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Zehn Jahre Hochschulinformationsbüro Hannover

Schon vor zehn Jahren war dem Deutschen Gewerkschaftsbund klar: Studierende und Hochschulabgänger werden für die Arbeitnehmervertretungen immer wichtiger. Doch Hochschüler und Gewerkschaften - passen die zusammen? Der DGB meinte: Ja, und startete das bundesweit erste eigene Hochschulinformationsbüro an der Uni Hannover. Nun feiert die Beratungs- und Kontaktstelle ihren zehnten Geburtstag.

Von Hans-Peter Fischer |
    Wenn im HIB - Hochschulinformationsbüro des DGB, kurz HIB, das Telefon klingelt, sind häufig Studierende mit Ärger im Nebenjob in der Leitung. Der aktuelle Anrufer läuft schon seit längerem noch ausstehendem Lohn hinterher, der Arbeitgeber zahlt nicht.

    " Die erste Frage wäre, aus welchen Gründen er dir die Zahlung vorenthält, das sinnvollste wäre, dass du einfach erst einmal bei uns vorbeikommst, und deinen Arbeitsvertrag oder eine Kopie davon mitbringst, so dass wir genauer durchgehen können, woran es denn liegen kann."

    Moritz Sowada und ein zweiter studentischer Mitarbeiter beraten im hannoverschen DGB-HIB. Sie kümmern sich um arbeitsrechtliche Fragen rund um Nebenjob und Praktika, vermitteln Kontakte in Betriebe, setzen politische Akzente: So haben sie in Hannover die Proteste gegen Studiengebühren mitorganisiert. Doch die Gewerkschafter sehen Beratung und Hochschulpolitik nicht als Selbstzweck, sagt Moritz Sowada.

    " Die Arbeit, die wir hier am Hochschulinformationsbüro leisten, eine Vorfeldarbeit zu machen, quasi der gewerkschaftliche Fuß in der Hochschultür zu sein, einfach eine institutionelle Anlaufstation, um präsent zu sein, um Flagge zu zeigen."

    16 HIBs gibt es bislang bundesweit, die Gewerkschaften wollen hier eigene Themen setzen, Stärke zeigen. Nicht zuletzt sollen heutige Studierende zukünftige Mitglieder werden. Klaus Pape, Leiter der Kooperationsstelle Hochschule und Gewerkschaften in der Region Hannover.

    " Sie sind deswegen interessant, weil immer mehr junge Leute ein Studium anfangen, d.h. auch im Berufsleben haben immer mehr Gewerkschafter es mit Hochqualifizierten aus den Hochschulen zu tun, und das ist eine Gruppe, die im Betrieb angesprochen werden will. "

    Der DGB hat vor zehn Jahren das erste Mal den Schritt an eine Hochschule gewagt, an die Uni Hannover. Die Hochschulleitung begrüßt das zusätzliche Beratungsangebot des HIB. Studierende begeistern sich jedoch nicht ohne weiteres für die Gewerkschaften. Heutige Hochschüler verstehen sich selten als abhängige Arbeitnehmer von morgen, sie fürchten nicht um ihre Rechte, sagt Klaus Pape:

    " Im Prinzip sind sie für ihre eigenen Interessen eher mobilisierbar als für generelle Themen, wobei die Erfahrung der letzten Protestaktionen ist, dass der Zusammenhang zwischen Bildungsabbau und Sozialabbau von relativ vielen Studierenden wahrgenommen wird."

    Den Gewerkschaftern ist klar: Wollen sie mehr Studierende für sich gewinnen, müssen studentische Anliegen eine stärkere Rolle spielen. Die DGBler aus Hannover wollen mit ihren Kollegen im Bund deshalb Praktika und Nebenjobs arbeitsrechtlich besser absichern, für HiWi-Verträge sollen Tarifabschlüsse gelten. Die Gewerkschafter betonen aber: Wenn Hochschüler ihre Studien- und Arbeitsbedingungen verbessern wollen, müssen sie sich auch selbst engagieren - und sich organisieren.