Im Streit mit der Messeleitung am Main und dem Frankfurter Gastgewerbe spielt Buchmesse-Direktor Volker Neumann "die Karte München". Das sei durchaus "nicht nur Druckmittel" oder "Drohkulisse", wie der Aufbau-Verleger Bernd F. Lunkewitz gestern noch spottete, als Neumann vor versammelter Verlegerschar seine Pläne vorstellte. Neumann sieht seine Initiative zu einem Selbstläufer werden:
Und zwar zu einem Selbstläufer deshalb, weil wir aus der ins Auge gefassten Alternativ-Stadt München beispielsweise seitens der Messe und der Hoteliers solche attraktiven Angebote erhalten, dass es für unsere Aussteller um einen wirklich erklecklichen Teil günstiger wäre die Messe in München abzuhalten, als in Frankfurt.
Keine Tagespreise von bis 550 Euro pro Zimmer zumindest verlange man in der bayerischen Landeshauptstadt und ständig steigende Messegelände-Mieten stünden dort auch nicht zur Debatte. Der nächtliche Umtrunk, mit Messetratsch und -klatsch, nicht länger im Frankfurter Hof, sondern bald im Bayerischen Hof? Neumanns Vorstoß hat den Hintergrund, dass sich die Bankenstadt für 2012 um die Austragung der Olympischen Spiele beworben hat, für die Messe würde das bedeuten, sich ein "Ausweichquartier" wegen fälliger Umbaumaßnahmen suchen zu müssen:
In 2012 wäre die Durchführung der Messe in Frankfurt nicht möglich. Aber was viel schlimmer ist: Dieses Gelände wird, ob nun Olympiade ist oder nicht, von 2007 an, vielleicht auch schon von 2005 an, über einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren zur Baustelle. Impulse gehen unter solchen Umständen wohl kaum von dieser Messe aus.
2007 läuft der Mietvertrag mit der Frankfurter Messe aus. Wie es unbeschadet überstehen, wenn in Frankfurt die Hallen 5, 6 und 8 sowieso abgerissen werden? Das Münchner Messegelände, so Neumann, befinde sich in einem "fantastischen Zustand": tageslichtdurchflutet, säulenfrei, mit besserem Ausnutzungsgrad, guter infrastruktureller Anbindung. In Frankfurt ist die Reaktion auf solche Gedankenspiele nackte Panik. Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth kündigte heute Gespräche mit Volker Neumann an, Hilmar Hoffmann spricht als ehemaliger Kulturdezernent im Falle einer Abwanderung der Messe nach München vom "größten kulturellen GAU seit Kriegsende". Selbst der hessische Ministerpräsident Roland Koch protestiert lauthals und versucht sich an einem Bonmot, indem er Frankfurter "Weisheit" gegen Münchner "Weißwurst" setzt. München, das mit dem immer kurz vor der Buchmesse stattfindenden Oktoberfest bereits eine "Monstre-Kirmes" hat, wie Thomas Mann im "Doktor Faustus" meinte, nimmt’s gelassen. Warum nicht mal auf Bücher- statt Biertischen tanzen und statt "die Krüge hoch" "den Krüger hoch" rufen, ein Loblied auf Hanser-Chef Michael Krüger anstimmen? Der allerdings ist skeptisch, ob das "Umtopfen", wie er es nennt, so leicht ist, sich die Buchmesse andernorts anpflanzen lässt. Auf internationalem Parkett, in New York und London begrüßt man die Idee.
Es ist schon so, dass man bei der Alternative München oder Frankfurt gerade im Ausland sehr stark für den Standort München plädiert. Natürlich auch unter touristischen Gesichtspunkten. Wenn man in irgendeine Verlagsstadt in Deutschland als ausländischer Verleger reist, dann ist es erst einmal München.
München, "Publishers Weekly" zufolge drittgrößte Verlagsstadt der Welt nach New York und London, freut sich, ins Gerede zu kommen. Einzig Joachim Unseld von der Frankfurter Verlagsanstalt hob zögernd den Finger, als Volker Neumann gestern fragte, ob jemand prinzipiell sagen würde: "Munich – no way." Und der stets rotbeschalte Vorsteher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Dieter Schormann, zeigte Bedenken, nannte aber München "zweifelsohne eine Option". Der 60jährige ehemalige Bertelsmann-Geschäftsführer Neumann hat demonstriert, dass er beherrscht, was er einfordert: vernünftiges, wirksames "Branchenmarketing".
Es hat sich ja auch die Aufgabe der Messe verändert. Früher war das eine Ordermesse. Heute ist es so, dass es die Kommunikationsplattform ist für diese Branche. Mit einem Standortwechsel würde ein Ruck durch diese Institution gehen.
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Und zwar zu einem Selbstläufer deshalb, weil wir aus der ins Auge gefassten Alternativ-Stadt München beispielsweise seitens der Messe und der Hoteliers solche attraktiven Angebote erhalten, dass es für unsere Aussteller um einen wirklich erklecklichen Teil günstiger wäre die Messe in München abzuhalten, als in Frankfurt.
Keine Tagespreise von bis 550 Euro pro Zimmer zumindest verlange man in der bayerischen Landeshauptstadt und ständig steigende Messegelände-Mieten stünden dort auch nicht zur Debatte. Der nächtliche Umtrunk, mit Messetratsch und -klatsch, nicht länger im Frankfurter Hof, sondern bald im Bayerischen Hof? Neumanns Vorstoß hat den Hintergrund, dass sich die Bankenstadt für 2012 um die Austragung der Olympischen Spiele beworben hat, für die Messe würde das bedeuten, sich ein "Ausweichquartier" wegen fälliger Umbaumaßnahmen suchen zu müssen:
In 2012 wäre die Durchführung der Messe in Frankfurt nicht möglich. Aber was viel schlimmer ist: Dieses Gelände wird, ob nun Olympiade ist oder nicht, von 2007 an, vielleicht auch schon von 2005 an, über einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren zur Baustelle. Impulse gehen unter solchen Umständen wohl kaum von dieser Messe aus.
2007 läuft der Mietvertrag mit der Frankfurter Messe aus. Wie es unbeschadet überstehen, wenn in Frankfurt die Hallen 5, 6 und 8 sowieso abgerissen werden? Das Münchner Messegelände, so Neumann, befinde sich in einem "fantastischen Zustand": tageslichtdurchflutet, säulenfrei, mit besserem Ausnutzungsgrad, guter infrastruktureller Anbindung. In Frankfurt ist die Reaktion auf solche Gedankenspiele nackte Panik. Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth kündigte heute Gespräche mit Volker Neumann an, Hilmar Hoffmann spricht als ehemaliger Kulturdezernent im Falle einer Abwanderung der Messe nach München vom "größten kulturellen GAU seit Kriegsende". Selbst der hessische Ministerpräsident Roland Koch protestiert lauthals und versucht sich an einem Bonmot, indem er Frankfurter "Weisheit" gegen Münchner "Weißwurst" setzt. München, das mit dem immer kurz vor der Buchmesse stattfindenden Oktoberfest bereits eine "Monstre-Kirmes" hat, wie Thomas Mann im "Doktor Faustus" meinte, nimmt’s gelassen. Warum nicht mal auf Bücher- statt Biertischen tanzen und statt "die Krüge hoch" "den Krüger hoch" rufen, ein Loblied auf Hanser-Chef Michael Krüger anstimmen? Der allerdings ist skeptisch, ob das "Umtopfen", wie er es nennt, so leicht ist, sich die Buchmesse andernorts anpflanzen lässt. Auf internationalem Parkett, in New York und London begrüßt man die Idee.
Es ist schon so, dass man bei der Alternative München oder Frankfurt gerade im Ausland sehr stark für den Standort München plädiert. Natürlich auch unter touristischen Gesichtspunkten. Wenn man in irgendeine Verlagsstadt in Deutschland als ausländischer Verleger reist, dann ist es erst einmal München.
München, "Publishers Weekly" zufolge drittgrößte Verlagsstadt der Welt nach New York und London, freut sich, ins Gerede zu kommen. Einzig Joachim Unseld von der Frankfurter Verlagsanstalt hob zögernd den Finger, als Volker Neumann gestern fragte, ob jemand prinzipiell sagen würde: "Munich – no way." Und der stets rotbeschalte Vorsteher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Dieter Schormann, zeigte Bedenken, nannte aber München "zweifelsohne eine Option". Der 60jährige ehemalige Bertelsmann-Geschäftsführer Neumann hat demonstriert, dass er beherrscht, was er einfordert: vernünftiges, wirksames "Branchenmarketing".
Es hat sich ja auch die Aufgabe der Messe verändert. Früher war das eine Ordermesse. Heute ist es so, dass es die Kommunikationsplattform ist für diese Branche. Mit einem Standortwechsel würde ein Ruck durch diese Institution gehen.
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