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Zerstörung von Timbuktu
Neun Jahre Haft für Extremisten

In der Oasenstadt Timbuktu im Norden Malis zerstörten islamische Ansar-Dine-Rebellen 2012 mehrere jahrhundertealte muslimische Mausoleen. Vier Jahre später hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Islamisten schuldig gesprochen - wegen Kriegsverbrechen. Dafür muss er als Verantwortlicher ins Gefängnis.

27.09.2016
    Bilder aus einem Video, das die Zerstörung von Mausoleen 2012 in Timbuktu zeigt.
    Bilder aus einem Video zeigen, wie Dschihadisten mit Hacken und Äxten jahrhundertealte religiöse Bauwerke in Timbuktu zerschlagen. (AFP PHOTO STR / AFP)
    Zum ersten Mal hat der internationale Strafgerichtshof einen Dschihadisten für die Zerstörung von Weltkulturerbe schuldig gesprochen und zu einer Haftstrafe verurteilt. Vier Jahre nach der Zerstörung von Jahrhunderte alten religiösen Bauwerken in Timbuktu verurteilte das Gericht den Dschihadisten Ahmad Al Faqi al Mahdi in Den Haag zu neun Jahren Haft. Er hatte nach Ansicht der Richter die Attacken geleitet und war selbst an der Zerstörung von fünf Monumenten beteiligt.
    Der etwa 40 Jahre alte Islamist hatte die Tat gestanden. Das bewertete das Gericht als mildernden Umstand und verhängte eine verhältnismäßig milde Strafe. Die Zerstörung von Weltkulturerbe ist ein Kriegsverbrechen, das mit bis zu 30 Jahren Haft bestraft werden kann. Es war das erste Mal, dass ein Angeklagter vor dem Weltstrafgericht seine Schuld zugab.
    UNESCO: Urteil ein entscheidender Schritt
    Die UNESCO hat die Verurteilung Al Mahdis als wegweisende Entscheidung begrüßt. Das Urteil des Weltstrafgerichts sei ein entscheidender Schritt, um die Straffreiheit für die Zerstörung von Kulturerbe zu beenden, teilte die Kulturorganisation der Vereinten Nationen in Paris mit. Der Schutz von Kulturerbe sei zu einem wichtigen Sicherheitsthema geworden, das nicht vom Schutz von Menschenleben getrennt werden könne.
    "Absichtliche Angriffe auf die Kultur sind Kriegswaffen in einer weltweiten Strategie der kulturellen Säuberung", hieß es weiter. "Im Kontext wiederholter Gewalt gegen Menschen und ihr Erbe ist dieses Urteil des Internationalen Strafgerichtshofs ein Schlüsselelement der breiteren Antwort auf gewalttätigen Extremismus", sagte UNESCO-Chefin Irina Bokowa.
    Videos bewiesen die Teilnahme Al Mahdis
    Die Dschihadisten-Miliz Ansar Dine, die mit Al-Kaida verbündet ist, hatte im Sommer 2012 die Wüstenstadt Timbuktu im westafrikanischen Mali überrannt und neun mittelalterliche Heiligengräber und eine Moschee zerstört. Weltweit war das Entsetzen groß. Die meisten Gebäude des Weltkulturerbes sind mittlerweile restauriert worden. Timbuktu beherbergte in seiner Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert viele muslimische Schulen und Universitäten.
    Der auch als Abu Tourab bekannte Angeklagte war Leiter der Moralpolizei der Dschihadisten und hatte die Zerstörung geleitet. Mit Videos hatte die Anklage im Gerichtssaal bewiesen, dass Al Mahdi selbst auch mit der Axt auf die alten Mauern aus Lehm und Steinen eingeschlagen hatte. Damals hatte er die Tat als "Verteidigung des wahren Islam" gegen falsche Heiligenverehrung gerechtfertigt.
    Ahmad Al Faqi Al Mahdi.
    Ahmad Al Faqi Al Mahdi vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. (dpa/AP POOL/EPA/PATRICK POST)