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Zu viele Hiobsbotschaften

Vorbei die Zeit, da der britische Premierminister Gordon Brown mit einem Rettungsplan für die Banken in Europa voranschritt. Ganz im Gegenteil: Es läuft nicht gut für den ehemals geschätzten Retter, denn immer weniger Briten trauen dem Premierminister zu, dass er sie aus der Krise führen kann.

Von Martin Zagatta | 18.02.2009
    Aufruhr nach der Frühschicht im BMW-Werk in Cowley. 850 Zeitarbeiter, die hier in Oxford den Kleinwagen Mini gebaut haben, erfahren gerade, dass ihre Verträge nicht verlängert werden. Hunderte protestieren und auch die Gewerkschaften sind sauer.

    "Die wussten, dass sie mit der Ausbeutung dieser Arbeiter davonkommen, wenn sie sie jetzt so billig entlassen, weil unsere Arbeitsgesetze das zulassen", "

    so schimpft Tony Woodley, der Chef der Gewerkschaft Unite, über das deutsche Unternehmen. Kritik aber auch an die Adresse der britischen Regierung. Der laxe Kündigungsschutz, von dem das Königreich in seinen Boom-Jahren profitiert hat, verschärft die Krise jetzt noch. Die Zahl der Arbeitslosen ist sprunghaft angestiegen. Bald werden es drei Millionen sein, sagt inzwischen sogar der britische Industrieverband CBI voraus, der Premierminister Gordon Brown jetzt vorhält, die Bankenkrise nicht in den Griff zu bekommen.

    Am allerwichtigsten sei es nun, den Kreditmarkt wieder in Gang zu bringen. Darauf sollte die Regierung ihre ganze Aufmerksamkeit richten, fordert der CBI-Präsident Richard Lambert. Der Industrieverband erwartet jetzt ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts von 3,3 Prozent im laufenden Jahr. Das britische Pfund hat deutlich an Wert verloren und der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass der Abschwung Großbritannien als Zentrum von Finanzdienstleistungen noch härter trifft als die anderen großen Industriestaaten. Solch düstere Prognosen und die jetzt offen gelegten Rekordverluste der schon teilverstaatlichten Banken erschüttern das Vertrauen in Gordon Brown und sein Rettungspaket für die Geldinstitute. Die Fragen nach der Mitschuld des Regierungschefs an der Bankenkrise werden immer lauter, auch im Unterhaus.

    Die britische Finanzaufsicht habe Hinweise auf die risikoreichen Geschäfte der Bank HBOS gehabt, aber das Wirtschaftsministerium darüber nicht informiert, behauptet Brown, der zehn Jahre lang Schatzkanzler war, bevor er 2007 zum Premierminister aufgestiegen ist. Viele Abgeordnete glauben ihm nicht so recht, aber monatelang hatte es so ausgesehen als könnte der Schotte von der Finanzkrise sogar profitieren. Brown präsentierte sich als Krisenmanager und konnte in Umfragen deutlich zulegen. Mittlerweile aber wird über seine Aussagen, Großbritannien komme mit der Krise besser zurecht als seine Nachbarn und könne der Welt als Vorbild dienen, fast nur noch gespottet.

    ""Die Deutschen sagen, dass eine ganze Generation mit der Rückzahlung der Schulden belastet wird, und der französische Präsident sagt: Der Premierminister ruiniert die britische Wirtschaft und er werde Gordon Browns Fehler nicht nachmachen."

    Oppositionsführer David Cameron hat nicht nur die Lacher im Parlament, sondern auch die Umfragen auf seiner Seite. Spätestens im Frühjahr nächsten Jahres muss gewählt werden, und die Konservativen führen laut den jüngsten Erhebungen mit rund 15 Prozentpunkten vor der Labour-Partei des Premierministers. Da muss Gordon Brown, der morgen nach Rom fliegt um den Papst zu besuchen, fast schon auf ein Wunder hoffen.