…hieß es am 28. Februar in den Fernsehnachrichten. Die Vogelgrippe breitet sich also weiter aus – auch auf andere Lebewesen. Der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus hatte am Montag zu früh Entwarnung für die Insel Rügen gegeben.
"Die Bundeswehr wird zurückverlegt. Das heißt, wir werden dort nur Spezialkräfte zum Einsatz bringen. Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt, der mir wichtig ist, ist, dass die Insel Rügen sauber ist. Wir haben alle Wildvögel, die zu bergen waren, beziehungsweise die wir bergen konnten, geborgen. "
Auch die Tötung von 3000 Nutztieren konnte die Seuche nicht stoppen. Bei den fast 40.000 Geflügelhaltern in Deutschland geht die Angst um.
Wenn ganze Bestände gekeult werden müssen – und sei es auch nur aus Vorsicht – dann kann das Haus und Hof kosten.
Jürgen Schröder aus Klein-Wittensee und Anne Christiansen aus Almdorf bei Husum leben davon, ihre Eier zu verkaufen. Und ohne Tiere gibt es keine Eier. Unter Umständen auf lange Sicht.
"Für uns wäre das ein ziemlich Existenz-bedrohender Zustand. Weil wir vermarkten über den Lebensmitteleinzelhandel Bäckereien und sonstige. Und wir wären dann ja eine Zeitlang weg von den Kunden. Man muss ja die Kunden, die man über Jahre aufgebaut hat, versuchen zu beliefern. Dass man irgendwie versucht, Eier von Betrieben zu bekommen, die nicht gesperrt sind. Weil der Kunde braucht ja die Eier. Wir sind sehr stark in Supermärkten vertreten. Und die müssen ja beliefert werden mit Eiern. "
Zur Zeit geht es den deutschen Geflügelhaltern immerhin noch besser als ihren französischen Kollegen. Dort hat sich bereits der erste Fall von Vogelgrippe in einem Nutztierstall ereignet. Seitdem ist in Frankreich der Verbrauch von Eiern und Geflügel drastisch gesunken. Um mehr als ein Drittel. Die deutschen Verbraucher kaufen aber derzeit noch genauso viel wie bisher.
"Also im Augenblick habe ich noch keine Angst, keine Bedenken. Wenn das natürlich erst mal im Hühnerhof landet, dann sehe ich das schon anders. Aber im Augenblick denke ich, kann man noch beruhigt sein- Also hier auf dem Wochenmarkt bei der derzeitigen Situation hätte ich da keine Bedenken, Geflügel zu kaufen. Ich habe auch Geflügel gekauft. "
Auch den Biolandwirten sind die Kunden noch treu. Zur Sorge um einen möglichen Verlust von Tieren und Kunden kommt aber noch etwas anderes hinzu.
Die Biohöfe leben davon, dass Menschen sie besuchen, um direkt bei ihnen einzukaufen. Da darf man mal das Kälbchen streicheln, den Schweinen zuschauen. Kinder dürfen ganz nah an die Hühner heran, was ihnen besonderen Spaß macht. Wenn nun die Tiere im Stall bleiben müssen und das Ende der Vogelgrippe noch nicht einmal abzusehen ist, bringt das auf dem Hof alles durcheinander.
Für Karl Ebsen im Nordseeort Langenhorn ist der lebendige Bauernhof ein zusätzliches Angebot an seine Feriengäste. Wenn die wegbleiben, gehen 50 Prozent seiner Einnahmen verloren.
"Das würden wir auch noch verkraften, wenn wir die Eier nur wegschmeißen würden. Aber wenn dann Urlauber absagen, dann tut das doch weh. Es ist ein kleiner Hof hier. Wir leben mit zwei Familien davon. Und das ist echt eng dann. "
Die Angst ist real. Denn eine Familie hat ihren Urlaub auf dem Biohof schon abgesagt. Obwohl es an der Nordsee noch keinen Fall von Vogelgrippe gegeben hat. Aber die Bilder von den toten Schwänen und Hühnern schrecken ab.
Karin Jürgens, Wissenschaftlerin am Institut für ökologische Agrarpolitik der Universität Kassel, weiß, was in den Bauern vorgeht. Seuchenzüge sind nicht neu. Vor der Vogelgrippe war es die Schweinepest oder die Maul- und Klauenseuche. Die Ängste waren und sind immer dieselben.
"Die massenhaften Tiertötungen, die ja eben in dieser Massenhaftigkeit auf dem Hof auch erlebt wurden, darauf reagierten die Betroffenen zunächst einmal mit großer Angst. Also es war für sie eine unkontrollierbare Situation, in der sie im Grunde auch keine Verfügungsgewalt mehr über ihr Eigentum und ihren Hof hatten, d.h. eben abhängig waren von dem, was an staatlicher Gewalt und Verfügung auf den Hof kam. "
Menschen in weißen Schutzanzügen, deren Gesichter man nicht erkennen kann, übernehmen im Seuchenfall das Kommando. Der Landwirt und seine Familie dürfen den Hof nicht verlassen. Auch von außen darf niemand kommen, um sie zu besuchen oder Trost zu spenden.
Die Hühnerhalter würden sich wünschen, man könnte die Tiere impfen. Doch bisher sind die Agrarminister dagegen. Allen voran der niedersächsische Minister Hans Heinrich Ehlen.
"Unsere Wirtschaftsgeflügelbetriebe würden dann, wenn geimpft werden würde, vom internationalen Markt ausgeschlossen werden. Das können wir uns bei der Größenordnung, die wir in Niedersachsen haben, um die 70 Millionen Stück Federgeflügel, können wir uns das nicht leisten. "
Niedersachsen ist das Zentrum der deutschen Geflügelwirtschaft. Im Emsland liegt ein Betrieb fast nahtlos am anderen. Die Zahl der Hühner pro Stall ist hier am höchsten. Bis zu 200.000 Tiere. Obergrenzen gibt es nicht.
Auch Masthähnchen werden deshalb in großen Gruppen gehalten. In einem Stall so groß wie eine Turnhalle, sind es gut 40.000 Tiere. Wenn sie ausgewachsen sind- nach vier bis sechs Wochen – wird der Platz knapp. Dann werden sie geschlachtet.
In der Geflügelproduktion sind die Umsätze gewaltig. Eier werden in Tonnen gerechnet. Im Jahr 2000 lag Deutschland im internationalen Vergleich mit 880.000 Tonnen unmittelbar hinter Frankreich.
Es könnten noch mehr sein, wäre da nicht die Legehennenhaltungsverordnung. Renate Künast hatte als Bundeslandwirtschaftministerin dafür gesorgt, dass Hühnern im Käfig mehr Platz als der eines DIN-A-4-Blattes zugebilligt wurde. Nachdem das Bundesverfassungsgericht die kleinen Käfige moniert hatte. Die Geflügelhalter sind damit nicht einverstanden. Jürgen Schröder.
"Wir haben zur Zeit den Zustand, dass wir noch eine gültige Verordnung haben, die im Jahre 2001 durch den Bundesrat gebracht worden ist, unter dem Gesamtzusammenhang BSE, alles muss besser werden und Agrarwende. Ende dieses Jahres ist nach unserer Rechtslage die normale Käfighaltung, wie wir sie von jeher kennen, von Rechts wegen völlig verboten. In der EU erst ab 2011. Es laufen Bestrebungen, dies völlig zu ändern. Minister Seehofer hat auch einiges in Aussicht gestellt. Jetzt muss man sehen, wie er sich mit den Ländern da einigen kann. Die Geflügelwirtschaft möchte natürlich aus völlig logischen Gründen eine Eins-zu-eins-Umsetzung der EU-Richtlinie haben. "
Die grüne Politikerin Renate Künast wollte mehr, als die EU den Hühnern zubilligte. Ein Käfig mit Nest und Sitzstangen und Platz, auf dem die Tiere artgerecht scharren können.
Zu viel Platz und zu teuer für die Produktion, sagen Agrarwissenschaftler. Die EU nämlich werde künftig weniger Eier produzieren. Auch Deutschland. Außerdem sei die Vergrößerung des Platzes ein Anreiz, noch größere Hühnerbestände in einem Betrieb zu halten und für die Betriebe noch dichter zusammenzurücken. Wenn es zu einer Seuche, wie der Vogelgrippe kommen sollte, würde genau das aber in einer Region wie Niedersachsen auch für Jürgen Schröder ein Problem.
"Aus der Gegend kommen ja eigentlich alle Stalleinrichtungen, was mit Eierverpackung, Eiersortierung zu tun hat. Die haben eine Superinfrastruktur aufgrund ihrer hohen Dichte. Ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn die Vogelgrippe in Südoldenburg auftaucht. Wird sicher schwierig in den Griff zu bekommen sein dort. "
Hühnerhaltung auf engstem Raum, sowohl im Stall als auch in einer Region senkt die Kosten. Denn mehr als 8 bis 10 Cent pro Ei lässt sich nicht verdienen. Auch Geflügelfleisch ist billig. Trotzdem stimmt der Profit. Solange nichts passiert.
Die Dichte ist bei einer Seuche nicht das einzige Problem. Das andere sind die Transporte quer durch die Republik. In Schleswig-Holstein gibt es aus Kostengründen keinen Schlachthof mehr. Die Hühner müssen fast 400 km weit bis nach Bremervörde gebracht werden.
Diese Transporte finden allein in einem einzigen Betrieb mindestens viermal pro Jahr statt. Dann wenn die Hühner ausgetauscht werden, weil sie in der Mauser sind und keine Eier mehr legen. Für Anne Christiansen ist das ganz selbstverständlich.
"Das Produkt Ei muss man ja auch produzieren, um es zu verkaufen. Und wenn ich sechs Wochen keine Eier aus diesem Stall bekomme, und sie nur füttern muss, dann sind das für mich einfach zu hohe Kosten. "
Eier und Geflügel sind längst ein weltweites Geschäft. Auch der Transport. Denn die EU und Deutschland importieren kräftig. Bei Geflügelfleisch kann sich Deutschland trotz eigener Großproduktion nur etwa zu 60 Prozent selbst versorgen. Das meiste Geflügel kommt heute aus Thailand, Eier für die Verarbeitung stammen aus China und Indien.
So mancher Thailandurlauber, der seinen Heimflug günstig aus dem Urlaubsgebiet an den Küsten antritt, weiß nicht, dass ein Teil des Frachtraums randvoll mit thailändischem Hähnchenfleisch ist. Transportiert werden auch Küken aus China nach Afrika. Unter Umständen hat das dramatische Folgen. Götz Schmidt:
" Es ist eine Vermutung, dass der Ausbruch in Nigeria, der übrigens ja in der agroindustriellen Haltung im Norden von Nigeria stattgefunden hat, dass dieser Ausbruch verursacht wurde, keinesfalls über Zugvögel - das ist kein Zugvogelgebiet – sondern verursacht wurde durch den globalen Handel mit illegalen, nicht kontrollierten Eintagsküken aus Südostasien, wahrscheinlich Thailand.
"
In Nigeria grassiert derzeit die Vogelgrippe, die in China schon vor vielen Jahren ausbrach. Der amerikanische Historiker Mike Davis hat versucht, die Fakten zusammenzutragen. Sein Buch, das in deutscher Übersetzung "Vogelgrippe" heißt, erschien schon im letzten Jahr. Beachtet hat es jedoch fast niemand.
Davis nennt die Vogelgrippe eine "Pestilenz der Globalisierung". Denn in kürzester Zeit werden nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Viren um den Globus transportiert. Und er räumt mit einem Ammenmärchen auf, dass das Virus H5N1 seine Geburtsstunde bei den Geflügelhaltern mit nur wenigen Tieren hatte. Dort, wo Mensch und Tier quasi miteinander leben. Götz Schmidt hat das Buch gelesen.
" Das Buch ist wirklich für unsere Diskussion äußerst passend. Denn die läuft doch etwas schlicht. Also eines fand ich sehr beeindruckend, wie er dargestellt hat, dass unsere Vorstellung von der so genannten Hinterhofhaltung – dieser Begriff geistert doch dauernd durch die Medien – dass dieser Begriff ziemlich irreführend ist. Z.B. in Thailand kann man wohl davon ausgehen, dass der Großteil des Geflügels – man spricht von 70 bis 80 Prozent – in Käfighaltung untergebracht ist.
" Seit 1980 ist die Fleischproduktion in Asien um 80 Prozent gestiegen. Die Geflügelproduktion hat sich in dieser Zeit verdoppelt. In Hongkong baute man große Farmen. Dort, wo die Zugvögel rasten. 1997 isolierten Wissenschaftler erstmals das Virus H5N1. Es erwies sich als gefährlicher als alle früheren Viren, denn es hatte nicht nur die Artenschranke von einem Wildvogel zum nächsten, sondern auch die von Wildvögeln zu Hausgeflügel überschritten. Wachteln waren die Zwischenwirte.
Durch eine genetische Verschiebung ist die Vogelgrippe zudem zu einer Gefahr für den Menschen geworden. Denn wer Kontakt mit infizierten Tieren hatte, erkrankte ebenfalls. Alles das, obwohl die Tiere in Käfigen gehalten würden. Götz Schmidt weiß: dieses Haltungssystem ist keinesfalls geschlossen.
" Das geht los mit den Zuchtbetrieben, dann den Elternfarmen, dann den Brütereien, wo die Küken ausgebrütet werden, dann der Mast- oder Legebetriebe, dann der Schlachthof. Dann die ganzen Entsorgungsmaßnahmen. Der Mist muss entsorgt werden, die Kadaver, die ja anfallen. Also ein sehr anfälliges, keinesfalls geschlossenes System, sondern was jede Möglichkeit der Ansteckung bietet.
" Als 1997 die Vogelgrippe in Hongkong auftrat, wurden 1,6 Millionen Hühner, Enten und Gänse getötet. Damit konnte eine Pandemie verhindert werden. Aber nur auf Zeit, darüber waren sich die Behörden im klaren.
Die Seuche war zu einer alltäglichen Gefahr geworden. Denn in China wächst die Bevölkerung rasant. Allein in der südchinesischen Stadt Guangdong werden 700 Millionen Hühner gehalten. Der Handel floriert, aber auch der Export von Sportkleidung oder billiger Elektronik in die ganze Welt. Das ist der Grund, warum die Stadt immer weiter wächst. Weil Menschen hier Arbeit finden.
Ein Moloch wie Guangdong ist ein enormes Reservoir für Grippeviren, zumal viele Menschen dort stark immungeschwächt sind. Und die Behörden – so Mike Davis – verschwiegen immer wieder Ausbrüche von Vogelgrippe, um die Wirtschaft zu schonen. Auch in Thailand. Zuletzt vor knapp zwei Jahren. Bevor der Ausbruch bekannt wurde, hätten die Schlachthöfe der großen Geflügelbetriebe noch schnell einmal Sonderschichten gefahren. Die Arbeiter wussten offenbar warum.
Die Kritik der Weltgesundheitsorganisation WHO an den thailändischen Großproduzenten kümmert in Thailand bis heute niemanden. Geflügelproduktion ist ein Milliardengeschäft. Der Wert der Aktien und das Volumen der Staatshaushalte hängt zu sehr davon ab.
Der WHO-Vertreter beruhigt die Europäer. Hier sei der Fall ja ganz anders. Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer ist sich dagegen schon im klaren, dass auch in Europa mehr auf dem Spiel steht.
" Wir haben es mit einem lokalen Geschehen von globaler Auswirkung zu tun. Das kann Auswirkung haben in der Ausbreitung der Infektion. Da gibt es keine Grenzen. Das kann gravierende wirtschaftspolitische Konsequenzen haben. Und deshalb brauchen wir, wenn diese ganze Sache bewältigt ist, eine Diskussion, wer sich in Deutschland um die Lebensmittelüberwachung, um die Tierseuchenbekämpfung kümmert.
"
Deshalb wird das Thema Impfen immer drängender - mit einem Impfstoff, der bei den Tieren den Erreger vollständig erfasst. Und auch einen Impfstoff, der die Menschen schützt. Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus bringt es auf den Punkt.
" Da hat die Weltgemeinschaft aus meiner Sicht völlig versagt. Wir haben immer schön nach Asien geguckt. Ist ja schön weit weg. Und die Europäer und die reichen Nationen haben aus meiner Sicht, wenn man global denkt, dieses Problem in der Weltgemeinschaft nicht richtig angepackt.
"
Das weiß auch Klaus Stöhr. Erst 2004 machte die WHO Druck. Doch die Arzneimittelfirmen sind nur bereit, einen Impfstoff zu entwickeln, wenn die Staaten den Forschungsaufwand finanzieren. An Antigrippemitteln verdienen die Firmen aus der Sicht von US-Autor Mike Davis nämlich weniger als an einem Medikament zur Cholesterinsenkung. Das Argument, Impfen von Tieren in Großbeständen sei unmöglich, ist laut Davis nicht stichhaltig.
Schon heute werden Tiere geimpft. Gegen eine Hühnerpest, die für den Menschen ungefährlich ist, gegen Colibakterien oder Salmonellen.
Die Impftechnik also ist etabliert. Aber selbst wenn das alles aufwändiger würde, sieht Thomas Dosch vom Bioland-Bundesverband keine Probleme.
" Bei dem Impfstoff, von dem jetzt die Rede ist, da wurde uns gesagt, dass man das Tier zweimal kurz hintereinander in die Hand nehmen muss. Aber das würde ich tun. Ich halte das immer noch für sinnvoller, das Tier zum Impfen in die Hand zu nehmen, als es nachher in die Tötungsmaschine zu hängen. Diese Diskussion scheint mir doch zu sehr in die falsche Richtung zu gehen.
"
Das betrifft auch eine andere Überlegung. Man kümmert sich nicht wirklich um die Frage, wie Hausgeflügel widerstandsfähig gemacht werden kann. Die Zucht von Hühnern schließlich ist ein Geschäft, das offenbar wenige Großkonzerne für sich gepachtet haben.
Doch auch die Biohalter haben nach wie vor Probleme. Ihre Tiere haben genau dieselbe Genetik wie das Käfighuhn, bedauert Friedhelm Deerberg, Berater für die biologische Geflügelzucht.
" Der Anteil der biologischen Legehennenhaltung, bzw. der Anteil, der Tiere ist relativ gering, gemessen an dem Anteil, der in die Käfighaltung geht. Und wenn man sich das global anschaut, dann sieht es so aus, dass die großen Wachstumsmärkte nicht im europäischen Raum sind, sondern die liegen im asiatischen Raum. Und da sind eben die Tiere, die sie momentan hauptsächlich züchten bestens geeignet dafür. Die haben ein bestimmtes Leistungsprofil für diese Haltungssysteme.
"
Wirtschaftliche Interessen bestimmen weltweit die Geflügelproduktion in all ihren Facetten. Sie steuern damit auch das Seuchengeschehen. Das Bewusstsein für solche Gefahren ist immer noch gering. So urteilte am letzten Sonntag Matthias Wolfschmidt von der Verbraucherorganisation Foodwatch.
" Üblicherweise wird, wenn eine Katze einmal an einem verendeten Vogel geschnuppert oder probiert hat, wird sich die Katze sicherlich nicht in dem Maße infizieren, dass sie krank wird oder Überträger werden würde. Das kann man im Moment sagen. Also insofern kein Grund zur Sorge für Haustierhalter.
"
Inzwischen hat ihn die Realität überholt. Mike Davis berichtet unter Berufung auf das Wissenschaftsmagazin Science, dass sich H5N1 sogar von Katze zu Katze überträgt. Das Vogelgrippevirus ist auf dem Vormarsch. Und die Seuche in der Welt – trotz aller Beschwichtigungen. Mit einem guten Management und einem wirksamen Impfstoff könnten jedoch regionale Ausbrüche verhindert werden.
Außer Vorsichtsmaßnahmen hat man derzeit allerdings nicht viel entgegenzusetzen. Und während der WHO-Experte Klaus Stöhr im deutschen Fernsehen die Gefahr einer Ausbreitung der Vogelgrippe in Europa klein redet, weiß er längst, dass es anders ist. Ende 2004 hat er bereits in den amerikanischen CBS News erklärt: Unsere Zeit läuft ab.
"Die Bundeswehr wird zurückverlegt. Das heißt, wir werden dort nur Spezialkräfte zum Einsatz bringen. Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt, der mir wichtig ist, ist, dass die Insel Rügen sauber ist. Wir haben alle Wildvögel, die zu bergen waren, beziehungsweise die wir bergen konnten, geborgen. "
Auch die Tötung von 3000 Nutztieren konnte die Seuche nicht stoppen. Bei den fast 40.000 Geflügelhaltern in Deutschland geht die Angst um.
Wenn ganze Bestände gekeult werden müssen – und sei es auch nur aus Vorsicht – dann kann das Haus und Hof kosten.
Jürgen Schröder aus Klein-Wittensee und Anne Christiansen aus Almdorf bei Husum leben davon, ihre Eier zu verkaufen. Und ohne Tiere gibt es keine Eier. Unter Umständen auf lange Sicht.
"Für uns wäre das ein ziemlich Existenz-bedrohender Zustand. Weil wir vermarkten über den Lebensmitteleinzelhandel Bäckereien und sonstige. Und wir wären dann ja eine Zeitlang weg von den Kunden. Man muss ja die Kunden, die man über Jahre aufgebaut hat, versuchen zu beliefern. Dass man irgendwie versucht, Eier von Betrieben zu bekommen, die nicht gesperrt sind. Weil der Kunde braucht ja die Eier. Wir sind sehr stark in Supermärkten vertreten. Und die müssen ja beliefert werden mit Eiern. "
Zur Zeit geht es den deutschen Geflügelhaltern immerhin noch besser als ihren französischen Kollegen. Dort hat sich bereits der erste Fall von Vogelgrippe in einem Nutztierstall ereignet. Seitdem ist in Frankreich der Verbrauch von Eiern und Geflügel drastisch gesunken. Um mehr als ein Drittel. Die deutschen Verbraucher kaufen aber derzeit noch genauso viel wie bisher.
"Also im Augenblick habe ich noch keine Angst, keine Bedenken. Wenn das natürlich erst mal im Hühnerhof landet, dann sehe ich das schon anders. Aber im Augenblick denke ich, kann man noch beruhigt sein- Also hier auf dem Wochenmarkt bei der derzeitigen Situation hätte ich da keine Bedenken, Geflügel zu kaufen. Ich habe auch Geflügel gekauft. "
Auch den Biolandwirten sind die Kunden noch treu. Zur Sorge um einen möglichen Verlust von Tieren und Kunden kommt aber noch etwas anderes hinzu.
Die Biohöfe leben davon, dass Menschen sie besuchen, um direkt bei ihnen einzukaufen. Da darf man mal das Kälbchen streicheln, den Schweinen zuschauen. Kinder dürfen ganz nah an die Hühner heran, was ihnen besonderen Spaß macht. Wenn nun die Tiere im Stall bleiben müssen und das Ende der Vogelgrippe noch nicht einmal abzusehen ist, bringt das auf dem Hof alles durcheinander.
Für Karl Ebsen im Nordseeort Langenhorn ist der lebendige Bauernhof ein zusätzliches Angebot an seine Feriengäste. Wenn die wegbleiben, gehen 50 Prozent seiner Einnahmen verloren.
"Das würden wir auch noch verkraften, wenn wir die Eier nur wegschmeißen würden. Aber wenn dann Urlauber absagen, dann tut das doch weh. Es ist ein kleiner Hof hier. Wir leben mit zwei Familien davon. Und das ist echt eng dann. "
Die Angst ist real. Denn eine Familie hat ihren Urlaub auf dem Biohof schon abgesagt. Obwohl es an der Nordsee noch keinen Fall von Vogelgrippe gegeben hat. Aber die Bilder von den toten Schwänen und Hühnern schrecken ab.
Karin Jürgens, Wissenschaftlerin am Institut für ökologische Agrarpolitik der Universität Kassel, weiß, was in den Bauern vorgeht. Seuchenzüge sind nicht neu. Vor der Vogelgrippe war es die Schweinepest oder die Maul- und Klauenseuche. Die Ängste waren und sind immer dieselben.
"Die massenhaften Tiertötungen, die ja eben in dieser Massenhaftigkeit auf dem Hof auch erlebt wurden, darauf reagierten die Betroffenen zunächst einmal mit großer Angst. Also es war für sie eine unkontrollierbare Situation, in der sie im Grunde auch keine Verfügungsgewalt mehr über ihr Eigentum und ihren Hof hatten, d.h. eben abhängig waren von dem, was an staatlicher Gewalt und Verfügung auf den Hof kam. "
Menschen in weißen Schutzanzügen, deren Gesichter man nicht erkennen kann, übernehmen im Seuchenfall das Kommando. Der Landwirt und seine Familie dürfen den Hof nicht verlassen. Auch von außen darf niemand kommen, um sie zu besuchen oder Trost zu spenden.
Die Hühnerhalter würden sich wünschen, man könnte die Tiere impfen. Doch bisher sind die Agrarminister dagegen. Allen voran der niedersächsische Minister Hans Heinrich Ehlen.
"Unsere Wirtschaftsgeflügelbetriebe würden dann, wenn geimpft werden würde, vom internationalen Markt ausgeschlossen werden. Das können wir uns bei der Größenordnung, die wir in Niedersachsen haben, um die 70 Millionen Stück Federgeflügel, können wir uns das nicht leisten. "
Niedersachsen ist das Zentrum der deutschen Geflügelwirtschaft. Im Emsland liegt ein Betrieb fast nahtlos am anderen. Die Zahl der Hühner pro Stall ist hier am höchsten. Bis zu 200.000 Tiere. Obergrenzen gibt es nicht.
Auch Masthähnchen werden deshalb in großen Gruppen gehalten. In einem Stall so groß wie eine Turnhalle, sind es gut 40.000 Tiere. Wenn sie ausgewachsen sind- nach vier bis sechs Wochen – wird der Platz knapp. Dann werden sie geschlachtet.
In der Geflügelproduktion sind die Umsätze gewaltig. Eier werden in Tonnen gerechnet. Im Jahr 2000 lag Deutschland im internationalen Vergleich mit 880.000 Tonnen unmittelbar hinter Frankreich.
Es könnten noch mehr sein, wäre da nicht die Legehennenhaltungsverordnung. Renate Künast hatte als Bundeslandwirtschaftministerin dafür gesorgt, dass Hühnern im Käfig mehr Platz als der eines DIN-A-4-Blattes zugebilligt wurde. Nachdem das Bundesverfassungsgericht die kleinen Käfige moniert hatte. Die Geflügelhalter sind damit nicht einverstanden. Jürgen Schröder.
"Wir haben zur Zeit den Zustand, dass wir noch eine gültige Verordnung haben, die im Jahre 2001 durch den Bundesrat gebracht worden ist, unter dem Gesamtzusammenhang BSE, alles muss besser werden und Agrarwende. Ende dieses Jahres ist nach unserer Rechtslage die normale Käfighaltung, wie wir sie von jeher kennen, von Rechts wegen völlig verboten. In der EU erst ab 2011. Es laufen Bestrebungen, dies völlig zu ändern. Minister Seehofer hat auch einiges in Aussicht gestellt. Jetzt muss man sehen, wie er sich mit den Ländern da einigen kann. Die Geflügelwirtschaft möchte natürlich aus völlig logischen Gründen eine Eins-zu-eins-Umsetzung der EU-Richtlinie haben. "
Die grüne Politikerin Renate Künast wollte mehr, als die EU den Hühnern zubilligte. Ein Käfig mit Nest und Sitzstangen und Platz, auf dem die Tiere artgerecht scharren können.
Zu viel Platz und zu teuer für die Produktion, sagen Agrarwissenschaftler. Die EU nämlich werde künftig weniger Eier produzieren. Auch Deutschland. Außerdem sei die Vergrößerung des Platzes ein Anreiz, noch größere Hühnerbestände in einem Betrieb zu halten und für die Betriebe noch dichter zusammenzurücken. Wenn es zu einer Seuche, wie der Vogelgrippe kommen sollte, würde genau das aber in einer Region wie Niedersachsen auch für Jürgen Schröder ein Problem.
"Aus der Gegend kommen ja eigentlich alle Stalleinrichtungen, was mit Eierverpackung, Eiersortierung zu tun hat. Die haben eine Superinfrastruktur aufgrund ihrer hohen Dichte. Ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn die Vogelgrippe in Südoldenburg auftaucht. Wird sicher schwierig in den Griff zu bekommen sein dort. "
Hühnerhaltung auf engstem Raum, sowohl im Stall als auch in einer Region senkt die Kosten. Denn mehr als 8 bis 10 Cent pro Ei lässt sich nicht verdienen. Auch Geflügelfleisch ist billig. Trotzdem stimmt der Profit. Solange nichts passiert.
Die Dichte ist bei einer Seuche nicht das einzige Problem. Das andere sind die Transporte quer durch die Republik. In Schleswig-Holstein gibt es aus Kostengründen keinen Schlachthof mehr. Die Hühner müssen fast 400 km weit bis nach Bremervörde gebracht werden.
Diese Transporte finden allein in einem einzigen Betrieb mindestens viermal pro Jahr statt. Dann wenn die Hühner ausgetauscht werden, weil sie in der Mauser sind und keine Eier mehr legen. Für Anne Christiansen ist das ganz selbstverständlich.
"Das Produkt Ei muss man ja auch produzieren, um es zu verkaufen. Und wenn ich sechs Wochen keine Eier aus diesem Stall bekomme, und sie nur füttern muss, dann sind das für mich einfach zu hohe Kosten. "
Eier und Geflügel sind längst ein weltweites Geschäft. Auch der Transport. Denn die EU und Deutschland importieren kräftig. Bei Geflügelfleisch kann sich Deutschland trotz eigener Großproduktion nur etwa zu 60 Prozent selbst versorgen. Das meiste Geflügel kommt heute aus Thailand, Eier für die Verarbeitung stammen aus China und Indien.
So mancher Thailandurlauber, der seinen Heimflug günstig aus dem Urlaubsgebiet an den Küsten antritt, weiß nicht, dass ein Teil des Frachtraums randvoll mit thailändischem Hähnchenfleisch ist. Transportiert werden auch Küken aus China nach Afrika. Unter Umständen hat das dramatische Folgen. Götz Schmidt:
" Es ist eine Vermutung, dass der Ausbruch in Nigeria, der übrigens ja in der agroindustriellen Haltung im Norden von Nigeria stattgefunden hat, dass dieser Ausbruch verursacht wurde, keinesfalls über Zugvögel - das ist kein Zugvogelgebiet – sondern verursacht wurde durch den globalen Handel mit illegalen, nicht kontrollierten Eintagsküken aus Südostasien, wahrscheinlich Thailand.
"
In Nigeria grassiert derzeit die Vogelgrippe, die in China schon vor vielen Jahren ausbrach. Der amerikanische Historiker Mike Davis hat versucht, die Fakten zusammenzutragen. Sein Buch, das in deutscher Übersetzung "Vogelgrippe" heißt, erschien schon im letzten Jahr. Beachtet hat es jedoch fast niemand.
Davis nennt die Vogelgrippe eine "Pestilenz der Globalisierung". Denn in kürzester Zeit werden nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Viren um den Globus transportiert. Und er räumt mit einem Ammenmärchen auf, dass das Virus H5N1 seine Geburtsstunde bei den Geflügelhaltern mit nur wenigen Tieren hatte. Dort, wo Mensch und Tier quasi miteinander leben. Götz Schmidt hat das Buch gelesen.
" Das Buch ist wirklich für unsere Diskussion äußerst passend. Denn die läuft doch etwas schlicht. Also eines fand ich sehr beeindruckend, wie er dargestellt hat, dass unsere Vorstellung von der so genannten Hinterhofhaltung – dieser Begriff geistert doch dauernd durch die Medien – dass dieser Begriff ziemlich irreführend ist. Z.B. in Thailand kann man wohl davon ausgehen, dass der Großteil des Geflügels – man spricht von 70 bis 80 Prozent – in Käfighaltung untergebracht ist.
" Seit 1980 ist die Fleischproduktion in Asien um 80 Prozent gestiegen. Die Geflügelproduktion hat sich in dieser Zeit verdoppelt. In Hongkong baute man große Farmen. Dort, wo die Zugvögel rasten. 1997 isolierten Wissenschaftler erstmals das Virus H5N1. Es erwies sich als gefährlicher als alle früheren Viren, denn es hatte nicht nur die Artenschranke von einem Wildvogel zum nächsten, sondern auch die von Wildvögeln zu Hausgeflügel überschritten. Wachteln waren die Zwischenwirte.
Durch eine genetische Verschiebung ist die Vogelgrippe zudem zu einer Gefahr für den Menschen geworden. Denn wer Kontakt mit infizierten Tieren hatte, erkrankte ebenfalls. Alles das, obwohl die Tiere in Käfigen gehalten würden. Götz Schmidt weiß: dieses Haltungssystem ist keinesfalls geschlossen.
" Das geht los mit den Zuchtbetrieben, dann den Elternfarmen, dann den Brütereien, wo die Küken ausgebrütet werden, dann der Mast- oder Legebetriebe, dann der Schlachthof. Dann die ganzen Entsorgungsmaßnahmen. Der Mist muss entsorgt werden, die Kadaver, die ja anfallen. Also ein sehr anfälliges, keinesfalls geschlossenes System, sondern was jede Möglichkeit der Ansteckung bietet.
" Als 1997 die Vogelgrippe in Hongkong auftrat, wurden 1,6 Millionen Hühner, Enten und Gänse getötet. Damit konnte eine Pandemie verhindert werden. Aber nur auf Zeit, darüber waren sich die Behörden im klaren.
Die Seuche war zu einer alltäglichen Gefahr geworden. Denn in China wächst die Bevölkerung rasant. Allein in der südchinesischen Stadt Guangdong werden 700 Millionen Hühner gehalten. Der Handel floriert, aber auch der Export von Sportkleidung oder billiger Elektronik in die ganze Welt. Das ist der Grund, warum die Stadt immer weiter wächst. Weil Menschen hier Arbeit finden.
Ein Moloch wie Guangdong ist ein enormes Reservoir für Grippeviren, zumal viele Menschen dort stark immungeschwächt sind. Und die Behörden – so Mike Davis – verschwiegen immer wieder Ausbrüche von Vogelgrippe, um die Wirtschaft zu schonen. Auch in Thailand. Zuletzt vor knapp zwei Jahren. Bevor der Ausbruch bekannt wurde, hätten die Schlachthöfe der großen Geflügelbetriebe noch schnell einmal Sonderschichten gefahren. Die Arbeiter wussten offenbar warum.
Die Kritik der Weltgesundheitsorganisation WHO an den thailändischen Großproduzenten kümmert in Thailand bis heute niemanden. Geflügelproduktion ist ein Milliardengeschäft. Der Wert der Aktien und das Volumen der Staatshaushalte hängt zu sehr davon ab.
Der WHO-Vertreter beruhigt die Europäer. Hier sei der Fall ja ganz anders. Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer ist sich dagegen schon im klaren, dass auch in Europa mehr auf dem Spiel steht.
" Wir haben es mit einem lokalen Geschehen von globaler Auswirkung zu tun. Das kann Auswirkung haben in der Ausbreitung der Infektion. Da gibt es keine Grenzen. Das kann gravierende wirtschaftspolitische Konsequenzen haben. Und deshalb brauchen wir, wenn diese ganze Sache bewältigt ist, eine Diskussion, wer sich in Deutschland um die Lebensmittelüberwachung, um die Tierseuchenbekämpfung kümmert.
"
Deshalb wird das Thema Impfen immer drängender - mit einem Impfstoff, der bei den Tieren den Erreger vollständig erfasst. Und auch einen Impfstoff, der die Menschen schützt. Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus bringt es auf den Punkt.
" Da hat die Weltgemeinschaft aus meiner Sicht völlig versagt. Wir haben immer schön nach Asien geguckt. Ist ja schön weit weg. Und die Europäer und die reichen Nationen haben aus meiner Sicht, wenn man global denkt, dieses Problem in der Weltgemeinschaft nicht richtig angepackt.
"
Das weiß auch Klaus Stöhr. Erst 2004 machte die WHO Druck. Doch die Arzneimittelfirmen sind nur bereit, einen Impfstoff zu entwickeln, wenn die Staaten den Forschungsaufwand finanzieren. An Antigrippemitteln verdienen die Firmen aus der Sicht von US-Autor Mike Davis nämlich weniger als an einem Medikament zur Cholesterinsenkung. Das Argument, Impfen von Tieren in Großbeständen sei unmöglich, ist laut Davis nicht stichhaltig.
Schon heute werden Tiere geimpft. Gegen eine Hühnerpest, die für den Menschen ungefährlich ist, gegen Colibakterien oder Salmonellen.
Die Impftechnik also ist etabliert. Aber selbst wenn das alles aufwändiger würde, sieht Thomas Dosch vom Bioland-Bundesverband keine Probleme.
" Bei dem Impfstoff, von dem jetzt die Rede ist, da wurde uns gesagt, dass man das Tier zweimal kurz hintereinander in die Hand nehmen muss. Aber das würde ich tun. Ich halte das immer noch für sinnvoller, das Tier zum Impfen in die Hand zu nehmen, als es nachher in die Tötungsmaschine zu hängen. Diese Diskussion scheint mir doch zu sehr in die falsche Richtung zu gehen.
"
Das betrifft auch eine andere Überlegung. Man kümmert sich nicht wirklich um die Frage, wie Hausgeflügel widerstandsfähig gemacht werden kann. Die Zucht von Hühnern schließlich ist ein Geschäft, das offenbar wenige Großkonzerne für sich gepachtet haben.
Doch auch die Biohalter haben nach wie vor Probleme. Ihre Tiere haben genau dieselbe Genetik wie das Käfighuhn, bedauert Friedhelm Deerberg, Berater für die biologische Geflügelzucht.
" Der Anteil der biologischen Legehennenhaltung, bzw. der Anteil, der Tiere ist relativ gering, gemessen an dem Anteil, der in die Käfighaltung geht. Und wenn man sich das global anschaut, dann sieht es so aus, dass die großen Wachstumsmärkte nicht im europäischen Raum sind, sondern die liegen im asiatischen Raum. Und da sind eben die Tiere, die sie momentan hauptsächlich züchten bestens geeignet dafür. Die haben ein bestimmtes Leistungsprofil für diese Haltungssysteme.
"
Wirtschaftliche Interessen bestimmen weltweit die Geflügelproduktion in all ihren Facetten. Sie steuern damit auch das Seuchengeschehen. Das Bewusstsein für solche Gefahren ist immer noch gering. So urteilte am letzten Sonntag Matthias Wolfschmidt von der Verbraucherorganisation Foodwatch.
" Üblicherweise wird, wenn eine Katze einmal an einem verendeten Vogel geschnuppert oder probiert hat, wird sich die Katze sicherlich nicht in dem Maße infizieren, dass sie krank wird oder Überträger werden würde. Das kann man im Moment sagen. Also insofern kein Grund zur Sorge für Haustierhalter.
"
Inzwischen hat ihn die Realität überholt. Mike Davis berichtet unter Berufung auf das Wissenschaftsmagazin Science, dass sich H5N1 sogar von Katze zu Katze überträgt. Das Vogelgrippevirus ist auf dem Vormarsch. Und die Seuche in der Welt – trotz aller Beschwichtigungen. Mit einem guten Management und einem wirksamen Impfstoff könnten jedoch regionale Ausbrüche verhindert werden.
Außer Vorsichtsmaßnahmen hat man derzeit allerdings nicht viel entgegenzusetzen. Und während der WHO-Experte Klaus Stöhr im deutschen Fernsehen die Gefahr einer Ausbreitung der Vogelgrippe in Europa klein redet, weiß er längst, dass es anders ist. Ende 2004 hat er bereits in den amerikanischen CBS News erklärt: Unsere Zeit läuft ab.