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"Zu 100 Prozent geliefert"

Bislang steht Aussage gegen Aussage. Aber nun versucht die Verteidigung von Stefan Schumacher, mit neuen Zeugen Bewegung in das festgefahrene Verfahren zu bringen. Die Anwälte beantragten, einen Österreicher mit weitreichender Dopingvergangenheit als Zeugen zu laden.

Von Christian Bartlau | 07.05.2013
    Walter Mayer war als Sportlicher Leiter für Langlauf die zentrale Figur im Dopingskandal um das Ski-Team Österreichs bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin. Hans-Michael Holczer und Mayer kannten sich über die österreichischen Fahrer im Team Gerolsteiner. Bei der Tour de Suisse 2001 kam es zu einem Treffen der beiden. Holczer sagte damals laut Recherchen des WDR wörtlich zu Mayer: "Bring mir meine schwächelnden Österreicher in Schuss. Ich weiß zwar nicht, was ihr da macht, aber lasst euch nicht erwischen." Holczer will das nie gesagt haben. Mayer jedoch hat eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, die dem WDR vorliegt.

    Auch von zwei weiteren Zeugen aus Österreich erhofft sich die Verteidigung Stefan Schumachers Hinweise darauf, dass Holczer vom Doping in seinem Team wusste. Bernhard Kohl fuhr von 2007 bis 2008 für Gerolsteiner. Er wurde wie Stefan Schumacher bei Nachkontrollen zur Tour de France 2008 positiv auf CERA getestet. Kohl sagte in "WDR Sport Inside", dass Holczer allein aufgrund der guten Ergebnisse seiner Fahrer Bescheid gewusst haben muss:

    "Der Kohl fährt’s Bergtrikot, Schumacher gewinnt zwei Tour de France-Etappen. Eigentlich muss man eins und eins nur mal zusammenzählen, die Leistungen was gefordert worden sind, die sind einfach ohne Doping nicht realistisch."

    Die Dopingmittel bekam Kohl damals von seinem Manager Stefan Matschiner. Auch ihn möchte die Verteidigung im Zeugenstand sehen.

    Der Zeuge der Anklage Hans-Michael Holzer, gerät damit immer weiter in die Rolle des Angeklagten. Schon jetzt sieht Schumachers Anwalt Michael Lehner Holczer in seiner Glaubwürdigkeit – Zitat - "zu 100 Prozent geliefert". Schließlich musste Holczer in "Sport Inside" einräumen, schon vor der Tour 2008 vom Dopingmittel CERA gewusst zu haben – anders als er bislang behauptete. Selbst die Zeugen, die vor Gericht Holczers Version stützten, scheinen nicht sehr glaubwürdig.

    Der frühere Gerolsteiner-Masseur Slawomir Blaszczyk sagte, Doping sei bei Gerolsteiner nicht geduldet worden. Blaszczyk arbeitet momentan für das russische Team Katjuscha – dort arbeitete Holczer jahrelang als Teamchef, und heute noch dient er dort als Sportlicher Berater.
    Ein ehemaliger Teamkollege Schumachers bei Gerolsteiner, Sebastian Lang, will laut seiner Aussage in seiner Karriere nie etwas von Doping mitbekommen haben - auch nicht beim Team Gerolsteiner. Doch die Anwälte Schumachers nehmen Lang das nicht ab.