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Zehn Prozent Bio für 90 Prozent der Autos

Ab Januar steigt der Bioethanol-Anteil im Benzin von derzeit fünf auf zehn Prozent. Für 90 Prozent der Autos werde dies kein Problem sein, sagt Andrea Gärtner vom ADAC-Technikzentrum. Ab Mitte November werde eine Liste vorliegen, welcher Autotyp welchen Kraftstoff brauche.

Andrea Gärtner im Gespräch mit Theo Geers |
    Theo Geers: Die Bundesregierung hat sich bekanntlich den Klimaschutz auf ihre Fahnen geschrieben, und zum Klimaschutz sollen auch die Autofahrer beitragen. Ab Januar steigt der Bioethanol-Anteil im Benzin deshalb von derzeit fünf auf zehn Prozent. Damit wird ein Beschluss der EU umgesetzt. E10 heißt dieser neue Sprit und 90 Prozent der hierzulande zugelassenen Autos vertragen diesen Sprit, aber zehn Prozent eben nicht. Deshalb habe ich kurz vor der Sendung Andrea Gärtner vom ADAC-Technikzentrum gefragt, wie denn die Autofahrer erfahren, ob ihre Wagen zu den 90 Prozent gehören oder zu den zehn Prozent, die den E10-Sprit nicht vertragen.

    Andrea Gärtner: Die deutsche Automobil-Treuhand, kurz die DAT, die ist beauftragt worden von den Fahrzeugherstellern und auch vom Umweltministerium, eine entsprechende Liste herauszugeben. Die wird voraussichtlich Mitte November vorliegen und dann kann eigentlich jeder Autofahrer nachprüfen, ob sein Auto E10 verträgt oder nicht. Es wird dann auch bei allen Herstellern noch eine Hotline genannt werden, wo man sich noch mal rückversichern kann, oder man informiert sich einfach direkt bei seinem Vertragshändler oder bei den Kfz-Werkstätten.

    Geers: Wen trifft es denn, vor allem ältere Fahrzeuge, oder sind da auch jüngere Modelle darunter?

    Gärtner: Es betrifft jetzt nicht nur Oldtimer, wie manche meinen, sondern es sind durchaus auch noch gängige Modelle dabei, die im täglichen Verkehr hier noch fahren.

    Geers: Was machen denn die Autofahrer, Frau Gärtner, die dann wissen, dass ihr Fahrzeug diesen E10-Sprit nicht verträgt? Die müssen dann darauf achten, dass sie auf jeden Fall den jetzt verkäuflichen Biosprit, also den E5er, vertragen und tanken?

    Gärtner: Richtig. Das ist aber kein Problem, weil die Gesetzesverordnung so aussieht, dass jede Tankstelle, die einen bestimmten Kraftstoff wie zum Beispiel Super als E10 anbietet, muss auch parallel dazu Super E5 anbieten.

    Geers: Bleibt es da auch bei, oder wird dieser E5-Sprit dann irgendwann nicht mehr angeboten?

    Gärtner: Für die nächsten Jahre bleibt es dabei, natürlich bestimmt nicht auf unbegrenzte Zeit. Wie das dann konkret aussieht, wird sich in den nächsten Jahren zeigen, hängt natürlich auch damit zusammen, wie der Bestand sich ändert, weil es gehen ja immer wieder ältere Fahrzeuge, die eben jetzt nicht E10-tauglich sind, aus dem Markt, und wahrscheinlich wird es dann so ausschauen, dass nicht mehr jede Tankstelle E5 verfügbar hat. Aber für die nächsten Jahre ist das auf jeden Fall flächendeckend gewährleistet.

    Geers: Ich habe gelesen, Frau Gärtner, dass die Autofahrer, deren Fahrzeuge diesen E10-Sprit nicht vertragen sollen, besonders aufpassen müssen. Das heißt, einmal den falschen Sprit getankt, das sei schon zu viel. Ist das richtig?

    Gärtner: Ja, kann sein, weil Ethanol zum einen Aluminiumbauteile angreift und das führt zu einer sogenannten Ethanol-Korrosion. Die kann mit einmal Tanken bereits ausgelöst werden. Deshalb sollte man eben die Finger weg lassen von E10, wenn man keine Freigabe vom Hersteller dafür hat.

    Geers: Das heißt, wenn man diese Ethanol-Korrosion dann getankt hätte im wahrsten Sinne des Wortes, dann wäre das auch nicht mehr zu stoppen?

    Gärtner: Ja, so heißt es.

    Geers: Brauchen denn die Autos, die künftig mit E10 fahren, Frau Gärtner, auch mehr Benzin? Das heißt, erhöht die Beimischung von Bioethanol zum Sprit den Benzinverbrauch?

    Gärtner: Einen geringfügigen Mehrverbrauch wird es geben, weil Ethanol hat einen ungefähr ein Drittel geringeren Energiegehalt im Vergleich zum normalen Otto-Kraftstoff, und deshalb wird ein geringer Mehrverbrauch feststellbar sein, ja.

    Geers: Kann man das beziffern, wie viel das mehr sein wird?

    Gärtner: Ja. Wenn es grob an die 35 Prozent weniger Energiegehalt hat, dann kann man grobe Richtung bei zehn Prozent Beimischung von drei Prozent sprechen.

    Geers: Wird Benzin mit der Beimischung von Bioethanol auf 10 Prozent Anteil dann ab 1. Januar auch teuerer?

    Gärtner: Man kann davon ausgehen, dass es aufgrund der von Ihnen genannten Gründe hier zu einem Preisanstieg kommen wird. Der ADAC wird natürlich die Preisentwicklung hier weiter verfolgen und falls es zu unverhältnismäßigen Preiserhöhungen kommt, werden wir hier natürlich schon auch versuchen, dagegen vorzugehen. Also wir werden die Preisentwicklung hier genau beobachten.

    Geers: Eine letzte Frage noch zu den Tankstellen. Wie wird das denn ab Januar aussehen? Wird dann an den Zapfsäulen jeweils genau und für jedermann sichtbar ein Aufkleber sein, nach dem Motto hier ist E10 und da ist noch E5er-Sprit zu haben, oder wie muss man sich das als Autofahrer vorstellen?

    Gärtner: Alle Zapfsäulen haben ja den bekannten runden Aufkleber eigentlich. Momentan steht da zum Beispiel "Super schwefelfrei". Es bleibt auch bei dem bisherigen Kraftstoff so. Der E10-Kraftstoff wird dagegen mit "Super E10 schwefelfrei" gekennzeichnet werden. Darüber hinaus werden die E10-Zapfsäulen noch mal mit einem Zusatzaufkleber gekennzeichnet, sozusagen mit einem Hinweis, dass hier zehn Prozent Ethanol enthalten ist und dass man sich vor der Verwendung dringend informieren soll, ob man diesen Kraftstoff auch tanken kann. Das ist noch ein extra Zusatzaufkleber.

    Geers: Ab Januar kommt der sogenannte E10-Sprit an die Tankstellen. Das war Andrea Gärtner vom ADAC-Technikzentrum. Vielen Dank.