Freitag, 03. Mai 2024

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Zehnkämpfer Kazmirek
"Wir sehen nichts von den Millionen"

Kai Kazmirek ist nach der Saison-Absage von Rico Freimuth der aktuell wohl beste deutsche Zehnkämpfer. Im Interview kritisierte er die deutschen Sportverbände sehr deutlich. Der Sport habe relativ viele Gelder, die in die Verbände flössen. "Und irgendwo gehen sie unter", sagte er im DLF.

Kai Kazmirek im Gespräch mit Matthias Friebe | 02.06.2018
    Kai Kazmirek beim Hürdenlauf während des Zehnkampfmeetings in Götzis
    Kai Kazmirek beim Hürdenlauf während des Zehnkampfmeetings in Götzis (imago/ Austria Photo/ Ulf Schiller)
    Für Kai Kazmirek läuft es sportlich gut. Beim ersten Wettkampf der Saison in Götzis in Österreich übertraf er die geforderte Norm für die Teilnahme an der EM locker. 8.000 Punkte sind gefordert, 8.329 erreichte er. Mit den Strukturen im deutschen Sport ist er allerdings unzufrieden.
    "Wir haben relativ viele Gelder zur Verfügung. Und diese Gelder fließen größtenteils in die Verbände. Und irgendwo gehen sie unter. Und keiner weiß so wirklich: ‚Wo gehen diese Gelder hin? Gehen die in die Strukturen, gehen die an die Funktionäre? Oder gehen die an Athleten?‘ Also wir sehen da nicht sehr viel von," sagte Kazmirek im Interview.
    "Wir sind wirklich angewiesen auf private Sponsoren, auf Ausrüster. Wir sind auf PR-Termine angewiesen, damit wir überhaupt Geld verdienen. Und natürlich auf öffentliche Gelder, wie zum Beispiel Polizei oder Bundeswehr. Aber vom Verband, wo ja teilweise wirklich Millionen hinfließen von der Bundesregierung, da sehen wir nichts von."
    Danach gibt einen Boom
    Die Europameisterschaften sieht Kazmirek als gute Werbe-Möglichkiet für die Leichtathletik. Er sagt:
    "Die Heim-EM hilft extrem viel. Man merkt das immer, nach Olympischen Spielen, nach Weltmeisterschaften gibt es einen Boom bei uns im Verein, es kommen extrem viele Neuanmeldungen und die Kinder sind dann auch begeistert. Und auch die Eltern, weil sie feststellen: Es ist eine ganz tolle Sportart.
    Das Problem ist, wir haben ein großes Marketingproblem mit TV-Rechten. Man müsste theoretisch eine deutsche Serie, eine "German Series" einführen, bei der die deutschen Teilnehmer immer mit dabei sind. Das ist umsetzbar, da müssten die Athleten nur mitziehen. Und das ist halt immer das große Problem."
    Drei Meetings für einen Zehnkampf
    Der Mehrkampf könnte für Kazmirek aber auch im aktuellen System eine größere Rolle spielen. Bei den großen Mettings taucht er normalerweise nicht auf.
    "Man könnte bei Diamond-League-Meetings sogenannte Dreikämpfe einführen: Das wäre ein Superevent, wo man am Ende drei Disziplinen, drei Disziplinen und dann vier Disziplinen hätte. Das wären drei Wettkämpfe, aber man hat sozusagen einen Zehnkampf gemacht."
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.