Merkel-Zitat
Zehn Jahre nach "Wir schaffen das": Union zieht kritische Bilanz

Vor fast zehn Jahren hatte die damalige Bundeskanzlerin Merkel zur Aufnahme hunderttausender Flüchtlinge in Deutschland gesagt: "Wir schaffen das". In der Union ist das Anlass für eine kritische Bilanz. Die Altkanzlerin selbst verteidigt ihre damalige Migrationspolitik.

    Die beiden stehen vor einem Haus Wange an Wange nebeneinander; Merkel trägt ein türkisfarbenes Kostüm. Dahinter zahlreiche weitere Personen.
    Ikonisches Bild: Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel im September 2015 bei einem Selfie mit einem Flüchtling. (dpa / picture alliance / Bernd von Jutrczenka)
    CDU-Generalsekretär Linnemann befand, zu wenige der Migranten hätten Arbeit gefunden. Marschroute müssen nun sein, illegale Migration in die Sozialsysteme zu stoppen und reguläre Zuwanderung zu fördern, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Bayerns Innenminister Herrmann, CSU, betonte im BR, man spüre in ganz Europa mehrheitlich die Stimmung, dass 2015 zu viele Flüchtlinge gekommen seien.

    Merkel: "Bereue Entscheidung nicht"

    Merkel verteidigte ihre damalige Migrationspolitik. In einer ARD-Dokumentation sagte die CDU-Politikerin, sie bereue ihre Entscheidung von 2015 nicht, die in Ungarn festsitzenden Flüchtlinge nach Deutschland einreisen zu lassen. Zwar habe die Entscheidung polarisiert und einige auch dazu gebracht, die AfD zu wählen. Die Option, Menschen an der Grenze gewaltsam zurückzudrängen, wäre für sie allerdings nicht infrage gekommen. Zudem hätten viele hierzulande nicht gewollt, dass man Werte wie Menschenwürde verrate. Zu ihrem damaligen Ausspruch "Wir schaffen das" sagte Merkel, es handele sich um einen Prozess und man habe bereits viel geschafft. Merkel hatte den Satz am 31. August 2015 in der Bundespressekonferenz gesagt vor dem Hintergrund von hunderttausenden Flüchtlingen, die vor allem aus Syrien nach Deutschland kamen. Das Zitat steht seither symbolisch für den Flüchtlingssommer vor zehn Jahren.

    Ukraine und Syrien Hauptherkunftsländer

    Dem Statistischen Bundesamt zufolge lebten im Jahr 2024 hierzulande knapp 6,5 Millionen Menschen, die seit 2015 nach Deutschland eingewandert sind. Davon kamen gut 4,2 Millionen in den Jahren von 2015 bis 2021 - vor allem aus Syrien, Rumänien und Polen. Der Statistik zufolge wanderten weitere gut 2 Millionen Menschen von 2022 bis 2024 hauptsächlich aus der Ukraine, Syrien und der Türkei ein. Der Hauptgrund war demnach Flucht, Asyl und internationaler Schutz.
    Aber auch Erwerbstätigkeit, Familienzusammenführung, ein Studium oder Aus- und Weiterbildung spielten eine Rolle.

    Studie: Flüchtlinge von 2015 gut in Arbeitsmarkt integriert

    Die 2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge sind inzwischen zum Großteil gut in den Arbeitsmarkt integriert. Das teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg unter Berufung auf eine eigene Studie mit.
    Die Beschäftigungsquote der 2015 zugezogenen Geflüchteten belief sich demnach 2024 auf 64 Prozent. In der Gesamtbevölkerung lag sie bei 70 Prozent. Bei der Quote geht es um Menschen zwischen 15 Jahren und dem Renteneintrittsalter, die einer abhängigen Beschäftigung nachgehen.
    Sieben bis acht Jahre nach dem Zuzug arbeiteten 33 Prozent der geflüchteten Frauen und 26 Prozent der Männer in Engpassberufen, hieß es. Männer waren der Studie zufolge vor allem in Verkehrs-, Logistik- sowie in fertigungsnahen Berufen tätig, Frauen überwiegend in medizinischen und nicht-medizinischen Gesundheitsberufen. Auffällig ist laut IAB, dass deutlich mehr Männer als Frauen einer Beschäftigung nachgingen. Gründe seien unzureichender Zugang zu Kinderbetreuung, geringere Bildungsabschlüsse sowie eine eher späte Teilnahme an Integrationskursen, hieß es.
    Diese Nachricht wurde am 25.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.