Archiv


Zeckenbisse und die Folgen

Manfred Plett aus Offenburg ist oft draußen, in der Natur. Vierzehn Tage nach einem Zeckenstich im vergangenen Sommer traten bei dem 71-jährigen Symptome wie bei einer Sommergrippe auf:

Von Margrit Braszus |
    " Kopfschmerzen, ich war müde, hinfällig, und wenn ich dann irgendwas gemacht habe, war ich richtig platt anschließend, der Schwindel nahm zu, ich war mehr und mehr konzentrationslos und orientierungslos, wusste überhaupt nicht mehr, wo ich war. "

    Manfred Plett fiel ins Koma. Im Neurozentrum der Uniklinik Freiburg musste er - vollkommen gelähmt - künstlich beatmet werden. Die Diagnose: "Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, kurz FSME, eine schwere Form von Hirnhautentzündung, verursacht durch den Zeckenstich. Etwa die Hälfte der Menschen, die mit dem FSME-Virus infiziert wurden, erkranken daran.

    "50 Prozent der Patienten erleidet eine Gehirnhautentzündung, also da sind nur die Häute des Gehirns betroffen, die haben eine recht gute Prognose, die haben Kopfschmerzen, Fieber, Allgemeinbeschwerden, die fühlen sich schon sehr krank, die anderen 50 Prozent entwickeln eine Beteiligung des Gehirns selber und des Rückenmarks, da kommt es zu Symptomen wie schweren Bewusstseinsstörungen, Bewegungsstörungen, Sprachstörungen Verwirrtheitssyndromen, Lähmungen, Blasenstörungen. "

    Am Neurozentrum der Uniklinik Freiburg behandelt Prof. Sebastian Rauer schwere und schwerste Fälle von FSME, darunter häufig Landwirte und Forstarbeiter. Fieber senken und Flüssigkeit zuführen - viel mehr können die Ärzte nicht tun. Medikamente, die helfen, gibt es nicht. Bei älteren Menschen, ab 50 Jahren, verläuft die Krankheit deutlich schwerer: Bei einem Drittel verursacht sie Langzeitschäden, für einige endet sie tödlich. Nach wie vor schützt vor FSME nur die Impfung:

    " Im Prinzip empfiehlt sich die Impfung für jeden, der sich auf Wiesen, an Flussrändern im Wald aufhält, nicht unbedingt wer nur Fahrrad fährt oder auf der Straße, da besteht kein Risiko. Aber wenn Sie auf Waldwegen sind oder sogar im eigenen Garten - viele die einen Garten am Waldrand haben, die haben Zecken im Garten und können sich auf dem Rasen, auf der Wiese infizieren. "

    Sogar nach dem Zeckenbiss hält FSME-Experte Prof. Reinhold Kaiser vom Neurologischen Klinikum Pforzheim es für sinnvoll, sich impfen zu lassen. Vor allem, wenn man in Baden-Württemberg oder Bayern wohnt, wo die meisten infizierten Zecken vorkommen. Selbst wer in FSME-Risokogebiete reist, sollte geimpft sein, rät das Berliner Robert-Koch-Institut.

    Gegen Borreliose, die ebenfalls durch Zecken übertragen wird, kann man sich nicht impfen lassen. Im Fall dieser bakteriellen Erkrankung helfen Antibiotika. Unbehandelt kann Borreliose Herzrhythmusstörungen auslösen, zu neurologischen Lähmungen oder Gelenkerkrankungen führen. Auf Anzeichen zu achten, rät daher Dr. Volker Fingerle vom Münchener Referenzzentrum für Borrelien:

    " Auf jeden Fall muss man drauf achten, wenn man von einer Zecke gestochen worden ist, dass man 4-6 Wochen die Stichstelle anguckt, ob sie vielleicht eine Rötung entwickelt. Und wenn diese Rötung die 2-Euro-Stück-Größe entwickelt oder mit dem Maßband die 5cm-Größe überschreitet, dann sollte man das dem Arzt zeigen. "

    Nicht jeder Stich einer Zecke ist gefährlich. In jedem Fall aber sollte man die Zecke schnellst möglich entfernen. Denn je länger sie saugt, desto eher gelangen die Bakterien in die Stichwunde. Am besten eine Pinzette direkt am Kopf der Zecke ansetzen und sie herausziehen. Nicht immer sind Labortests zuverlässig, nicht jeder Borreliose-Infizierte weist die typischen roten Flecken auf, und oft genug kommen Fehldiagnosen vor - daher gilt als bester Schutz: Zeckenstiche möglichst vermeiden.
    " Was empfohlen wird, dass man langärmelige Kleidung trägt, dass man die Hosenbeine in die Socken steckt. Weitere Schutzmöglichkeiten sind, dass man sich einreibt mit entsprechenden Substanzen, die man in der Apotheke kaufen kann, man muss da dringend auf die Dauer der Schutzwirkung achten, die ist bei den Zecken relativ kurz, man kann auch Kleidung oder Zelte oder Schutznetze mit Sprays behandeln, die zeckenabweisend sind. "