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ZDF spart bei Sportübertragungen

Sportübertragungen im Fernsehen stehen vor einer schwierigen Zukunft. Nur den Preisen für die Fernsehrechte von Formel 1 und Fußball, speziell Champions League und Bundesliga, trauen Branchenexperten noch geringe Wertsteigerungen zu. Andere Sportarten müssen um ihre Einnahmen bangen, da nicht nur die Privatsender auf die Kostenbremse drücken. Auch das ZDF setzt den Rotstift an. Das eingesparte Geld soll im Bereich Information investiert werden.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Als erste Sportart fiel das Profiboxen den Sparplänen zum Opfer. Das ZDF kündigte den Vertrag mit dem Boxstall Universum, ab Mitte 2010 wird diese Sportart im Zweiten nicht mehr übertragen. Als Hauptgrund gibt Chefredakteur Nikolaus Brender finanzielle Gründe an. Bei der internen Diskussion über die Einsparungen im Sport wurden auch andere Überlegungen angestellt:

    "Natürlich setzen wir uns auch mit der Frage auseinander, ob das jetzige Aufgebot an Boxern noch dem entspricht, mit dem wir vor zehn Jahren gestartet haben. In dieser Zeit waren die Klitschkos beim Boxstall Universum und haben bei uns geboxt und andere. Das war natürlich ein attraktives Angebot für die Zuschauer, das hat sich ein bisschen eingeflacht."

    Pro Jahr soll das Zweite geschätzte 20 Millionen Euro an Universum gezahlt haben. Eine gute Investition findet der Sponsoring-Experte Simon Papendorf vom Beratungsunternehmen Sport+Markt:

    "Wenn wir über eine Quote von vier Millionen Zuschauern sprechen, dann ist das auch für die Öffentlich-Rechtlichen im Bereich der Sportberichterstattung eine sehr, sehr gute Ausgangssituation. Und wenn man dann betrachtet, dass die weiteren Kämpfe, die am späteren Abend präsentiert werden im Rahmen der Sportübertragung auch noch bis an die Zwei-Millionen-Grenze herankommen, dann kann diese Sportart damit sehr zufrieden sein."

    Ähnlich denkt die ARD, die mit ihren Quoten beim Boxen zufrieden ist und ihren Kontrakt mit Universum-Konkurrent Sauerland bis zum Vertragsende 2011 erfüllt. Beim neuen Sparkurs macht das ZDF auch vor Großereignissen nicht halt. Ob Fußball-Welt- oder Europameisterschaften oder Olympische Spiele, alles soll auf den Prüfstand gestellt werden. Nikolaus Brender:

    "Da werden wir vor allem auch an die Organisation der Ereignisse gehen, das heißt die Frage wie produzieren wir, schicken wir diese Anzahl von Kollegen und Kolleginnen gerade aus der Technik und der Produktion zu diesen Ereignissen, gibt es Möglichkeiten, auch mit der ARD stärker zu kooperieren. Die Frage, sind wir bei all diesen Ereignissen vor Ort und in welcher Weise. Also wir gehen den ganzen Produktionsapparat durch und werden Kostenpunkt für Kostenpunkt uns ansehen und auch dort zu Einsparungen kommen. Das wird man möglicherweise auch den Produktionen ansehen."

    Ein Grund für den neuen Kurs ist die interne Kritik an dem Aufwand für die Sommerspiele 2008 in Peking. 120 Mitarbeiter vor Ort wurden als überdimensioniert empfinden. Dazu kam der öffentliche Unmut über Johannes B. Kerner: Der wurde in der Schlusswoche Olympias von Peking für die Moderation eines Fußball-Länderspiels nach Deutschland geflogen und anschließend für wenige Tage wieder zurück nach Peking. Das soll jetzt geändert werden. Und die ersten Einsparungen werden die Zuschauer bei der Tour de France erleben. Nikolaus Brender:

    "Die Tour de France werden wir nicht mehr vor Ort moderieren lassen, sondern wir werden die Tour de France aus dem Studio kommentieren und moderieren, so dass wir dort zu einer Einsparung von etwa 50 bis 60 Prozent der Kosten kommen."

    Der ZDF-Chefredakteur geht davon aus, dass etwa die Hälfte der einstündigen Sendezeit für Hintergrundberichte unter anderem zum Thema Doping genutzt wird. Der Doping-Task-Force im Haus garantiert Brender:

    "Also da kann ich sagen, dass sie nicht arbeitslos wird. Die wird sich mit den Dopingvorfällen ebenso beschäftigen wie die letzten Jahre. Beginnt auch schon vor den Rennen mit ihren Recherchen, also da werden wir nicht beschneiden."

    Die Recherchen in Sachen Doping laufen schon, aber ein Ausstieg ist sehr unwahrscheinlich. Es gebe klare Vereinbarungen zwischen der Tour-Organisation ASO und der Europäischen Rundfunk-Union sowie mit ARD und ZDF. Darin seinen eindeutige, nachvollziehbare und nachhaltige Kontrollen gefordert worden.

    "Das ist uns zugesagt worden und jetzt werden wir sehen, ob das eingehalten wird. Es gibt natürlich erhebliche Zweifel, dass das Astana-Team mitfährt. führt jetzt nicht zu großer Freude bei uns. Deswegen werden wir unsere Recherchen jetzt auch auf bestimmte Fahrer und bestimmte Teams konzentrieren. Wie wir auch vor zwei Jahren nachgewiesen haben, dass das Chaperon-System nicht funktionierte, werden wir jetzt auch dahinter bleiben. Und wenn sich Dinge addieren, die sich zu einer systematischen Missachtung unserer Vorstellung führen, werden wir natürlich Konsequenzen ziehen, die nicht auf den ersten Schritt Ausstieg bedeuten."

    Für die Tour-Organisatoren ist es wichtig, nicht gegen die Verträge zu verstoßen, der den deutschen Sendern einen Ausstieg aus der Tour-Übertragung möglich macht. Denn private Sender können die Preise der Öffentlich-Rechtlichen nicht zahlen, da sie über Werbung kaum zu refinanzieren sind. Noch weniger in den Zeiten der Werbekrise.