Thomas Steinberg: Irmin Schmidt, Sie haben hat die "Klassische Moderne" als Komponist eingehend studiert. "Nebenbei" traten Sie auch immer wieder als Dirigent in Erscheinung.
Irmin Schmidt: Ich habe Dirigieren, Komposition und Klavier in der Meisterklasse als Pianist studiert und "war" auch im Orchester Waldhorn und war Kapellmeister und habe auch Klavier-Abende, vornehmlich mit moderner Musik, gemacht. Hab ein eigenes Ensemble mal gegründet für "Neue Musik". Bis zu meinem 30. Lebensjahr war ich zunächst mal auf dem Weg, eine Karriere als Dirigent zu machen und hab halt die "Klassische Moderne" als Komponist studiert, und das ist mein Hintergrund gewesen.
Steinberg: Dann kam die große Zäsur. Ab '68 gab es für sie "nur" noch ein Projekt: Can! Es war kein Zufall, dass sie die Gruppe Can genau 1968 gründeten?
Schmidt: Das hat was mit '68 zu tun! Das hat aber vor allem was damit zu tun, dass ich das Gefühl hatte, dass diese "Neue Musik", also Stockhausen, Berrio, Nono, nicht die einzige im 20. Jahrhundert neu entstandene Musik ist, sondern es ist, im Gegenteil, zwar eine neue Musik, aber eine, die mit aus einer langen, europäischen Tradition gewachsen ist. Auf der anderen Seite gab es aber was wirklich Neues, nämlich Jazz und alles das, was aus dem Jazz und aus dieser Begegnung "afrikanischer Sklavenmusik mit weißem Amerika" entstanden ist. Das ist ja eigentlich das "Neue" des 20ten Jahrhunderts, Adorno hin oder her, das ist auch "Neue Musik"! Und mir lag es nun ganz gewaltig daran, diese neuen Musiken nicht nebeneinander her und auch noch "feindlich" nebeneinanderher laufen zu lassen, sondern so zu vereinen! Und das ist eigentlich, was mit Can geschehen ist.
Steinberg: Can's Einfluss auf die Musik und somit auf junge Bands war in den zehn Bandjahren immens. Can gelten als Pioniere. Ihre unvorhersehbaren, geradezu eruptiven Sounds und Klänge waren damals beispielllos.
Schmidt: Das war die Idee! Ich bin in der Neuen Musik aufgewachsen mit der extremen, sagen wir mal, "Strukturalisierung von Musik", in der seriellen Musik! Das heißt, das war ja eine Zeit, wo man festgestellt hat, dass man Musik in ihren kleinsten Bestandteilen so genau vorher strukturiert und festlegt, dass sie sich hinterher schon kaum vom Zufall, daher diese Erfindung der "alearatorischen Musik", kaum noch unterscheidet! Das heißt, dass das in gewisser Weise irgendwann mal übertrieben ist. Und damit bin ich aufgewachsen.
Steinberg: Musikalisch sind Sie, Irmin Schmidt, wie sie sagen, in überaus "festen" und einengenden Grenzen aufgewachsen. Mit Can wollten sie endlich spontan Musik machen:
Schmidt: Das ist unser Konzept gewesen, dass keiner komponiert, sondern dass wir gemeinsam erfinden, was eine große Konzentration und eine geradezu "mönchische Übung" ins Hören erfordert, weil es geht nicht so sehr ums, was man selber spielt, sondern es geht erst mal darum, die Ohren weit auf zu machen und nur zu hören, was die anderen machen! Und dann vielleicht auch mal was zu machen, was dann passt. Und das ist eine sehr asketische Übung eigentlich! Das ist nicht so Improvisation im Sinne von so "Rumjammen". Das haben wir nie gemacht. Wir haben immer mit außerordentlicher Konzentration und Disziplin gearbeitet.
Steinberg: Einen kommerziellen Hit konnten Sie mit Can ja auch verbuchen: "Spoon"!
Schmidt: "Spoon" ist ja für einen Film! Und die Arbeit an Filmen war ja nun wieder ein bisschen anders, weil da muss man natürlich sehr genau arbeiten, auf etwas hin, das ist klar! Und da muss man auch so arbeiten, dass Elemente aus einem Song – also ich hab immer so arbeiten wollen – dass Elemente machen, war der Bass, oder einzelne so, die das Stück formen: das Klavier, das Schlagzeug, alleine für sich. Oder den Gitarren-Riff alleine für sich auch mal auch mal in einem Film schon eine Bedeutung haben kann. So setzt man das natürlich auch zusammen. Und "Spoon" ist eben halt für diesen Film entstanden, durchaus mit dem Wissen, dass das ein Film ist, den Millionen Leute sehen, weil, das war ja so ein richtiger "Straßenfeger", wie man das nannte, damals!
Steinberg: "Spoon" war die Titelmusik zum Durbridge-Krimi "Das Messer". Wenn es um Filmmusiken ging, waren Sie, Irmin Schmidt, immer besonders gefordert.
Schmidt: Entstanden ist das genau wie alle anderen Filmmusiken, indem ich den Film gesehen habe. Alle anderen haben nie die Filme gesehen, die wir vertont haben! Sondern ich habe mit den Regisseuren und am Schneidetisch gearbeitet, mit denen auch verabredet, was passieren soll und einen Plan gemacht, und dann bin ich ins Studio gekommen und habe "Geschichten erzählt", Stimmungen! Und dann haben wir gearbeitet wie immer. Nur, dass ich auf die Stimmung, die dann was mit dem Film zu tun haben musste, eben Einfluss genommen hab. Ja, und so ist auch das entstanden. Das heißt: Ich hab immer "gemeint" und das haben immer auch alle so als richtig empfunden, dass, wenn wir alle vor so einem Film sind, dann fangen wir an zu kommentieren, dann verdoppeln wir Stimmungen. Wenn die alle das nicht gesehen haben, entsteht eine neue, eigenständige Stimmung, die etwas Neues reinbringt. Und außerdem: Ne Filmmusik natürlich hat vor allen Dingen mal – für mich – eine dramaturgische Funktion. Und die verliert man, wenn man so, wenn man so immer zum Bild komponiert und das Bild guckt und dann dazu spielt, verliert man die ganz aus den Augen, die großen Bögen, die dramaturgischen Bögen.
Steinberg: Seit dem Ende von Can, Ende der 70er-Jahre, arbeiten Sie, Irmin Schmidt, als freier Komponist und Produzent. Die Gruppe Can noch einmal zu reaktivieren, kommt für Sie nicht infrage, haben sie mal gesagt. Oder?
Schmidt: Nein, weil wir dieses nostalgische Reunion-Zeug auf den Tod nicht ausstehen können, aber gar keiner von uns! Das heißt, zu versuchen, die alte Can wiederherzustellen ist auch ein Unding! Dazu gehörte ja dieser tägliche, intensive Umgang miteinander. Durch diese Konzentration entstand so etwas beinahe wie eine "Telepathie", haben wir immer gesagt, das ist ja weg! Das heißt, man hätte dann etwas ganz Anderes erfinden müssen. Das wäre aber nicht das gewesen, was die Leute dann von uns erwartet hätten. Wir wären, hätten wir das getan, wieder genau so überraschend anders gewesen, wie wir damals waren. Was wir gemacht haben, ist ja etwas Ähnliches, aber eben halt ganz anders: Das war diese Tour zu unserem 30-jährigen Geburtstag, das war '98/99, die Can-Solo-Projects-Tour, wo jeder von uns vier, Holger, Jaki, Michael und ich, mit einem eigenen Projekt auf die Bühne gegangen sind und wir haben diese vier – jeder hat eine Stunde gespielt, oder eine 2/4 Stunde – und wir haben ein großes, langes Konzert gemacht, wo jeder einzeln, mit seinem Solo-Projekt eben, auf der Bühne war. Und das aber an einem gemeinsamen Abend. Und das war sehr erfolgreich. Und wir haben davon ein paar Konzerte in England und in Irland, in Frankreich, in Deutschland auch mehrere Konzerte gemacht. Dann ist dieses Projekt auch sehr schwierig gewesen, Holger hat seins nicht weiter verfolgt. Und dann haben wir drei noch ein paar solche gemacht, aber das ist viel zu groß, dass das auch für einen Veranstalter denkbar war. Das wird dann sehr teuer, mit so vielen Leuten. Und dann gab es noch einen weiteren Grund: Schließlich ist dann Michael gestorben, sodass an Fortführung, also an Gemeinsamkeit gar nicht mehr zu denken war!
Steinberg: Zurückblickend: Würden Sie Can als typisch deutsch bezeichnen?
Schmidt: Nicht typisch deutsch ... unter anderem deutsch! Das würde ich umbedingt bejahen, weil wir haben nicht versucht, so zu klingen, oder so Musik zu machen, wie das damals, vor allem als wir anfingen, eigentlich in Deutschland üblich war, wie Engländer! Wir haben akzeptiert, dass wir aus gar keiner Pop- und Rock-Tradition kommen können, weil es die nicht gab in Deutschland. Und wir haben mit diesem Gefühl, dass man eigentlich am Anfang, vor dem Nichts, steht, wenn man nach dieser Zerstörung von Kultur, die in Deutschland stattgefunden hat, nach dieser unendlichen Verwüstung, wieder anfängt etwas zu machen, was mit dieser Erfahrung – wir waren ja alle schon 30 Jahre alt, als wir anfingen, bis auf Michael, aber Holger, Jaki und ich – und wir haben einfach dieses Gefühl, dass wir auf keiner Tradition wirklich aufbauen können, die die unsere ist, haben wir unsere Musik erfunden und ich glaube, das ist das "deutscheste" was man ... das "ehrlichste deutsche", was man überhaupt machen kann, wenn man in meiner Generation Kunst gemacht hat.
Steinberg: Was ist für Sie, Irmin Schmidt, von "Can" geblieben?
Schmidt: Was geblieben ist für mich ist das daraus entstandene Solo-Projekt Kumo und ich. Das heißt, aus diesen Can-Solo-Project-Ding ist immerhin ein haltbares Duo Kumo und ich geworden.
Irmin Schmidt: Ich habe Dirigieren, Komposition und Klavier in der Meisterklasse als Pianist studiert und "war" auch im Orchester Waldhorn und war Kapellmeister und habe auch Klavier-Abende, vornehmlich mit moderner Musik, gemacht. Hab ein eigenes Ensemble mal gegründet für "Neue Musik". Bis zu meinem 30. Lebensjahr war ich zunächst mal auf dem Weg, eine Karriere als Dirigent zu machen und hab halt die "Klassische Moderne" als Komponist studiert, und das ist mein Hintergrund gewesen.
Steinberg: Dann kam die große Zäsur. Ab '68 gab es für sie "nur" noch ein Projekt: Can! Es war kein Zufall, dass sie die Gruppe Can genau 1968 gründeten?
Schmidt: Das hat was mit '68 zu tun! Das hat aber vor allem was damit zu tun, dass ich das Gefühl hatte, dass diese "Neue Musik", also Stockhausen, Berrio, Nono, nicht die einzige im 20. Jahrhundert neu entstandene Musik ist, sondern es ist, im Gegenteil, zwar eine neue Musik, aber eine, die mit aus einer langen, europäischen Tradition gewachsen ist. Auf der anderen Seite gab es aber was wirklich Neues, nämlich Jazz und alles das, was aus dem Jazz und aus dieser Begegnung "afrikanischer Sklavenmusik mit weißem Amerika" entstanden ist. Das ist ja eigentlich das "Neue" des 20ten Jahrhunderts, Adorno hin oder her, das ist auch "Neue Musik"! Und mir lag es nun ganz gewaltig daran, diese neuen Musiken nicht nebeneinander her und auch noch "feindlich" nebeneinanderher laufen zu lassen, sondern so zu vereinen! Und das ist eigentlich, was mit Can geschehen ist.
Steinberg: Can's Einfluss auf die Musik und somit auf junge Bands war in den zehn Bandjahren immens. Can gelten als Pioniere. Ihre unvorhersehbaren, geradezu eruptiven Sounds und Klänge waren damals beispielllos.
Schmidt: Das war die Idee! Ich bin in der Neuen Musik aufgewachsen mit der extremen, sagen wir mal, "Strukturalisierung von Musik", in der seriellen Musik! Das heißt, das war ja eine Zeit, wo man festgestellt hat, dass man Musik in ihren kleinsten Bestandteilen so genau vorher strukturiert und festlegt, dass sie sich hinterher schon kaum vom Zufall, daher diese Erfindung der "alearatorischen Musik", kaum noch unterscheidet! Das heißt, dass das in gewisser Weise irgendwann mal übertrieben ist. Und damit bin ich aufgewachsen.
Steinberg: Musikalisch sind Sie, Irmin Schmidt, wie sie sagen, in überaus "festen" und einengenden Grenzen aufgewachsen. Mit Can wollten sie endlich spontan Musik machen:
Schmidt: Das ist unser Konzept gewesen, dass keiner komponiert, sondern dass wir gemeinsam erfinden, was eine große Konzentration und eine geradezu "mönchische Übung" ins Hören erfordert, weil es geht nicht so sehr ums, was man selber spielt, sondern es geht erst mal darum, die Ohren weit auf zu machen und nur zu hören, was die anderen machen! Und dann vielleicht auch mal was zu machen, was dann passt. Und das ist eine sehr asketische Übung eigentlich! Das ist nicht so Improvisation im Sinne von so "Rumjammen". Das haben wir nie gemacht. Wir haben immer mit außerordentlicher Konzentration und Disziplin gearbeitet.
Steinberg: Einen kommerziellen Hit konnten Sie mit Can ja auch verbuchen: "Spoon"!
Schmidt: "Spoon" ist ja für einen Film! Und die Arbeit an Filmen war ja nun wieder ein bisschen anders, weil da muss man natürlich sehr genau arbeiten, auf etwas hin, das ist klar! Und da muss man auch so arbeiten, dass Elemente aus einem Song – also ich hab immer so arbeiten wollen – dass Elemente machen, war der Bass, oder einzelne so, die das Stück formen: das Klavier, das Schlagzeug, alleine für sich. Oder den Gitarren-Riff alleine für sich auch mal auch mal in einem Film schon eine Bedeutung haben kann. So setzt man das natürlich auch zusammen. Und "Spoon" ist eben halt für diesen Film entstanden, durchaus mit dem Wissen, dass das ein Film ist, den Millionen Leute sehen, weil, das war ja so ein richtiger "Straßenfeger", wie man das nannte, damals!
Steinberg: "Spoon" war die Titelmusik zum Durbridge-Krimi "Das Messer". Wenn es um Filmmusiken ging, waren Sie, Irmin Schmidt, immer besonders gefordert.
Schmidt: Entstanden ist das genau wie alle anderen Filmmusiken, indem ich den Film gesehen habe. Alle anderen haben nie die Filme gesehen, die wir vertont haben! Sondern ich habe mit den Regisseuren und am Schneidetisch gearbeitet, mit denen auch verabredet, was passieren soll und einen Plan gemacht, und dann bin ich ins Studio gekommen und habe "Geschichten erzählt", Stimmungen! Und dann haben wir gearbeitet wie immer. Nur, dass ich auf die Stimmung, die dann was mit dem Film zu tun haben musste, eben Einfluss genommen hab. Ja, und so ist auch das entstanden. Das heißt: Ich hab immer "gemeint" und das haben immer auch alle so als richtig empfunden, dass, wenn wir alle vor so einem Film sind, dann fangen wir an zu kommentieren, dann verdoppeln wir Stimmungen. Wenn die alle das nicht gesehen haben, entsteht eine neue, eigenständige Stimmung, die etwas Neues reinbringt. Und außerdem: Ne Filmmusik natürlich hat vor allen Dingen mal – für mich – eine dramaturgische Funktion. Und die verliert man, wenn man so, wenn man so immer zum Bild komponiert und das Bild guckt und dann dazu spielt, verliert man die ganz aus den Augen, die großen Bögen, die dramaturgischen Bögen.
Steinberg: Seit dem Ende von Can, Ende der 70er-Jahre, arbeiten Sie, Irmin Schmidt, als freier Komponist und Produzent. Die Gruppe Can noch einmal zu reaktivieren, kommt für Sie nicht infrage, haben sie mal gesagt. Oder?
Schmidt: Nein, weil wir dieses nostalgische Reunion-Zeug auf den Tod nicht ausstehen können, aber gar keiner von uns! Das heißt, zu versuchen, die alte Can wiederherzustellen ist auch ein Unding! Dazu gehörte ja dieser tägliche, intensive Umgang miteinander. Durch diese Konzentration entstand so etwas beinahe wie eine "Telepathie", haben wir immer gesagt, das ist ja weg! Das heißt, man hätte dann etwas ganz Anderes erfinden müssen. Das wäre aber nicht das gewesen, was die Leute dann von uns erwartet hätten. Wir wären, hätten wir das getan, wieder genau so überraschend anders gewesen, wie wir damals waren. Was wir gemacht haben, ist ja etwas Ähnliches, aber eben halt ganz anders: Das war diese Tour zu unserem 30-jährigen Geburtstag, das war '98/99, die Can-Solo-Projects-Tour, wo jeder von uns vier, Holger, Jaki, Michael und ich, mit einem eigenen Projekt auf die Bühne gegangen sind und wir haben diese vier – jeder hat eine Stunde gespielt, oder eine 2/4 Stunde – und wir haben ein großes, langes Konzert gemacht, wo jeder einzeln, mit seinem Solo-Projekt eben, auf der Bühne war. Und das aber an einem gemeinsamen Abend. Und das war sehr erfolgreich. Und wir haben davon ein paar Konzerte in England und in Irland, in Frankreich, in Deutschland auch mehrere Konzerte gemacht. Dann ist dieses Projekt auch sehr schwierig gewesen, Holger hat seins nicht weiter verfolgt. Und dann haben wir drei noch ein paar solche gemacht, aber das ist viel zu groß, dass das auch für einen Veranstalter denkbar war. Das wird dann sehr teuer, mit so vielen Leuten. Und dann gab es noch einen weiteren Grund: Schließlich ist dann Michael gestorben, sodass an Fortführung, also an Gemeinsamkeit gar nicht mehr zu denken war!
Steinberg: Zurückblickend: Würden Sie Can als typisch deutsch bezeichnen?
Schmidt: Nicht typisch deutsch ... unter anderem deutsch! Das würde ich umbedingt bejahen, weil wir haben nicht versucht, so zu klingen, oder so Musik zu machen, wie das damals, vor allem als wir anfingen, eigentlich in Deutschland üblich war, wie Engländer! Wir haben akzeptiert, dass wir aus gar keiner Pop- und Rock-Tradition kommen können, weil es die nicht gab in Deutschland. Und wir haben mit diesem Gefühl, dass man eigentlich am Anfang, vor dem Nichts, steht, wenn man nach dieser Zerstörung von Kultur, die in Deutschland stattgefunden hat, nach dieser unendlichen Verwüstung, wieder anfängt etwas zu machen, was mit dieser Erfahrung – wir waren ja alle schon 30 Jahre alt, als wir anfingen, bis auf Michael, aber Holger, Jaki und ich – und wir haben einfach dieses Gefühl, dass wir auf keiner Tradition wirklich aufbauen können, die die unsere ist, haben wir unsere Musik erfunden und ich glaube, das ist das "deutscheste" was man ... das "ehrlichste deutsche", was man überhaupt machen kann, wenn man in meiner Generation Kunst gemacht hat.
Steinberg: Was ist für Sie, Irmin Schmidt, von "Can" geblieben?
Schmidt: Was geblieben ist für mich ist das daraus entstandene Solo-Projekt Kumo und ich. Das heißt, aus diesen Can-Solo-Project-Ding ist immerhin ein haltbares Duo Kumo und ich geworden.