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Zitronen und Touristen

Der Badeort Ayia Napa bei Nacht. Ein Nachtclub reiht sich an den anderen. Mit pompösen Fassaden, die an Geisterbahnen auf Rummelplätzen erinnern, versuchen die Betreiber, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Nachgeholfen wird durch nette junge Damen oder Herren, die einen in die unzähligen Clubs, Discotheken, Restaurants hineinlocken wollen. Mit Getränkgutscheinen oder anderen Versprechen.

Oliver Ramme |
    Ayia Napa, diese Amüsiermeile im Südosten Zyperns, hat sich vor allem auf junge Pauschaltouristen eingerichtet. Die meisten kommen aus England. Bis in die frühen Morgenstunden fließt der Alkohol. Tagsüber wartet der Badeort, der sich über fünf Kilometer an der Küste entlang schlängelt, mit zahlreichen Attraktionen auf. Ausflüge mit Schiffen, Paragliding oder Tauchen. Kein billiges Unterfangen: Eine Runde Wasserski kostet beispielweise 20 Euro.

    In den letzten Monaten und Jahren ist Ayia Napa mehr und mehr in die Negativschlagzeilen geraten. Nun hat die Londoner Times den bekanntesten zyprischen Badeort ganz oben auf die Liste der sogenannten "Not Spots" gesetzt. Orte also, in denen zur Vorsicht gemahnt wird. Übertrieben, findet der zyprische Wirtschaftsminister Yiorgos Lillikas.

    Ja, es ärgert mich, weil es nicht fair ist. Ich bin gerne bereit, die Kriminalität in London mit der auf Zypern, nicht nur Ayia Napa, zu vergleichen. Und was an einem Tag in London passiert, passiert auf Zypern ein ganzes Jahr lang nicht.

    In letzter Zeit haben sich Schlägereinen und Messerstechereien in dem Badeort gehäuft. In den blutigen Auseinandersetzungen – vier an der Zahl in den letzten Monaten – waren in der Regel junge, betrunkene Touristen aus England beteiligt. Trotz der aufflackernden Gewalt: Zypern gehört, was die Kriminalitätsstatistik betrifft, nach wie vor zu den sichersten Ländern in ganz Europa.

    Außerdem ist Ayia Napa, diese Ansammlung von Karaokebars, dröhnenden Discotheken und amerikanischen Fastfood-Ketten auf Zypern, zumindest in dieser Häufung, einmalig.

    Der Markt bestimmt die Regeln. Wenn Geschäftsleute ein junges Publikum im Auge haben, dann will man ihnen auch was bieten. Wie mit den älteren Gästen. Die gehen eben nicht nach Ayia Napa, sondern eher nach Paphos, weil man sich dort auf dieses Publikum spezialisiert hat.

    Ayia Napa war vor 30 Jahren ein unbedeutendes Fischerdorf, in dem sich um das Kloster und seine Schutzmauern ein paar Häuser gruppierten. Nur wenige Touristen haben in 60er und 70er Jahren hier vorbeigeschaut. Heute bucht jeder dritte Zypernbesucher ein Hotelbett in Ayia Napa.

    Ayia Napa ist, wie alle anderen Tourismusorte im Südteil der Insel, eine Folgeerscheinung der türkischen Invasion im Jahre 1974, die zur Teilung Zyperns in einen griechischen Südteil und den türkisch besetzten Norden führte. Griechen wurden aus ihren Häusern getrieben und flohen in den Süden. Umgekehrt flüchteten die Türken in den Norden. Seit 1974 leben die Einwohner der Insel ethnisch getrennt. Neben dem menschlichen Elend war die Teilung der Insel vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht für den Süden ein Fiasko.

    Fast 40 Prozent des Territoriums waren verloren, 70 Prozent der gesamten Produktionskapazität lagen im Norden. Drei von vier Hotelbetten standen in Famagusta oder Kyrenia. Der Süden war touristisches Niemandsland.

    Aber, nicht nur vom Tourismus waren die griechischen Zyprer abgeschnitten. Auch die größten Anbauflächen für Zitrusfrüchte und Getreide waren verloren. In der Infrastruktur ergaben sich irreparable Schäden. Der wichtigste Hafen, Famagusta, blieb geschlossen. Auch aus der Luft war Zypern nicht mehr zu erreichen. Der internationale Flughafen von Nikosia lag unzugänglich in der Pufferzone der UNO-Friedenstruppe. Die Arbeitslosenquote schnellte im Jahre 1974 – schon alleine wegen der zahllosen Flüchtlinge - auf fast 40 Prozent.

    Die damalige Regierung musste schnell handeln, um Häuser für diese Leute zu bauen und Arbeit für sie zu finden. Neue Häfen und Flughäfen mussten gebaut werden. Eine Industrie musste ins Leben gerufen werden. Dem Tourismus galt damals höchste Priorität. Da gab es keinen ausgetüftelten Plan. Unter diesen schwierigen Bedingungen damals ist das ganze entstanden.

    Von der Dramatik der 70er Jahre ist heute auf der Insel nur noch wenig zu sehen und zu spüren. Die Flüchtlingslager sind aufgelöst und haben festen Siedlungen Platz gemacht. Zwei neue Flughäfen, Larnaka und Paphos sind im Südteil entstanden. Entlang der Küste reihen sich Hotels an Restaurants, Bars an Hotels.

    Die Republik Zypern hat Kapazitäten für bis zu drei Millionen Besucher im Jahr. Die Folge: Kaum ein Küstenabschnitt ist heute unbebaut. Um die schönsten Sandbuchten - eh nicht üppig gesät - sind bis zu zehn Stockwerk hohe Bettenburgen entstanden.

    Indirekte Folge der türkischen Besetzung war ein wirtschaftlicher Strukturwandel. Die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten sank ebenso wie die Bedeutung dieses Exportzweigs. Heute arbeiten nur noch 12 Prozent der Zyprioten in der Landwirtschaft. Vor der Invasion waren es mehr als doppelt so viele. Für 70 Millionen Euro verkaufen die Inselbauern Orangen, Zitronen und Kartoffeln. Das entspricht gerade mal sieben Prozent des Exportvolumens.

    Zypern ist eine ausgesprochen fruchtbare Insel. Die Landwirtschaft ist in der Hand von Klein – und Kleinstbetrieben, die eher auf Eigenversorgung, denn auf Export ausgerichtet sind. Viele betreiben Ackerbau und Viehzucht mit traditionellen Anbaumethoden. Die Existenz vieler Bauern ist gefährdet. Betriebe werden verkauft und zu Ferienwohnungen umgebaut. Außerdem zieht es die Jungen in die Stadt oder in die Tourismuszentren an der Küste.

    Wenn im kommenden Mai die Europäische Union ihre Osterweiterung vollzieht, wird Zypern der Musterknabe unter den zehn Beitrittsländern sein. So lag das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre bei über vier Prozent, höher als innerhalb der EU. Der Süden erfüllt alle Beitrittskriterien nahezu mühelos und bekam dafür schon mehrfach Lob aus Brüssel. Das pro-Kopf Bruttoinlandsprodukt liegt nur leicht unter dem der EU. Auf der drittgrößten Mittelmeerinsel herrscht Vollbeschäftigung, und das, obwohl viele Zyprioten zwei Berufen nachgehen. Was führte den Südteil der Insel aus der Talsohle?

    Die Zyprioten sind besonders gut ausgebildet. Wir dürfen hier nicht vergessen, dass Zypern eine englische Kolonie war und 1960 erst seine Unabhängigkeit erlangt hat. Das Schulsystem, das Rechtsystem ist nach wie vor englisch und die Zyprioten schicken ihre Kinder besonders gerne nach Nordeuropa zum Studium und es herrscht hier eine besonders große Intelligenz, eine besonders große Schulbildung. Die Zyprioten sind besonders arbeitswillig und auch sehr eifrig bei der Sache, wenn es darum geht besonders eben gute Positionen in Firmen zu erlangen.

    Heinrich Schöller lebt seit über 30 Jahren auf der Insel. Er ist einer der größten Unternehmer Zyperns. Zu seiner Schöller Holding – eine ehemaligen Offshore-Gesellschaft - zählen Reedereien, Hotels und Restaurantketten. 8000 Menschen sind weltweit im Firmenverbund beschäftigt. Der Hauptsitz befindet sich in der südzyprischen Hafenstadt Limassol.

    Neben dem Fleiß der Zyprer gab es eine Reihe anderer Gründe, die zum raschen Wiederaufbau führten. International wurde das Land unterstützt. Dem Süden gewährten Europa und die USA großzügige Hilfsleistungen, die vor allem den Flüchtlingen zugute kamen.
    Außerdem profitierte Zypern von den Wirren des vom Bürgerkrieg gebeutelten Libanon. Viele Banken und Handelshäuser verließen Beirut und zogen nach Limassol, Lanarka oder Nikosia.

    Über die Jahre siedelten sich Tausende sogenannte Offshore-Firmen an. Unternehmen, die zwar auf Zypern ihren Sitz haben, aber mit der Insel keinen Handel treiben. Unter den rund 50.000 Gesellschaften gab es zahlreiche Briefkastenfirmen, die lediglich der Geldwäsche dienten.
    Angelockt wurden die Unternehmen in den 70er und 80er Jahren durch eine ganze Reihe von Vergünstigungen. So mussten Offshore – Firmen ihre Nettogewinne lediglich mit 4,25 Prozent versteuern. Mit dem Eintritt in die EU ändert sich das.

    Mit dem Beitritt fallen sämtliche Vergünstigungen weg. Wir sind schon zum Teil Onshore, dass heißt, wir werden behandelt wie normale lokale Unternehmen auch.

    Die meisten ehemaligen Offshore – Firmen wollen, trotz der steuerlichen Verschlechterungen, auf Zypern bleiben. Im Vergleich zu den anderen Mitgliedern der Europäischen Union, hat Zypern noch immer attraktive Steuersätze. Die Gewinnsteuer liegt nun bei zehn, der Spitzenlohnsteuersatz bei 30 Prozent.

    Den heutigen Wohlstand der Insel verdanken die Zyprioten aber hauptsächlich einem Industriezweig: dem Tourismus.
    Bis heute stellt der Fremdenverkehr die größte Einnahmequelle Zyperns dar. Jedes fünfte zyprische Pfund des Bruttoinlandsprodukts wird im Tourismus erwirtschaftet. Außerdem ist der Fremdenverkehr – neben der Landwirtschaft - der größte Arbeitgeber. 40.000 Menschen - das heißt jeder neunte - arbeitet in Hotels, Restaurants oder Mietwagenunternehmen.
    Die "Insel der Aphrodite" birgt zahlreichen touristische Sehenswürdigkeiten und Reize. Hinzu kommt, dass Zypern zu den wenigen europäischen Ganzjahreszielen zählt, wie z.B. die Kanarischen Inseln. Fast jeden Tag scheint hier die Sonne. Die drittgrößte Mittelmeerinsel bietet weit über 300 Kilometer Küstenstreifen. Zypern, drei mal so groß wie Mallorca, wartet mit einer 7000 jährigen Geschichte auf. Zahllose Tempel, Amphitheater und Klöster warten auf Besucher. Landschaftliche Abwechslung bringt das Troodos Gebirge. Auf dem Höchsten Gipfel, dem knapp 2000 Meter hohen Olymp, kann im Winter Ski gefahren werden. Und Zypern verfügt über eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete des Mittelmeers: ideale Bedingungen für Wanderer. Zahlreiche Nationalparks schützen Fauna und Flora.

    Zypern ist in sich sehr angenehm. Zypern ist speziell im Winter eine Insel, die blüht und grünt. Ein Paradies. Im Sommer natürlich, in der Trockenheit, wird alles etwas grauer. Aber Zypern ist wirklich eine Reise wert.

    Nur, diesem Ruf sind nicht mehr so viele ausländische Gäste gefolgt. Die zypriotische Tourismusbranche konnte in den letzten Jahren nicht nur Erfolge melden. Die Gründe sind vielschichtig.

    Konkurrierende Touristikziele setzten den Besucherzahlen der Insel in der Vergangenheit zu, meint Andreas Ehli, Repräsentant der TUI auf Zypern. Der hannoversche Reiseriese vermittelt 500.000 Gäste jährlich nach Zypern.

    Zypern war da bekannt für hochwertige Hotellerie im Vergleich zu vielen andern Zielgebieten. Mittlerweile aber ist das Lebensniveau und die Lebenshaltungskosten auf der Insel so hoch, dass auch wir teilweise Schwierigkeiten haben bei dem Preisleistungsverhältnis. Die Qualität war sehr gut, ist teilweise noch gut, aber alle Zielgebiete haben aufgeholt, so einfach ist das.

    Die Lebenshaltungskosten auf der Mittelmeerinsel sind im Vergleich zu den Wettbewerbern Malta, Mallorca oder Tunesien gleich hoch oder höher. Bei einem Einkauf im Supermarkt oder beim Mieten eines Autos werden Preise verlangt, die teilweise höher liegen als in Deutschland. Die Gründe dafür: Ein starkes zyprisches Pfund und die Insellage. Viele Produkte müssen importiert werden.

    Die hohen Preise ärgern nicht nur ausländischer Touristen. Auch die Einheimischen. Sofronis Potamitis arbeitet für Cyprus Villages. Ein genossenschaftlicher Verbund, der einen nachhaltigen Tourismus in Bergdörfern anbietet.

    Ich finde diese Entwicklung besonders negativ in vielerlei Hinsicht. Zum einen ist die Umwelt betroffen, aber auch die Stadtplanung. Wir Zyprioten können nicht mehr auf unsere eigenen Strände – sie sind überfüllt und kosten Geld. Es ist alles zu teuer – und dann noch alles mit Millionen Touristen teilen.

    Die zyprische Tourismusindustrie spürt die Konkurrenz anderer Mittelmeerländer und der Massentourismus zieht den Groll der eigenen Bevölkerung auf sich.

    Seit dem 11. September 2001 sinken die Touristenzahlen stetig . Vor den Anschlägen in New York und Washington zählte man noch knapp 2,7 Millionen Besucher . Heute sind es im Jahresdurchschnitt über 300.000 weniger.
    Wirtschaftsminister Lillikas nennt dafür drei Gründe.

    Dieses Jahr ist ein hartes Jahr für das Tourismusgeschäft, nicht nur für Zypern, sondern für die ganze Welt. Eine Reihe von Terrorakten, der Krieg im Irak, dann SARS und natürlich die wirtschaftlichen Probleme in Mitteleuropa, wie z.B. in Deutschland haben die Tourismusindustrie auf Zypern getroffen. Anfang des Jahres, im März hatten wir einen Rückgang von 45 Prozent. Die Situation hat sich mittlerweile verbessert und wir sind jetzt nur noch 10 Prozent im Minus im Vergleich zum Vorjahr.

    Besonders Deutsche sind dieses Jahr der Insel ferngeblieben. Das hängt zusammen mit der wirtschaftlichen Krise in der Bundesrepublik. Zum anderen gewährten deutsche Reiseveranstalter ihren Kunden während des Irakkriegs kostenlose Umbuchungen auf andere Ziele.

    60 Prozent aller Touristen auf Zypern kommen aus Großbritannien. Etwa 1,5 Millionen. Die Deutschen stellen nur einen kleinen Anteil dar. Etwas über 100.000 haben ein Hotelzimmer auf Zypern gebucht. Wirtschaftsminister Lillikas möchte Deutsche in Zukunft stärker ansprechen.

    Wir wollen Mittel- und Hochklassen Tourismus bieten. Wir zielen auf Touristen, die die ganze Vielfalt der Insel nutzen und nicht nur den Strand und die Sonne. Und die Deutschen – wie einige andere auch in Europa, interessieren sich für Kultur und Geschichte. Deswegen sind wir sehr an Deutschland interessiert. Zur Zeit läuft eine groß angelegte Marktstudie, um besser unser Produkt an die Deutschen zu vermitteln.

    Andreas Ehli von der TUI hält diesen Schritt für längst überfällig.

    Was sie machen müssen, sind wesentlich gezieltere Marketingkampagnen in den zentraleuropäischen Märkten. Es kommt nicht rüber in Deutschland, bei den wenigen Werbespots, die man sieht im ZDF z.B., die auch teuer sind, es kommt nicht rüber die Vielfalt der Insel, das Potential. Gerade der deutsche braucht mehr authentische Argumente. Er will einfach mehr in die Dörfer mit den Menschen dort Kaffee trinken. Das müssen die Zyprioten besser verkaufen. Die Gastfreundschaft.

    In den Bergen abseits des Strandes, dort, wo es die Gastfreundschaft noch geben soll, fühlt man sich von der Regierung in Nikosia nicht ausreichend unterstützt. Der Vorwurf: Viel zu viele Marketinggelder flössen der Vier- und Fünfsterne Hotelindustrie zu.

    Die Lobby um die Vier- und Fünf-Sterne Hotels ist sehr stark. Jeder, der versucht ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, muss sich darüber im klaren sein. Wenn sie sich das Werbebudget anschauen: 25.000 Euro gibt die Regierung für unseren Agrotourismus aus, 20 Millionen bekommen die großen Hotels. Daran sehen sie, wie wenig für den ländlichen Tourismus aufgebracht wird.

    Der ländliche Tourismus auf Zypern spielt eine Nebenrolle. Genossenschaftliche Unternehmen wie Cyprus Villages von Sofronis Potamitis haben weniger als fünf Prozent Marktanteil. Im Rahmen des so genannten Agrotourismus werden restaurierte, alte Bauernhäuser, den Touristen vermietet. Außerdem organisieren die Veranstalter Begegnungen mit den Dorfbewohnern. Gemeinsam produziert man Käse oder hilft bei der Olivenernte.

    Das Gros der Zyperntouristen hält sich an den zahlreichen Stränden auf. Nicht nur hier wird ein weiteres Problem sichtbar.

    Ich habe gedacht, dass die Touristen die Insel verdrecken. Aber meine Familie und ich haben während unseres Aufenthalts bemerkt, dass es die Zyprioten selbst sind. Die Touristen versuchen die Strände sauber zu halten. Wir haben sogar gesehen, dass Leute aus dem fahrenden Auto ihre Mülltüten weggeschmissen haben.

    Der Leserbrief eines schwedischen Touristen ist symptomatisch und spricht vielen Zypernreisenden aus der Seele. Der Präsident der zypriotischen
    Tourismusvereinigung S.T.E.K. formulierte es direkter:

    Wir können keinen Fünfsterne Tourismus bieten, wenn der Tourist um die Hotels eine Einsterne Umwelt vorfindet.

    Der Umgang mit Müll ist ein ernsthaftes Problem auf der Insel. Verpackungsreste werden sorglos am Strand liegengelassen, Plastiktüten aus dem Auto geworfen. Zuviel für Touristen, die tausende von Euro für einen Urlaub auf Zypern aufbringen müssen.

    Immerhin ist die Regierung dazu übergegangen, große Verbotschilder an die Straßen zu stellen: Das sorglose Wegwerfen von Müll steht unter Strafe!. Außerdem bemühen sich Räumkommandos, die Straßenränder von Plastiktüten und Coladosen zu befreien.

    Trotz aller Nachteile, die der Fremdenverkehr mit sich bringt, will die Regierung in Nikosia am Tourismus festhalten. Und sogar weiter ausbauen. Im Wirtschaftsministerium setzt man sich eine Obergrenze von drei Millionen Gästen pro Jahr.

    Wir müssen Massentourismus mit Qualität verbinden. Wir wollen mehr in Qualität des Service und der Produkte investieren um unser ganzes Tourismuspaket zu bereichern. Dazu gehört der Bau von vier neuen Jachthäfen. Und, wir werden neue Golfplätze anlegen. Denn, wenn es im Winter schneit und regnet in Europa, scheint bei uns die Sonne. Außerdem wollen wir verstärkt Konferenzen ins Land holen und den Sporttouristen bessere Möglichkeiten bieten.

    Der Tourismus genießt in der Regierung also auch in Zukunft höchste Priorität.

    Aber, neben dem Gästebetrieb will man andere Dienstleistungsbereiche weiter fördern.
    Geworben wird mit einer guten Infrastruktur. Das Autobahn- und Straßennetz ist gut ausgebaut, im Bereich Telekommunikation muss Zypern den europäischen Vergleich nicht scheuen. Im Wirtschaftministerium gibt es Pläne, einen Technologiepark zu entwickeln. Forschungseinrichtungen verschiedener namhafter Universitäten sollen auf Zypern entstehen. Auch wird über den Bau neuer Krankenhäuser, ganzer Gesundheitszentren nachgedacht. Vieles ist hier über eine erste Überlegungsphase nicht hinausgewachsen. Von Vorteil könnte sich die geostrategische Lage der Insel erweisen, gerade in Hinblick auf den Beitritt zur Europäischen Union. Dazu Heinrich Schöller.

    Zypern ist die Crossroad der arabischen Welt mit dem Abendland. Zypern hat es über die Jahre stets verstanden, sowohl mit Nordeuropa als auch mit dem Nahen Osten besonders gute Verbindungen zu haben. Und hat die Verbindungen auch über die Jahre gut gepflegt. Deswegen glaube ich, dass Zypern in der EU einen wichtigen Beitrag leisten kann.

    20 Minuten dauert der Flug von Larnaka nach Beirut, nur wenig länger nach Alexandria oder Tel Aviv. Zyprer beherrschen mehrere Fremdsprachen. Tatsächlich kann die östlichste Mittelmeerinsel für Europa zum Sprungbrett in den Nahen Osten werden.

    Nicht nur die Lage macht Zypern zu einem besonderen EU-Mitglied. Die Insel ist das letzte geteilte Land in Europa.
    Der türkisch-besetzte Teil kann nicht mit einer vergleichbaren wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte aufwarten. Die Menschen im Norden verdienen drei mal weniger als die Süden.
    Die Gründe für den wirtschaftlichen Niedergang der sogenannten "Türkischen Republik Nordzypern" sind vielschichtig. Nach der Besetzung sollen wertvolle Wirtschaftsgüter geplündert, angeblich in die Türkei verschifft und dort verkauft worden sein. Bis heute mangelt es an Instandsetzung und Investitionen.

    Am schwersten aber wiegt der ungeklärte völkerrechtliche Status des Nordens. Nordzypern gilt bis heute als illegal von türkischen Truppen besetzt. Die Vereinten Nationen haben ein Embargo verhängt, die Weltbank gewährt keine Kredite.. Nur die Türkei erkennt die Republik Nordzypern an.

    Seit 1997 treffen sich gut zwei Dutzend Geschäftsleute von beiden Seiten der Insel. Seinen Lauf nahm der Kontakt in Brüssel. Deswegen nennen die Teilnehmer ihre lose Vereinigung Brussels Group. Brüssler Gruppe. Obwohl man sich bei den Treffen menschlich näher gekommen, ist der wirtschaftliche Austausch beider Seiten nahezu bei Null geblieben. Phanos Epiphaniou ist Mittelständischer Unternehmer und Mitglied der Brüssler Gruppe.

    Ernstzunehmende Projekte können nicht entwickelt werden. Jeder Geschäftsmann, jeder Partner, braucht, um eine Kooperation zu starten, eine rechtliche Basis. Also, wenn es zum Beispiel zu Streitereien oder Ungereimtheiten käme, müssten Gesetzte da sein, mit denen sich das klären ließe. Die drüben erkennen unsere Gesetzte nicht an, und wir auf gar keinen Fall die Türkischen. Denn der Norden ist für uns kein Staat. Um die Leute einander näher zu bringen, könnte Handelsverbindungen oder Kooperationen helfen. Aber ich muss ihnen leider sagen: Das ist noch nicht geschehen.

    Die Zahl der Treffen der Brüssler Gruppe hat in letzter Zeit abgenommen. Es mangelt an Erfolgen Im Süden wartet man nun gespannt auf den Ausgang der Wahl im Dezember. . Knapp 200.000 Bewohner des türkischen Teils wählen dann ein neues Parlament. Die Opposition hat sich bereits zusammengeschlossen und will sich einstimmig für eine Wiedervereinigung einsetzen, um damit Mitglied der EU werden zu können.

    So lange die Grenzen für den Handel geschlossen bleiben, ist die nordzyprische Wirtschaft auf ihre bisherigen Devisenbringer angewiesen. In fünf Universitäten studieren 23.000 Studenten. Meist aus dem Nahen Osten. Deren Studiengebühren tragen 15 des Bruttoinlandsprodukts bei. Eine weitere Geldquelle stellen fast drei Dutzend Casinos.

    Die Wirtschaft des Norden liegt am Boden. Die wirtschaftliche Schwäche des besetzten Teils hat zur Folge, dass das Land nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich am Tropf von Ankara hängt. Im August haben Ankara und die Türkische Republik Nordzypern eine Zollunion unterzeichnet. Mit dem Abkommen versucht die Türkei, den besetzten Teil in das internationale Wirtschaftssystem zu integrieren.

    Viele Experten vergleichen die ungleiche wirtschaftliche Situation auf der Insel mit Deutschland vor dem Mauerfall. Berechnungen haben ergeben, dass eine Wiedervereinigung der Insel Kosten in Höhe von 27 Milliarden Dollar nach sich ziehen würde. Den Löwenanteil machten dabei Kompensationsgelder aus. An griechische Zyprer, die ihr Eigentum im Norden ausgezahlt bekämen.


    Finanzielle Aspekte sind zweitrangig. Natürlich, gebe es eine Lösung und es käme zur Vereinigung, würde das unsere Wirtschaft schwer belasten. Aber es gibt Zusagen von der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und der UNO uns zu unterstützen. Diese Kosten könnten nicht von unserer Wirtschaft alleine aufgebracht werden. Aber, alles hat zwei Seiten. Kann man sich den Schwung vorstellen, den unsere Wirtschaft bekäme, würde es zu einer Lösung kommen. Ich glaube an einen neuen Boom.

    Auch die Tourismusbranche im Norden könnte von einer Vereinigung profitieren. Bisher ist die Einreise in den besetzten Teil mit Schwierigkeiten behaftet. Non-Stop-Flüge aus Europa oder dem Nahen Osten sind unmöglich. Potentielle Touristen müssen in Istanbul oder Ankara umsteigen. Wer in den Norden einreist, gilt im Süden als illegal.

    Etwa 300.000 Touristen machen jährlich Urlaub im Nordteil der Insel. Also, zehn mal weniger als im griechischen Teil. Aber - das besetzte Gebiet gilt landschaftlich als äußerst reizvoll, viele Strände und Buchten sind unberührt.
    Mit großem Interesse beobachten deshalb auch die Touristikkonzerne die politischen Vorgänge auf der geteilten Insel.

    Das ist im Norden noch viele unberührte wunderschöne Ecken gibt, die sicherlich dann auch teilweise unter Naturschutz gestellt würden, wenn es zur einer Lösung käme. Nichts des zu Trotz wird natürlich auch oben gebaut. Es wird investiert werden. Wir als TUI haben Interesse- großes Interesse. Wir haben auch schon die Insel im Norden besucht. Wir sind genauestens informiert über die Entwicklung im Norden. Wir sitzen in den Startlöchern.

    Der Norden bietet unerschlossene Potentiale für den Tourismus. Welche Lehren zog man aus den Erfahrungen der Vergangenheit? Die Regierung der Republik Zypern lässt strandnahe Hotelbauten nur noch unter hohen Auflagen zu. Auf einer wiedervereinten Insel gibt es deshalb kein zweites Ayia Napa mehr.