Wochenzeitung
"Zeit" löscht Israel-Kolumne von Autor Maxim Biller

Die Wochenzeitung "Die Zeit" hat einen Text ihres Kolumnisten Maxim Biller zum Thema Israel aus seinem Online-Angebot gelöscht. Von dem Dokument sind nur noch der Titel "Morbus Israel" und der Name des Schriftstellers zu lesen.

    Porträt Billers. Er trägt ein weißes Hemd und eine Brille mit transparentem Rand. Er stütz sein Kinn auf die verschränkten Hände.
    Autor und Kolumnist: Maxim Biller (picture alliance / Swen Pförtner)
    Darunter heißt es: "Der an dieser Stelle erschienene Beitrag enthielt mehrere Formulierungen, die nicht den Standards der ZEIT entsprechen. Unsere aufwändige redaktionelle Qualitätssicherung hat leider nicht gegriffen. Wir haben den Text deshalb nachträglich depubliziert." Die Kolumne ist aber in der Print-Version zu lesen. Biller verteidigt darin Israel in der derzeitigen Debatte über die Nahost-Kriege und greift Teile der Öffentlichkeit für ihre Kritik an dem Land und seinem Vorgehen an.

    "Problematisch und nicht vertretbar"

    Die Stellungnahme einer Verlagssprecherin gegenüber dem "Spiegel" gibt näheren Aufschluss, welche Stellen im Einzelnen von der "Zeit"-Redaktion als untragbar bewertet wurden: So geht es um einen Halbsatz, in dem Biller von einer "strategisch richtigen, aber unmenschlichen Hungerblockade von Gaza" schreibt. Die "Zeit"-Sprecherin sagte dem Nachrichtenmagazin, man halte diese Formulierung für "problematisch und nicht vertretbar".
    Kritisiert wird auch ein Witz, mit dem Billers Kolumne endet. Darin kommt ein Israeli zum Arzt: "'Herr Doktor, ich war gerade vierzig Tage mit meiner Einheit in Gaza und hab keine Lust mehr, auf Araber zu schießen. Was soll ich tun?' 'Sie könnten damit natürlich sofort aufhören, wenn Sie wollten', sagt der Arzt, 'aber raten würde ich es Ihnen nicht. Auch nicht nach unserer Therapie.' Leser machen dem Autor hier den Vorwurf, Witze über das Töten von Menschen zu machen.

    "Zeit" selbstkritisch

    Der Artikel hätte insgesamt so nicht erscheinen dürfen, so die Verlagssprecherin gegenüber dem "Spiegel", die aber das eigene Versäumnis betont: "Es bleibt ganz allein unser Fehler, dass wir mit Maxim Biller vor Veröffentlichung nicht über mögliche Änderungen gesprochen haben." Dies nicht getan zu haben, sei eine "schwere Panne in unserem redaktionellen Prozess" gewesen, die man sehr bedaure.
    Der 1960 als Kind als Kind russisch-jüdischer Eltern in Prag geborene Maxim Biller schreibt seit den 1980er Jahren Kolumnen; unter anderem auch für den "Spiegel", die FAZ und früher für das Magazin "Tempo". Außerdem hat er unter anderem mehrere Romane veröffentlicht.
    Diese Nachricht wurde am 28.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.