"Die Ereignisse bauen alle aufeinander auf. Und das lässt mich schon noch vermuten, dass es da irgendwelche Gebietsabsprachen geben wird, wie auch immer man das bezeichnen will, mit dem Ziel sich in einigen Bereichen nicht ins Gehege zu kommen."
Die Ereignisse, von denen verdi-Gewerkschaftssekretärin Jutta Klebon spricht, spielen im Ruhrgebiet. Akteure sind die Verlage WAZ, Lensing-Wolff und Bauer. Innerhalb eines Jahres kündigten die Konkurrenten an, insgesamt zehn ihrer Lokalredaktionen und eine komplette Zeitung einzustellen.
Seltsamer Zufall: Am Ende des großen Zeitungsschließens hat die WAZ in Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop eine Monopolstellung, im Gegenzug kann der Konkurrenzverlag Lensing-Wolff, der die Ruhrnachrichten herausbringt, nach der Schließung von sechs WAZ-Redaktionen rund um Recklinghausen seine Marktposition deutlich verbessern.
Der Zeitungsexperte Horst Röper vom Dortmunder Formatt-Institut wittert ein Kompensationsgeschäft. Die Zeiten der großen Gebietskämpfe seien wegen der strengen Kartellbestimmungen vorbei, die neue Form der Flurbereinigung entziehe sich jeglicher Kontrolle.
"Es ist heute viel, viel schwieriger für Verlage, Verlage mit denen sie im Wettbewerb stehen, zu übernehmen. Das lässt das Bundeskartellamt in der Regel nicht zu. Aber das Kartellrecht reicht eben auch nicht aus, um Unternehmer, die nichts unternehmen wollen zum Handeln, zum Unternehmen zu zwingen. Wenn sich ein Verlag aus einer bestimmten Region zurückzieht, dann kann ihn auch das Kartellrecht nicht daran hindern. Es sei denn, das Bundeskartellamt könnte nachweisen, dass es hier Gebietsabsprachen gegeben hat zwischen Verlagen Aber solche Nachweise zu erbringen, fällt auch dem Bundeskartellamt schwer. "
Der Verlag Lensing-Wolff schweigt zu den Redaktionsschließungen, das Haus Bauer drohte gar dem Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski, der allzu laut über ein Verleger-Monopoly spekuliert hatte, mit einer Konventionalstrafe von 25.000 Euro. Und für die WAZ dementiert Hendrik Groth, stellvertretender Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung jegliche Gebietsabsprachen. Für die 20.000 Abonnenten, die die WAZ im Verbreitungsgebiet rund um Recklinghausen erreiche, seien die Kosten einfach zu hoch.
" Da haben wir sieben Redaktionen am laufen mit über 55 Leuten und diese Relation stimmt einfach nicht. Deshalb haben wir uns überlegt, wir legen sie zusammen, um in einer neuen Struktur weiterhin vor Ort zu sein."
Eine neue, moderne Bezirksredaktion in Recklinghausen, die mit nur noch 25 Angestellten auskommt, soll die sechs Lokalredaktionen ersetzen. Daher will Groth den Rückzug der WAZ auch nicht als Rückzug, sondern als zukunftsweisendes Modellprojekt verstanden wissen:
"Wir haben eine mobile Redaktion, das ist ein Kleinlaster, mit der wir 'rausfahren auf Marktplätze, auf Schulen, wo wir dann mit den Leuten ins Gespräch kommen. Insgesamt trauen wir uns tatsächlich jetzt mal einen mutigen Schritt nach vorne, einen Schritt, der zum Beispiel in den USA sehr häufig schon von Zeitungen gemacht wird, nämlich die Vernetzung von Print mit Online, um dann über Blogger, aber auch insgesamt über einen moderneren Online-Auftritt, die Leute an das Blatt zu binden."
Derzeit tingelt Groth durch den Kreis Recklinghausen, spricht mit aufgebrachten Bürgermeistern und besorgten Landtags- und Bundestagsabgeordneten, um ihnen sein Modellprojekt schmackhaft zu machen. Denn die Schließungen der jüngsten Vergangenheit haben auch die Politik alarmiert. Die Linkspartei hat auf Bundesebene eine Anfrage zur Entwicklung in NRW gestartet. Auch die SPD-Opposition im Düsseldorfer Landtag macht mit einer großen Anfrage Druck, denn die Landesregierung dort sieht die Pressekonzentration im Ruhrgebiet bislang eher gelassen.
Horst Röper sieht die Politik jetzt am Zug, um einem weiteren Zeitungssterben entgegen zu wirken:
"Ich bin eben der Überzeugung, dass die Politik hier nicht länger das Geschehen nur dem Markt überlassen darf. Wir sind ja eines der ganz, ganz wenigen Länder in Europa, das eben die Zeitungsvielfalt nicht aktiv fördert. Und ich habe dementsprechend vorgeschlagen, über Mehrwehrteuererlöse hier zu Fördermodellen zu kommen, mit denen man eben Zeitungen unterstützt, die in einer akuten Krise sind. "
Die Ereignisse, von denen verdi-Gewerkschaftssekretärin Jutta Klebon spricht, spielen im Ruhrgebiet. Akteure sind die Verlage WAZ, Lensing-Wolff und Bauer. Innerhalb eines Jahres kündigten die Konkurrenten an, insgesamt zehn ihrer Lokalredaktionen und eine komplette Zeitung einzustellen.
Seltsamer Zufall: Am Ende des großen Zeitungsschließens hat die WAZ in Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop eine Monopolstellung, im Gegenzug kann der Konkurrenzverlag Lensing-Wolff, der die Ruhrnachrichten herausbringt, nach der Schließung von sechs WAZ-Redaktionen rund um Recklinghausen seine Marktposition deutlich verbessern.
Der Zeitungsexperte Horst Röper vom Dortmunder Formatt-Institut wittert ein Kompensationsgeschäft. Die Zeiten der großen Gebietskämpfe seien wegen der strengen Kartellbestimmungen vorbei, die neue Form der Flurbereinigung entziehe sich jeglicher Kontrolle.
"Es ist heute viel, viel schwieriger für Verlage, Verlage mit denen sie im Wettbewerb stehen, zu übernehmen. Das lässt das Bundeskartellamt in der Regel nicht zu. Aber das Kartellrecht reicht eben auch nicht aus, um Unternehmer, die nichts unternehmen wollen zum Handeln, zum Unternehmen zu zwingen. Wenn sich ein Verlag aus einer bestimmten Region zurückzieht, dann kann ihn auch das Kartellrecht nicht daran hindern. Es sei denn, das Bundeskartellamt könnte nachweisen, dass es hier Gebietsabsprachen gegeben hat zwischen Verlagen Aber solche Nachweise zu erbringen, fällt auch dem Bundeskartellamt schwer. "
Der Verlag Lensing-Wolff schweigt zu den Redaktionsschließungen, das Haus Bauer drohte gar dem Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski, der allzu laut über ein Verleger-Monopoly spekuliert hatte, mit einer Konventionalstrafe von 25.000 Euro. Und für die WAZ dementiert Hendrik Groth, stellvertretender Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung jegliche Gebietsabsprachen. Für die 20.000 Abonnenten, die die WAZ im Verbreitungsgebiet rund um Recklinghausen erreiche, seien die Kosten einfach zu hoch.
" Da haben wir sieben Redaktionen am laufen mit über 55 Leuten und diese Relation stimmt einfach nicht. Deshalb haben wir uns überlegt, wir legen sie zusammen, um in einer neuen Struktur weiterhin vor Ort zu sein."
Eine neue, moderne Bezirksredaktion in Recklinghausen, die mit nur noch 25 Angestellten auskommt, soll die sechs Lokalredaktionen ersetzen. Daher will Groth den Rückzug der WAZ auch nicht als Rückzug, sondern als zukunftsweisendes Modellprojekt verstanden wissen:
"Wir haben eine mobile Redaktion, das ist ein Kleinlaster, mit der wir 'rausfahren auf Marktplätze, auf Schulen, wo wir dann mit den Leuten ins Gespräch kommen. Insgesamt trauen wir uns tatsächlich jetzt mal einen mutigen Schritt nach vorne, einen Schritt, der zum Beispiel in den USA sehr häufig schon von Zeitungen gemacht wird, nämlich die Vernetzung von Print mit Online, um dann über Blogger, aber auch insgesamt über einen moderneren Online-Auftritt, die Leute an das Blatt zu binden."
Derzeit tingelt Groth durch den Kreis Recklinghausen, spricht mit aufgebrachten Bürgermeistern und besorgten Landtags- und Bundestagsabgeordneten, um ihnen sein Modellprojekt schmackhaft zu machen. Denn die Schließungen der jüngsten Vergangenheit haben auch die Politik alarmiert. Die Linkspartei hat auf Bundesebene eine Anfrage zur Entwicklung in NRW gestartet. Auch die SPD-Opposition im Düsseldorfer Landtag macht mit einer großen Anfrage Druck, denn die Landesregierung dort sieht die Pressekonzentration im Ruhrgebiet bislang eher gelassen.
Horst Röper sieht die Politik jetzt am Zug, um einem weiteren Zeitungssterben entgegen zu wirken:
"Ich bin eben der Überzeugung, dass die Politik hier nicht länger das Geschehen nur dem Markt überlassen darf. Wir sind ja eines der ganz, ganz wenigen Länder in Europa, das eben die Zeitungsvielfalt nicht aktiv fördert. Und ich habe dementsprechend vorgeschlagen, über Mehrwehrteuererlöse hier zu Fördermodellen zu kommen, mit denen man eben Zeitungen unterstützt, die in einer akuten Krise sind. "