"Ich glaube, dass die Fehler, die die Regierung von Silvio Berlusconi in den letzten fünf Jahren begangen hat, so groß sind, dass Romano Prodi jetzt das Regierungsruder übernehmen sollte. Egal wie knapp seine Mehrheit ist. Es bleibt uns nichts anderes übrig. Wir dürfen dieses Land nicht noch einmal Berlusconi ausliefern. Das ist das Wichtigste im Moment. "
Andrea Camilleri schaute wie die meisten Italiener bis tief in die Nacht Fernsehen. Der auch in Deutschland bekannte Bestsellerautor ist enttäuscht vom Wahlausgang: Die vom Medienzaren geführte Koalition verlor in beiden Kammern des italienischen Parlaments - aber so knapp, dass die Koalition von Romano Prodi beim Ausscheren nur einiger weniger ihrer Abgeordneten oder Senatoren kein Gesetz und keine Reform durchbringen wird. Camilleri hatte wie die meisten italienischen Intellektuellen und Künstler Italiens auf einen entscheidenden Sieg von Prodi gehofft. Eine Hoffnung, die auch die Schriftstellerin Lidia Ravera teilte:
"Auch ich hoffe, dass Prodi trotzdem regieren kann. Fünf Jahre Berlusconi haben sich extrem negativ auf unsere Kulturpolitik ausgewirkt. Die Ausgaben für Musik und Theater wurden um bis zu 40 Prozent gekürzt. Unsere Museen haben immer weniger Geld, Bibliotheken mussten schließen, die wissenschaftliche Forschung wurde finanziell so beschnitten, dass sie sich nur noch durch Aufträge von Unternehmen über Wasser halten kann. Um das zu ändern, braucht man eine klare Mehrheit und deshalb bin ich pessimistisch. "
Romano Prodi hatte während seines Wahlkampfs in verschiedenen Interviews erklärt, dass er, sollte seine Koalition die Wahlen gewinnen, die Kürzungen des Kulturfonds, der die Theater und Opernhäuser finanziert, zurücknehmen werde. Den Universitäten und staatlichen Forschungseinrichtungen versprach er, dass er ihre Budgets deutlich anheben werde. Das Budget des Kulturministeriums - das in den letzten Jahren nur knapp einen Prozentpunkt des Gesamthaushaltes der Regierung ausmachte - will Prodi verdoppeln. Eine Prodi-Regierung, meint Salvatore Settis, Kunsthistoriker und einer der entschiedensten Kritiker der Kulturpolitik Berlusconis, müsse endlich eine fähige Person zum Kulturminister ernennen, die weiß, worum es gehe:
"Die meisten Kulturminister Italiens haben doch nie richtig verstanden, um was es sich bei ihrer Aufgabe handelt. Das waren Politiker, die mit Kultur nichts am Hut hatten und mit einem Ministerposten versorgt werden mussten. Die Linksparteien hatten immer wieder versucht, fähige Personen in dieses Amt zu bringen: Walter Veltroni und Giovanna Melandri. Und: sie waren die einzigen Parteien, die während des Wahlkampfes das Thema Kultur und seine Probleme diskutiert haben. Die Rechte sieht in unseren Kulturgütern doch nur Objekte, mit denen man Geld machen kann. "
Die Regierungsbildung wird sich aufgrund der Wahlergebnisse wahrscheinlich Wochen hinziehen. Romano Prodi erklärte aber bereits, dass das Kulturministerium von einer Frau oder einem Mann geführt werden soll, die oder der die nötigen Kompetenzen mitbringt. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Linksdemokratin Giovanna Melandri erneut Kulturministerin werden könnte - eine Frau, die als eine der besten Kennerinnen Italiens in punkto Kulturpolitik gilt.
Doch was nützt es, wenn Prodi der Kultur mehr Aufmerksamkeit widmen will als die Vorgängerregierung, wenn angesichts knapper Mehrheiten in beiden Kammern des Parlaments jedes Gesetz und jede Reform zu einer Zitterpartie werden wird?
Aufgrund der politischen Verhältnisse, die sich aus den Wahlen ergeben haben, werde Prodi folglich nicht viel ausrichten können, meint Sergio Segalini. Der berühmte italienische Theatermann war bis vor wenigen Tagen Intendant des Opernhauses La Fenice in Venedig:
"So wie es im Moment aussieht kann es nicht mehr weitergehen. Das ist die Schuld des Systems, so, wie man hier die Theater organisiert. Wir brauchen eine große und umfassende Reform. "
Segalini trat als Intendant zurück, weil er aufgrund der von der Berlusconi-Regierung beschlossenen Kürzungen der Ausgaben für die Opernhäuser das La Fenice in der zweiten Jahreshälfte geschlossen lassen muss. Auch in den anderen größten Musiktheater sieht es alles andere als rosig aus: die Kürzungen führen zu weniger Aufführungen, Festivals wissen nicht mehr wie sie ihre Programm finanzieren sollen und immer häufiger werden Opern nur noch konzertant aufgeführt.
Wahlsieger Prodi sind die Hände gebunden. Mit seinen knappen Mehrheiten im Parlament und mit einem Senat lassen sich die erhofften Reformen in der Kulturpolitik nicht durchführen.
Andrea Camilleri schaute wie die meisten Italiener bis tief in die Nacht Fernsehen. Der auch in Deutschland bekannte Bestsellerautor ist enttäuscht vom Wahlausgang: Die vom Medienzaren geführte Koalition verlor in beiden Kammern des italienischen Parlaments - aber so knapp, dass die Koalition von Romano Prodi beim Ausscheren nur einiger weniger ihrer Abgeordneten oder Senatoren kein Gesetz und keine Reform durchbringen wird. Camilleri hatte wie die meisten italienischen Intellektuellen und Künstler Italiens auf einen entscheidenden Sieg von Prodi gehofft. Eine Hoffnung, die auch die Schriftstellerin Lidia Ravera teilte:
"Auch ich hoffe, dass Prodi trotzdem regieren kann. Fünf Jahre Berlusconi haben sich extrem negativ auf unsere Kulturpolitik ausgewirkt. Die Ausgaben für Musik und Theater wurden um bis zu 40 Prozent gekürzt. Unsere Museen haben immer weniger Geld, Bibliotheken mussten schließen, die wissenschaftliche Forschung wurde finanziell so beschnitten, dass sie sich nur noch durch Aufträge von Unternehmen über Wasser halten kann. Um das zu ändern, braucht man eine klare Mehrheit und deshalb bin ich pessimistisch. "
Romano Prodi hatte während seines Wahlkampfs in verschiedenen Interviews erklärt, dass er, sollte seine Koalition die Wahlen gewinnen, die Kürzungen des Kulturfonds, der die Theater und Opernhäuser finanziert, zurücknehmen werde. Den Universitäten und staatlichen Forschungseinrichtungen versprach er, dass er ihre Budgets deutlich anheben werde. Das Budget des Kulturministeriums - das in den letzten Jahren nur knapp einen Prozentpunkt des Gesamthaushaltes der Regierung ausmachte - will Prodi verdoppeln. Eine Prodi-Regierung, meint Salvatore Settis, Kunsthistoriker und einer der entschiedensten Kritiker der Kulturpolitik Berlusconis, müsse endlich eine fähige Person zum Kulturminister ernennen, die weiß, worum es gehe:
"Die meisten Kulturminister Italiens haben doch nie richtig verstanden, um was es sich bei ihrer Aufgabe handelt. Das waren Politiker, die mit Kultur nichts am Hut hatten und mit einem Ministerposten versorgt werden mussten. Die Linksparteien hatten immer wieder versucht, fähige Personen in dieses Amt zu bringen: Walter Veltroni und Giovanna Melandri. Und: sie waren die einzigen Parteien, die während des Wahlkampfes das Thema Kultur und seine Probleme diskutiert haben. Die Rechte sieht in unseren Kulturgütern doch nur Objekte, mit denen man Geld machen kann. "
Die Regierungsbildung wird sich aufgrund der Wahlergebnisse wahrscheinlich Wochen hinziehen. Romano Prodi erklärte aber bereits, dass das Kulturministerium von einer Frau oder einem Mann geführt werden soll, die oder der die nötigen Kompetenzen mitbringt. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Linksdemokratin Giovanna Melandri erneut Kulturministerin werden könnte - eine Frau, die als eine der besten Kennerinnen Italiens in punkto Kulturpolitik gilt.
Doch was nützt es, wenn Prodi der Kultur mehr Aufmerksamkeit widmen will als die Vorgängerregierung, wenn angesichts knapper Mehrheiten in beiden Kammern des Parlaments jedes Gesetz und jede Reform zu einer Zitterpartie werden wird?
Aufgrund der politischen Verhältnisse, die sich aus den Wahlen ergeben haben, werde Prodi folglich nicht viel ausrichten können, meint Sergio Segalini. Der berühmte italienische Theatermann war bis vor wenigen Tagen Intendant des Opernhauses La Fenice in Venedig:
"So wie es im Moment aussieht kann es nicht mehr weitergehen. Das ist die Schuld des Systems, so, wie man hier die Theater organisiert. Wir brauchen eine große und umfassende Reform. "
Segalini trat als Intendant zurück, weil er aufgrund der von der Berlusconi-Regierung beschlossenen Kürzungen der Ausgaben für die Opernhäuser das La Fenice in der zweiten Jahreshälfte geschlossen lassen muss. Auch in den anderen größten Musiktheater sieht es alles andere als rosig aus: die Kürzungen führen zu weniger Aufführungen, Festivals wissen nicht mehr wie sie ihre Programm finanzieren sollen und immer häufiger werden Opern nur noch konzertant aufgeführt.
Wahlsieger Prodi sind die Hände gebunden. Mit seinen knappen Mehrheiten im Parlament und mit einem Senat lassen sich die erhofften Reformen in der Kulturpolitik nicht durchführen.