Mittwoch, 01. Mai 2024

Jüdisches Leben in Deutschland
Zentralrat beklagt Antisemitismus aus dem linken Spektrum

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Schuster, hat vor einem zunehmend aktiven Antisemitismus von links gewarnt. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel erlebe man antisemitische Äußerungen und Aktionen verstärkt aus linken, leider auch akademischen Kreisen, sagte Schuster der Zeitung "Die Zeit".

06.12.2023
    Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sitzt an einem Schreibtisch.
    Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Schuster, beklagt, dass jede dritte jüdische Gemeinde antisemitische Angriffe meldet. (IMAGO / Emmanuele Contini)
    Die Bedrohung aus dem rechtsextremen Lager sei nicht verschwunden, nur hätten andere gerade die lautere Stimme. Schuster betonte, er sehe auch mehr Probleme in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aus der arabischen und aus der türkischen Welt. Man dürfe den Einfluss von israelfeindlichen Auftritten des türkischen Präsidenten Erdogan und seines Lobes für die Hamas nicht unterschätzen.

    "Juden wollen frei leben in Deutschland"

    Der Zentralratspräsident unterstrich, Jüdinnen und Juden wollten frei leben in Deutschland, ihrem Land. Derzeit habe sich das Leben vor allem in Berlin und Städten in Nordrhein-Westfalen für sie negativ verändert. "Ungefähr 20 Prozent der deutschen Bevölkerung haben antijüdische Vorurteile", sagte Schuster. Die Mehrheit denke also nicht so. "Zu schaffen macht mir aber die Gleichgültigkeit", betonte Schuster.

    Ein Drittel der Gemeinden erlebt antisemitische Angriffe

    Der Zentralrat hat eine Umfrage unter den jüdischen Gemeinden durchgeführt. Demnach hat ein Drittel der Gemeinden in Deutschland in den vergangenen Wochen antisemitische Angriffe erlebt. Sie reichten von Schmierereien bis zu persönlichen Beleidigungen, teilte der Zentralrat mit. Unisono berichteten betroffene Gemeinden von psychischem Druck durch Drohanrufe und Drohmails. "Das sind erschütternde Berichte", sagte Zentralratspräsident Schuster.
    Diese Nachricht wurde am 06.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.