Von Volker Mrasek
Das Wort "nachhaltig" schwebt über allem. Rio vor zehn Jahren war der erste erklärte Weltgipfel für "nachhaltige Entwicklung". Johannesburg greift diese global-ökologische Leitformel wieder auf. "Nachhaltig" bedeutet: Wirtschaften, ohne die Ressourcen der Erde überzustrapazieren. Ohne die Umwelt irreparabel zu schädigen. Der Homo oeconomicus, frisch ins 3. Jahrtausend entlassen, soll sich der Grenzen der Naturnutzung bewusst sein. Er kann nicht ohne Ende tropische Wälder roden, Fischbestände plündern oder Kohle und Erdöl auf Teufel komm raus verfeuern. Denn irgendwann ist eine Grenze überschritten. Ökosysteme regenerieren sich dann nicht mehr. Oder das Klima läuft aus dem Ruder ...
Genieße jetzt, zahle später - das ist die falsche Devise. Länder wie Deutschland müssen auch Entfaltungsmöglichkeiten für die weniger entwickelten Länder schaffen. Das geht nur, wenn wir uns von unserem überbordenden Ressourcen-Verbrauch verabschieden.
So äußerte sich kürzlich der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge. Das Dumme daran: Der Mann hat vollkommen recht. Tatsächlich verprasst die Staatengemeinschaft trotz Rio immer mehr Ressourcen und Energie. Wir entwickeln uns auch im Jahr zehn nach dem Umweltgipfel eben nicht nachhaltig, sondern leben über unsere Verhältnisse.
Die Menschheit verbraucht natürliche Ressourcen seit 1980 schneller, als die Erde sie regenerieren kann. Um das zu ersetzen, was der Mensch in einem Jahr nutzt, benötigt die Biosphäre heute mindestens 15 Monate.
Zu diesem Schluss kommen US-amerikanische und europäische Forscher in einer neuen Studie. Sie berechneten den Flächenbedarf des Menschen im Laufe der letzten 40 Jahre - unter anderem für Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Städtebau. Das Ergebnis: 1960 schöpfte die Menschheit die irdischen Ressourcen noch zu 70 Prozent aus, in den 80er Jahren dann zu 100 Prozent. Da war das Maß schon voll. Heute schließlich ist die Erde übernutzt: Der Raubbau an den Naturressourcen übersteige ihre Schmerzgrenze, folgern die Studienautoren. Auch die Welternährungsorganisation FAO und das World Resources Institute in den USA sammeln eifrig Daten auf diesem Feld. Sie veranschaulichen den Trend eindrucksvoll:
Der weltweite Bedarf an Holz ist seit 1961 um 64 Prozent gestiegen. Der Getreide-Verbrauch hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt, der Fleischkonsum seit 1961 verdreifacht. Fisch wird heute mehr als sechsmal so viel gefangen wie 1950.
Was die Zahlen auch festhalten: Der Mega-Konsum geht in allererster Linie auf das Konto der reichen Industrieländer:
Im Durchschnitt verbraucht der Bürger eines Industriestaates doppelt so viel Getreide, doppelt so viel Fisch, dreimal so viel Fleisch, neunmal so viel Papier und elfmal so viel Benzin wie jemand, der in einem Entwicklungsland lebt.
Damit Deutschland seinen hohen Energiebedarf decken kann, gehen für jeden Bundesbürger jährlich umgerechnet 29 Tonnen Kohle drauf. Japan verbraucht rund 14 Tonnen Erz und Minerale pro Kopf und Jahr für seine Metallproduktion. In den USA werden durch den intensiven Ackerbau alljährlich etwa 15 Tonnen Boden degradiert - pro US-Bürger. Auch darin zeigt sich das ganze Ausmaß der heutigen Naturbeanspruchung. Es sei bitter nötig, ökonomische Entwicklung und Ressourcen-Verbrauch zu "entkoppeln", heißt es seit einiger Zeit. Tatsächlich wächst die Wirtschaft in einigen Ländern heute schneller als ihr Ressourcen-Bedarf. Deutschland, die Niederlande und die USA gehören dazu. Doch das kann am globalen Konsum-Rausch wenig ändern. Die Prognosen der Forscher sind düster:
Der Bedarf an Holz dürfte bis 2010 um weitere 20 bis 40 Prozent steigen. Die Nachfrage nach Getreide wird bis zum Jahr 2020 erwartungsgemäß um fast 40 Prozent zunehmen und die nach Fleisch um fast 60 Prozent. Bei Fisch ist von um die 20 Prozent bis 2010 auszugehen.
Kein Wunder, dass auch der Energiebedarf der Menschheit weiter rapide wachsen dürfte, wie es die Internationale Energieagentur IEA erwartet. Der Wissenschaftliche Beirat für Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung forderte unlängst, die Industriestaaten bräuchten "Leitplanken" für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung. Zu befürchten ist, dass sie längst darüber hinausgeschossen sind.
Das Wort "nachhaltig" schwebt über allem. Rio vor zehn Jahren war der erste erklärte Weltgipfel für "nachhaltige Entwicklung". Johannesburg greift diese global-ökologische Leitformel wieder auf. "Nachhaltig" bedeutet: Wirtschaften, ohne die Ressourcen der Erde überzustrapazieren. Ohne die Umwelt irreparabel zu schädigen. Der Homo oeconomicus, frisch ins 3. Jahrtausend entlassen, soll sich der Grenzen der Naturnutzung bewusst sein. Er kann nicht ohne Ende tropische Wälder roden, Fischbestände plündern oder Kohle und Erdöl auf Teufel komm raus verfeuern. Denn irgendwann ist eine Grenze überschritten. Ökosysteme regenerieren sich dann nicht mehr. Oder das Klima läuft aus dem Ruder ...
Genieße jetzt, zahle später - das ist die falsche Devise. Länder wie Deutschland müssen auch Entfaltungsmöglichkeiten für die weniger entwickelten Länder schaffen. Das geht nur, wenn wir uns von unserem überbordenden Ressourcen-Verbrauch verabschieden.
So äußerte sich kürzlich der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge. Das Dumme daran: Der Mann hat vollkommen recht. Tatsächlich verprasst die Staatengemeinschaft trotz Rio immer mehr Ressourcen und Energie. Wir entwickeln uns auch im Jahr zehn nach dem Umweltgipfel eben nicht nachhaltig, sondern leben über unsere Verhältnisse.
Die Menschheit verbraucht natürliche Ressourcen seit 1980 schneller, als die Erde sie regenerieren kann. Um das zu ersetzen, was der Mensch in einem Jahr nutzt, benötigt die Biosphäre heute mindestens 15 Monate.
Zu diesem Schluss kommen US-amerikanische und europäische Forscher in einer neuen Studie. Sie berechneten den Flächenbedarf des Menschen im Laufe der letzten 40 Jahre - unter anderem für Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Städtebau. Das Ergebnis: 1960 schöpfte die Menschheit die irdischen Ressourcen noch zu 70 Prozent aus, in den 80er Jahren dann zu 100 Prozent. Da war das Maß schon voll. Heute schließlich ist die Erde übernutzt: Der Raubbau an den Naturressourcen übersteige ihre Schmerzgrenze, folgern die Studienautoren. Auch die Welternährungsorganisation FAO und das World Resources Institute in den USA sammeln eifrig Daten auf diesem Feld. Sie veranschaulichen den Trend eindrucksvoll:
Der weltweite Bedarf an Holz ist seit 1961 um 64 Prozent gestiegen. Der Getreide-Verbrauch hat sich in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt, der Fleischkonsum seit 1961 verdreifacht. Fisch wird heute mehr als sechsmal so viel gefangen wie 1950.
Was die Zahlen auch festhalten: Der Mega-Konsum geht in allererster Linie auf das Konto der reichen Industrieländer:
Im Durchschnitt verbraucht der Bürger eines Industriestaates doppelt so viel Getreide, doppelt so viel Fisch, dreimal so viel Fleisch, neunmal so viel Papier und elfmal so viel Benzin wie jemand, der in einem Entwicklungsland lebt.
Damit Deutschland seinen hohen Energiebedarf decken kann, gehen für jeden Bundesbürger jährlich umgerechnet 29 Tonnen Kohle drauf. Japan verbraucht rund 14 Tonnen Erz und Minerale pro Kopf und Jahr für seine Metallproduktion. In den USA werden durch den intensiven Ackerbau alljährlich etwa 15 Tonnen Boden degradiert - pro US-Bürger. Auch darin zeigt sich das ganze Ausmaß der heutigen Naturbeanspruchung. Es sei bitter nötig, ökonomische Entwicklung und Ressourcen-Verbrauch zu "entkoppeln", heißt es seit einiger Zeit. Tatsächlich wächst die Wirtschaft in einigen Ländern heute schneller als ihr Ressourcen-Bedarf. Deutschland, die Niederlande und die USA gehören dazu. Doch das kann am globalen Konsum-Rausch wenig ändern. Die Prognosen der Forscher sind düster:
Der Bedarf an Holz dürfte bis 2010 um weitere 20 bis 40 Prozent steigen. Die Nachfrage nach Getreide wird bis zum Jahr 2020 erwartungsgemäß um fast 40 Prozent zunehmen und die nach Fleisch um fast 60 Prozent. Bei Fisch ist von um die 20 Prozent bis 2010 auszugehen.
Kein Wunder, dass auch der Energiebedarf der Menschheit weiter rapide wachsen dürfte, wie es die Internationale Energieagentur IEA erwartet. Der Wissenschaftliche Beirat für Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung forderte unlängst, die Industriestaaten bräuchten "Leitplanken" für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung. Zu befürchten ist, dass sie längst darüber hinausgeschossen sind.