"Fraunhofer EMB? Ja wunderschönen guten Tag, die Proben vom Zoo Hagenbeck sind da. Ja, danke."
Der Kurier bringt eine Kühlbox ins Labor. Anderthalb Stunden hat er von Hamburg gebraucht, Stau.
"Wenn das vom Zoo kommt, legen wir auch immer gleich los."
Madlen Nehrig streift sich Handschuhe über und zieht ein Plastikröhrchen aus der Box.
"Dass da so schnell wie möglich auch die Zellen isoliert werden können, und im Brutschrank gleich landet. Das ist schon wichtig, dass das alles zügig abläuft. Naja, wenn das schon länger liegen würde, dann wäre da ja auch Keimbefall, da würden sich die Bakterien vermehren, und das wollen wir ja nicht."
Heute Morgen ist im Hamburger Tierpark Hagenbeck ein Kamel zur Welt gekommen. Der Zootierarzt hat gleich ein Stückchen Kamelplazenta nach Lübeck geschickt, an die Fraunhofer Einrichtung für Marine Biotechnologie. Madlen Nehrig soll daraus Stammzellen isolieren, für den Cryo-Brehm, eine Zellbank für Wildtiere. Nehrig:
"So, jetzt würde ich mit der Pinzette die Plazenta in das Becherglas legen und mit der Schere weiter zerkleinern."
Der Cryo-Brehm soll ein "Lebendkompendium der Tiere" werden: Die Forscher frieren Zellen von gefährdeten Arten in flüssigem Stickstoff ein. So sollen die Zellen Jahrhunderte lang erhalten bleiben und der Nachwelt wertvolle Informationen über unsere Tierwelt liefern. Stammzellen eignen sich dafür am besten. Sie enthalten nämlich nicht nur das Erbmaterial. Sie lassen sich im Labor auch in viele verschiedenen Zelltypen umwandeln, sagt Charli Kruse, er leitet die Fraunhofer Einrichtung.
"Entscheidend ist, dass wir keine Tiere töten und keine Tiere beeinflussen dafür, sondern immer wenn Gewebe anfallen, zum Beispiel wenn ein Tier geboren wird, die Plazenta, oder wenn ein Tier stirbt, dann bekommen wir verschiedene Gewebe."
Der Hamburger Tierpark Hagenbeck ist einer von drei Zoos, die den Cryo-Brehm mit Material versorgen. Forscher können das Zell-Archiv auch heute schon nutzen. Wenn sie wissen wollen, wie Zellen auf Umwelteinflüsse reagieren, dann können sie die Zellen für ihre Studien einfach in Lübeck bestellen, auch Zellen von seltenen Arten. Kruse:
"Das sind auch so beispielsweise Anfragen von Wissenschaftlern, die gerne Zellen von besonderen Arten von uns bekommen wollen um zum Beispiel dort bestimmte Krankheitsbilder zu studieren, beziehungsweise auch dann Medikamente zu entwickeln, die speziell für diese Krankheiten einzelner Arten hergestellt werden."
Die eigentliche Zellbank befindet sich in einer Art Ladenlokal im Erdgeschoss. Jeder, der hier vorbeigeht, kann durchs Schaufenster gucken. Kruse:
"Weil wir zeigen wollen, dass Biobanken und Stammzellen eben nichts geheimnisvolles sind, deswegen haben wir am Schaufenster hier vorne auch einen großen Monitor hängen, wo man sich informieren kann, mit welchen Tieren, mit welchen Zellen wir hier arbeiten."
Zwischen Laborbänken steht der Kryotank, eine große Tonne aus Edelstahl, in die immer wieder Stickstoff gepumpt wird. 2000 Proben lagern hier schon, von 40 Tierarten, darunter der Schneeleopard, der Löffler und das Dromedar. Wenn die Tiere irgendwann ausgestorben sein sollten, dann könnten Forscher sie mit Hilfe der Zellen vielleicht wieder zum Leben erwecken. Sie könnten das Erbgut aus den Zellen isolieren und die Tiere klonen. Doch davon hält Charli Kruse gar nichts.
"Ziel der Zellbank ist es nicht, einen Jurassic-Park in 500 Jahren zu errichten. selbst wenn wir jetzt Tiere klonieren würden, später mal, wer würde beibringen, wie sie sich zu verhalten haben, wer würde ihnen quasi das Überleben in den neuen Bedingungen sichern, das sind Vorstellungen, die sind rein theoretisch."
Er kann es aber auch nicht ganz ausschließen. Denn wer weiß schon, was die Forscher in ein paar hundert Jahren alles mit den Zellen anstellen können.
Hinweis: Mehr zum Thema erfahren Sie am kommenden Sonntag, 17.10., 16:30 Uhr, im Deutschlandfunk. In Wissenschaft im Brennpunkt wird der Beitrag Zoo auf Eis gesendet.
Der Kurier bringt eine Kühlbox ins Labor. Anderthalb Stunden hat er von Hamburg gebraucht, Stau.
"Wenn das vom Zoo kommt, legen wir auch immer gleich los."
Madlen Nehrig streift sich Handschuhe über und zieht ein Plastikröhrchen aus der Box.
"Dass da so schnell wie möglich auch die Zellen isoliert werden können, und im Brutschrank gleich landet. Das ist schon wichtig, dass das alles zügig abläuft. Naja, wenn das schon länger liegen würde, dann wäre da ja auch Keimbefall, da würden sich die Bakterien vermehren, und das wollen wir ja nicht."
Heute Morgen ist im Hamburger Tierpark Hagenbeck ein Kamel zur Welt gekommen. Der Zootierarzt hat gleich ein Stückchen Kamelplazenta nach Lübeck geschickt, an die Fraunhofer Einrichtung für Marine Biotechnologie. Madlen Nehrig soll daraus Stammzellen isolieren, für den Cryo-Brehm, eine Zellbank für Wildtiere. Nehrig:
"So, jetzt würde ich mit der Pinzette die Plazenta in das Becherglas legen und mit der Schere weiter zerkleinern."
Der Cryo-Brehm soll ein "Lebendkompendium der Tiere" werden: Die Forscher frieren Zellen von gefährdeten Arten in flüssigem Stickstoff ein. So sollen die Zellen Jahrhunderte lang erhalten bleiben und der Nachwelt wertvolle Informationen über unsere Tierwelt liefern. Stammzellen eignen sich dafür am besten. Sie enthalten nämlich nicht nur das Erbmaterial. Sie lassen sich im Labor auch in viele verschiedenen Zelltypen umwandeln, sagt Charli Kruse, er leitet die Fraunhofer Einrichtung.
"Entscheidend ist, dass wir keine Tiere töten und keine Tiere beeinflussen dafür, sondern immer wenn Gewebe anfallen, zum Beispiel wenn ein Tier geboren wird, die Plazenta, oder wenn ein Tier stirbt, dann bekommen wir verschiedene Gewebe."
Der Hamburger Tierpark Hagenbeck ist einer von drei Zoos, die den Cryo-Brehm mit Material versorgen. Forscher können das Zell-Archiv auch heute schon nutzen. Wenn sie wissen wollen, wie Zellen auf Umwelteinflüsse reagieren, dann können sie die Zellen für ihre Studien einfach in Lübeck bestellen, auch Zellen von seltenen Arten. Kruse:
"Das sind auch so beispielsweise Anfragen von Wissenschaftlern, die gerne Zellen von besonderen Arten von uns bekommen wollen um zum Beispiel dort bestimmte Krankheitsbilder zu studieren, beziehungsweise auch dann Medikamente zu entwickeln, die speziell für diese Krankheiten einzelner Arten hergestellt werden."
Die eigentliche Zellbank befindet sich in einer Art Ladenlokal im Erdgeschoss. Jeder, der hier vorbeigeht, kann durchs Schaufenster gucken. Kruse:
"Weil wir zeigen wollen, dass Biobanken und Stammzellen eben nichts geheimnisvolles sind, deswegen haben wir am Schaufenster hier vorne auch einen großen Monitor hängen, wo man sich informieren kann, mit welchen Tieren, mit welchen Zellen wir hier arbeiten."
Zwischen Laborbänken steht der Kryotank, eine große Tonne aus Edelstahl, in die immer wieder Stickstoff gepumpt wird. 2000 Proben lagern hier schon, von 40 Tierarten, darunter der Schneeleopard, der Löffler und das Dromedar. Wenn die Tiere irgendwann ausgestorben sein sollten, dann könnten Forscher sie mit Hilfe der Zellen vielleicht wieder zum Leben erwecken. Sie könnten das Erbgut aus den Zellen isolieren und die Tiere klonen. Doch davon hält Charli Kruse gar nichts.
"Ziel der Zellbank ist es nicht, einen Jurassic-Park in 500 Jahren zu errichten. selbst wenn wir jetzt Tiere klonieren würden, später mal, wer würde beibringen, wie sie sich zu verhalten haben, wer würde ihnen quasi das Überleben in den neuen Bedingungen sichern, das sind Vorstellungen, die sind rein theoretisch."
Er kann es aber auch nicht ganz ausschließen. Denn wer weiß schon, was die Forscher in ein paar hundert Jahren alles mit den Zellen anstellen können.
Hinweis: Mehr zum Thema erfahren Sie am kommenden Sonntag, 17.10., 16:30 Uhr, im Deutschlandfunk. In Wissenschaft im Brennpunkt wird der Beitrag Zoo auf Eis gesendet.