Archiv

Iran
Ziviler Ungehorsam: Tanzvideo von jungen Frauen in Teheran sorgt für Aufsehen in sozialen Medien

Ein Tanzvideo aus dem Iran mit fünf jungen Frauen ohne Kopftuch sorgt in den sozialen Medien für Aufsehen. Der 40-sekündige Clip, der zum Weltfrauentag verbreitet wurde, wurde etwa bei Twitter tausendfach geteilt und geliked.

    Das Video aus Teheran zeigt fünf junge Frauen, die vor Hochhäusern tanzen.
    Das Tanzvideo aus Teheran wird tausendfach geklickt und gelikt. (Screenshot Twitter @shahrak_ekbatan, abgerufen am 9.3.23)
    Das Video wurde in dem Viertel Ekbatan im Westen der iranischen Hauptstadt Teheran aufgenommen. Die Frauen tragen ihre Haare offen und tanzen in legerer Kleidung zu dem Song "Calm Down" des nigerianischen Sängers Rema. Im Hintergrund sind die Hochhäuser ihres Viertels zu sehen, das einer der Hauptorte der jüngsten Proteste im Iran war.
    Die Journalistin und frühere Iran-Korrespondentin Natalie Amiri kommentierte, das Video enthalte so gut wie alles, was an zivilem Ungehorsam gegen das Regime denkbar sei. Der iranische Journalist Ershad Alijani berichtet für französische Medien wie France 24 und RFI aus seiner Heimat. Er schrieb, fast überall auf der Welt wäre das Video nur eine Aufnahme von tanzenden Gen-Z-Teenagern. Im Iran handle es sich dagegen um einen politischen Akt, um Protest gegen ein theokratisches Regime.

    Öffentliches Tanzen verboten

    Das Tanzen in der Öffentlichkeit ist für Frauen im Iran verboten. Zuletzt war etwa ein junges Blogger-Paar zu Haftstrafen verurteilt worden, nachdem die beiden vor dem sogenannten "Freiheitsturm" in Teheran getanzt und sich dabei gefilmt hatten. Auch in diesem Fall trug die junge Frau nicht das per Gesetz vorgeschriebene Kopftuch.
    Im Iran hatten im September Proteste gegen die Kopftuchpflicht begonnen, die sich aber schon nach kurzer Zeit gegen das Regime insgesamt richteten. Die Einsatzkräfte des Regimes gingen teils brutal gegen die Kundgebungen vor. Tausende Menschen wurden verhaftet, vier junge Männer wurden hingerichtet. Inzwischen gibt es weniger Proteste auf den Straßen.
    Zuletzt hatte allerdings eine Welle von Vergiftungen junger Schülerinnen im Land erneut für Unmut gesorgt. Lehrer und Eltern forderten Aufklärung, es kam zu Streiks an Schulen.
    Diese Nachricht wurde am 10.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.