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Zeitenwechsel bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank

Heute war es also so weit - für Josef Ackermann: Nach drei Jahren mühsamer und wenig professionell erscheinender Nachfolgesuche wechselt die Spitze der Deutschen Bank. Auf der Hauptversammlung in Frankfurt nahm Josef Ackermann das Ruder aus der Hand, gleich zwei Banker, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, übernehmen seinen Job.

Von Brigitte Scholtes |
    Kreativ sind die Kritiker der Deutschen Bank auf jeden Fall. Das zeigte das Bündnis "Andere Banken braucht das Land" mit einem Kabarett vor der Hauptversammlung in der Frankfurter Festhalle.

    "Die Deutsche Bank leiht Fabrikanten von Streubomben Geld. Wissen die Leute, die so etwas behaupten eigentlich, wie schwer das ist, für einen Streubomben-Hersteller, Geld geliehen zu bekommen."

    Den Vorwurf der Finanzierung von Streubomben und der Rüstungsindustrie als auch der Steuerflucht und der Wetten auf Nahrungsmittelpreise greift auch Attac auf, der Eindruck, den deren Sprecherin Jutta Sundermann von der Ära Ackermann hat, überrascht deshalb nicht:

    "Katastrophal! Die Deutsche Bank ist ein extrem mächtiges Institut. Josef Ackermann hat es geschafft, zum mächtigsten Politiker des Landes zu werden ohne jede demokratische Legitimation."

    Die Aktionäre ziehen ein unterschiedliches Fazit:

    - "Für mich war das ein guter Mann und hat die Bank bestimmt gut geführt."

    - "Der wollte sich am Kurs messen lassen. Voriges Jahr hat er noch von 40 Euro gesprochen, jetzt haben wir 28 - da bin ich etwas enttäuscht."

    Und drinnen war Rückblick angesagt. Clemens Börsig, der scheidende Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, zog ein Resümee der zehn Jahre, in denen Josef Ackermann an der Spitze der Bank gestanden hatte, vor allem auch dafür, dass die Bank ohne Staatshilfe durch die Krise gekommen war:

    "Dieser Erfolg wird immer mit Ihrem Namen verbunden bleiben."

    Dieser Applaus rührte den scheidenden Deutsche-Bank-Chef sichtlich. Ackermann zog Bilanz, verwies auf die zwei Phasen seiner Amtszeit vor der Finanzkrise und danach und zeigte sich auch selbstkritisch. Ihre Ziele müsse die Bank ohne negative Nebenwirkungen für die Gesellschaft erreichen:

    "Kein Geschäft darf es uns wert sein, den Ruf und die Glaubwürdigkeit der Bank aufs Spiel zu setzen. Diesem Grundsatz sind wir aus heutiger Sicht, und ich unterstreiche aus heutiger Sicht, in den Jahren des allgemeinen Überschwangs vor der Finanzkrise nicht immer voll gerecht geworden."

    Mit Wehmut scheide er aus dem Amt, aber auch mit Freude. Freude auf die Leistung des Geldhauses, das er nun an den Investmentbanker Anshu Jain und den Deutschlandchef Jürgen Fitschen übergibt:

    "Die Deutsche Bank ist eine erste Adresse, sie steht gut, national wie international. Und sie ist für die Zukunft gut gerüstet. Meine Nachfolger Jürgen Fitschen und Anshu Jain können zusammen mit ihren Kollegen im Vorstand und Group Executive Committee sowie dem Aufsichtsrat auf dem gemeinsam Erreichten aufbauen und die traditionsreiche Geschichte dieser großartigen Bank erfolgreich fortführen. Dabei begleiten sie meine besten Wünsche - nicht zuletzt auch als Aktionär."

    Das aber klang dann doch recht dürftig - und machte nochmals deutlich, dass das künftige Führungsduo nicht Ackermanns erste Wahl für seine Nachfolge war.