Vier Wochen bleiben noch, um eine Lösung für die 194 Lehramtsstudenten zu finden, die keinen Masterplatz an der Uni Hamburg bekommen haben. 97 von ihnen haben auch ihren Bachelor in der Hansestadt gemacht. Und sie haben sich darauf verlassen, auch den - für den Lehrerberuf unabdingbaren - Master-Abschluss in Hamburg zu machen. In vier Wochen droht ihnen aber die Exmatrikulation, erklärt Ramon Weilinger vom AStA der Uni. Und es kommt noch schlimmer. Ramon Weilinger:
"Da die meisten wahrscheinlich vorher keinen sozialversicherungspflichtigen Job gehabt haben, insofern keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben, wäre das die Konsequenz: dass man Hartz IV beantragen müsste."
Schuld daran, so AStA-Vertreter Weilinger, ist die Politik. Die Hamburger Behörde für Wissenschaft und Forschung. Geleitet von der Senatorin Dorothee Stapelfeldt. Ramon Weilinger:
"Die Grundfehler liegen einfach daran, dass man von der Seite der Politik einfach gesagt hat: Wir wollen immer mehr Lehramtsstudenten und das entsprechend vorgeschrieben hat, den Wunsch entsprechend geäußert hat und Druck aufgebaut hat, damit Bachelor-Plätze zur Verfügung gestellt werden. Man sich dann aber nicht auf das Ende der Ausbildung, nämlich den Master konzentriert hat. Und da fehlen einfach die Kontingente, die Angebote."
Diese Angebote fehlten schon im letzten Wintersemester. Vor einem Jahr bekamen allerdings nur 29 Master-Bewerberinnen und Bewerber keinen Platz. Hochschule und Politik zogen damals Konsequenzen: Die Anzahl der Studienplätze für die Lehramtsstudenten wurde von 600 auf 672 aufgestockt. Die Wissenschaftsbehörde entwickelte eine sogenannte Härtefallregelung: All jene Hamburger Bachelor-Absolventen sollten noch Plätze bekommen, die, so die Regelung, aus "gesundheitlichen, familiären, sozialen oder wirtschaftlichen Gründen auf Hamburg als Studienort angewiesen sind". Fünf bis zehn Prozent der Bewerber kamen auf diesem Weg doch noch zum gewünschten Studienplatz.
Vorhersehbar war der diesjährige Ansturm auf die Lehramtsstudienplätze nicht. So sieht es der Vizepräsident der Uni Hamburg, Professor Holger Fischer:
"Wir sind insofern völlig überrollt worden, weil, a) die Zahl der Hamburger Absolventen ist schon mal allein um 100 höher als vorausberechnet. Und dann kommen noch eben halt weit über 200 externe Bewerber hinzu. Das heißt, wir haben eine Größenordnung von rund 300 Bewerbern mehr als wir Plätze haben. Also, damit war nicht unbedingt zu rechnen."
Vizepräsident Holger Fischer hält es allerdings für möglich, in den kommenden Wochen zusätzliches Personal zu rekrutieren, um mindestens einen Teil der 194 abgelehnten Bewerber doch noch zum Zuge kommen zu lassen. Das, so Fischer, hätte aber seinen Preis:
"Wenn wir diese abgewiesenen Lehramtsstudierenden, die dann nicht mehr ihren Beruf ausüben können, weil man mit Bachelor nicht mehr Lehrer werden kann, kann es nur bedeuten, dass die Universität mit Ressourcen ausgestattet wird - zusätzlich -, um diese Kohorte sozusagen jetzt über die vorhandenen Kapazitäten hinaus aufnehmen zu können. Das geht nur mit zusätzlichem Einsatz. Wenn man mehr Plätze von uns erwartet, muss man uns auch mehr Geld geben."
Und zwar zusätzliches Geld, so Fischer. Denn im Uni-Etat seien für derartige Sonderausgaben keine Mittel vorhanden. Uni-Leitung und AStA fordern deshalb einen Runden Tisch. An dem sollen sich Wissenschaftsbehörde, Uni-Spitze und die Vertreter der Studentenschaft auf Lösungen einigen.
In der Behörde von Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt hält man von solchen Ideen gar nichts. Behördensprecher Norbert König teilt schriftlich mit: Die Situation der abgelehnten Bewerber ist "zweifelsohne unbefriedigend". Zur Idee eines Runden Tisches heißt es: "Die Universität Hamburg regelt den Zugang zum Masterstudium auf Basis der rechtlichen Grundlagen selbst." Zur Frage, ob die Uni mit zusätzlichen Geldern rechnen kann: "Die Universität Hamburg hat ausreichend Mittel zur Verfügung." Und überhaupt: Wo ist überhaupt das Problem? Zitat: "Es stehen rechnerisch ausreichend Masterstudienplätze für alle Bachelorabsolventinnen und -absolventen der Universität in den Lehramtsstudiengängen zur Verfügung." Außerdem könne man - in einer für Studenten attraktiven Stadt wie Hamburg - nicht jedem nachgefragten Studienplatz auch ein Angebot gegenüberstellen, so Sprecher Norbert König.
Wirklich aussitzen lässt sich das Problem aber wohl nicht. Wenn nichts geschieht, stehen die fast 200 Master-Bewerber ab Mitte Oktober ohne Studienplatz da. Ein Jahr müssen sie dann auf die nächste Chance warten, sich wieder bewerben, im Wintersemester 2014/2015. Holger Fischer:
"Dann hätte man das Problem allerdings noch potenziert! Weil dann sozusagen die Kohorte der wartenden Studierenden immer größer wird und es rücken auch immer neue Absolventen nach. Das Problem wird dadurch nicht kleiner im nächsten Jahr."
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"Die Grundfehler liegen einfach daran, dass man von der Seite der Politik einfach gesagt hat: Wir wollen immer mehr Lehramtsstudenten und das entsprechend vorgeschrieben hat, den Wunsch entsprechend geäußert hat und Druck aufgebaut hat, damit Bachelor-Plätze zur Verfügung gestellt werden. Man sich dann aber nicht auf das Ende der Ausbildung, nämlich den Master konzentriert hat. Und da fehlen einfach die Kontingente, die Angebote."
Diese Angebote fehlten schon im letzten Wintersemester. Vor einem Jahr bekamen allerdings nur 29 Master-Bewerberinnen und Bewerber keinen Platz. Hochschule und Politik zogen damals Konsequenzen: Die Anzahl der Studienplätze für die Lehramtsstudenten wurde von 600 auf 672 aufgestockt. Die Wissenschaftsbehörde entwickelte eine sogenannte Härtefallregelung: All jene Hamburger Bachelor-Absolventen sollten noch Plätze bekommen, die, so die Regelung, aus "gesundheitlichen, familiären, sozialen oder wirtschaftlichen Gründen auf Hamburg als Studienort angewiesen sind". Fünf bis zehn Prozent der Bewerber kamen auf diesem Weg doch noch zum gewünschten Studienplatz.
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"Wir sind insofern völlig überrollt worden, weil, a) die Zahl der Hamburger Absolventen ist schon mal allein um 100 höher als vorausberechnet. Und dann kommen noch eben halt weit über 200 externe Bewerber hinzu. Das heißt, wir haben eine Größenordnung von rund 300 Bewerbern mehr als wir Plätze haben. Also, damit war nicht unbedingt zu rechnen."
Vizepräsident Holger Fischer hält es allerdings für möglich, in den kommenden Wochen zusätzliches Personal zu rekrutieren, um mindestens einen Teil der 194 abgelehnten Bewerber doch noch zum Zuge kommen zu lassen. Das, so Fischer, hätte aber seinen Preis:
"Wenn wir diese abgewiesenen Lehramtsstudierenden, die dann nicht mehr ihren Beruf ausüben können, weil man mit Bachelor nicht mehr Lehrer werden kann, kann es nur bedeuten, dass die Universität mit Ressourcen ausgestattet wird - zusätzlich -, um diese Kohorte sozusagen jetzt über die vorhandenen Kapazitäten hinaus aufnehmen zu können. Das geht nur mit zusätzlichem Einsatz. Wenn man mehr Plätze von uns erwartet, muss man uns auch mehr Geld geben."
Und zwar zusätzliches Geld, so Fischer. Denn im Uni-Etat seien für derartige Sonderausgaben keine Mittel vorhanden. Uni-Leitung und AStA fordern deshalb einen Runden Tisch. An dem sollen sich Wissenschaftsbehörde, Uni-Spitze und die Vertreter der Studentenschaft auf Lösungen einigen.
In der Behörde von Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt hält man von solchen Ideen gar nichts. Behördensprecher Norbert König teilt schriftlich mit: Die Situation der abgelehnten Bewerber ist "zweifelsohne unbefriedigend". Zur Idee eines Runden Tisches heißt es: "Die Universität Hamburg regelt den Zugang zum Masterstudium auf Basis der rechtlichen Grundlagen selbst." Zur Frage, ob die Uni mit zusätzlichen Geldern rechnen kann: "Die Universität Hamburg hat ausreichend Mittel zur Verfügung." Und überhaupt: Wo ist überhaupt das Problem? Zitat: "Es stehen rechnerisch ausreichend Masterstudienplätze für alle Bachelorabsolventinnen und -absolventen der Universität in den Lehramtsstudiengängen zur Verfügung." Außerdem könne man - in einer für Studenten attraktiven Stadt wie Hamburg - nicht jedem nachgefragten Studienplatz auch ein Angebot gegenüberstellen, so Sprecher Norbert König.
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