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Zu späte Ehrung?

Gestern Abend wurde in Darmstadt der Georg-Büchner-Preis verliehen. Er ist der renommierteste deutsche Literaturpreis und wird von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung jeweils zum Abschluss ihrer Herbsttagung vergeben. Zu den früheren Preisträgern gehörten unter anderen Heinrich Böll, Erich Kästner, Günter Grass, Wolf Biermann und Elfriede Jelinek. Dieses Jahr sollte der rumäniendeutsche Lyriker Oskar Pastior für sein Lebenswerk ausgezeichnet werden. Die Akademie würdigte ihn als "methodischen Magier der Sprache". Pastior habe ein Werk "von größter Radikalität, Innovationskraft und Formenvielfalt" geschaffen, das "die spielerische Lust an Dialog und Anverwandlung ebenso spiegelt wie eine profunde Ablehnung ideologischer Bevormundung".

    Vor knapp drei Wochen ist Pastior jedoch in Frankfurt am Main, wo er die Buchmesse besuchen wollte, gestorben. Er war 78 Jahre alt. In seinem Nachlass fand sich die Rede, die er bei der Verleihung des Büchner-Preises halten wollte. Sie wurde nun von Michael Krüger, dem Leiter des Hanser-Verlags und selbst einem eminenten Lyriker, als letzter Freundesdienst vorgetragen. In diesem verspielten und verschlüsselten Text lässt Pastior seinen künstlerischen Werdegang und sein Verhältnis zur Dichtung Revue passieren, insbesondere seine Lust an Lipogrammen und Palindromen: das eine sind Texte, in denen durchweg ein bestimmter Buchstabe fehlt, das andere sind Wörter, die vorwärts wie rückwärts gelesen einen Sinn ergeben.

    Die Rede können Sie für begrenzte Zeit nach der Sendung in unserem Audio-On-Demand-Player hören.