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Zehn Plus - ein Europa - Gefahr für deutsche Arbeitsplätze ?

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Theo Geers |
    Dieser Mann bearbeitet an einer Stanzmaschine ein vorgeschnittenes Blech zu einem fertig geschnittenen Teil, es werden Ausschnitte hineingebracht und Löcher hineingemacht, das gibt mal eine Luftleitwand für ein Tiefkühlregal. Jetzt kommen zwei größere Bohrungen hinein - Werkzeugwechsel - jetzt Schnittwerkzeug - jetzt werden die Kanten besäumt. Die Bearbeitungszeit beträgt eine Minute - und das Teil ist fertig.

    Zufrieden schaut Frank Möser auf die glänzenden Edelstahlbleche, die ein Arbeiter im Minutentakt auf die computergesteuerte Stanzmaschine legt. Im Zweigwerk der Linde AG in Beroun, 25 km südwestlich von Prag, läuft diese Maschine 23 Stunden am Tag, in Stoßzeiten auch Samstags und Sonntags. Frank Möser ist der Technische Direktor dieses Werks, in dem Linde jährlich rund 35 000 Kühlregale und Kühlinseln produziert, die dann von Handelsketten wie Metro oder Aldi in ihren Supermärkten in ganz Europa aufgestellt werden. 1992 wurde das Werk übernommen, modernisiert und seitdem kontinuierlich ausgebaut: 1996 hatte es 200 Mitarbeiter, 2000 waren es rund 460 und heute sind es mehr als 800.

    Ortswechsel. Auch bei Glatt Pharma in Hradec Kralove, zu deutsch: Königsgrätz, gut 100 km östlich von Prag, geht es um Präzisionsarbeit. Gerade schleift ein Facharbeiter die Oberfläche eines Trichters aus Edelstahl, in der Halle nebenan wartet schon der dazugehörige zylindrische Tank - ebenfalls aus glänzendem Edelstahl. Glatt beliefert Chemie- und Pharmaunternehmen in aller Welt unter anderem mit Wirbelschichtanlagen. Mit ihnen lassen sich beispielsweise Wirkstoffe zu Medikamenten vermischen. In Hradec Kralove werden die Einzelteile für diese Produktionsanlagen herstellt - von hoch qualifizierten Facharbeitern in konzentrierter Handarbeit. Das ist personalintensiv und damit teuer, und es wäre zu teuer, würden diese Arbeiten in Deutschland erledigt. Deshalb hat der Geschäftsführer der Mutterfirma Glatt Systemtechnik, Frank Bretschneider, die arbeitsintensive Teilefertigung von Dresden nach Hradec Kralove verlagert:

    Der Unterschied ist schon extrem, da liegen Welten dazwischen, deswegen machen wir das ja, und die Differenz ist ungefähr eins zu fünf, alte Länder eins zu sechs, bei uns eins zu vier. Es ist das Lohngefälle, das wir ausnutzen.

    Das Lohngefälle zwischen Deutschland und Tschechien ist der Hauptgrund, warum auch Linde schon vor mehr als zwei Jahren die strategische Grundsatzentscheidung getroffen hat, seine Produktion von Kühlmöbeln für Supermärkte Zug um Zug nach Beroun in Tschechien zu verlagern. Konzernchef Wolfgang Reitzle auf der jüngsten Bilanzpressekonferenz:

    Die Verlagerung Richtung Tschechien läuft präzise ab. Wenn sie die Lohnkosten hier am Standort Mainz - eben Lohn- und Nebenkosten - das berühmte Thema, dann haben wir hier 36 Euro pro Stunde. In Tschechien haben wir wenn wir wirklich alles reinrechnen, ca. fünf Euro eigentlich drei Euro, also ganz grob zehn Prozent.

    Tschechien - ein Jobkiller in Deutschland? - Mainz-Kostheim gegen Beroun in Tschechien? - Dresden gegen Hradec-Kralove?

    Das ist zu kurz gedacht, betont Stephan Schaller, einer der Geschäftsführer von Linde-Kältetechnik und damit mitverantwortlich für die Produktionsverlagerung nach Tschechien. Stephan Schaller macht folgende Rechnung auf:

    Wenn sie unsere Bilanzpressekonferenz verfolgt haben, wissen sie, dass wir bei gut 900 Millionen Euro gerade einmal 10 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet haben. Das ist natürlich in keinster Weise ein zufriedenstellendes Ergebnis. Wenn sie da parallel berücksichtigen, dass wir in den letzten zwei Jahren fünf Fabriken geschlossen haben und 50 Millionen Euro Kosteneinsparungen erzielt haben, und sie sehen, dass trotzdem nur 10 Millionen übrig geblieben sind, können sie ableiten, dass ein sehr hoher Preisverfall auf der einen Seite, Material- und Tariferhöhungen auf der anderen Seite natürlich eine Kostenschere eröffnen, die uns in sehr schwieriges Fahrwasser bringen.

    Vor allem am Produktionsstandort Mainz-Kostheim. Heute arbeiten dort noch 1300 Mitarbeiter - in den nächsten zwei Jahren sinkt ihre Zahl um 220 - auch durch Kündigungen.

    Es ist natürlich nicht sonderlich beliebt, das Thema Ausweitung Tschechien in Deutschland anzusprechen.

    ... räumt Stephan Schaller deshalb auch ein. Aber: Die Kältetechnik zählt schon seit langem zu den Sorgenkindern bei Linde. Konzernchef Reitzle schließt sogar den Verkauf der ganzen Sparte nicht mehr aus, weshalb die kostengünstige Serien-Produktion im tschechischen Beroun vielleicht die letzte Chance ist, dass Linde die traditionsreiche Kältetechnik überhaupt noch weiterführt und damit in Mainz die Entwicklungsabteilung und wenigstens die Produktion der innovativen Kühlmöbel gehalten werden können.

    Auch Frank Bretschneider von Glatt Systemtechnik kennt die Ängste vor Produktionsverlagerungen nach Tschechien in der eigenen Belegschaft im Stammwerk in Dresden. Doch anders als bei Linde wächst das Stammwerk in Dresden durch die Teilefertigung in Hradec Kralove:

    Wo wir angefangen haben, Hradec Kralove aufzubauen, hatten wir eine Belegschaft im Maschinenbau von 140 Leuten, und es sind jetzt 200! Also, es hat keiner seinen Arbeitsplatz verloren, sondern wir haben mit dem Niveau, dass wir mit unseren Preisen erreichen können, einfach unseren Markt ausgebaut und so auch Arbeitsplätze an unseren Standort erweitert. und durch das Wachsen des Marktes konnten beide Betriebe wachsen.

    Glatt Systemtechnik und Linde Kältetechnik - zwei deutsche Firmen, die in den 90er Jahren nach Tschechien gegangen sind. Auch und natürlich wegen des Lohnniveaus, dem nach wie vor wichtigsten Standortvorteil Tschechiens. Doch es gibt noch mehr. Bei Linde in Beroun ebenso wie bei Glatt in Hradec Kralove arbeiten die tschechischen Mitarbeiter nach den gleichen Qualitäts- und Zeitvorgaben wie ihre deutschen Kollegen. Mit anderen Worten: Die tschechischen Facharbeiter sind nicht nur billiger, sie können genau so produktiv sein wie ihre deutschen Kollegen. Allerdings ist für einen deutsche Linde-Manager wie Frank Möser manches noch gewöhnungsbedürftig:

    Natürlich tickt der tschechische Arbeiter anders als der deutsche. Es wird auch gerne diskutiert, aber was die handwerklichen Fähigkeiten betrifft halte ich die tschechischen Mitarbeiter für deutlich geschickter als die deutschen, weil: Man merkt halt durch die langen Jahre im Sozialismus in der Mangelwirtschaft hat man halt gelernt selbst etwas zu reparieren oder zu warten. Man sieht einfach die Leute sind sehr geschickt, im Löten oder in der mechanischen Montage, aber es wird eben auch gerne diskutiert. Man muss die Arbeitsmoral schon einfordern, sonst kommt sie nicht.

    Die Qualifikation der Facharbeiter ist die zweite Trumpfkarte Tschechiens, weis auch Dieter Mankowski. Er ist Geschäftsführer der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer in Prag und damit eine der wichtigsten Anlaufstellen für deutsche Unternehmer, die in Tschechien etwas unternehmen wollen.

    Die Qualifikation der Arbeitnehmer wird von deutschen Investoren als befriedigend bis gut bezeichnet. Das heißt nicht, dass man als hochtechnologisierter Betrieb herkommen kann und erwarten kann, dass man die Leute sofort in den Produktionsprozess eingliedern kann. Es wird schon eine Nachschulung stattfinden müssen, aber generell wird die Auffassung vertreten, dass im industriellen Bereich die Grundqualifikation befriedigend bis gut ist.

    Doch neben dem niedrigen Lohnniveau, der Qualifikation der Arbeitnehmer und dem Markt, der sich in den EU-Beitrittsländern auftut und der auch von Tschechien aus beliefert werden soll, gibt es noch einen weiteres Pfund, mit dem Tschechien wuchern kann.

    Es ist die über 100-jährige Tradition eines alten Industriestandortes - in der Metallverarbeitung und somit auch und vor allem im Maschinen- und Werkzeugmaschinenbau. Belege dafür finden sich in der Produktionshalle von Glatt in Hradec Kralove. Dort wird nicht nur mit Maschinen aus dem Westen produziert, sondern auch mit Maschinen aus heimischer, sprich tschechischer Produktion, etwa Fräs- und Bohrmaschinen von TOS Varnsdorf.

    Varnsdorf - ein kleiner Ort im Norden Tschechiens unmittelbar an der Grenze zu Sachsen. Größter Arbeitgeber im Ort ist der Werkzeugmaschinenbauer TOS, vormals Maschinenfabrik Arno Plauert. Doch das ist lange her, denn Arno Plauert gründete das Unternehmen 1903, also vor genau 100 Jahren. Heute steht TOS Varnsdorf für 550 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Kronen, das sind umgerechnet rund 50 Millionen Euro. Damit liegt TOS Varnsdorf etwa an fünfter Stelle unter den europäischen Herstellern von waagerechten Bohr- und Fräsmaschinen. Rudolf Waclawicz aus der Marketing-Abteilung von TOS-Varnsdorf:

    Unsere Maschinen arbeiten in ungefähr 60 Ländern der Welt, und der größte Markt ist Europa, aber es ist interessant zu den dritt-viertgrößten Abnehmern gehört Kanada und auch Amerikanische Staaten.

    TOS Varnsdorf ist auch heute, gut zehn Jahre nach der großen Privatisierungswelle, immer noch ein rein tschechisches Unternehmen und dabei - wie der gesamte tschechische Werkzeugmaschinenbau - stark vom Export abhängig. 70 % der Bohr- und Fräsmaschinen von TOS Varnsdorf gehen in die EU und gut ein Fünftel allein nach Deutschland. Daher müsste das Unternehmen am Standort Tschechien, der doch gerade auf deutsche Firmen eine so große Anziehungskraft ausübt, eigentlich keine Sorgen haben. Doch aus tschechischer Sicht ist der Vorteil der niedrigen Lohnkosten so groß nun auch wieder nicht...

    Der Einfluss des Lohnes auf den Preis der Produkte - das wirkt vielleicht nur 10 oder 15 %. Der andere Preis ist abhängig von Material, Komponenten, Gusseisen usw. also es ist nicht so viel bedeutend. Aber ein bisschen kann man das im Wettbewerb ausnutzen.

    ... meint schmunzelnd Rudolf Waclavic. Und so sind Maschinen von TOS Varnsdorf etwa 10 % billiger als vergleichbare Modelle von deutschen oder italienischen Herstellern. Denn zu groß soll der Abstand auch nicht sein. "Was nichts kostet taugt auch nichts" - dieser Grundsatz gilt auch in Tschechien. Es ist auch die Philosophie von Zdenek (sprich: Stenjek) Holý, dem Geschäftsführer des - so der offizielle Name - tschechischen Verbandes der Hersteller und Lieferanten der Maschinenbautechnik:

    Ich denke, der Preis ist nicht der Hauptgrund für unsere Wettbewerbsfähigkeit, aber wir liefern eine gute Qualität. Außerdem verwenden wir viele Komponenten, die aus Deutschland, Großbritannien oder Italien importiert werden, und das ist nicht billig. Das müssen wir auch in unsere Preise einkalkulieren.

    Die teuren Komponenten aus dem Westen erhöhen umgekehrt aber auch die Wettbewerbsfähigkeit tschechischer Werkzeugmaschinen auf den Weltmärkten, wo 80 % der Produktion abgesetzt werden. Maschinen aus Tschechien sind unverändert begehrt, auch wenn ihre Hersteller die Konjunkturflaute vor allem in Deutschland, ihrem wichtigsten Absatzmarkt, voll zu spüren bekommen. Schon 2002 gingen dadurch die Aufträge merklich zurück und auch in diesem Jahr ist man weit davon entfernt, die Rekordproduktion von 2001 wieder zu übertreffen.

    275 000 Beschäftigte in 10 000 Unternehmen, Branchenumsatz 2001 umgerechnet 4,1 Mrd. Euro - das ist in Zahlen der gesamte tschechische Maschinenbau, die viertgrößte Industriebranche des Landes. Mit einem Umsatz von 10,7 Mrd. Kronen oder umgerechnet 312 Millionen Euro sind die Werkzeugmaschinenbauer darin nur eine kleine aber feine Untergruppierung, die trotzdem fast das gesamte Spektrum von Werkzeugmaschinen abdeckt. Zdenek Holy:

    Wir produzieren Bearbeitungszentren, Drehmaschinen, Bohrmaschinen, Schleifmaschinen, Fräsmaschinen, und Teile von Umformmaschinen wie zum Beispiel Pressen. Leider ist dieser Zweig sehr klein hier, weil diese Industrie vor allem im slowakischen Teil der früheren Tschechoslowakei konzentriert war. So müssen wir heute selbst viel importieren, auch aus Deutschland.

    Tatsächlich sind die Importe aus Deutschland seit Jahren größer als die Exporte nach Deutschland. Und das Außenhandelsminus aus tschechischer Sicht wird ständig größer: 2001 beispielsweise lieferten tschechische Maschinenbauer Werkzeugmaschinen für umgerechnet 116 Millionen Euro nach Deutschland, während deutsche Hersteller gleichzeitig für 183 Millionen Euro Maschinen nach Tschechien lieferten.

    Zu schaffen macht den tschechischen Maschinenbauern aber nicht nur die wachsende Konkurrenz aus der jetzigen EU und vor allem aus Deutschland. Weit sorgenvoller blicken sie nach Fernost und dort vor allem nach China, dem mit jährlich 3 Mrd. Dollar mittlerweile größten Absatzmarkt für Werkzeugmaschinen. China ist aber auch selbst zum Produzenten aufgestiegen, steht in der Weltrangliste inzwischen auf Rang vier, und die chinesischen Produzenten hängen inzwischen selbst tschechische Hersteller bei den Preisen ab: Ihre Werkzeugmaschinen sind fast 1/3 billiger als tschechische, und das beginnt sich inzwischen auch unter den Abnehmern in Europa herumzusprechen. Zdenek Holy nennt das Beispiel eines Autozulieferers aus Finnland:

    Es ist uns nicht so bewusst. Es ging praktisch im letzten Frühjahr los, und diese Leute haben klipp und klar gesagt:: ich stelle diese spezielle Teil her, und ich habe einen Auftrag darüber für die nächsten drei Jahre, aber ich kann nur Maschinen kaufen, bei denen ich das investierte Geld in diesen drei Jahren wieder herausbekomme.

    Unveränderte Konkurrenz aus der jetzigen EU, neue Wettbewerber aus China, Konjunkturflaute in Deutschland - die Werkzeugmaschinenindustrie im Lohnkostenparadies Tschechien wurde im letzten Jahr kräftig durchgeschüttelt. Und als ob das noch nicht reichte gewann auch noch die tschechische Krone gegenüber dem Euro um über 10 % an Wert. Tschechische Exporte in die EU verteuerten sich dadurch erheblich, denn außer den Steuerungen wird der Großteil der tschechischem Maschinen aus heimischen Komponenten zusammengebaut.

    Trotzdem: Der Optimismus ist ungebrochen - auch mit Blick auf den voraussichtlichen Beitritt Tschechiens zur EU im nächsten Jahr. Die Frage ist nur: Wer ist bereits wettbewerbsfähig und wer bleibt es?

    Gut vorbereitet fühlen sich die tschechischen Unternehmen, die wie beispielsweise der Werkzeugmaschinenhersteller TOS Varnsdorf schon lange die Märkte in der jetzigen EU beliefern. Aber es gibt auch andere Firmen, so Rudolf Waclawic, technischer Marketingleiter bei Tos Varnsdorf:

    Wir mussten schon vor 20 Jahren den Anforderungen des deutschen Marktes entsprechen. Wir haben dabei gelernt. Ein bisserl schwieriger ist die Lage des Unternehmen, die einfachere Maschinen erzeugen, z.b. Fräsmaschinen, Drehbänke, Drehmaschinen. In der Vergangenheit haben die alles nach Russland geliefert, dort war nicht so großer Druck auf neue technische Lösungen und auch bei der Produktivität der Arbeit, und wenn die nicht dieses gelernt haben, da hat man das Gefühl, die haben ein bisschen verschlafen.

    Die mögliche Trennlinie zwischen den Unternehmen, die den EU-Beitritt Tschechiens verkraften und davon sogar profitieren können, und denen, die der Wettbewerb vom Markt fegen wird, verläuft tatsächlich häufig dort, wo ausländische Kooperationspartner für frischen Wind sorgen. Das glaubt auch Frank Bretschneider, wenn er bei Glatt in Hradec Kralove von seinem Büro herunter in die Produktionshalle schaut und das, was er dort sieht, vergleicht mit den Zuständen anderswo:

    Wir werden sicherlich mit unserm Unternehmen kein Problem kriegen, aber die Betriebe mit denen wir kooperieren, die werden sich umgucken, wie das aussieht, wenn der Markt mit voller Gewalt auf sie trifft. Also ich habe da kein gutes Gefühl. Die wissen nicht was auf sie zukommt, die wissen nicht was auf sie zukommt mit der EU. Die leben im Moment von dem Delta Lohnniveau, dadurch haben die Kunden, aber die Kunden sind nicht sehr zufrieden, sobald sich das etwas angleicht und sich der Markt öffnet, haben die ein Problem.

    "Delta Lohnniveau" – technischer kann man es nicht ausdrücken, aber da ist es wieder: Das für viele Unternehmer-Entscheidungen heute noch so wichtige Lohngefälle zwischen Deutschland und Tschechien. Von diesem "Delta Lohnniveau" leben fast alle Unternehmen derzeit in Tschechien – ausländische ebenso wie heimische. Und alle blicken auf die künftige Lohnentwicklung – die einen gespannt, die anderen eher entspannt. Gespannt sind vor allem die tschechischen Firmen wie TOS-Varnsdorf. Rudolf Waclawic:

    Wir haben Angst gehabt, dass unsere technischen Ingenieure, die nicht so große Möglichkeiten haben bei der Auswahl des Berufes, dass die dann über die Grenze gehen. Wir haben uns bemüht, dass wir für die Zukunft schon jetzt etwas machen, dass der Lohn sich so erhöht, dass er 2004 ungefähr so hoch sein wird wie in den näheren Gebieten in Deutschland, das heißt in Sachsen, das war ein Gedanke, wie man sich auf Probleme mit Arbeitskräften vorbereiten.

    Entspannt – was die künftige Lohnentwicklung betrifft – sind dagegen eher die deutschen Investoren:

    Das wird sich angleichen, aber ich glaube nicht, dass das in einem Zeitraum von 5 Jahren passiert. Es wird eine Angleichung geben, aber mindestens in zehn Jahren.