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Zeitumstellung am Kölner Dom
Pünktliches Pendel von 1880

Es gibt Stimmen, die sagen: In Köln gehen die Uhren anders. Die meinen dann nicht nur die Karnevalszeit, sondern auch den Kölschen Klüngel. Doch wenn in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Uhren überall in Deutschland auf Winterzeit umgestellt werden, gibt es auch in Köln eine Stelle, an denen es den Kölnern wichtig ist, dass ganz präzise gearbeitet wird.

Von Moritz Küpper |
    Der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich neben dem mechanischen Uhrwerk.
    Der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich neben dem mechanischen Uhrwerk. (Deutschlandradio / Moritz Küpper)
    Der Aufzug fährt Peter Füssenich zum zweiten Haltepunkt:
    "Ja, es ist genau das, dass man in einer Tradition steht von Handwerkern, von Architekten ..."
    Der Kölner Dombaumeister ist auf rund 20 Meter Höhe angekommen. Unten ihm, in Sichtweise, liegt der Kölner Hauptbahnhof, über Füssenich ragen noch weitere 137 Meter des Kölner Doms in den Himmel. Füssenich, selbst Architekt und Denkmalpfleger, ist stolz darauf, die jahrhundertelange Tradition von Handwerkern, Architekten, kurzum von Erbauern des Doms fortzusetzen. Er kümmert sich um die Pflege, den Erhalt – und eben die Zeit. Nun geht er vorweg.
    "Das ist dann auch der Weg, den ich des Nachts nehme."
    Dann, wenn Füssenich von Samstag auf Sonntag die Uhr im Kölner Dom umstellen wird. Obwohl er dann nachts alleine in der großen Kathedrale unterwegs sein wird, braucht er keine Taschenlampe:
    "Es gibt immer so eine Art Nachtlicht, also eine Art Nachtbeleuchtung, so dass das gar nicht notwendig ist."
    Händisch aufziehen
    Anders als die Zeitumstellung. Denn während viele Kirchen im 20. Jahrhundert auf technisch betriebene Uhren umgestellt haben, besitzt der Kölner Dom noch eine der wenigen mechanischen Uhrwerke – was nun auch den persönlichen Einsatz erforderlich macht:
    "Wir sind aber nicht faul, sondern bewegen uns weiter. Deshalb ist es auch notwendig, die Uhr jeden Tag händisch aufzuziehen und eben auch die Zeitumstellung zu machen."
    Mittlerweile ist Füssenich in einem Raum im Südturm angekommen. Hier steht das Dom-Uhrwerk, das im Jahr 1876 bei Johann Mannhardt, einem bekannten Turmuhrmacher, in München in Auftrag gegeben wurde.
    "Die Uhr stammt tatsächlich aus der Fertigstellung des Kölner Domes, 1880 wurde sie hier errichtet. Und steht seitdem auch an diesem Platz."
    Unverändert, seit 1880?
    Ähnliche Uhrwerke, auch von Mannhardt, sind noch in der Frauenkirche in München, am Berliner Rathaus, im Vatikan und in Venedig zu finden. Füssenich schaut auf das komplexe Räderwerk mit Ketten und Pendeln, die durch das Glas der Holzverkleidung sichtbar sind. Unverändert, seit 1880?
    "Sie wurde im Krieg natürlich beschädigt. Also, es gab hier zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs Beschädigungen am Ziffernblatt und auch am Uhrwerk, das wurde zerstört. Und wurde dann erst später instand gesetzt. Komplett renoviert die Uhr 1989 das letzte Mal."
    Das Ganze, etwa drei Meter hoch, mit zwei Flügeltüren, erinnert an einen größeren Wandschrank, was an dem Holz und den Verzierungen liegen mag, wären da nicht die fünf Stahlseile, die zur Decke hinaufführen. Sie sind mit Gewichten sowie dem Ziffernblatt, das im Innenraum hoch oben am Ende des Südschiffs hängt, und kleinen Glocken verbunden, die alle Viertelstunde läuten. Nun ist es Viertel vor, die einzelnen Zahnräder setzen sich in Bewegung.
    Die Zeit anhalten
    Es sind diese Momente, in denen sich niemand an der Uhr zu schaffen machen darf, auch Füssenich nicht, denn dann könnte die Mechanik beschädigt werden. Die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit ist für Füssenich – bis auf die Uhrzeit – auch keine große Sache, ...
    "... weil man die Uhr schlichterdings nur einmal anhalten muss. Und das Pendel nach einer Stunde wieder in Bewegung setzt. Und damit hat es sich."
    Eine Stunde, die Füssenich dann im Dom warten muss. Doch während die jetzige Umstellung zumindest mechanisch recht einfach ist, wird es dann beim Wechsel vom Winter- auf die Sommerzeit wieder etwas komplizierter, ...
    "..., weil das bedeutet, dass man das gesamte Uhrwerk einmal komplett durchlaufen lassen muss. Bis auf die dann fehlende Stunde dann natürlich. Dann hält man quasi die Uhr natürlich auch an, stellt den Glockenschlag ab, damit der sich nicht die ganze Zeit dann meldet beim Durchlaufen. Und dann ist die Uhr quasi wieder eingestellt, wenn das Uhrwerk einmal durchgelaufen ist."
    Hilfe der Physik
    Eine kleine Funkuhr, die unterhalb des Räderwerks steht, soll helfen, dass die Uhr exakt geht. Denn es ist schon so, dass der Dom mit seinen rund 20.000 Besuchern am Tag nicht nur einer der Touristen-Magnete Deutschlands ist sowie das Wahrzeichen aller Kölner. Nein, der Dom steht auch so unter einer gewissen Beobachtung:
    "Wenn die Uhr auch nur um wenige Minuten falsch geht, erhalten wir sehr viele Anrufe, die uns darauf hinweisen, dass die Dom-Uhr oder die Glocken, die dann eben zum Stundenschlag schlagen, nicht so ganz genau gehen."
    Und das will der Dombaumeister natürlich vermeiden. Seit 35 Jahren gibt es nun die Zeitumstellung, doch während die Mehrheit der Deutschen – nach einer aktuellen Forsa-Umfrage sind es 71 Prozent – dieses Wechselspiel ablehnen, freut sich Peter Füssenich im Fall der Winterzeit immer über die nun gewonnene Stunde. Wobei:
    "Ich habe nichts davon, weil ich dann natürlich hier, auf dem Uhrenboden des Kölner Domes bin und die Zeit auch umstelle."