Kaja Lückert: In den letzten drei Tagen tagte der Deutsche Bühnenverein in Kassel. Zur Jahreshauptversammlung trafen sich Intendanten und Direktoren der deutschen Theater und Orchester und die dafür zuständigen Kulturpolitiker. Man beriet über die Zukunft des Theaters, über seine Rolle in der Bildungsdebatte und die Tariferhöhungen des öffentlichen Dienstes. Verbunden bin ich nun mit Klaus Zehelein, dem Präsidenten des Bühnenvereins. Herr Zehelein, heute Mittag hat noch ein anderes Thema die Versammlung beschäftigt, nämlich die Folgen von Migration und demografischem Wandel für das Theater. Welche sind das Ihrer Ansicht nach?
Klaus Zehelein: Ja, ich denke, der Wandel ist offensichtlich. Die Gesellschaft ist älter. Sie ist farbiger, bunter. In der Tat ist es aber so, dass, das muss man selbstkritisch sagen, dass die Theater gerade mit dem Problem der Migration etwas schläfrig umgegangen sind. Das Problem ist erst in den letzten Jahren wirklich auch deutlich geworden, dass theaterferne Schichten, wie eben Menschen mit migrantem Hintergrund, ja einfach links liegengelassen wurden. Und ich glaube, dass der Sinn unserer Tagung wesentlich war, dass uns klar wurde, dass das nicht so weitergehen kann.
Lückert: Vor ein paar Jahren war ständig von der Theaterkrise, von finanziellen Schwierigkeiten der Bühnen in Deutschland die Rede. Geht es nun bergauf? Die Menschen gehen ins Theater, auch jüngere Menschen. Da braucht man sich keine Sorgen um den Theaternachwuchs zu machen?
Zehelein: Es ist so, dass die volkswirtschaftliche Erholung im Theater gar nicht angekommen ist. Es geht in den neuen Bundesländern zum Beispiel den Theatern ganz, ganz schlecht. Die kommen mit Erhöhungen von 5,1 Prozent, mit Tarifabschlüssen im öffentlichen Dienst, kommen die gar nicht mehr klar, weil die Länder und Kommunen diese Tarifabschlüsse nicht weitergeben an die Theater, sodass das aus den bestehenden Etats, werden die Tariferhöhungen bestritten. Und das ist sehr, sehr bedrohlich.
Lückert: Was sind denn die grundlegenden Veränderungen am Theater von heute?
Zehelein: Die grundlegenden Veränderungen sind natürlich jene, dass man seit Jahren sich viel, viel, viel mehr mit Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt. Es gibt kein Theater mehr, das keinen Theaterpädagogen zum Beispiel hätte, dass die Vermittlungsarbeit enorm gewachsen ist, die Vermittlungsarbeit auch im Hinblick auf ein bestehendes Publikum und natürlich auf ein kommendes Publikum.
Lückert: Gibt es denn auch mehr Uraufführungen oder schnellere Abwechslung im Programm?
Zehelein: Es gibt weit, weit aus mehr Uraufführungen und, aber es geht wirklich ja nicht um Uraufführungen, sondern es geht auch um Zweitaufführungen. Die sind ja manchmal wichtiger. Wenn Sie dran denken, dass Osnabrück ein kleines Festival hat, heißt "Spieltrieb", und das bestreitet ausschließlich und ausschließlich bestrittene Zweitaufführungen. Ich finde es wichtig, dass die Stücke nochmals aufgeführt werden. Das hat sich verändert und es ist auch so, dass der Spielplan fast zu 50 Prozent aus neueren Stücken besteht.
Lückert: Was ist denn für Sie persönlich so die Essenz dieser Jahresversammlung?
Zehelein: Ich glaube, die Essenz wurde deutlich noch in der letzten Abschlussdiskussion. Da war auch dran beteiligt Frau Dr. Kolland, sie ist die Leiterin des Kulturamtes Berlin-Neukölln, und sie machte uns ganz, ganz deutlich, macht eure Künste, ihr seid keine Pädagogen, ihr könnt zwar vermitteln, aber es ist nicht eure zentrale Aufgabe. Das Interessante ist, dass ihr Kunst macht, und diese Kunst muss Menschen natürlich mit vermittelten Aktionen zu euch bringen und Menschen müssen sich dann damit auseinandersetzen. Das heißt, die Programme, die sich mit Migration und mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen, sind Hauptspielplan sozusagen und sind nicht Nebenprodukte.
Lückert: Herr Zehelein, da in dieser Sendung gleich auch noch von der amerikanischen Theaterlandschaft die Rede sein wird, die, wie etwa Mike Daisey es zu wissen glaubt, in der Krise sei, wagen Sie einen Blick über den deutschen Tellerrand? Wie geht es dem Theater in Amerika?
Zehelein: Ich glaube, nicht gut. Eine frühere Kollegin von mir, Pamela Rosenberg, war ja die Chefin der San Francisco Opera. Wir haben mehrere Koproduktionen gemacht, sodass ich über die Theatersituation einigermaßen Bescheid weiß. Es geht nicht gut. Und wenn die Enquete-Kommission feststellt, dass das deutsche Theater als Ensemble und Repertoire-Theater etwas so Kostbares ist, was unbedingt erhalten werden muss, so bin ich darüber sehr froh, dass von Mitgliedern des Deutschen Bundestages das einmal wirklich deutlich ausgesprochen wird und nicht so getan wird, als wäre es in England billiger, besser und Amerika billiger und besser.
Lückert: Klaus Zehelein, der Präsident des Deutschen Bühnenvereins war das.
Klaus Zehelein: Ja, ich denke, der Wandel ist offensichtlich. Die Gesellschaft ist älter. Sie ist farbiger, bunter. In der Tat ist es aber so, dass, das muss man selbstkritisch sagen, dass die Theater gerade mit dem Problem der Migration etwas schläfrig umgegangen sind. Das Problem ist erst in den letzten Jahren wirklich auch deutlich geworden, dass theaterferne Schichten, wie eben Menschen mit migrantem Hintergrund, ja einfach links liegengelassen wurden. Und ich glaube, dass der Sinn unserer Tagung wesentlich war, dass uns klar wurde, dass das nicht so weitergehen kann.
Lückert: Vor ein paar Jahren war ständig von der Theaterkrise, von finanziellen Schwierigkeiten der Bühnen in Deutschland die Rede. Geht es nun bergauf? Die Menschen gehen ins Theater, auch jüngere Menschen. Da braucht man sich keine Sorgen um den Theaternachwuchs zu machen?
Zehelein: Es ist so, dass die volkswirtschaftliche Erholung im Theater gar nicht angekommen ist. Es geht in den neuen Bundesländern zum Beispiel den Theatern ganz, ganz schlecht. Die kommen mit Erhöhungen von 5,1 Prozent, mit Tarifabschlüssen im öffentlichen Dienst, kommen die gar nicht mehr klar, weil die Länder und Kommunen diese Tarifabschlüsse nicht weitergeben an die Theater, sodass das aus den bestehenden Etats, werden die Tariferhöhungen bestritten. Und das ist sehr, sehr bedrohlich.
Lückert: Was sind denn die grundlegenden Veränderungen am Theater von heute?
Zehelein: Die grundlegenden Veränderungen sind natürlich jene, dass man seit Jahren sich viel, viel, viel mehr mit Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt. Es gibt kein Theater mehr, das keinen Theaterpädagogen zum Beispiel hätte, dass die Vermittlungsarbeit enorm gewachsen ist, die Vermittlungsarbeit auch im Hinblick auf ein bestehendes Publikum und natürlich auf ein kommendes Publikum.
Lückert: Gibt es denn auch mehr Uraufführungen oder schnellere Abwechslung im Programm?
Zehelein: Es gibt weit, weit aus mehr Uraufführungen und, aber es geht wirklich ja nicht um Uraufführungen, sondern es geht auch um Zweitaufführungen. Die sind ja manchmal wichtiger. Wenn Sie dran denken, dass Osnabrück ein kleines Festival hat, heißt "Spieltrieb", und das bestreitet ausschließlich und ausschließlich bestrittene Zweitaufführungen. Ich finde es wichtig, dass die Stücke nochmals aufgeführt werden. Das hat sich verändert und es ist auch so, dass der Spielplan fast zu 50 Prozent aus neueren Stücken besteht.
Lückert: Was ist denn für Sie persönlich so die Essenz dieser Jahresversammlung?
Zehelein: Ich glaube, die Essenz wurde deutlich noch in der letzten Abschlussdiskussion. Da war auch dran beteiligt Frau Dr. Kolland, sie ist die Leiterin des Kulturamtes Berlin-Neukölln, und sie machte uns ganz, ganz deutlich, macht eure Künste, ihr seid keine Pädagogen, ihr könnt zwar vermitteln, aber es ist nicht eure zentrale Aufgabe. Das Interessante ist, dass ihr Kunst macht, und diese Kunst muss Menschen natürlich mit vermittelten Aktionen zu euch bringen und Menschen müssen sich dann damit auseinandersetzen. Das heißt, die Programme, die sich mit Migration und mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen, sind Hauptspielplan sozusagen und sind nicht Nebenprodukte.
Lückert: Herr Zehelein, da in dieser Sendung gleich auch noch von der amerikanischen Theaterlandschaft die Rede sein wird, die, wie etwa Mike Daisey es zu wissen glaubt, in der Krise sei, wagen Sie einen Blick über den deutschen Tellerrand? Wie geht es dem Theater in Amerika?
Zehelein: Ich glaube, nicht gut. Eine frühere Kollegin von mir, Pamela Rosenberg, war ja die Chefin der San Francisco Opera. Wir haben mehrere Koproduktionen gemacht, sodass ich über die Theatersituation einigermaßen Bescheid weiß. Es geht nicht gut. Und wenn die Enquete-Kommission feststellt, dass das deutsche Theater als Ensemble und Repertoire-Theater etwas so Kostbares ist, was unbedingt erhalten werden muss, so bin ich darüber sehr froh, dass von Mitgliedern des Deutschen Bundestages das einmal wirklich deutlich ausgesprochen wird und nicht so getan wird, als wäre es in England billiger, besser und Amerika billiger und besser.
Lückert: Klaus Zehelein, der Präsident des Deutschen Bühnenvereins war das.