männchen spürt die Liebe Gottes wohl, doch bisweilen ist Gott ihm fremd. Der kleine Ich – Erzähler möchte von Gott wissen, welche Rolle er ihm in seiner Schöpfung zu gedacht hat? Soll er Beifall klatschen? Oder sich in einem Loch verkriechen, damit Gott allein groß und mächtig erscheint? Er wirft Gott vor, die fernste Ferne erschaffen zu haben, aber das, was am nächsten bei Gott sei, das Männchen nämlich, das sei schon fast verschwunden. Und dann lacht Gott auch noch:
"Du lachst", sagte ich. "Ich nicht."
"Ich lache sie an, nicht dich", sagte Gott und deutete auf den Hund zu meinen Füßen, auf den Wellensittich auf meinem Kopf, auf die Katze, die gerade erst erschaffen worden war, aber schon eine Maus gefangen hatte.
Da ist vor den Augen des Männchens und des Lesers schon fast die ganze Welt entstanden. Ein freundlicher Gott hat sie erschaffen und zwei große Künstler lassen die Leser teilhaben an ihrer Interpretation der Schöpfungsgeschichte.
Bart Moeyaerts Schöpfungsgeschichte ist neu und anders:
Am Anfang war das Nichts. Das kannst du dir schwer vorstellen. Du musst alles, was es jetzt gibt, weglassen. Du musst das Licht ausmachen und selbst nicht da sein und dann sogar noch die Dunkelheit vergessen, denn am Anfang war nichts. Also auch keine Dunkelheit. Wenn du den Anfang von allem sehen willst, musst du sehr viel weglassen. Auch deine Mutter.
Bart Moeyaert wollte, dass die Leser seine neue Schöpfungsgeschichte nicht nur im Konzertsaal hören konnten. Er wollte sie auch als Buch herausbringen. Als Bilderbuch mit dem Titel "Am Anfang". Und er wusste genau, wen er als Illustrator dafür gewinnen wollte:
Mit "Am Anfang" hab’ ich wirklich gleich gedacht, das muß Wolf Erlbruch machen. Weil ich finde, dass man in der Arbeit von Wolf Erlbruch spürt, was ich fühle mit diesem Leben, dass man damit lächeln kann aber das man auch leben muß mit allem Ärger und Pein und so weiter. Das kann man spüren, eben in jeder Arbeit, die er macht. Und wenn ich diese Bilder in meinem Kopf habe, das, was ich in meiner Geschichte sehe, und ich suche Dinge dazu von anderen Illustratoren, die dazu passen könnten, dann ist das eine zu illustrativ, das andere zu leise, das andere zu schön, sozusagen, schön im schlechten Sinn. Und von Wolf gibt es auch diese Überraschung, was er macht.
Mehr als eine Überraschung, herausgekommen ist ein Meisterwerk – nicht nur für Kinder. Am Anfang war das Nichts. Das Nichts und ein kleines Männchen auf einem Schemel. Ein Männchen mit einem Hut. Und dann war da noch jemand, viel größer als das Männchen: Gott. Ein freundlicher alter Herr mit überlangen Armen und einem dicken Bart.
Alles andere muß erst noch erschaffen werden. Dem entsprechen die Erlbruchschen Bilder: Zuerst sind da eine große weiße Fläche und - ausgeschnitten aus graugrünem Papier – nur die beiden Personen: das Männchen und der liebe Gott. Weil das Männchen die Mutter weggedacht hat, liegt sie am unteren Bildrand. Ihren Kopf kann man nicht sehen, er ist aus dem Buch gefallen – und aus der Welt.
Du musst alles was es jetzt gibt, weglassen… Auch deine Mutter.
Je weiter man liest, desto mehr gibt es zu sehen, desto voller werden die Seiten. Zu den Graugrüntönen kommen andere Farben: das Gelb der aufgehenden Sonne, des Tages, das tiefe Grün des Meeres. Gott schafft einen Urwald aus Blättern Lianen und Blüten.
Man beobachtet Gott bei der Arbeit, wie er mit seinen Fingern, die Hörner einer Gemse formt. Noch sind Finger und Hörner eins. Er hebt den Arm über den Kopf und sein Zeigefinger wird zum Schwanz einer Katze.
Wolf Erlbruch hat in seiner einzigartigen Manier ausgeschnitten, gemalt, Collagen geklebt. Er hat sich selbst übertroffen. So hintergründig und tiefsinnig, und dabei so lustig und beinahe frivol ist er noch nie gewesen. Nachdem Gott eine schöne nackte Frau geschaffen hat, die ganz aus sich selbst glüht – blutrot, legt er sich auf dem Boden zum Schlafen nieder. Und das kleine Männchen und die attraktive rote Dame betrachten ihn aus einem grünen Bett heraus.
Bart Moeyaert stammt aus dem katholischen Flandern. Das prägte sein Verhältnis zu Gott, zur Schöpfungsgeschichte.
Ich bin aufgezogen in einer katholischen Familie, habe bis 14 im Kirchenchor gesungen und Gott, da konnte man nicht lächeln; denn Gott war Gott. Wenn man anfängt über diese Schöpfung zu schreiben, muss man doch einen Ton finden doch mit Respekt über diesen Mann oder diese Wolke oder diese Gedanken zu schreiben. Gott, was ist das? Einmal habe ich mir gedacht: nein, o.k., es muss Respekt geben, aber ich kann Fragen stellen.
Die Fragen lässt er das kleine Männchen stellen. Aus seiner Perspektive erzählt Bart Moeyaert, phantasievoll und tiefgründig zu gleich. Der kleine Kerl erfährt hautnah den Prozess der Schöpfung. Gott hat geplant und das Männchen, obwohl Teil dieser Planung, ist stets aufs Neue überrascht von dem, was da kommt. Da geht es ihm nicht anders als dem Leser.
Und dann ist das Männchen da gekommen und ich muß sagen, ich habe niemals daran gedacht, ob Gott ein alter Mann mit einem Bart ist. Es könnte, wie ich sage, auch eine Wolke sein oder etwas anderes. Aber natürlich ist es schön, um wirklich zu sehen: ich bin ein Männchen, klein auf einem Stuhl und Gott ist groß und alt , lieb, das denke ich doch…Nein, ich muß sagen, dass ich denke, dass er lieb war in den ersten sieben Tagen.
Das Männchen spürt die Liebe Gottes wohl, doch bisweilen ist Gott ihm fremd. Der kleine Ich – Erzähler möchte von Gott wissen, welche Rolle er ihm in seiner Schöpfung zu gedacht hat? Soll er Beifall klatschen? Oder sich in einem Loch verkriechen, damit Gott allein groß und mächtig erscheint? Er wirft Gott vor, die fernste Ferne erschaffen zu haben, aber das, was am nächsten bei Gott sei, das Männchen nämlich, das sei schon fast verschwunden. Und dann lacht Gott auch noch:
"Du lachst", sagte ich. "Ich nicht."
"Ich lache sie an, nicht dich", sagte Gott und deutete auf den Hund zu meinen Füßen, auf den Wellensittich auf meinem Kopf, auf die Katze, die gerade erst erschaffen worden war, aber schon eine Maus gefangen hatte.
Da ist vor den Augen des Männchens und des Lesers schon fast die ganze Welt entstanden. Ein freundlicher Gott hat sie erschaffen und zwei große Künstler lassen die Leser teilhaben an ihrer Interpretation der Schöpfungsgeschichte.