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Zehn Jahre Umweltschutz auf Bayerisch

Die Regierung des Freistaates Bayern setzt beim Umweltschutz auf Freiwilligkeit. Vor zehn Jahren wurde der Umweltpakt Bayern aus der Taufe gehoben, mit dem Ziel, sinnvolles Engagement für die Umwelt mit wirtschaftlichen Vorteilen zu verbinden. Einmal wurde er bereits verlängert, die zweite Verlängerung um wiederum fünf Jahre wurde gestern Nachmittag perfekt gemacht. Wie sind die Erfolge und Grenzen des bayerischen Umweltpakts?

Von Susanne Lettenbauer |
    " Audi hat Ende der 90er Jahre eine neue Lackiererei gebaut, die höchsten Ansprüchen an den Umweltschutz gerecht wird. Wir lackieren unsere Fahrzeuge mit Wasserlacken, die weitgehend frei von Lösungsmitteln sind. "

    Höher, schneller, weiter. Das Gerangel um das umweltfreundlichste Projekt in Bayern geriet gestern Nachmittag im Münchner Kaisersaal zu einem kumpelhaften Tete a tete unter Bayerns wichtigsten Firmenvorständen, darunter Audi-Vorstand Martin Winterkorn. Als gewissermaßen alter Hase im Umweltpakt legte er die Latte für den Umweltschutz der Zukunft ziemlich hoch. Neuling Georg-Ludwig Radke von der Siemens AG pokerte dagegen mit der Entwicklung von effizienteren Gasturbinenkraftwerken:

    " Das heißt, das Thema Energieeffizienz im Verbrauch von Strom ist eine Klimaschutzmaßnahme, aber genauso gut werden wir, wie wir das hier im Umweltpakt Bayern auch als Leuchtturmprojekt vorgestellt haben, die Energieeffizienz bei der Stromherstellung deutlich verbessern und damit sowohl bei der Herstellung als auch beim Verbrauch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. "

    Neu mit dabei ist auch Klaus-Dieter Josel, Deutsche Bahn AG:

    " Konkret haben wir vor, dass wir bei unseren Dieseltriebwagen abgasmindernde Motoren einbauen oder auch über Partikelfilter mit der Industrie gemeinsam das Thema voranbringen. Wir wollen den Lärm reduzieren. Bei den Güterwagen wollen wir eine Flüsterbremse einbauen. Im Regionalverkehr setzen wir auf gasbetriebene Busse. Das Thema Redesign von Fahrzeugen spielt für uns eine große Rolle. Wir wollen also die ICEs der ersten Generation nicht einfach aufs Abstellgleis schieben, sondern wollen hier wirklich nachhaltiges Redesign machen. Das passiert hier bei uns in Bayern. "

    Angepeilt waren vor 10 Jahren gut 3000 Mitstreiter. Mittlerweile machen 5200 Unternehmen mit beim Umweltpakt Bayern. Verpflichten sich, den Energie- und Wasserverbrauch drastisch zu senken sowie konkrete Projekte auf den Weg zu bringen. Rund 98 Prozent von diesen Verpflichtungen konnten in den vergangenen fünf Jahren umgesetzt werden, z.B. die Umweltzertifizierung nach den EU-Richtlinien EMAS, die Einrichtung des Forums "Klimadialog Bayern", aus dem ein CO2-Monitoring-System für Unternehmen zur Berechnung der betriebseigenen CO2-Bilanz entstand. Immer mit Unterstützung des Umweltministers Werner Schnappauf:

    " Für die Unternehmen, die mitmachen, haben wir Branchenleitfäden entwickelt,wie sie in ihrer jeweiligen Branche diese Verbindung von Ökologie und Ökonomie optimal verwirklichen können. Es gibt auch Anreize insofern als Genehmigungsgebühren, z.B. Emissionsschutzgenehmigungsgebühren niedriger sind, stattliche 30 Prozent für die Betriebe, die sich zertifizieren lassen, die also ein Umweltmanagmentsystem selbst eingeführt haben. "

    Vor allem dieser finanzielle Anreiz lockte in diesem Jahr auch die neu hinzugekommene Landesinnung für das bayerische Fleischerhandwerk, die Landesinnung Bayern für Orthopädie-Technik, die Dresdner Bank, Deutsche Telekom AG und die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG - Firmen, die sich nach EU-Recht sowieso irgendwann umweltzertifizieren müssten.

    Neue Kühlschränke, bessere Rußpartikelfilter, geschlossene Wasserkreisläufe, effizientere Kraftwerke - ökologisches Wirtschaften macht sich immer mehr in den Bilanzen der Unternehmen bemerkbar und wird, glaubt man dem Umweltminister, in Kürze vom weichen zum harten Standortfaktor im Wettbewerb der Regionen Europas.

    Im Gegensatz zu seinem Umweltminister wollte der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber , sichtlich angestrengt von den Koalitionsverhandlungen, keinen Umweltpakt Deutschland versprechen:

    " Unser langfristiges Ziel ist es, dass auch kleine Betriebe vor Ort den betrieblichen Umweltschutz als Ansatzpunkt für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Betriebsführung erkennen und realisieren. "