Scheck: Eines steht jedenfalls fest: Lesen schützt vor Grippe nicht!
(Naseputzen!) Aber es glaubt einem ja sowieso keiner! Ildikó von Kürthy etwa beklagte sich unlängst in einem Interview, ich hätte ihr Buch nicht zu Ende gelesen, außerdem habe sie aus meiner Kritik nichts lernen können.
Ersterem muss ich widersprechen: mir ist es bisher nicht gelungen, auch nur eine Seite von "Höhenrausch" vergessen zu können. Mit letzterem hat Frau von Kürthy aber zweifellos recht: meine Kritiken richten sich an Leser, nicht an Autoren. Sie beschweren sich ja auch nicht bei der Gans, wenn Ihnen die Gänseleber nicht schmeckt.
Scheck: Die aktuelle Spiegel-Bestseller-Liste Belletristik:
Funck: inklusive einer Erörterung über Heimat im Kriminalroman, einem Hinweis auf deplazierte Männertränen im Nordmeer, der Wahrheit über Benjamin Blümchen als Rollenmodell französischer Ratgeberliteratur und einem Vergleich zwischen einer Folge "Lindenstraße" und dem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten besten Roman des Jahres,
In diesem Monat bringen die zehn meistgelesenen Romane der Deutschen 4 Kilo und 434 Gramm auf die Waage: zusammen 3104 Seiten.
Funck: Platz zehn Tommy Jaud: Resturlaub Verlag Scherz, Frankfurt am Main;
256 Seiten; 12,90 Euro
Scheck: Es gibt eine Form von Spaß, die von Terror kaum zu unterscheiden ist: wer je eine Animation in einem Touristenhotel erlebt hat, weiß, wovon ich rede. Wem dabei das Lachen nicht vergeht, der mag in Tommy Jauds Roman über den Ausbruchversuchs eines Bamberger Kleinbürgers nach Argentinien auf seine Kosten kommen. Sagen wir so: es ist ein billiges Vergnügen.
Funck: Ildikó von Kürthy: Höhenrausch (Wunderlich, 256 Seiten, 17.90 Euro)
Scheck: Die Heldin dieses Romans heißt Linda und hat einen ungewöhnlichen und anspruchsvollen Beruf: sie ist literarische Übersetzerin. Aber das ist leider nur Staffage; Frau von Kürthy lässt ihre arme Linda sich fast ausschließlich für Kalorien, Kleidung und den richtigen Kerl interessieren.
An einer Stelle überlegt Linda selbstkritisch:
Funck: "Meistens bin ich mehr damit beschäftigt zu gefallen, als Gefallen an etwas zu finden. Meistens bin ich mehr damit beschäftigt, auf jemanden wirken zu wollen, als mich zu fragen, wie jemand auf mich wirkt. Ich habe größere Sorge, langweilig zu sein, als mich zu langweilen."
Scheck: Das sind sehr gute Sätze. Leider stehen sie in diesem Roman mutterseelenallein.
Funck: Platz acht: Kathy Reichs: Hals über Kopf (Deutsch von Klaus Berr, Blessing Verlag, 416 Seiten, 19.95 Euro)
Scheck: Kathy Reichs schreibt Krimis mit angenehm trockenem Humor. Im neuen Roman um Tempe Brennan, die denselben Beruf wie ihre Autorin hat und als forensische Anthropologin arbeitet, geht's um zwei Tote, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, um illegalen Organhandel und um Tempe Brennans kompliziertes Liebesleben. Natürlich ist das Konfektionsware.
Funck: Aber?
Scheck: Aber Kathy Reichs kann spannender über Leichen schreiben als die meisten ihrer Kollegen über lebendige Menschen.
Funck: Platz sieben: Francois Lelord: "Hector und die Entdeckung der Zeit"
(Deutsch von Ralf Pannowitsch, Piper Verlag, 224 Seiten, 16.90 Euro)
Scheck: Irgendwo zwischen Benjamin Blümchen und Peter Lustig, so lässt sich die enervierend betuliche Erzählweise von Francois Lelord beschreiben. Auch das Fazit seines dritten Buchs kennen wir bereits aus dem Kinderprogramm, und zwar vom Bären Balu: "Probier's mal mit Gemütlichkeit. Mit Ruhe und Gemütlichkeit." Falls Sie sich wirklich für das Phänomen Zeit interessieren, lesen Sie lieber das neue Sachbuch von Stefan Klein: "Zeit:
Der Stoff aus dem das Leben ist."
Funck: Platz sechs: Marina Lewycka: "Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch" (Deutscher Taschenbuch Verlag, 359 Seiten, 17.90 Euro
Scheck: Stellen Sie sich vor, eines Tages ruft Sie Ihr 84jähriger Vater an, um Ihnen mitzuteilen, dass er noch einmal heiraten möchte - und zwar eine 36jährige Ukrainerin mit bemerkenswerter Oberweite. Die Erzählerin dieses Romans nimmt sich die Auserwählte in Augenschein und kommt zu dem Fazit:
FUNK: "Eine Nutte. Luder. Billige Schlampe."
Scheck: So beginnt dieser schöne Unterhaltungsroman mit Tiefgang, aus dem man tatsächlich viel Wissenswertes über Traktoren und die Ukraine erfährt - vor allem aber über Einwanderung heute. Das Debüt dieser fast 60jährigen britischen Autorin, Marina Lewycka, ist ein Bravourstück!
Funck: Platz fünf Volker Klüpfel und Michael Kobr: "Seegrund" (Piper Verlag, 352 Seiten. 14.00 Euro)
SCHECK lädt ein zum direkten Vergleich mit
Funck: Platz vier: Jacques Berndorf: Eifel-Kreuz (Grafit Verlag, 315 Seiten 17.90 Euro)
Scheck: Beides sind Regionalkrimis, "Seegrund" spielt im Allgäu, der neue Berndorf wie immer in der Eifel. Beide beginnen mit einem spektakulären
Mord: bei Jacques Berndorf wird ein Schüler gekreuzigt, bei Klüpfel/Kobr liegt ein vermeintlich toter Taucher in einer vermeintlichen Blutlache im echten Schnee. Beide haben irrwitzige Plots: Während der behäbige Allgäuer Kommissar Kluftinger einem Nazi-Schatz in einem See hinterher jagt, enttarnt Berndorfs etwas flotterer Journalist Siggi Baumeister einen Ring von Mädchenhändlern und Waffenschiebern, der mit einem katholischen Pater unter einer Decke steckt.
Funck: Und?
Scheck: Und beide Krimis haben noch etwas gemeinsam: beide sind grausig schlecht geschrieben, psychologisch unglaubwürdig, dramaturgisch langatmig und selten ungeschickt konstruiert. Beide stehen aus einem einzigen Grund auf der Bestsellerliste: weil ihre Leser offenbar Lokalpatrioten sind, die sich vor lauter Freude darüber, dass ihre Gegend auch einmal in einem Buch vorkommt, gleich zwei davon kaufen. Auf diese Art von Heimatliteratur kann ich gut verzichten.
Funck: Platz drei: Charlotte Link: "Das Echo der Schuld" (Blanvalet. 544 Seiten, 21.95 Euro)
Scheck: Der Höhepunkt dieses Wälzers über Kindesmissbrauch und Kindesmord, erkaltende und wieder erwachende Liebe in diversen Partnerschaften kommt bereits auf Seite 38. Da wird eine Yacht vor den äußeren Hebriden von einem riesigen Frachter gerammt, der Skipper kann sich durch einen beherzten Sprung über Bord retten. und treibt nun mitten in der Nacht im Nordmeer.
Wie Form und Inhalt sich hier unfreiwillig decken, das macht Charlotte Link so schnell niemand nach, denn Schiffbruch erleidet nicht nur die Figur, sondern auch die Autorin, wenn sie diesen im eisigen Wasser um sein Leben kämpfenden Mann mit folgenden Sätzen beschreibt:
Funck: "Ihm kamen die Tränen - ihm! Er weinte nie. Er hätte nicht gedacht, dass er noch einmal weinen würde. Zuletzt war es ihm als kleinen Jungen passiert, als sie den Sarg mit seiner Mutter darin an ihm vorbeitrugen."
Scheck: An dieser Stelle kamen auch mir die Tränen. Allerdings waren es Lachtränen.
Funck: Platz zwei: Daniel Kehlmann: "Die Vermessung der Welt" (Rowohlt Verlag, 304 Seiten, 19.90 Euro)
Zwei große deutsche Geister lässt Daniel Kehlmann in diesem komischen und anregenden Roman auftreten: den Weltreisenden Alexander von Humboldt und den Mathematiker Carl Friedrich Gauss. Dem Autor gelingt in dabei das virtuose Kunststück, diese beiden aufs Podest zu stellen, indem er sie paradoxerweise auf den Teppich holt: ein gutes Buch.
Funck: Platz eins der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste Belletristik:
Funck: Katharina Hacker: Die Habenichtse (Suhrkamp Verlag, 308 Seiten, 17.80 Euro)
Scheck: Im Kontext dieser Bestsellerliste ist dieser gerade mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Roman ein Juwel. Seine Qualitäten sind klar erkennbar: Katharina Hacker unterzieht die Generation der heute zwischen 30 und 40jährigen einer moralischen Röntgenuntersuchung und präsentiert ihren Befund kalt und schonungslos. Aber weil Katharina Hacker in ihre Romanhandlung alles Leid der Welt hineingepackt hat, vom 11.
September über Drogen, häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung bis hin zum Holocaust, deshalb liefert der Roman "Habenichtse" die Satire auf sich selbst gleich mit und liest sich in Teilen wie das Drehbuch zu einer besonders durchgeknallten Folge "Lindenstraße".
(Naseputzen!) Aber es glaubt einem ja sowieso keiner! Ildikó von Kürthy etwa beklagte sich unlängst in einem Interview, ich hätte ihr Buch nicht zu Ende gelesen, außerdem habe sie aus meiner Kritik nichts lernen können.
Ersterem muss ich widersprechen: mir ist es bisher nicht gelungen, auch nur eine Seite von "Höhenrausch" vergessen zu können. Mit letzterem hat Frau von Kürthy aber zweifellos recht: meine Kritiken richten sich an Leser, nicht an Autoren. Sie beschweren sich ja auch nicht bei der Gans, wenn Ihnen die Gänseleber nicht schmeckt.
Scheck: Die aktuelle Spiegel-Bestseller-Liste Belletristik:
Funck: inklusive einer Erörterung über Heimat im Kriminalroman, einem Hinweis auf deplazierte Männertränen im Nordmeer, der Wahrheit über Benjamin Blümchen als Rollenmodell französischer Ratgeberliteratur und einem Vergleich zwischen einer Folge "Lindenstraße" und dem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten besten Roman des Jahres,
In diesem Monat bringen die zehn meistgelesenen Romane der Deutschen 4 Kilo und 434 Gramm auf die Waage: zusammen 3104 Seiten.
Funck: Platz zehn Tommy Jaud: Resturlaub Verlag Scherz, Frankfurt am Main;
256 Seiten; 12,90 Euro
Scheck: Es gibt eine Form von Spaß, die von Terror kaum zu unterscheiden ist: wer je eine Animation in einem Touristenhotel erlebt hat, weiß, wovon ich rede. Wem dabei das Lachen nicht vergeht, der mag in Tommy Jauds Roman über den Ausbruchversuchs eines Bamberger Kleinbürgers nach Argentinien auf seine Kosten kommen. Sagen wir so: es ist ein billiges Vergnügen.
Funck: Ildikó von Kürthy: Höhenrausch (Wunderlich, 256 Seiten, 17.90 Euro)
Scheck: Die Heldin dieses Romans heißt Linda und hat einen ungewöhnlichen und anspruchsvollen Beruf: sie ist literarische Übersetzerin. Aber das ist leider nur Staffage; Frau von Kürthy lässt ihre arme Linda sich fast ausschließlich für Kalorien, Kleidung und den richtigen Kerl interessieren.
An einer Stelle überlegt Linda selbstkritisch:
Funck: "Meistens bin ich mehr damit beschäftigt zu gefallen, als Gefallen an etwas zu finden. Meistens bin ich mehr damit beschäftigt, auf jemanden wirken zu wollen, als mich zu fragen, wie jemand auf mich wirkt. Ich habe größere Sorge, langweilig zu sein, als mich zu langweilen."
Scheck: Das sind sehr gute Sätze. Leider stehen sie in diesem Roman mutterseelenallein.
Funck: Platz acht: Kathy Reichs: Hals über Kopf (Deutsch von Klaus Berr, Blessing Verlag, 416 Seiten, 19.95 Euro)
Scheck: Kathy Reichs schreibt Krimis mit angenehm trockenem Humor. Im neuen Roman um Tempe Brennan, die denselben Beruf wie ihre Autorin hat und als forensische Anthropologin arbeitet, geht's um zwei Tote, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, um illegalen Organhandel und um Tempe Brennans kompliziertes Liebesleben. Natürlich ist das Konfektionsware.
Funck: Aber?
Scheck: Aber Kathy Reichs kann spannender über Leichen schreiben als die meisten ihrer Kollegen über lebendige Menschen.
Funck: Platz sieben: Francois Lelord: "Hector und die Entdeckung der Zeit"
(Deutsch von Ralf Pannowitsch, Piper Verlag, 224 Seiten, 16.90 Euro)
Scheck: Irgendwo zwischen Benjamin Blümchen und Peter Lustig, so lässt sich die enervierend betuliche Erzählweise von Francois Lelord beschreiben. Auch das Fazit seines dritten Buchs kennen wir bereits aus dem Kinderprogramm, und zwar vom Bären Balu: "Probier's mal mit Gemütlichkeit. Mit Ruhe und Gemütlichkeit." Falls Sie sich wirklich für das Phänomen Zeit interessieren, lesen Sie lieber das neue Sachbuch von Stefan Klein: "Zeit:
Der Stoff aus dem das Leben ist."
Funck: Platz sechs: Marina Lewycka: "Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch" (Deutscher Taschenbuch Verlag, 359 Seiten, 17.90 Euro
Scheck: Stellen Sie sich vor, eines Tages ruft Sie Ihr 84jähriger Vater an, um Ihnen mitzuteilen, dass er noch einmal heiraten möchte - und zwar eine 36jährige Ukrainerin mit bemerkenswerter Oberweite. Die Erzählerin dieses Romans nimmt sich die Auserwählte in Augenschein und kommt zu dem Fazit:
FUNK: "Eine Nutte. Luder. Billige Schlampe."
Scheck: So beginnt dieser schöne Unterhaltungsroman mit Tiefgang, aus dem man tatsächlich viel Wissenswertes über Traktoren und die Ukraine erfährt - vor allem aber über Einwanderung heute. Das Debüt dieser fast 60jährigen britischen Autorin, Marina Lewycka, ist ein Bravourstück!
Funck: Platz fünf Volker Klüpfel und Michael Kobr: "Seegrund" (Piper Verlag, 352 Seiten. 14.00 Euro)
SCHECK lädt ein zum direkten Vergleich mit
Funck: Platz vier: Jacques Berndorf: Eifel-Kreuz (Grafit Verlag, 315 Seiten 17.90 Euro)
Scheck: Beides sind Regionalkrimis, "Seegrund" spielt im Allgäu, der neue Berndorf wie immer in der Eifel. Beide beginnen mit einem spektakulären
Mord: bei Jacques Berndorf wird ein Schüler gekreuzigt, bei Klüpfel/Kobr liegt ein vermeintlich toter Taucher in einer vermeintlichen Blutlache im echten Schnee. Beide haben irrwitzige Plots: Während der behäbige Allgäuer Kommissar Kluftinger einem Nazi-Schatz in einem See hinterher jagt, enttarnt Berndorfs etwas flotterer Journalist Siggi Baumeister einen Ring von Mädchenhändlern und Waffenschiebern, der mit einem katholischen Pater unter einer Decke steckt.
Funck: Und?
Scheck: Und beide Krimis haben noch etwas gemeinsam: beide sind grausig schlecht geschrieben, psychologisch unglaubwürdig, dramaturgisch langatmig und selten ungeschickt konstruiert. Beide stehen aus einem einzigen Grund auf der Bestsellerliste: weil ihre Leser offenbar Lokalpatrioten sind, die sich vor lauter Freude darüber, dass ihre Gegend auch einmal in einem Buch vorkommt, gleich zwei davon kaufen. Auf diese Art von Heimatliteratur kann ich gut verzichten.
Funck: Platz drei: Charlotte Link: "Das Echo der Schuld" (Blanvalet. 544 Seiten, 21.95 Euro)
Scheck: Der Höhepunkt dieses Wälzers über Kindesmissbrauch und Kindesmord, erkaltende und wieder erwachende Liebe in diversen Partnerschaften kommt bereits auf Seite 38. Da wird eine Yacht vor den äußeren Hebriden von einem riesigen Frachter gerammt, der Skipper kann sich durch einen beherzten Sprung über Bord retten. und treibt nun mitten in der Nacht im Nordmeer.
Wie Form und Inhalt sich hier unfreiwillig decken, das macht Charlotte Link so schnell niemand nach, denn Schiffbruch erleidet nicht nur die Figur, sondern auch die Autorin, wenn sie diesen im eisigen Wasser um sein Leben kämpfenden Mann mit folgenden Sätzen beschreibt:
Funck: "Ihm kamen die Tränen - ihm! Er weinte nie. Er hätte nicht gedacht, dass er noch einmal weinen würde. Zuletzt war es ihm als kleinen Jungen passiert, als sie den Sarg mit seiner Mutter darin an ihm vorbeitrugen."
Scheck: An dieser Stelle kamen auch mir die Tränen. Allerdings waren es Lachtränen.
Funck: Platz zwei: Daniel Kehlmann: "Die Vermessung der Welt" (Rowohlt Verlag, 304 Seiten, 19.90 Euro)
Zwei große deutsche Geister lässt Daniel Kehlmann in diesem komischen und anregenden Roman auftreten: den Weltreisenden Alexander von Humboldt und den Mathematiker Carl Friedrich Gauss. Dem Autor gelingt in dabei das virtuose Kunststück, diese beiden aufs Podest zu stellen, indem er sie paradoxerweise auf den Teppich holt: ein gutes Buch.
Funck: Platz eins der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste Belletristik:
Funck: Katharina Hacker: Die Habenichtse (Suhrkamp Verlag, 308 Seiten, 17.80 Euro)
Scheck: Im Kontext dieser Bestsellerliste ist dieser gerade mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Roman ein Juwel. Seine Qualitäten sind klar erkennbar: Katharina Hacker unterzieht die Generation der heute zwischen 30 und 40jährigen einer moralischen Röntgenuntersuchung und präsentiert ihren Befund kalt und schonungslos. Aber weil Katharina Hacker in ihre Romanhandlung alles Leid der Welt hineingepackt hat, vom 11.
September über Drogen, häusliche Gewalt und Kindesmisshandlung bis hin zum Holocaust, deshalb liefert der Roman "Habenichtse" die Satire auf sich selbst gleich mit und liest sich in Teilen wie das Drehbuch zu einer besonders durchgeknallten Folge "Lindenstraße".