81 Sekunden nach dem Start löst sich ein Stück Schaumstoffisolation genau von dem Punkt, an dem der große braune Treibstofftank mit dem Orbiter verbunden ist. Erst viel später, bei der Auswertung der Zeitlupen-Aufnahmen, wird klar, dass das Bruchstück ein Leck auf den Flügelkanten hinterließ, zwischen den Kacheln der Außenhaut des Raumschiffs - groß genug, um die Fähre beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, am 1. Februar 2003, verglühen zu lassen. Alle sieben Astronauten an Bord der Fähre sterben. Seit diesem Unglück hat die US-Raumfahrtbehörde NASA nach neuen Aufgaben, neuen Zielen, neuen Visionen gesucht. Nun, ein Jahr später, scheinen diese gefunden. Noch eine Rückblende, diesmal in die frühen sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
We choose to go to the moon in this decade and do the other things, not because they are easy, but because they are hard.
John F. Kennedys Auftrag an die NASA ist jetzt rund vierzig Jahre her: Amerika fliege zum Mond, nicht weil es leicht sei, sondern eben gerade weil es eine Herausforderung darstelle. Kalter Krieg, Wettrüsten und üppige Finanzmittel taten ihr übriges, so dass noch in derselben Dekade die ersten Menschen auf dem Mond landen - doch seit 1972 ist das Programm gestoppt..
Es ist bemerkenswert, dass die Menschheit seit drei Jahrzehnten nicht mehr auf dem Mond war. Hätte man damals vorhergesagt, dass es mehr als dreißig Jahre dauern würde, bis wieder Menschen dorthin fliegen, hätten wir das alle für lächerlich gehalten und gedacht, dass in diesem Zeitraum Astronauten schon längst auf dem Mars gelandet wären.
Sally Ride, ein Kind der Space-Shuttle-Ära, die als erste amerikanische Astronautin überhaupt 1983 im Weltraum war. Kennedys Mond-Traum war sechs Jahre später von George Bush senior schon einmal aufgegriffen worden, gleich zu Beginn seiner Amtszeit.
Doch diesmal war es gerade das Ende des Kalten Krieges, das dazwischen kam. Der Kongress stellte keine finanziellen Mittel für eine Rückkehr zum Mond bereit oder gar einen bemannten Flug zum Mars.
Bob Park, Luft- und Raumfahrtdozent an der University of Maryland, findet, dass Amerika sich das damals nicht habe leisten können. Und heute sei ein derartiges Unternehmen nicht billiger. Nachdem der erste der beiden Mars-Rover Spirit nun endlich rollt und zuvor bereits beeindruckende Aufnahmen vom Mars zur Erde geschickt hat, schien der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, drei neue Ziele für Amerika im All auszurufen. Außerdem ist Wahljahr und die Schlagzeilen von der Festnahme Saddam Husseins sind vergessen.
Als erstes wollen wir die Internationale Raumstation (ISS) bis 2010 fertigstellen. Was wir begonnen haben, werden wir auch zuende bringen. Damit kommen wir auch den Verpflichtungen gegenüber unseren fünfzehn Partnerländern nach. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit an Bord der ISS aber wird sich verlagern auf die Untersuchung der Auswirkungen von Langzeitaufenthalten in Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus.
So erst vor zwei Wochen US-Präsident Bush. Ist die ISS fertig, werden die Raumfähren eingemottet und bereits zweitausend-acht von einem Crew Exploration Vehicle abgelöst, das Astronauten zur Raumstation, aber auch zu Zielen außerhalb des erdnahen Weltraums bringen kann.
Unser drittes Ziel ist die Rückkehr zum Mond als Startplatz für Missionen, die weiter in den Weltraum vordringen. Spätestens 2008 werden wir damit beginnen, eine ganze Serie von Robotern auf die Mondoberfläche zu bringen, die bemannte Flüge vorbereiten sollen. Mit dem Crew Exploration Vehicle können dann ab zwei-tausend-fünfzehn Menschen dorthin fliegen und dort dauerhaft leben und arbeiten.
Déjà vù auf dem Mond; alles schon mal dagewesen – oder was wird diesmal anders? Was wollen Menschen wieder auf dem grauen, staubtrockenen Mond, ohne Atmosphäre, ohne jegliches Anzeichen von Leben? Doch mit dem Mond ließe sich womöglich sogar Geld machen, was wichtig wäre, um den privaten Raumfahrtmarkt für eine Rückkehr zum Erdtrabanten zu gewinnen. So könnten die Kosten zwischen Staat und Wirtschaft aufgeteilt werden und außerdem kommerzielle Nutzlasten zum Mond geflogen werden, vielleicht eines Tages auch zahlende Passagiere.
Einer der Bodenschätze des Mondes ließe sich hier auf der Erde einsetzen. Das Isotop Helium drei zum Beispiel könnte man für Fusionsreaktoren verwenden. Fände man Wasser, wäre dies auch die Grundlage, um Sauerstoff und Nahrung direkt vor Ort zu produzieren und von dort aus auf längere Reisen mitzunehmen. Auf lange Sicht muss man sich den Mond also als Startplatz vorstellen, von dem aus Astronauten zu anderen Orten unseres Sonnensystems und dem Rest unserer Galaxie aufbrechen könnten.
Harrison Schmitt, Astronaut von Apollo 17 und damit der bislang letzte Mann auf dem Mond, 1972. Bush schlägt eine staatenübergreifende Rückkehr zum Mond vor, diesmal aber, um dort zu bleiben und eine permanent bemannte Mondbasis zu errichten nach dem Vorbild der Internationalen Raumstation.
Der Bau einer Mondstation brächte für die USA und ihre möglichen Partner enorme Vorteile mit sich. Von dort aus könnte man weiter ins All aufbrechen, zum Beispiel zum Mars. Der Mond hat eine geringere Anziehungskraft als die Erde, so dass solche Missionen leichter durchzuführen wären. Solch ein Vorposten hätte wissenschaftliche wie wirtschaftliche Vorteile.
Ob das nächste "Crew Exploration Vehicle" zum Mars dann auf der Mondbasis oder im All, von der ISS aus, zusammengebaut wird, ist noch nicht entschieden. Angedacht ist jedenfalls – ähnlich den ersten Apollo-Flügen – zunächst ein Mars-Vorbeiflug um das Jahr 2020. Für etwa diesen Zeitraum planen auch die Europäer im Rahmen des Aurora-Programms einen bemannten Flug zum Mars, so dass sich unser Nachbar im All wohl auf eine gemischte Crew einstellen darf. Genauso gemischt dürfte die Finanzierung des ehrgeizigen Vorhabens werden.
Die ständig bemannte Mondstation sollte mit internationaler Beteiligung und unter Einbeziehung des privaten Sektors aufgebaut werden. So könnten die Regierungen Preise für das Erreichen bestimmter Etappen auf dem Weg dorthin ausschreiben. Wenn eine Firma beispielsweise das entsprechende Raumschiff entwickelt, wäre eine Prämie fällig. Das käme die beteiligten Staaten im Endeffekt billiger. Misslingt das Unternehmen, gehen keine Staatsgelder verloren.
Der US-Kosmologe und Buchautor Timothy Ferris. Auf diese Weise könnte auch der Weltraumtourismus angekurbelt werden, da die Industrie mit einem Pendelverkehr zum Mond Geld verdienen könnte und NASA, esa und andere Raumfahrtorganisationen als zahlende Kunden aufträten.
Auf dem Mond können Gesteine und Metalle abgebaut werden, zum Beispiel Eisen. Wenn eine Firma also ein Hotel im Weltraum oder auf dem Mond bauen will, bräuchte sie eine ganze Menge davon. Das alles von der Erde ins All zu schaffen, wäre ziemlich teuer und aufwendig. Umgekehrt würde es mehr Sinn machen, die Rohstoffe nämlich vom Mond in eine Erdumlaufbahn zu bringen, wo dann mit ihnen gearbeitet werden kann.
Die NASA will diese Weltraumpläne zum Großteil mit Umschichtungen im bisherigen Budget finanzieren, durch Einsparungen bei Raumfähren und Raumstation. Dennoch muss der Kongress dazu auch eine Erhöhung des Etats für die Raumfahrtbehörde um eine Milliarde Dollar pro Jahr genehmigen. Trotz dieser vermeintlich großen Summen werden die Raumfahrtausgaben der Vereinigten Staaten immer noch weniger als ein Prozent des US-Gesamthaushaltes ausmachen. Mit der Summe, die alleine Amerika bislang in den Irak-Krieg investiert hat, wäre eine Rückkehr zum Mond schon finanziert gewesen, inklusive eines Weiterfluges zum Mars – denn das soll der nächste Schritt sein.
Nur zwei Tage, nachdem US-Präsident Bush seine Ideen für eine Rückkehr zum Mond und einen Aufbruch zum Mars vorgestellt hatte, begann die amerikanische Raumfahrtbehörde mit der Planung. Eine neue Abteilung mit dem Namen Project Prometheus soll Skizzen für die Schiffe entwickeln, die die Space Shuttles ablösen und mit denen Astronauten künftig den Erdorbit verlassen und weiter hinaus ins All fliegen könnten. Gemäß Weisung aus dem Weißen Haus soll ein Vehikel für verschiedene Einsätze entwickelt werden.
Bislang sind sowohl Skizzen wie Computeranimationen und sogar der Name des neuen Fahrzeugs provisorisch. Ulrich Walter, der 1985 mit der deutschen D2-Mission und dem europäischen Weltraumlabor Spacelab im All war.
Bei diesen Launchern ist es genauso wie in der normalen Welt. Am Anfang hat jeder tolle Visionen, Ideen. Was dann gemacht wird, hängt dann wirklich vom Druck der Finanzen ab; das was man braucht. Wir haben im Augenblick das Shuttle-System. Das Shuttle-System funktioniert eigentlich gar nicht so schlecht, denn Columbia ist nicht abgestürzt, weil es schlecht war, sondern weil ein Schaumstoffteil das zerstört hat. Jetzt sagt vorher: der O’Keefe, der Chef der NASA ‚wir müssen spätestens bis zum Jahre 2008 einen neuen Flieger haben‘, also ein Ersatz für das Shuttle. Und die Aktivitäten laufen im Augenblick. Es gibt ein formales Verfahren, welches System man nun nehmen soll. Aber ich glaube, das ist eigentlich schon entschieden.
Soll heißen: Es wird wohl kein wirkliches Weltraumflugzeug werden, das ab 2008 ins All und zurück fliegen soll. Bei einem Weiterflug zum Mond beispielsweise wären Flügel auch sinnlos, da es dort keine Atmosphäre zum Gleiten gibt. Außerdem wären Entwicklung und Bau einer neuen und komplexen Mini-Fähre binnen vier Jahren wohl nicht zu schaffen.
Die Diskussion ist hauptsächlich, wie wird jetzt das neue Spaceplane sozusagen aussehen. Die Tendenz eher zu einer Kapsel, würde ich sagen, was mich ein bisschen überrascht. Das wäre sozusagen ein Rückschritt. Aber die Amerikaner legen jetzt im Augenblick sehr großes Gewicht auf Sicherheit, und ´ne Kapsel ist mich Sicherheit das sicherste System.
Überhaupt gibt es Kritik an den Plänen, mit einem Fluggerät alle denkbaren Missionsziele abdecken zu wollen – zumindest was bemannte Einsätze angeht – denn dies könne den ersten Einsatz dieses Raumschiffs nur hinauszögern. Sinnvoller sei es, so einige Kritiker, eine interplanetare Reise in mehre Segmente aufzuteilen – so wie man mit einem Auto zum Flughafen fährt, dann das Flugzeug zu seinem Zielort nimmt und am Ende das Taxi bis zum Hotel. Ein Vehikel für alle Zwecke könnte sich als finanzielles Hindernis erweisen, aber auch als Hürde für die Ingenieure. Offen bleibt außerdem die Frage, wie neben der Crew auch Fracht zum Mond und auf den Mars gelangen soll. Denn mit irgendeinem Transportmittel müssen ja auch die Elemente beispielsweise einer ständig bemannten Mondbasis zu ihrem Zielort gelangen. Douglas Stanley von der amerikanischen Firma Orbital Science in Virginia.
Die Raumfähren tragen derzeit Nutzlasten und Mannschaften zusammen ins All. Jedesmal, wenn die Amerikaner also Experimente oder Nachschub zur ISS fliegen wollen, müssen Astronauten dabei sein, was natürlich unnötige Gefahren birgt. Wir wollen künftig Crew und Fracht trennen, indem Module separat in den Weltraum geschossen werden. So kann man die unbemannten Transportschiffe optimal auf Nutzlasten und die bemannten perfekt auf Astronauten ausrichten. Für seltene Fälle, in denen wir Astronauten direkt bei dem Material benötigen – wenn zum Beispiel Experimente überwacht werden müssen -, hätte das neue Vehikel dann auch geringen Stauraum.
Dieses Modell könnte kostensparend realisiert werden, zum Beispiel mit der Idee des Shuttle C, bei dem anstelle des Orbiters einfach ein großer Nutzlastcontainer auf Außentank und Feststoffraketen gesetzt wird. Außerdem könnten die Europäer mit ihrer Ariane V und die Russen mit ihren Sojus-Raketen Mond und Mars erreichen – wenn sie bei George Bushs Idee mitmachen. Denn sowohl Europa als auch Russland hängt an der Internationalen Raumstation, von der sich die USA gerade abzuwenden scheinen. Die Russen haben keine anderen bemannten Pläne als diese, können ihre finanziellen Verpflichtungen dafür schon kaum erfüllen. Und auch für die Europäer ist die ISS und besonders das europäische Labor Columbus das Herzstück ihrer bemannten Raumfahrt, wird damit doch die Tradition des Raumlabors Spacelab fortgeführt, auch mit Experimenten aus der freien Wirtschaft.
Selbst in den Zeiten von Spacelab hat es immer Experimente aus der Industrie gegeben. Allerdings wurden die damals behandelt wie alle anderen. Die wurden umsonst durchgeführt. Die Industrie hat keine Rechnung bekommen. Wir haben Experimente gemacht für Wacker-Chemie, Silizium-Kristalle gezüchtet für Siemens, Halbleiterfragen. Aber sie mussten dann die Experimente wie alle anderen auch veröffentlichen. Die industrielle Nutzung in dem Sinne, dass die Industrie die gewonnenen Daten dann auch für sich behalten kann, die läuft jetzt erst an.
Ulf Merbold, der vor nunmehr 21 Jahren mit der ersten Spacelab-Mission im All war. Doch nun, mit der ISS, heißt es: Grundlagenforschung war gestern, Gewinnoptimierung ist heute. Wer auf der ISS forschen will, soll zahlen. Schön wär’s.
Die Tatsache, dass dieses Gefährt, die ISS, heute in der Lage ist, industrielle Forschung zu unterstützen, wg. Kontinuität, große Ressourcen bei Energie, bei Masse und so weiter. Diese Tatsache ist den Firmen gar nicht bekannt. Wir haben in unserer Marktrecherche und in unserer Ansprache bei den Firmen festgestellt, dass die keine Ahnung davon haben. Und wenn eine Firma keine Kenntnis über diese Nutzungsmöglichkeiten hat – warum sollte sie zu uns kommen?
Hartmut Ripken ist Nutzungskoordinator für die ISS beim DLR, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Einer also, der Kunden – Firmen – vom Wert des Weltalls für die Wirtschaft überzeugen muss. Die weiß von ihrem Glück nämlich noch nichts.
Hier haben wir ein großes Interesse in der Nicht-Raumfahrt-Industrie, erst ´mal informiert zu werden. Die sind auf diese Art und Weise an uns herangekommen, haben dann gesagt ´Das, was ihr sagt, das klingt gut; wir hätten Lust, so etwas zu entwickeln´, und dann wird das industriegerecht phasenweise entwickelt bis hin zum Flug.
Denn die Sache eilt ja eigentlich nicht. Derzeit ist das US-Labor Destiny das einzige, das bereits im All arbeitet. Eines aus Japan wird folgen und in drei, vier Jahren – als letztes – Columbus, made in Europe. Ulf Merbold.
Wir können aber noch gar nichts anbieten,weil die Raumstation ja im Moment nur als Rumpfstation überhaupt zur Verfügung steht, und die nächsten paar Jahre werden fast alle Ressourcen auch gebraucht, um den Bau der Station zu vollenden. Und die finanziellen Mittel sind begrenzt; so ist das, was man die Human Ressources nennt, auf neudeutsch. Man kann ja nicht beliebig schnell die Teams jetzt vergrößern. Jetzt im Grunde die Zeit, dann für die Nutzungsphase der Raumstation dann die Industrie einzubeziehen.
Und deswegen zieht das DLR derzeit durch’s Land und sucht Mieter, denn die Hälfte aller Versuche im Labormodul Columbus kann von europäischen Firmen bestückt werden. Beispiel: Ein Versuchsschrank für ein Vierteljahr inklusive drei Crewstunden und hundert Kilowattstunden Strom kostet 830-tausend Euro. Ein Schnäppchen im All.
Wenn eine Firma fliegen möchte, dann kommt sie uns, dem DLR. Wir werden sie dann vermitteln an die entsprechenden industriellen Organisationen, die das durchführen können, zum Beispiel "User-Support-Centers". Die betreuen den Nutzer, von der ersten Antragsstellung, von Durchführungsüberlegungen bis hin zur Entwicklung der Experimente, Vorbereitung für den Flug, Logistik für den Flug, Betrieb während des Fluges und die Datenauswertung hinterher. Das heißt wirklich End-to-End-Service kann geboten werden. Gegen entsprechende Bezahlung.
Dies wiederum hängt ab von der Art der Firma. Beispiel: In der ersten Phase zahlt das DLR komplett die Missionskosten, die jeweilige Firma nur für ihren Versuch. Zumindest dann, wenn er kommerzieller Art ist, an Bord der ISS also ein neuartiger Werkstoff, ein neues Medikament oder ähnliches hergestellt werden soll. Ist es eher ein Grundlagenversuch, springt auch hier das DLR bei den Kosten ein und übernimmt sie teilweise. In Phase zwei dann, nach fünf Jahren, muss die Industrie ihre Kosten auf jeden Fall ganz tragen, das DLR jedoch zahlt weiterhin für den Flug, dessen Kosten dann in Phase drei nur noch teilweise übernommen werden sollen. Doch bis dahin ist es – noch – ein weiter Weg. Erst einmal muss die ISS bekannt gemacht und für sie geworben werden. Hartmut Ripken.
Es kommt eine Firma und möchte fliegen. Bis die kommt und fliegen möchte, ist die schwerste Arbeit für uns zu leisten. Die darin besteht, dass wir die Nutzungsmöglichkeiten, die das Werkzeug ISS bietet, in der Sprache der Industrie kommunizieren. Das heiß. nicht in der Sprache der Agenturen, die wir bisher gesprochen haben, Bauchladen, ´hier, wir haben ´was Tolles für Euch; kommt ´mal her zu uns’, sondern wir gehen zu den Industrien. Wir nutzen professionelle Mediatoren, Firmen, die schon mit Industrie, mit der Nicht-Raumfahrtindustrie sprechen, sprechen können, die die richtige Methodik entwickelt haben.
Das können dann zum Beispiel die Industrie- und Handelskammern sein, die als Mittler fungieren zwischen DLR und möglichen Kunden. Damit wäre der Weg frei für die kommerzielle Nutzung der ISS. Und dies könnte vielleicht ein Vorzeichen sein für die Zeit nach dem Rückzug der NASA aus diesem Projekt, nach 2010: Während die USA dann zum Mond fliegen, gehen die Labore in der Umlaufbahn über an die freie Wirtschaft, die im All gewinnbringend forschen und produzieren könnte.
We choose to go to the moon in this decade and do the other things, not because they are easy, but because they are hard.
John F. Kennedys Auftrag an die NASA ist jetzt rund vierzig Jahre her: Amerika fliege zum Mond, nicht weil es leicht sei, sondern eben gerade weil es eine Herausforderung darstelle. Kalter Krieg, Wettrüsten und üppige Finanzmittel taten ihr übriges, so dass noch in derselben Dekade die ersten Menschen auf dem Mond landen - doch seit 1972 ist das Programm gestoppt..
Es ist bemerkenswert, dass die Menschheit seit drei Jahrzehnten nicht mehr auf dem Mond war. Hätte man damals vorhergesagt, dass es mehr als dreißig Jahre dauern würde, bis wieder Menschen dorthin fliegen, hätten wir das alle für lächerlich gehalten und gedacht, dass in diesem Zeitraum Astronauten schon längst auf dem Mars gelandet wären.
Sally Ride, ein Kind der Space-Shuttle-Ära, die als erste amerikanische Astronautin überhaupt 1983 im Weltraum war. Kennedys Mond-Traum war sechs Jahre später von George Bush senior schon einmal aufgegriffen worden, gleich zu Beginn seiner Amtszeit.
Doch diesmal war es gerade das Ende des Kalten Krieges, das dazwischen kam. Der Kongress stellte keine finanziellen Mittel für eine Rückkehr zum Mond bereit oder gar einen bemannten Flug zum Mars.
Bob Park, Luft- und Raumfahrtdozent an der University of Maryland, findet, dass Amerika sich das damals nicht habe leisten können. Und heute sei ein derartiges Unternehmen nicht billiger. Nachdem der erste der beiden Mars-Rover Spirit nun endlich rollt und zuvor bereits beeindruckende Aufnahmen vom Mars zur Erde geschickt hat, schien der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, drei neue Ziele für Amerika im All auszurufen. Außerdem ist Wahljahr und die Schlagzeilen von der Festnahme Saddam Husseins sind vergessen.
Als erstes wollen wir die Internationale Raumstation (ISS) bis 2010 fertigstellen. Was wir begonnen haben, werden wir auch zuende bringen. Damit kommen wir auch den Verpflichtungen gegenüber unseren fünfzehn Partnerländern nach. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit an Bord der ISS aber wird sich verlagern auf die Untersuchung der Auswirkungen von Langzeitaufenthalten in Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus.
So erst vor zwei Wochen US-Präsident Bush. Ist die ISS fertig, werden die Raumfähren eingemottet und bereits zweitausend-acht von einem Crew Exploration Vehicle abgelöst, das Astronauten zur Raumstation, aber auch zu Zielen außerhalb des erdnahen Weltraums bringen kann.
Unser drittes Ziel ist die Rückkehr zum Mond als Startplatz für Missionen, die weiter in den Weltraum vordringen. Spätestens 2008 werden wir damit beginnen, eine ganze Serie von Robotern auf die Mondoberfläche zu bringen, die bemannte Flüge vorbereiten sollen. Mit dem Crew Exploration Vehicle können dann ab zwei-tausend-fünfzehn Menschen dorthin fliegen und dort dauerhaft leben und arbeiten.
Déjà vù auf dem Mond; alles schon mal dagewesen – oder was wird diesmal anders? Was wollen Menschen wieder auf dem grauen, staubtrockenen Mond, ohne Atmosphäre, ohne jegliches Anzeichen von Leben? Doch mit dem Mond ließe sich womöglich sogar Geld machen, was wichtig wäre, um den privaten Raumfahrtmarkt für eine Rückkehr zum Erdtrabanten zu gewinnen. So könnten die Kosten zwischen Staat und Wirtschaft aufgeteilt werden und außerdem kommerzielle Nutzlasten zum Mond geflogen werden, vielleicht eines Tages auch zahlende Passagiere.
Einer der Bodenschätze des Mondes ließe sich hier auf der Erde einsetzen. Das Isotop Helium drei zum Beispiel könnte man für Fusionsreaktoren verwenden. Fände man Wasser, wäre dies auch die Grundlage, um Sauerstoff und Nahrung direkt vor Ort zu produzieren und von dort aus auf längere Reisen mitzunehmen. Auf lange Sicht muss man sich den Mond also als Startplatz vorstellen, von dem aus Astronauten zu anderen Orten unseres Sonnensystems und dem Rest unserer Galaxie aufbrechen könnten.
Harrison Schmitt, Astronaut von Apollo 17 und damit der bislang letzte Mann auf dem Mond, 1972. Bush schlägt eine staatenübergreifende Rückkehr zum Mond vor, diesmal aber, um dort zu bleiben und eine permanent bemannte Mondbasis zu errichten nach dem Vorbild der Internationalen Raumstation.
Der Bau einer Mondstation brächte für die USA und ihre möglichen Partner enorme Vorteile mit sich. Von dort aus könnte man weiter ins All aufbrechen, zum Beispiel zum Mars. Der Mond hat eine geringere Anziehungskraft als die Erde, so dass solche Missionen leichter durchzuführen wären. Solch ein Vorposten hätte wissenschaftliche wie wirtschaftliche Vorteile.
Ob das nächste "Crew Exploration Vehicle" zum Mars dann auf der Mondbasis oder im All, von der ISS aus, zusammengebaut wird, ist noch nicht entschieden. Angedacht ist jedenfalls – ähnlich den ersten Apollo-Flügen – zunächst ein Mars-Vorbeiflug um das Jahr 2020. Für etwa diesen Zeitraum planen auch die Europäer im Rahmen des Aurora-Programms einen bemannten Flug zum Mars, so dass sich unser Nachbar im All wohl auf eine gemischte Crew einstellen darf. Genauso gemischt dürfte die Finanzierung des ehrgeizigen Vorhabens werden.
Die ständig bemannte Mondstation sollte mit internationaler Beteiligung und unter Einbeziehung des privaten Sektors aufgebaut werden. So könnten die Regierungen Preise für das Erreichen bestimmter Etappen auf dem Weg dorthin ausschreiben. Wenn eine Firma beispielsweise das entsprechende Raumschiff entwickelt, wäre eine Prämie fällig. Das käme die beteiligten Staaten im Endeffekt billiger. Misslingt das Unternehmen, gehen keine Staatsgelder verloren.
Der US-Kosmologe und Buchautor Timothy Ferris. Auf diese Weise könnte auch der Weltraumtourismus angekurbelt werden, da die Industrie mit einem Pendelverkehr zum Mond Geld verdienen könnte und NASA, esa und andere Raumfahrtorganisationen als zahlende Kunden aufträten.
Auf dem Mond können Gesteine und Metalle abgebaut werden, zum Beispiel Eisen. Wenn eine Firma also ein Hotel im Weltraum oder auf dem Mond bauen will, bräuchte sie eine ganze Menge davon. Das alles von der Erde ins All zu schaffen, wäre ziemlich teuer und aufwendig. Umgekehrt würde es mehr Sinn machen, die Rohstoffe nämlich vom Mond in eine Erdumlaufbahn zu bringen, wo dann mit ihnen gearbeitet werden kann.
Die NASA will diese Weltraumpläne zum Großteil mit Umschichtungen im bisherigen Budget finanzieren, durch Einsparungen bei Raumfähren und Raumstation. Dennoch muss der Kongress dazu auch eine Erhöhung des Etats für die Raumfahrtbehörde um eine Milliarde Dollar pro Jahr genehmigen. Trotz dieser vermeintlich großen Summen werden die Raumfahrtausgaben der Vereinigten Staaten immer noch weniger als ein Prozent des US-Gesamthaushaltes ausmachen. Mit der Summe, die alleine Amerika bislang in den Irak-Krieg investiert hat, wäre eine Rückkehr zum Mond schon finanziert gewesen, inklusive eines Weiterfluges zum Mars – denn das soll der nächste Schritt sein.
Nur zwei Tage, nachdem US-Präsident Bush seine Ideen für eine Rückkehr zum Mond und einen Aufbruch zum Mars vorgestellt hatte, begann die amerikanische Raumfahrtbehörde mit der Planung. Eine neue Abteilung mit dem Namen Project Prometheus soll Skizzen für die Schiffe entwickeln, die die Space Shuttles ablösen und mit denen Astronauten künftig den Erdorbit verlassen und weiter hinaus ins All fliegen könnten. Gemäß Weisung aus dem Weißen Haus soll ein Vehikel für verschiedene Einsätze entwickelt werden.
Bislang sind sowohl Skizzen wie Computeranimationen und sogar der Name des neuen Fahrzeugs provisorisch. Ulrich Walter, der 1985 mit der deutschen D2-Mission und dem europäischen Weltraumlabor Spacelab im All war.
Bei diesen Launchern ist es genauso wie in der normalen Welt. Am Anfang hat jeder tolle Visionen, Ideen. Was dann gemacht wird, hängt dann wirklich vom Druck der Finanzen ab; das was man braucht. Wir haben im Augenblick das Shuttle-System. Das Shuttle-System funktioniert eigentlich gar nicht so schlecht, denn Columbia ist nicht abgestürzt, weil es schlecht war, sondern weil ein Schaumstoffteil das zerstört hat. Jetzt sagt vorher: der O’Keefe, der Chef der NASA ‚wir müssen spätestens bis zum Jahre 2008 einen neuen Flieger haben‘, also ein Ersatz für das Shuttle. Und die Aktivitäten laufen im Augenblick. Es gibt ein formales Verfahren, welches System man nun nehmen soll. Aber ich glaube, das ist eigentlich schon entschieden.
Soll heißen: Es wird wohl kein wirkliches Weltraumflugzeug werden, das ab 2008 ins All und zurück fliegen soll. Bei einem Weiterflug zum Mond beispielsweise wären Flügel auch sinnlos, da es dort keine Atmosphäre zum Gleiten gibt. Außerdem wären Entwicklung und Bau einer neuen und komplexen Mini-Fähre binnen vier Jahren wohl nicht zu schaffen.
Die Diskussion ist hauptsächlich, wie wird jetzt das neue Spaceplane sozusagen aussehen. Die Tendenz eher zu einer Kapsel, würde ich sagen, was mich ein bisschen überrascht. Das wäre sozusagen ein Rückschritt. Aber die Amerikaner legen jetzt im Augenblick sehr großes Gewicht auf Sicherheit, und ´ne Kapsel ist mich Sicherheit das sicherste System.
Überhaupt gibt es Kritik an den Plänen, mit einem Fluggerät alle denkbaren Missionsziele abdecken zu wollen – zumindest was bemannte Einsätze angeht – denn dies könne den ersten Einsatz dieses Raumschiffs nur hinauszögern. Sinnvoller sei es, so einige Kritiker, eine interplanetare Reise in mehre Segmente aufzuteilen – so wie man mit einem Auto zum Flughafen fährt, dann das Flugzeug zu seinem Zielort nimmt und am Ende das Taxi bis zum Hotel. Ein Vehikel für alle Zwecke könnte sich als finanzielles Hindernis erweisen, aber auch als Hürde für die Ingenieure. Offen bleibt außerdem die Frage, wie neben der Crew auch Fracht zum Mond und auf den Mars gelangen soll. Denn mit irgendeinem Transportmittel müssen ja auch die Elemente beispielsweise einer ständig bemannten Mondbasis zu ihrem Zielort gelangen. Douglas Stanley von der amerikanischen Firma Orbital Science in Virginia.
Die Raumfähren tragen derzeit Nutzlasten und Mannschaften zusammen ins All. Jedesmal, wenn die Amerikaner also Experimente oder Nachschub zur ISS fliegen wollen, müssen Astronauten dabei sein, was natürlich unnötige Gefahren birgt. Wir wollen künftig Crew und Fracht trennen, indem Module separat in den Weltraum geschossen werden. So kann man die unbemannten Transportschiffe optimal auf Nutzlasten und die bemannten perfekt auf Astronauten ausrichten. Für seltene Fälle, in denen wir Astronauten direkt bei dem Material benötigen – wenn zum Beispiel Experimente überwacht werden müssen -, hätte das neue Vehikel dann auch geringen Stauraum.
Dieses Modell könnte kostensparend realisiert werden, zum Beispiel mit der Idee des Shuttle C, bei dem anstelle des Orbiters einfach ein großer Nutzlastcontainer auf Außentank und Feststoffraketen gesetzt wird. Außerdem könnten die Europäer mit ihrer Ariane V und die Russen mit ihren Sojus-Raketen Mond und Mars erreichen – wenn sie bei George Bushs Idee mitmachen. Denn sowohl Europa als auch Russland hängt an der Internationalen Raumstation, von der sich die USA gerade abzuwenden scheinen. Die Russen haben keine anderen bemannten Pläne als diese, können ihre finanziellen Verpflichtungen dafür schon kaum erfüllen. Und auch für die Europäer ist die ISS und besonders das europäische Labor Columbus das Herzstück ihrer bemannten Raumfahrt, wird damit doch die Tradition des Raumlabors Spacelab fortgeführt, auch mit Experimenten aus der freien Wirtschaft.
Selbst in den Zeiten von Spacelab hat es immer Experimente aus der Industrie gegeben. Allerdings wurden die damals behandelt wie alle anderen. Die wurden umsonst durchgeführt. Die Industrie hat keine Rechnung bekommen. Wir haben Experimente gemacht für Wacker-Chemie, Silizium-Kristalle gezüchtet für Siemens, Halbleiterfragen. Aber sie mussten dann die Experimente wie alle anderen auch veröffentlichen. Die industrielle Nutzung in dem Sinne, dass die Industrie die gewonnenen Daten dann auch für sich behalten kann, die läuft jetzt erst an.
Ulf Merbold, der vor nunmehr 21 Jahren mit der ersten Spacelab-Mission im All war. Doch nun, mit der ISS, heißt es: Grundlagenforschung war gestern, Gewinnoptimierung ist heute. Wer auf der ISS forschen will, soll zahlen. Schön wär’s.
Die Tatsache, dass dieses Gefährt, die ISS, heute in der Lage ist, industrielle Forschung zu unterstützen, wg. Kontinuität, große Ressourcen bei Energie, bei Masse und so weiter. Diese Tatsache ist den Firmen gar nicht bekannt. Wir haben in unserer Marktrecherche und in unserer Ansprache bei den Firmen festgestellt, dass die keine Ahnung davon haben. Und wenn eine Firma keine Kenntnis über diese Nutzungsmöglichkeiten hat – warum sollte sie zu uns kommen?
Hartmut Ripken ist Nutzungskoordinator für die ISS beim DLR, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Einer also, der Kunden – Firmen – vom Wert des Weltalls für die Wirtschaft überzeugen muss. Die weiß von ihrem Glück nämlich noch nichts.
Hier haben wir ein großes Interesse in der Nicht-Raumfahrt-Industrie, erst ´mal informiert zu werden. Die sind auf diese Art und Weise an uns herangekommen, haben dann gesagt ´Das, was ihr sagt, das klingt gut; wir hätten Lust, so etwas zu entwickeln´, und dann wird das industriegerecht phasenweise entwickelt bis hin zum Flug.
Denn die Sache eilt ja eigentlich nicht. Derzeit ist das US-Labor Destiny das einzige, das bereits im All arbeitet. Eines aus Japan wird folgen und in drei, vier Jahren – als letztes – Columbus, made in Europe. Ulf Merbold.
Wir können aber noch gar nichts anbieten,weil die Raumstation ja im Moment nur als Rumpfstation überhaupt zur Verfügung steht, und die nächsten paar Jahre werden fast alle Ressourcen auch gebraucht, um den Bau der Station zu vollenden. Und die finanziellen Mittel sind begrenzt; so ist das, was man die Human Ressources nennt, auf neudeutsch. Man kann ja nicht beliebig schnell die Teams jetzt vergrößern. Jetzt im Grunde die Zeit, dann für die Nutzungsphase der Raumstation dann die Industrie einzubeziehen.
Und deswegen zieht das DLR derzeit durch’s Land und sucht Mieter, denn die Hälfte aller Versuche im Labormodul Columbus kann von europäischen Firmen bestückt werden. Beispiel: Ein Versuchsschrank für ein Vierteljahr inklusive drei Crewstunden und hundert Kilowattstunden Strom kostet 830-tausend Euro. Ein Schnäppchen im All.
Wenn eine Firma fliegen möchte, dann kommt sie uns, dem DLR. Wir werden sie dann vermitteln an die entsprechenden industriellen Organisationen, die das durchführen können, zum Beispiel "User-Support-Centers". Die betreuen den Nutzer, von der ersten Antragsstellung, von Durchführungsüberlegungen bis hin zur Entwicklung der Experimente, Vorbereitung für den Flug, Logistik für den Flug, Betrieb während des Fluges und die Datenauswertung hinterher. Das heißt wirklich End-to-End-Service kann geboten werden. Gegen entsprechende Bezahlung.
Dies wiederum hängt ab von der Art der Firma. Beispiel: In der ersten Phase zahlt das DLR komplett die Missionskosten, die jeweilige Firma nur für ihren Versuch. Zumindest dann, wenn er kommerzieller Art ist, an Bord der ISS also ein neuartiger Werkstoff, ein neues Medikament oder ähnliches hergestellt werden soll. Ist es eher ein Grundlagenversuch, springt auch hier das DLR bei den Kosten ein und übernimmt sie teilweise. In Phase zwei dann, nach fünf Jahren, muss die Industrie ihre Kosten auf jeden Fall ganz tragen, das DLR jedoch zahlt weiterhin für den Flug, dessen Kosten dann in Phase drei nur noch teilweise übernommen werden sollen. Doch bis dahin ist es – noch – ein weiter Weg. Erst einmal muss die ISS bekannt gemacht und für sie geworben werden. Hartmut Ripken.
Es kommt eine Firma und möchte fliegen. Bis die kommt und fliegen möchte, ist die schwerste Arbeit für uns zu leisten. Die darin besteht, dass wir die Nutzungsmöglichkeiten, die das Werkzeug ISS bietet, in der Sprache der Industrie kommunizieren. Das heiß. nicht in der Sprache der Agenturen, die wir bisher gesprochen haben, Bauchladen, ´hier, wir haben ´was Tolles für Euch; kommt ´mal her zu uns’, sondern wir gehen zu den Industrien. Wir nutzen professionelle Mediatoren, Firmen, die schon mit Industrie, mit der Nicht-Raumfahrtindustrie sprechen, sprechen können, die die richtige Methodik entwickelt haben.
Das können dann zum Beispiel die Industrie- und Handelskammern sein, die als Mittler fungieren zwischen DLR und möglichen Kunden. Damit wäre der Weg frei für die kommerzielle Nutzung der ISS. Und dies könnte vielleicht ein Vorzeichen sein für die Zeit nach dem Rückzug der NASA aus diesem Projekt, nach 2010: Während die USA dann zum Mond fliegen, gehen die Labore in der Umlaufbahn über an die freie Wirtschaft, die im All gewinnbringend forschen und produzieren könnte.