Mit diesem 100-Meter-Lauf bei der Leichtathletik-WM 2009 in Berlin hat der jamaikanische Sprinter Usain Bolt Sportgeschichte geschrieben. Weitaus weniger rasant, aber ähnlich spektakulär ging es bei der ersten Weltmeisterschaft im Zellenrennen zu. Im menschlichen Körper kommen verschiedenste Zelltypen vor, die sich auch fortbewegen können. Forscher haben sie jetzt in ein Wettrennen über 100 Mikrometer, also ein zehntel Millimeter, geschickt, um herauszufinden, welche Zelle wohl die schnellste ist.
"”Wir erwarteten, dass die dendritischen Zellen sehr schnell sein würden, oder auch die neutrophilen Granulozyten. Aber wir haben Zellen entdeckt, die deutlich schneller waren.""
Manuel Théry ist Biophysiker am staatlichen Forschungsinstitut CEA in Grenoble. Seit Jahren untersucht er, wie Zellen ihre Form verändern und sich dadurch fortbewegen können. Bei langen Beobachtungssitzungen am Mikroskop kam ihm eine Idee: Wie wäre es, verschiedene Zelltypen wie Leichtathleten gegeneinander antreten zu lassen? Gemeinsam mit Kollegen organisierte er das erste World Cell Race.
"”Das ist eine andere, ungewöhnliche Art zu forschen. Wer sich für Zellmigration interessiert, beobachtet normalerweise Zellen, die in Petri-Schalen auf Zufallskursen herumwandern und vermisst ihre Wege und Geschwindigkeit. Bei uns rennen die Zellen geradeaus, weil wir ihnen spezielle Bahnen vorgeben. Das ist lustig.""
Bis Ende Juli konnten Forscher aus aller Welt auf der Internetseite worldcellrace.com ihre Wettbewerber anmelden. Am Ende schickten 50 Teams knapp 100 Zelllinien von Menschen und Mäusen ins Rennen. Darunter Fibroblasten aus dem Bindegewebe, neutrophile Granulozyten aus dem Blut, dendritische Zellen des Immunsystems und Hautzellen. Für den Wettbewerb mussten sie nur eine Voraussetzung erfüllen: Alle Zellen mussten den Rennbahnen folgen können, die als dünne Proteinstreifen auf gläserne Objektträger aufgetragen waren. Ansonsten war alles erlaubt. Sogar Doping.
"Jedes Team konnte Zellen dopen. Genetische Manipulationen waren nicht nur grundsätzlich erlaubt, sondern sogar erwünscht. Uns ging es ja auch darum, Gene zu identifizieren, die an der Zellbewegung beteiligt sind."
Die Teilnehmer mussten ihre Zelllinien tiefgefroren an eins von fünf Austragungslabors in San Francisco, Boston, London, Heidelberg oder Singapur schicken. Dort wurden die Zellen aufgetaut und eine Woche lang in Kulturschalen vermehrt. Erst dann wurde jede Zelllinie einzeln auf die Rennbahn gesetzt und 24 Stunden lang per Videomikroskop im Zeitraffermodus gefilmt. Derzeit läuft am Curie-Institut in Paris noch die Auswertung der letzten Videos. Der Sieger steht zwar noch nicht fest, aber eine Erkenntnis: Viele Zellen waren schneller als erwartet.
"Anfangs schafften die schnellsten Zellen zwei bis drei Mikrometer pro Minute. Aber dann haben wir Zellen gefunden, die bis zu fünf Mikrometer pro Minute zurücklegen. Das sind die Schnellsten, die wir gesehen haben."
Die Siegerzeit dürfte also bei rund 20 Minuten für 100 Mikrometer liegen. Welcher Zelltyp den Rekord aufstellte, wird Manuel Théry offiziell erst im Dezember beim Jahrestreffen der American Society of Cell Biology in Denver bekannt geben. Dort will er die Rennvideos vorführen.
"Wenn man die Videos anschaut ist das richtig lustig. Die Zellen sehen wirklich wie Rennläufer aus bei den Olympischen Spielen."
Es geht aber auch um ernsthafte Wissenschaft.
"Dank der Rennbahnen können Zelltypen aus aller Welt unter gleichen Bedingungen verglichen werden. Das ist ein riesiges Experiment, das kein Labor alleine hätte durchführen können. Am Ende werden wir sehr viel erfahren über die Migrationseigenschaften."
Die Resonanz auf das World Cell Race war so groß, dass Manuel Théry bereits über einen neuen, erweiterten Wettbewerb nachdenkt.
"”Es werden nicht mehr alle Zellen gegeneinander laufen. Es wird verschiedene Disziplinen geben, sodass jeder Zelltyp eine Siegchance bekommt.""
Zum Beispiel sollen dann auch schwimmende Zellen in Mikrokanälen gegeneinander antreten. Und wer weiß: Vielleicht wird eines Tages sogar ein Live-Kommentator die Siegerzellen so bejubeln wie Usain Bolt nach seinem Superlauf.
"Neun komma fünf acht. Weltrekord! Ein Wahnsinn!"
"”Wir erwarteten, dass die dendritischen Zellen sehr schnell sein würden, oder auch die neutrophilen Granulozyten. Aber wir haben Zellen entdeckt, die deutlich schneller waren.""
Manuel Théry ist Biophysiker am staatlichen Forschungsinstitut CEA in Grenoble. Seit Jahren untersucht er, wie Zellen ihre Form verändern und sich dadurch fortbewegen können. Bei langen Beobachtungssitzungen am Mikroskop kam ihm eine Idee: Wie wäre es, verschiedene Zelltypen wie Leichtathleten gegeneinander antreten zu lassen? Gemeinsam mit Kollegen organisierte er das erste World Cell Race.
"”Das ist eine andere, ungewöhnliche Art zu forschen. Wer sich für Zellmigration interessiert, beobachtet normalerweise Zellen, die in Petri-Schalen auf Zufallskursen herumwandern und vermisst ihre Wege und Geschwindigkeit. Bei uns rennen die Zellen geradeaus, weil wir ihnen spezielle Bahnen vorgeben. Das ist lustig.""
Bis Ende Juli konnten Forscher aus aller Welt auf der Internetseite worldcellrace.com ihre Wettbewerber anmelden. Am Ende schickten 50 Teams knapp 100 Zelllinien von Menschen und Mäusen ins Rennen. Darunter Fibroblasten aus dem Bindegewebe, neutrophile Granulozyten aus dem Blut, dendritische Zellen des Immunsystems und Hautzellen. Für den Wettbewerb mussten sie nur eine Voraussetzung erfüllen: Alle Zellen mussten den Rennbahnen folgen können, die als dünne Proteinstreifen auf gläserne Objektträger aufgetragen waren. Ansonsten war alles erlaubt. Sogar Doping.
"Jedes Team konnte Zellen dopen. Genetische Manipulationen waren nicht nur grundsätzlich erlaubt, sondern sogar erwünscht. Uns ging es ja auch darum, Gene zu identifizieren, die an der Zellbewegung beteiligt sind."
Die Teilnehmer mussten ihre Zelllinien tiefgefroren an eins von fünf Austragungslabors in San Francisco, Boston, London, Heidelberg oder Singapur schicken. Dort wurden die Zellen aufgetaut und eine Woche lang in Kulturschalen vermehrt. Erst dann wurde jede Zelllinie einzeln auf die Rennbahn gesetzt und 24 Stunden lang per Videomikroskop im Zeitraffermodus gefilmt. Derzeit läuft am Curie-Institut in Paris noch die Auswertung der letzten Videos. Der Sieger steht zwar noch nicht fest, aber eine Erkenntnis: Viele Zellen waren schneller als erwartet.
"Anfangs schafften die schnellsten Zellen zwei bis drei Mikrometer pro Minute. Aber dann haben wir Zellen gefunden, die bis zu fünf Mikrometer pro Minute zurücklegen. Das sind die Schnellsten, die wir gesehen haben."
Die Siegerzeit dürfte also bei rund 20 Minuten für 100 Mikrometer liegen. Welcher Zelltyp den Rekord aufstellte, wird Manuel Théry offiziell erst im Dezember beim Jahrestreffen der American Society of Cell Biology in Denver bekannt geben. Dort will er die Rennvideos vorführen.
"Wenn man die Videos anschaut ist das richtig lustig. Die Zellen sehen wirklich wie Rennläufer aus bei den Olympischen Spielen."
Es geht aber auch um ernsthafte Wissenschaft.
"Dank der Rennbahnen können Zelltypen aus aller Welt unter gleichen Bedingungen verglichen werden. Das ist ein riesiges Experiment, das kein Labor alleine hätte durchführen können. Am Ende werden wir sehr viel erfahren über die Migrationseigenschaften."
Die Resonanz auf das World Cell Race war so groß, dass Manuel Théry bereits über einen neuen, erweiterten Wettbewerb nachdenkt.
"”Es werden nicht mehr alle Zellen gegeneinander laufen. Es wird verschiedene Disziplinen geben, sodass jeder Zelltyp eine Siegchance bekommt.""
Zum Beispiel sollen dann auch schwimmende Zellen in Mikrokanälen gegeneinander antreten. Und wer weiß: Vielleicht wird eines Tages sogar ein Live-Kommentator die Siegerzellen so bejubeln wie Usain Bolt nach seinem Superlauf.
"Neun komma fünf acht. Weltrekord! Ein Wahnsinn!"