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ZEW-Konjunkturbarometer
Schlechte Stimmung bei den Börsenprofis

Die Verbraucherstimmung in Deutschland ist gut. Das ergab das Barometer der Gesellschaft für Konsumforschung im August. Auch die Stimmung unter den Managern ist laut ifo-Geschäftsklima-Index gut. Anders sieht es hingegen bei den Börsenprofis aus.

Von Brigitte Scholtes | 11.08.2015
    Ein blaues Schild mit der weißen Aufschrift "DAX" im Frankfurter Börsensaal.
    Die deutschen Finanzexperten bleiben pessimistisch: Sie bewerten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft weiter schlecht. (dpa/picture alliance)
    Die deutschen Finanzexperten bleiben pessimistisch: Sie bewerten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft weiter schlecht. Zum fünften Mal in Folge ist der Konjunkturindex des ZEW, des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, gefallen – um deutliche 4,7 Punkte auf nun 25 Punkte.
    Damit liegt dieses Barometer nun auf dem tiefsten Stand seit dem vergangenen November. Dennoch laufe der deutsche Konjunkturmotor weiterhin gut, meint ZEW-Präsident Clemens Fuest, er führt den Rückgang auf die geopolitischen und weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurück, dadurch werde eine Verbesserung der Wirtschaftslage in Deutschland mittelfristig unwahrscheinlich. Was konkret die Börsenprofis befürchten, erklärt Christoph Swonke, Volkswirt der DZ-Bank:
    "Zum einen sind die Detailverhandlungen mit Griechenland noch nicht abgeschlossen. Es gibt Meldungen über ein deutlich schwächeres Wirtschaftswachstum in Russland, die Rezession dort aufgrund des schwachen Energiepreises und der seitens des Westens verhängten Sanktionen fällt schwerer aus als bisher erwartet und auch die Unsicherheiten über China und die zukünftige Konjunkturentwicklung haben in letzter Zeit zugenommen."
    Ein weiteres Zeichen der Schwäche
    Das zeigt sich auch heute an den Aktienmärkten: Die Abwertung des Yuan wird von den Börsianern als weiteres Zeichen der Schwäche der chinesischen Wirtschaft interpretiert. Die Erholung der Aktienkurse in den vergangenen Wochen hingegen hat die 228 befragten Börsenprofis offenbar nicht beeindruckt. Allerdings beurteilen sie die aktuelle Lage besser als im Vormonat. Christoph Swonke:
    "Ich will nicht sagen: Wir strotzen vor Kraft, aber wir befinden uns auf einem soliden Aufschwungpfad. Dennoch muss man aufpassen: Die aktuelle Situation ist durch einige Sonderfaktoren gekennzeichnet: Ein sehr expansives monetäres Umfeld, niedrige Energiepreise, auch ein niedriger Wechselkurs verglichen zu den Notierungen vom Vorjahr, die natürlich - die Sonderfaktoren - die Konjunktur im Moment auch stützen. Das sind alles Faktoren, die aber mittel- bis langfristig nicht dauerhaft stützen werden."
    Handeln statt ausruhen
    Die aktuell gute Lage dürfte im zweiten Quartal zu einem deutlichen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts geführt haben.
    So stark werde das zweite Halbjahr wohl nicht werden, vermuten die Finanzexperten. Auch Volkswirt Swonke von der DZ-Bank warnt:
    "In einigen Ländern Europas sind inzwischen doch enorme Anstrengungen unternommen worden, über Strukturreformen die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Die deutsche Wirtschaftspolitik hat in den vergangenen Jahren auf solche Maßnahmen eher verzichtet.
    Und die Gefahr besteht natürlich, dass man sich zulange ausruht auf dem bequemen Kissen des konjunkturellen Aufschwungs, vor allem wenn dann Mitkonkurrenten in Europa in mittlerer Frist vielleicht deutlich stärker an Wettbewerbsfähigkeit wieder dazu gewinnen und der Kampf um die Marktanteile weltweit neu beginnt."
    Die Erwartungen der Börsenprofis an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone sind jedenfalls deutlich auf 47,6 Punkte gestiegen.