Archiv


"Zigeunerkunde" und "Kulturlandschaft"

Ein Orchideenfach zu studieren, birgt so manche Gefahr. Kann man danach wirklich etwas damit anfangen? Hat das Studium allein dem persönlichen Interesse gedient oder bietet gerade die Spezialisierung außergewöhnliche Karrierechancen? In Italien bemüht sich die Regierung Berlusconi gerade um eine Reform des Studienangebots. Demnach sollen die Studierenden auf ein wesentlich breiteres Programm zurückgreifen können, als dies bislang möglich war. Neben den klassischen Studiengängen soll das Studienangebot reicher und bunter werden. "Die Idee, dem italienischen Hochschulwesen einen entscheidenden Kick zu geben, und es attraktiver zu machen, ist uns im Ministerium vor drei Jahren gekommen. Ziel ist es, mit den neuen ungewöhnlichen Studiengängen Studenten anzulocken", erläutert Alberto Pascucci, Berater des römischen Bildungsministeriums die neuen Wege in der Bildungspolitik.

    Vor allem kleinere Hochschulen in wissenschaftlich eher unbedeutenden Regionen versuchen, mit Hilfe von interessanten Studienfächern auf sich aufmerksam zu machen. Den Reiz auf die potentiellen Studierenden erhöhen, das will man mit Fächern wie "Informatik der Biomedizin", "Kulturlandschaften" oder auch "Schutz des unbebauten Territoriums". Zu einem der ungewöhnlichsten Studiengängen gehört mit Sicherheit "Zigeunerwesen", das im nordostitalienischen Triest angeboten wird. Dort unterrichtet eine Gruppe von Roma-Angehörigen, deren Familien schon seit Jahrhunderten in Italien leben und integriert sind. In diesem europaweit einzigartigen Studiengang wird das Leben, die Geschichte, die Kultur und die Religion des Nomadenvolkes weitergegeben.