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Ziegel brennen und die Natur schützen

186 Unternehmen, Verbände und Kammern haben sich in Sachsen-Anhalt zu einer Umweltallianz zusammengeschlossen. Das Prinzip: Die Firmen tun etwas für die Umwelt und dürfen mit dem Label "Umweltallianz Sachsen-Anhalt" werben. Auch ein Unternehmen aus der Ziegelindustrie ist dabei und damit Vorreiter beim Umweltschutz in der Branche.

Von Verena Kemna |
    Diese Ziegelfabrik in einem Gewerbegebiet bei Magdeburg hat keinen hohen Schornstein. Der Rohstoff, der hier gebrannt wird, kommt aus Tongruben im Westerwald. Nirgendwo sonst in Deutschland lagert so hochwertiges Material, naturrein und ohne Schadstoffe, sagt der Unternehmer Manfred Bracht. Für ihn ist Umweltschutz kein notwendiges Übel:

    "Ja, das ist die Mittelwulst des großen Dachziegels, wo wir den Umweltpreis für bekommen haben. Der Ziegel hat eine Größe von 5,6 Stück pro Quadratmeter und hat einen Lattenabstand von ungefähr 460 bis 500 Millimeter und hat in seiner Größe keinen Vergleich in Europa."

    Der Prototyp DS 5 wiegt über fünf Kilo, ist fast so lang wie ein ganzer Arm. Sorgsam legt Manfred Bracht den Ziegel auf den Schreibtisch. Auf den samtig matt glänzenden roten Farbton ist er besonders stolz. Eigentlich brennt der Ton aus dem Westerwald weiß-gelblich, ist also wegen der Farbe für Ziegel ungeeignet. Erst eine besondere Beimischung verfärbt den ursprünglich weißen Ton in ziegeltypisches Terakottarot. Damit ist der Weg frei für die ökologischen Vorteile des Rohstoffes aus den Tongruben im Westerwald:

    "Also dieser Ton hat ein sehr dichtes Gefüge und wird sehr hoch gebrannt. Der Ton lässt sich beim Brennen verdichten und hat eine unheimliche Festigkeit, so dass der Ziegel im Scherben dünner ist, das macht dieser Ton aus."

    Eine Entschwefelungsanlage? Manfred Bracht schüttelt den Kopf. Der Ton ist ohne Schadstoffe, so liegen die Messwerte beim Brennvorgang deutlich unter der vorgeschriebenen Norm. Der Brennofen hat die Form eines Bungalows:

    "Wir ziehen in der Kühlzone die Kühlluft ab mit einer Temperatur von 860 Grad, vermischen die mit Raumluft und drücken die herunter auf unter 200 Grad und können damit kontinuierlich die Trockneranlagen heizen, so dass wir die Kühlenergie sieben Tage verwerten. Wir haben in den Trockneranlagen keine Zusatzenergie mehr, sondern die Abluft wird im Trockner verwertet."

    Das genaue Produktionsverfahren bleibt Betriebsgeheimnis. Eine offene Rechnung ist die Energiebilanz. Wegen der besonderen Größe können die Ziegel energiesparend verarbeitet werden. So braucht ein DS 5 nur neun Stunden zum Brennen. Ein konventioneller Ziegel ist erst nach 30 Stunden fertig zum Verpacken. Manfred Bracht spart 40 Prozent der Energiekosten:

    "Wir sind das einzige Dachziegelwerk in Deutschland, das in einer Umweltallianz aufgenommen worden ist, und das haben wir nur erreicht mit unseren Verfahren und unserem Produkt. Und darauf sind wir stolz. Dieses Zeichen setzen wir auf jede Verpackung, die wir hier rausgeben. Das sachsen-anhaltiner Umweltzeichen wird in ganz Europa verteilt, und da sind wir stolz drauf."

    Meterhoch stapeln sich die fertigen Dachziegel hinter Gittern. Transportiert wird mit dem Binnenschiff über den Mittellandkanal, ein Pluspunkt für nachhaltige Produktion. Manfred Bracht steht dazu. Wegen der hohen Strompreise plant er schon das nächste Projekt. Doch die Gemeinde hat den Bauantrag für zwei Windräder im Gewerbegebiet abgelehnt:

    "Wir sind in einem Klageverfahren, weil wir nicht verstehen können, dass sie so vorgehen. Sie meinen, der Strom kommt aus der Steckdose und die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens ist uns egal. Wir haben hier 280 Arbeitsplätze geschaffen und sind der Meinung, dass die Gemeinde sich nicht auf die Straße der Romanik berufen kann und deshalb die Windräder ablehnt."