Von Markus Wollnik
Drei Jahre arbeitslos und immer noch kein Licht am Ende des Tunnels. Theresia Schmitz war verzweifelt, im November 2002. Die studierte Diplom-Psychologin hatte jahrelang Menschen betreut, die unter schweren psychischen Erkrankungen litten. Am Ende war die Osnabrückerin dann selber mit den Nerven fertig, wurde berufsunfähig - und von da an ging es nur noch bergab, erzählt die 37-Jährige. Regelmäßige Besuche im Arbeitsamt, die Suche nach einer Umschulung - alles vergeblich. Hoffnung machte ihr erst wieder ein Gespräch mit dem privaten Arbeitsvermittler Ulrich Bremer:
"Mit dem Hintergrund, mit den Zeugnissen, mit der Beurteilung - Sie müssen sich besser verkaufen!" Und das sind alles Sachen, zu denen das Arbeitsamt nie etwas gesagt hat, was die Bewerbungsunterlagen betrifft.
Ulrich Bremer formulierte die Bewerbungsschreiben von Theresia Schmitz deshalb erst einmal komplett um. Hinweise auf Arbeitslosigkeit wurden ersetzt durch "Nebentätigkeiten, Weiterbildungsmaßnahmen". Die Anschreiben wurden kreativ, sympathisch, suggerierten den Unternehmen Eigeninitiative. Alle Bewerbungsschreiben wurden auf das Briefpapier von Theresia Schmitz übertragen. Gerne wollte die Psychologin ins Hotelgewerbe wechseln, ihr privater Arbeitsvermittler recherchierte 50 Adressen. Und startete eine Reihe von Initiativbewerbungen, also Bewerbungen, die sich nicht ausdrücklich auf eine ausgeschriebene Stelle bezogen. Immerhin, es gab die ersten Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Und auch dabei konnte Theresia Schmitz auf die Unterstützung ihres privaten Arbeitsvermittlers zählen:
Vorher hat immer ein Gespräch stattgefunden, in dem ein bisschen gecoacht wurde, Fähigkeiten, Interessen hervorgehoben wurden und so weiter. So ein, zwei Tage vor einem Vorstellungsgespräch gibt einem das echt ein ganzes Stück mehr Sicherheit. Man tritt ganz anders auf, als wenn man das so alleine für sich macht.
Seit dem 1. August hat Theresia Schmitz nun eine Stelle in einem ländlichen Hotel, quasi als rechte Hand des Geschäftsführers. So wie sie hat der private Arbeitsvermittler Ulrich Bremer inzwischen 37 langzeitarbeitslose Akademiker vermittelt. Bisher bekam er pro vermittelten Arbeitslosen bis zu 2500 Euro. Doch seit einem Monat will das Arbeitsamt für die Leistungen des 56-Jährigen nicht mehr bezahlen. Denn bei einer Stichprobe ist ein Detail herausgekommen, dass lautet Arbeitsamt gegen geltendes Recht verstößt. Bremer müsste demnach die Bewerbungen für seine Kunden auf dem Briefkopf seiner Agentur schreiben. Nicht mehr unter der Privatadresse der Arbeitssuchenden. Der private Jobvermittler kann es nicht glauben.
Ich hätte mit Sicherheit nur zehn bis 20 Prozent der Vermittlungserfolge, wenn ich als Firma Brela jemanden vorstelle. Das will kein Entscheider für eine Führungskraft sehen. Der will sehen, wie sich jemand präsentiert, wie er sich verkauft.
Thorsten Müller, zuständiger Abteilungsleiter des Arbeitsamtes Osnabrück, kann dieser Argumentation nicht folgen. Er müsse Ulrich Bremer so behandeln wie alle anderen privaten Arbeitsvermittler auch.
Wenn man das anders sehen würde, würde man Tür und Tor öffnen für eine weite Auslegung des Begriffes Vermittlung. Letztlich ist es die Sache des Gesetzgebers, dort die Definition zu bringen, und die ist so, dass die Vermittlung eben darin besteht, Kontakt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer herzustellen. Und daran sind wir letztlich gebunden.
Hätte er sich zunächst mit dem Arbeitgeber in Verbindung gesetzt, sagt Ulrich Bremer, dann wäre wohl auch die 29jährige Petra Rahenbrock noch immer ohne Job. So aber konnte sie sich nach langer Arbeitslosigkeit gegen 150 Mitbewerberinnen durchsetzen und ist jetzt Chefsekretärin eines regionalen Energieversorgungsunternehmens
Ich kann das Arbeitsamt überhaupt nicht verstehen, dass sie die Bemühungen von Herrn Bremer nicht honorieren wollen, weil er sich wahnsinnig viel Arbeit gemacht hat, allein schon durch das persönliche Verfassen von Texten, durchs Coaching. Das einzige, was das Arbeitsamt gemacht hat, war, mir hin und wieder Stellenangebote per Post zukommen zu lassen, aber ansonsten gab es vom Arbeitsamt sehr wenig Bemühungen.
Ulrich Bremer wundert und ärgert es, dass noch niemand vom Arbeitsamt zu einem Gespräch bereit war. Statt dessen verschanze sich die Behörde hinter bürokratischen Schreiben.
Gesetze, Paragraphen, Vorschriften - wenn wir so weitermachen, kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch, Deutschland. Dann geht es noch mehr den Bach runter als heute schon.
Bremer will jetzt selber das Gesetz bemühen. Zur Zeit bereitet er eine Klage vor - gegen das Arbeitsamt.
Drei Jahre arbeitslos und immer noch kein Licht am Ende des Tunnels. Theresia Schmitz war verzweifelt, im November 2002. Die studierte Diplom-Psychologin hatte jahrelang Menschen betreut, die unter schweren psychischen Erkrankungen litten. Am Ende war die Osnabrückerin dann selber mit den Nerven fertig, wurde berufsunfähig - und von da an ging es nur noch bergab, erzählt die 37-Jährige. Regelmäßige Besuche im Arbeitsamt, die Suche nach einer Umschulung - alles vergeblich. Hoffnung machte ihr erst wieder ein Gespräch mit dem privaten Arbeitsvermittler Ulrich Bremer:
"Mit dem Hintergrund, mit den Zeugnissen, mit der Beurteilung - Sie müssen sich besser verkaufen!" Und das sind alles Sachen, zu denen das Arbeitsamt nie etwas gesagt hat, was die Bewerbungsunterlagen betrifft.
Ulrich Bremer formulierte die Bewerbungsschreiben von Theresia Schmitz deshalb erst einmal komplett um. Hinweise auf Arbeitslosigkeit wurden ersetzt durch "Nebentätigkeiten, Weiterbildungsmaßnahmen". Die Anschreiben wurden kreativ, sympathisch, suggerierten den Unternehmen Eigeninitiative. Alle Bewerbungsschreiben wurden auf das Briefpapier von Theresia Schmitz übertragen. Gerne wollte die Psychologin ins Hotelgewerbe wechseln, ihr privater Arbeitsvermittler recherchierte 50 Adressen. Und startete eine Reihe von Initiativbewerbungen, also Bewerbungen, die sich nicht ausdrücklich auf eine ausgeschriebene Stelle bezogen. Immerhin, es gab die ersten Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Und auch dabei konnte Theresia Schmitz auf die Unterstützung ihres privaten Arbeitsvermittlers zählen:
Vorher hat immer ein Gespräch stattgefunden, in dem ein bisschen gecoacht wurde, Fähigkeiten, Interessen hervorgehoben wurden und so weiter. So ein, zwei Tage vor einem Vorstellungsgespräch gibt einem das echt ein ganzes Stück mehr Sicherheit. Man tritt ganz anders auf, als wenn man das so alleine für sich macht.
Seit dem 1. August hat Theresia Schmitz nun eine Stelle in einem ländlichen Hotel, quasi als rechte Hand des Geschäftsführers. So wie sie hat der private Arbeitsvermittler Ulrich Bremer inzwischen 37 langzeitarbeitslose Akademiker vermittelt. Bisher bekam er pro vermittelten Arbeitslosen bis zu 2500 Euro. Doch seit einem Monat will das Arbeitsamt für die Leistungen des 56-Jährigen nicht mehr bezahlen. Denn bei einer Stichprobe ist ein Detail herausgekommen, dass lautet Arbeitsamt gegen geltendes Recht verstößt. Bremer müsste demnach die Bewerbungen für seine Kunden auf dem Briefkopf seiner Agentur schreiben. Nicht mehr unter der Privatadresse der Arbeitssuchenden. Der private Jobvermittler kann es nicht glauben.
Ich hätte mit Sicherheit nur zehn bis 20 Prozent der Vermittlungserfolge, wenn ich als Firma Brela jemanden vorstelle. Das will kein Entscheider für eine Führungskraft sehen. Der will sehen, wie sich jemand präsentiert, wie er sich verkauft.
Thorsten Müller, zuständiger Abteilungsleiter des Arbeitsamtes Osnabrück, kann dieser Argumentation nicht folgen. Er müsse Ulrich Bremer so behandeln wie alle anderen privaten Arbeitsvermittler auch.
Wenn man das anders sehen würde, würde man Tür und Tor öffnen für eine weite Auslegung des Begriffes Vermittlung. Letztlich ist es die Sache des Gesetzgebers, dort die Definition zu bringen, und die ist so, dass die Vermittlung eben darin besteht, Kontakt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer herzustellen. Und daran sind wir letztlich gebunden.
Hätte er sich zunächst mit dem Arbeitgeber in Verbindung gesetzt, sagt Ulrich Bremer, dann wäre wohl auch die 29jährige Petra Rahenbrock noch immer ohne Job. So aber konnte sie sich nach langer Arbeitslosigkeit gegen 150 Mitbewerberinnen durchsetzen und ist jetzt Chefsekretärin eines regionalen Energieversorgungsunternehmens
Ich kann das Arbeitsamt überhaupt nicht verstehen, dass sie die Bemühungen von Herrn Bremer nicht honorieren wollen, weil er sich wahnsinnig viel Arbeit gemacht hat, allein schon durch das persönliche Verfassen von Texten, durchs Coaching. Das einzige, was das Arbeitsamt gemacht hat, war, mir hin und wieder Stellenangebote per Post zukommen zu lassen, aber ansonsten gab es vom Arbeitsamt sehr wenig Bemühungen.
Ulrich Bremer wundert und ärgert es, dass noch niemand vom Arbeitsamt zu einem Gespräch bereit war. Statt dessen verschanze sich die Behörde hinter bürokratischen Schreiben.
Gesetze, Paragraphen, Vorschriften - wenn wir so weitermachen, kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch, Deutschland. Dann geht es noch mehr den Bach runter als heute schon.
Bremer will jetzt selber das Gesetz bemühen. Zur Zeit bereitet er eine Klage vor - gegen das Arbeitsamt.