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Zehn Jahre Stiftung Universität Hildesheim

Vor zehn Jahren verabschiedete der Niedersächsische Landtag ein neues Hochschulgesetz mit mehr Selbstbestimmung für Hochschulen. Die "Stiftung Universität Hildesheim" zählte zu den ersten Hochschulen, die sich ins kalte Wasser warf. Die Universität hat von diesem Schritt profitiert

Von Michael Engel |
    Rund 6000 Studierende sind in der "Stiftung Universität Hildesheim" eingeschrieben. Doch die wenigsten wissen, was das Wort "Stiftung" im Namen der Hochschule bedeutet.

    "Nee, wirklich nicht, gar nichts, tut mir leid."

    "Keine Ahnung. Also es hat auf jeden Fall nicht dazu geführt, dass ich deswegen hier hingegangen."

    Sichtbare Zeichen, dass eine "Stiftungsuniversität" ganz anders planen kann, gäbe es genug in Hildesheim. Direkt in Sichtweite zur Mensa schaufeln gerade drei Bagger tiefe Löcher in die Erde.

    Pressesprecherin Isa Lange:

    "Hier entsteht unser drittes, großes Bauprojekt. In den zehn Jahren Stiftungsuniversität hat sich in Sachen Baumanagement sehr viel getan. Wir sind Bauherr von drei großen Baustellen geworden. Zum einen der Bühler-Campus – unser Sprachencampus. Zum anderen der Kulturcampus Domäne Marienburg, auf dem 1000 Kulturwissenschaftler studieren. Dreiviertel kommen aus anderen Bundesländern hier ins niedersächsische Hildesheim. Und jetzt entsteht hier am Hauptcampus der Neubau der Universität Hildesheim, und wir freuen uns sehr, dass dieses dritte große Bauprojekt hier startet."

    Profitiert haben auch die Fachbereiche, zum Beispiel die Kulturwissenschaften. So finanziert die "Universitätsgesellschaft" – Mitglieder sind Bürger aus Hildesheim – das europäische Theaterfestival "Transeuropa", das von den Studierenden organisiert wird. Der pensionierte Lehrer Rolf Irle brachte seine fast 4000 Objekte umfassende Instrumentensammlung in das "Center for World Music" ein. Spender ermöglichen Veranstaltungsreihen wie das "Philosophische Kolloquium" oder die "Europagespräche". Deutlich mehr Handlungsspielraum eröffnet sich der Stiftungsuniversität auch als Dienstherr: Sieben Stiftungsprofessuren sind seitdem entstanden, freut sich Unipräsident Wolfgang-Uwe Friedrich.

    "Sieben Stiftungsprofessuren in diesen zehn Jahren. Das ist besonders schön. Die letzte vom Klinikum Hildesheim und AMEOS-Klinik finanziert – klinische Psychologie. Die Wirtschaftsinformatik haben wir, und hier haben wir ein Netz von über 30 Partnerunternehmen. Auch das ist ein Ertrag der Stiftung, die Ausweitung von Partnern. Bosch gehört jetzt dazu und trägt wesentlich dazu bei, dass auch eine Praxisorientierung im Studium stattfindet."

    "Einen Weg zurück in die staatliche Obhut will keiner"

    Am "Gängelband" der Sponsoren fühlt sich Unipräsident Wolfgang-Uwe Friedrich nicht. Die Stiftungsuniversität entscheide über Inhalte und Projekte, und erst danach werden die Förderer gesucht. Mit dabei im Boot der privaten Geldgeber ist auch die Sparkasse Hildesheim. Seit 2005 förderte die Bank rund 70 Einzelprojekte mit 300.000 Euro – nicht nur mit dem Hintergedanken, Forschung und Lehre zu finanzieren, wie Sparkassenvorstand Jürgen Twardzik betont:

    "Sie müssen ja auch mal schauen, die Wirtschaftskraft, die hinter so einer Universität steht. Wenn Sie jetzt mal 6000 Studierende nehmen, die brauchen eine Wohnung, die lassen ja auch Wirtschaftskraft hier – als Nachfrager in diesem Ort. Da gibt es auch zentrale Untersuchungen, dass so die Wirtschaftsleistung hier allein der Studierenden allein der Studierenden sicherlich so 80 Millionen Euro beträgt, was diesem Wirtschaftsraum dann hier auch jährlich zugutekommt."

    Vor zehn Jahren stand es noch schlecht um die Universität. Die Zahl der Studierenden war auf unter 3000 gesunken, der Fachbereich "Informatik" vom Ministerium abgeschafft. Seit der Umwidmung geht es bergauf: Das Grundstockvermögen der Liegenschaften hat sich auf 26 Millionen mehr als verdoppelt, ebenso die Zahl der Studierenden. Das Land leistet heute mit 30 Millionen Euro im Jahr die Grundfinanzierung – bei einem Haushalt von 41 Millionen. Das heißt, mehr als zehn Millionen Euro im Jahr müssen eingeworben werden. Viele Wünsche indes sind noch immer nicht erfüllt. So gibt es einen Sanierungsstau im Bestand der Altbauten, unzureichende Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs, die Sekretariate sind unterbesetzt. Einen Weg zurück in die staatliche Obhut will aber keiner, versichert Unipräsident Wolfgang-Uwe Friedrich.

    "Sie werden in der Stiftung Universität Hildesheim niemanden finden, der sagt, wir wollen zurück zu der staatlichen Anstalt. Wir wollen die Stiftung verlassen. Diese Person werden Sie nicht finden. Ich glaube, es ist allgemein in der Universität zur Kenntnis genommen: Das, was wir an Gestaltungsspielraum haben, darauf wollen wir nicht mehr verzichten."