"Mit einem sensationellen Speed um die Ecke gefahren!"
"Kommt mit einem engen Radius hin und ist immer noch sieben Hundertstel schneller!"
"Und ... Erster!"
"Der Carving-Ski, wenn er auf der Kante gefahren ist - da finden Sie zwei Abdrücke im Schnee wie Schienen."
"So lange der Ski auf der Kante gefahren wird, verliert er im Grunde genommen überhaupt kein Tempo. Die einzige Reibung zwischen Schnee und Ski ist ja nur an dieser kleinen Kante. Das ist fast überhaupt kein Tempoverlust. Und deshalb eine Technik des Rennlaufes. Das war die Zielform für den Rennläufer."
Als Professor für Sportgeräte an der Technischen Universität München fällt es Veit Senner nicht schwer, zu erläutern, wie es sich mit dem Carving-Ski verhält. Der ist in der Mitte schmaler als vorne und hinten, also tailliert, wie man auch sagt, und hat sich im Freizeit- wie im Spitzensport durchgesetzt: Rennläuferinnen und -läufer carven heute um die Slalom-Stangen. Die kurzen, taillierten Bretter erlauben es, engere Kurven zu fahren. Doch inzwischen gerät der Carving-Ski immer stärker unter Beschuss. Athleten, Trainer und Sportwissenschaftler wie Senner fragen sich, ob der alpine Rennsport dadurch nicht zu riskant wird:
"Wenn ich in einem bestimmten Tempo eine Kurve fahre, dann entstehen Fliehkräfte wie beim Motorradfahren, Autofahren. Wenn Sie jetzt einen Carving-Ski haben, dann kann man heute mit höherem Tempo engere Radien fahren. Damit entstehen natürlich höhere Fliehkräfte. Dann ist natürlich klar, dass dann insgesamt mehr kinetische Energie im Spiel ist. Und wenn es dann zu Fahrfehlern kommt, dann überträgt sich diese kinetische Energie irgendwann auf den Körper. Und damit ist klar, dass das Verletzungsrisiko auch steigt."
Im Freizeitbereich habe der Carving-Ski die Unfallzahlen nicht erhöht, sagt Senner und stützt sich dabei auch auf eigene Studien. Im alpinen Rennsport dagegen sehe es anders aus:
"Auch wenn die Informationen da nicht so üppig gestreut werden, die werden natürlich nicht so gerne publiziert, scheint es doch so zu sein, dass die in den letzten Jahren ein Ansteigen der Verletzungsraten beobachtet haben. Da der Ski im Grunde genommen das Einzige war, was sich verändert hat, also mit dem Ski natürlich die Fahrweise, ist natürlich nahe liegend die Schlussfolgerung: Der Ski ist an diesem Anstieg der Verletzungen schuld."
Auch Athleten und Betreuer sehen die Entwicklung mit Sorge. Jens Geist, Leitender Trainingswissenschaftler im Olympiastützpunkt Bayern in München:
"Was ja, ich glaube, allen gegenwärtig ist: dass es eine große Anzahl von Verletzungen gibt im alpinen Skisport. Und aus meiner Sicht kann’s nur eine Zielstellung geben: Diese zu minimieren."
Denkbar wären zum Beispiel Reglement-Änderungen. Der Internationale Verband könnte nur noch Carving-Skier mit moderaten Taillierungen zulassen, die nicht mehr so eng und schnell um die Stangen sausen. Damit wäre es allerdings nicht getan, meint Sportwissenschaftler Geist und verweist auf eine andere, risikoträchtige Praxis auf der Piste:
"Dass der Rennsport das System der Sicherheitsbindung ein Stück weit umgeht. Dort gibt es nur einen Trend, und der heißt: Die Bindung muss eigentlich bis zum Maximalbereich geschlossen - zugedreht - werden, damit sie eben bei den extremen Belastungen in der Abfahrt, bei den Sprüngen, bei den extremen Kräften, die auf die Bindung wirken, sich nicht öffnet. Sonst kommt der Athlet nicht ins Ziel."
Nur bleibt die Bindung dann auch bei einem Sturz fast immer zu und der Ski am Schuh:
"Das schwächste Element in dem System, das sind im dem Fall oftmals die Kreuzbänder oder sogar knöcherne Systeme vom Schienbeinkopf und vom Wadenbeinkopf. Die melden sich dann und verletzen sich."
Veit Senners Arbeitsgruppe an der TU München entwickelt nun eine Bindung samt Messvorrichtung. Mit ihr sollen sich die auftretenden Körperbelastungen beim Carven erstmals richtig erfassen lassen. Dabei müsste sich eigentlich zeigen, welch unmenschliche Kräfte auf Knochen und Gelenke alpiner Rennläufer wirken...
"Und da taucht die Stange auf!"
"Kommt mit einem engen Radius hin und ist immer noch sieben Hundertstel schneller!"
"Und ... Erster!"
"Der Carving-Ski, wenn er auf der Kante gefahren ist - da finden Sie zwei Abdrücke im Schnee wie Schienen."
"So lange der Ski auf der Kante gefahren wird, verliert er im Grunde genommen überhaupt kein Tempo. Die einzige Reibung zwischen Schnee und Ski ist ja nur an dieser kleinen Kante. Das ist fast überhaupt kein Tempoverlust. Und deshalb eine Technik des Rennlaufes. Das war die Zielform für den Rennläufer."
Als Professor für Sportgeräte an der Technischen Universität München fällt es Veit Senner nicht schwer, zu erläutern, wie es sich mit dem Carving-Ski verhält. Der ist in der Mitte schmaler als vorne und hinten, also tailliert, wie man auch sagt, und hat sich im Freizeit- wie im Spitzensport durchgesetzt: Rennläuferinnen und -läufer carven heute um die Slalom-Stangen. Die kurzen, taillierten Bretter erlauben es, engere Kurven zu fahren. Doch inzwischen gerät der Carving-Ski immer stärker unter Beschuss. Athleten, Trainer und Sportwissenschaftler wie Senner fragen sich, ob der alpine Rennsport dadurch nicht zu riskant wird:
"Wenn ich in einem bestimmten Tempo eine Kurve fahre, dann entstehen Fliehkräfte wie beim Motorradfahren, Autofahren. Wenn Sie jetzt einen Carving-Ski haben, dann kann man heute mit höherem Tempo engere Radien fahren. Damit entstehen natürlich höhere Fliehkräfte. Dann ist natürlich klar, dass dann insgesamt mehr kinetische Energie im Spiel ist. Und wenn es dann zu Fahrfehlern kommt, dann überträgt sich diese kinetische Energie irgendwann auf den Körper. Und damit ist klar, dass das Verletzungsrisiko auch steigt."
Im Freizeitbereich habe der Carving-Ski die Unfallzahlen nicht erhöht, sagt Senner und stützt sich dabei auch auf eigene Studien. Im alpinen Rennsport dagegen sehe es anders aus:
"Auch wenn die Informationen da nicht so üppig gestreut werden, die werden natürlich nicht so gerne publiziert, scheint es doch so zu sein, dass die in den letzten Jahren ein Ansteigen der Verletzungsraten beobachtet haben. Da der Ski im Grunde genommen das Einzige war, was sich verändert hat, also mit dem Ski natürlich die Fahrweise, ist natürlich nahe liegend die Schlussfolgerung: Der Ski ist an diesem Anstieg der Verletzungen schuld."
Auch Athleten und Betreuer sehen die Entwicklung mit Sorge. Jens Geist, Leitender Trainingswissenschaftler im Olympiastützpunkt Bayern in München:
"Was ja, ich glaube, allen gegenwärtig ist: dass es eine große Anzahl von Verletzungen gibt im alpinen Skisport. Und aus meiner Sicht kann’s nur eine Zielstellung geben: Diese zu minimieren."
Denkbar wären zum Beispiel Reglement-Änderungen. Der Internationale Verband könnte nur noch Carving-Skier mit moderaten Taillierungen zulassen, die nicht mehr so eng und schnell um die Stangen sausen. Damit wäre es allerdings nicht getan, meint Sportwissenschaftler Geist und verweist auf eine andere, risikoträchtige Praxis auf der Piste:
"Dass der Rennsport das System der Sicherheitsbindung ein Stück weit umgeht. Dort gibt es nur einen Trend, und der heißt: Die Bindung muss eigentlich bis zum Maximalbereich geschlossen - zugedreht - werden, damit sie eben bei den extremen Belastungen in der Abfahrt, bei den Sprüngen, bei den extremen Kräften, die auf die Bindung wirken, sich nicht öffnet. Sonst kommt der Athlet nicht ins Ziel."
Nur bleibt die Bindung dann auch bei einem Sturz fast immer zu und der Ski am Schuh:
"Das schwächste Element in dem System, das sind im dem Fall oftmals die Kreuzbänder oder sogar knöcherne Systeme vom Schienbeinkopf und vom Wadenbeinkopf. Die melden sich dann und verletzen sich."
Veit Senners Arbeitsgruppe an der TU München entwickelt nun eine Bindung samt Messvorrichtung. Mit ihr sollen sich die auftretenden Körperbelastungen beim Carven erstmals richtig erfassen lassen. Dabei müsste sich eigentlich zeigen, welch unmenschliche Kräfte auf Knochen und Gelenke alpiner Rennläufer wirken...
"Und da taucht die Stange auf!"