Schon die Fahrt nach Deutschland war eine Tortur. Von Dohuk ging es nach Arbil, dort gab es aber kein Visum und nur einen Flug nach Istanbul. Von Istanbul fuhr die zwanzigköpfige Gruppe mit dem Bus elf Stunden zurück nach Ankara. Da musste sie zwei Tage auf die Visa warten. Die Künstler sind erschöpft, die Proben zu Garcia Lorcas Bluthochzeit finden trotzdem statt. Das Stück könnte fast eine Metapher sein für das Verhältnis zwischen Türkei und der Region Kurdistan.
"Wir haben über 36 Stunden nicht geschlafen. In der Botschaft von haben wir mal wieder gemerkt, wie sehr der türkische Staat die Idee verhindern will, dass sich Kurden weiterentwickeln und Beziehungen zu anderen Ländern wie Deutschland aufbauen. "
Der 42jährige Abdel Hossein ist Regisseur und Schauspieler und seit 2004 der Kulturbürgermeister von Dohuk, einer Stadt im Nordirak mit 500.000 Einwohnern. Er hat an der Kunsthochschule für Darstellendes Spiel in Dohuk studiert, wo er heute auch unterrichtet. Im Gegensatz zu dem, was die Medien vermitteln, blüht und gedeiht die Region.
"In Europa weiß man es vielleicht nicht: die Region Kurdistan ist nicht Afghanistan. Es gibt drei kurdische Satellitensender und 35 Fernsehkanäle, 300 Zeitschriften, 50 Radiosender - und 70 Prozent der Kurden besitzt im Haus einen Computer mit Internetzugang.
Dieser Teil von Irak ist total anders und hat mit Terrorismus nichts zu tun. Es hat eine ungeheure Entwicklung stattgefunden. Der wichtigste Schritt für uns war, dass wir seit 1992 ein Parlament haben. Wir sind Vertreter der Demokratie und der Menschenrechte. Ich wünschte, Kurdistan wäre nicht von vier undemokratischen Ländern umgeben, sondern mitten in Europa. Hier wäre der richtige Platz, um das kurdische Problem zu lösen."
Rezan Saleh ist 28 Jahre alt, Schauspielerin und mit zwei kleinen Kindern angereist. Von einem entwickelten Theatersystem kann in der Region Kurdistan nicht die Rede sein. Allerdings wurden in den letzten Jahren immer mehr Kulturfestivals gegründet.
"Vom Theater kann man in Kurdistan nicht leben. Die meisten Schauspieler verdienen ihr Geld als Kunstlehrer in Schulen. Das ist wichtig, weil wir jahrzehntelang unsere Sprache nicht sprechen konnten. Meine Kinder sprechen besser kurdisch als ich, bei mir sind die arabischen Sprachstrukturen noch eingeprägt."
Fast 40 Millionen Kurden leben im Nahen Osten. Für ein Volk, dessen Kultur jahrzehntelang für nichtexistent erklärt wurde, hat Kunst heute einen großen Stellenwert. Umso schlimmer war für Rezan Saleh der Einmarsch der Türkei vor einer Woche:
" Die Kämpfe fanden 20-25 Minuten von Dohuk entfernt statt, rund 300 Dörfer um uns herum wurden attackiert. Die Leute aus den Dörfern sind nach Dohuk geflohen, die Stadt war voll von ihnen, sie wissen nicht, wo sie bleiben sollen. Es war ein Schock für uns, weil wir uns in einer Aufbauphase befinden, alles sehr hoffnungsvoll ist und wir endlich ein freies Kurdistan in Sicht haben. Dass sie uns in die Quere kommen wollen, ist typisch. Die Türkei kann nicht ertragen, wenn wir uns Kurden nennen. Und in einem freien und demokratischen Land leben, mit einer liberalen Wirtschaft, die boomt. "
Ihr Kollege Sherzad Abdullah ist 34 Jahre alt, Schauspieler und Theaterdozent an der Universität in Dohuk. Auch er ist überzeugt, dass es den Türken bei ihrem Einmarsch nicht um PKK-Rebellen oder Terroristen ging, sondern darum, einen freien, kurdischen Staat zu verhindern.
" Der Konflikt zwischen der Türkei und Kurdistan ist wie ein krankes Schachspiel. Es ist ungefähr das 37. Mal, dass die Türkei eingewandert ist. Beide Seiten kennen sich sehr gut, und trotz der Gewalt seit über 100 Jahren wissen die Türken genau: Kurden wird es immer geben. Man kann sie nicht auslöschen. Warum benutzt man das Geld nicht für andere Dinge als Krieg? Die kurdische Regierung steht der PKK nicht so nahe, wie oft in den Medien berichtet wird. "
"Wir haben über 36 Stunden nicht geschlafen. In der Botschaft von haben wir mal wieder gemerkt, wie sehr der türkische Staat die Idee verhindern will, dass sich Kurden weiterentwickeln und Beziehungen zu anderen Ländern wie Deutschland aufbauen. "
Der 42jährige Abdel Hossein ist Regisseur und Schauspieler und seit 2004 der Kulturbürgermeister von Dohuk, einer Stadt im Nordirak mit 500.000 Einwohnern. Er hat an der Kunsthochschule für Darstellendes Spiel in Dohuk studiert, wo er heute auch unterrichtet. Im Gegensatz zu dem, was die Medien vermitteln, blüht und gedeiht die Region.
"In Europa weiß man es vielleicht nicht: die Region Kurdistan ist nicht Afghanistan. Es gibt drei kurdische Satellitensender und 35 Fernsehkanäle, 300 Zeitschriften, 50 Radiosender - und 70 Prozent der Kurden besitzt im Haus einen Computer mit Internetzugang.
Dieser Teil von Irak ist total anders und hat mit Terrorismus nichts zu tun. Es hat eine ungeheure Entwicklung stattgefunden. Der wichtigste Schritt für uns war, dass wir seit 1992 ein Parlament haben. Wir sind Vertreter der Demokratie und der Menschenrechte. Ich wünschte, Kurdistan wäre nicht von vier undemokratischen Ländern umgeben, sondern mitten in Europa. Hier wäre der richtige Platz, um das kurdische Problem zu lösen."
Rezan Saleh ist 28 Jahre alt, Schauspielerin und mit zwei kleinen Kindern angereist. Von einem entwickelten Theatersystem kann in der Region Kurdistan nicht die Rede sein. Allerdings wurden in den letzten Jahren immer mehr Kulturfestivals gegründet.
"Vom Theater kann man in Kurdistan nicht leben. Die meisten Schauspieler verdienen ihr Geld als Kunstlehrer in Schulen. Das ist wichtig, weil wir jahrzehntelang unsere Sprache nicht sprechen konnten. Meine Kinder sprechen besser kurdisch als ich, bei mir sind die arabischen Sprachstrukturen noch eingeprägt."
Fast 40 Millionen Kurden leben im Nahen Osten. Für ein Volk, dessen Kultur jahrzehntelang für nichtexistent erklärt wurde, hat Kunst heute einen großen Stellenwert. Umso schlimmer war für Rezan Saleh der Einmarsch der Türkei vor einer Woche:
" Die Kämpfe fanden 20-25 Minuten von Dohuk entfernt statt, rund 300 Dörfer um uns herum wurden attackiert. Die Leute aus den Dörfern sind nach Dohuk geflohen, die Stadt war voll von ihnen, sie wissen nicht, wo sie bleiben sollen. Es war ein Schock für uns, weil wir uns in einer Aufbauphase befinden, alles sehr hoffnungsvoll ist und wir endlich ein freies Kurdistan in Sicht haben. Dass sie uns in die Quere kommen wollen, ist typisch. Die Türkei kann nicht ertragen, wenn wir uns Kurden nennen. Und in einem freien und demokratischen Land leben, mit einer liberalen Wirtschaft, die boomt. "
Ihr Kollege Sherzad Abdullah ist 34 Jahre alt, Schauspieler und Theaterdozent an der Universität in Dohuk. Auch er ist überzeugt, dass es den Türken bei ihrem Einmarsch nicht um PKK-Rebellen oder Terroristen ging, sondern darum, einen freien, kurdischen Staat zu verhindern.
" Der Konflikt zwischen der Türkei und Kurdistan ist wie ein krankes Schachspiel. Es ist ungefähr das 37. Mal, dass die Türkei eingewandert ist. Beide Seiten kennen sich sehr gut, und trotz der Gewalt seit über 100 Jahren wissen die Türken genau: Kurden wird es immer geben. Man kann sie nicht auslöschen. Warum benutzt man das Geld nicht für andere Dinge als Krieg? Die kurdische Regierung steht der PKK nicht so nahe, wie oft in den Medien berichtet wird. "