Archiv


Zeitgeschichte und persönliches Schicksal

"Wenn ich etwas sage, verliert es sofort und endgültig die Wichtigkeit, wenn ich es aufschreibe, verliert es sie auch immer, gewinnt aber manchmal eine neue." Das schreibt Franz Kafka am 3. Juli 1913 in sein Tagebuch. Auch andere Schriftsteller wie Thomas Mann oder Max Frisch, Brigitte Reimann oder Sylvia Plath reflektieren in ihren Tagebüchern ihr Leben und ihren Schreibprozess. Und das Tagebuch der 13-jährigen Anne Frank gehört zu den bewegendsten Zeugnissen der Weltliteratur.

Eine Sendung von Dörte Hinrichs und Andreas Stopp (Moderation) |
    Heute dagegen schreiben viele Teenager in Online-Blogs über ihr Leben und das, was sie bewegt – und erreichen via Internet potenziell ein Millionenpublikum, das daran Anteil nimmt und darauf reagiert.
    Um Erlebtes vor dem Vergessenwerden zu retten und um Spuren zu hinterlassen, aber auch um kritische Lebensereignisse zu bewältigen oder sich sebst besser zu verstehen, verspüren immer mehr ältere Menschen das Bedürfnis, rückblickend über das eigene Leben zu schreiben. Allein oder unter Anleitung in Schreibwerkstätten entstehen persönliche Erinnerungen, die zugleich zeitgeschichtliche Phänomene abbilden.

    Was fasziniert uns am Tagebuchschreiben oder am Verfassen der eigenen Lebensgeschichte? Wer liest solche Werke? Sind es auch die Jungen, die sich für die niedergelegte Geschichte der Alten interessieren?

    Darüber möchten wir mit ExpertInnen diskutieren und wir sind gespannt auf die Erfahrungen und Erkenntnisse unserer HörerInnen.


    Studiogäste:

    Dr. Herrad Schenk, Soziologin und Autorin ("Die Heilkraft des Schreibens. Wie man vom eigenen Leben erzählt")

    Dr. Alexander Kochinka, Institut für Pädagogische Psychologie der Universität Hannover, ("Psychisches Geschehen im Tagebuch. Kulturpsychologische Fallstudien")

    Telefonate mit:
    Dr. Gabriele Krone-Schmalz über ihr Buch "Privatsache",
    dem Deutschen Tagebucharchiv in Emmendingen,
    Memoro - Die Bank der Erinnerungen, e.V.


    Literaturhinweise

    * Herrad Schenk: Die Heilkraft des Schreibens. Wie man vom eigenen Leben erzählt.
    München 2009 (Verlag: becksche reihe)
    * Herrad Schenk: Das Haus, das Glück und der Tod.
    München 1998 (Verlag: C.H.Beck)
    * Alexander Kochinka: Psychisches Geschehen im Tagebuch. Kulturpsychologische Fallstudien.
    Weilerswist 2008 (Verlag:Velbrück Wissenschaft)
    * Gabriele Krone-Schmalz: Privatsache
    München 2009 (Herbig-Verlag)

    Weiterführende Links

    Deutsches Tagebucharchiv e.V. Emmendingen

    Memoro - Die Bank der Erinnerungen, e.V.