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Zu wenige rote Blutkörperchen

Antriebslosigkeit, Atemnot und häufige Infekte - alles das sind Zeichen dafür, dass das Blutbild nicht in Ordnung ist. Ist der Mangel an roten Blutkörperchen diagnostiziert, muss mit Transfusionen dagegen gearbeitet werden.

Von Renate Rutta | 30.11.2010
    "Schönen guten Morgen, Herr Kamper, Sie kommen zur turnusmäßigen Vorstellung wieder hier in die MDS-Sprechstunde."
    Dienstagmorgen, Klinik I für Innere Medizin der Universitätsklinik Köln, Sprechstunde für Akute Leukämien und Myelodysplastische Syndrome, MDS.

    "Wie Sie wissen, ist ja das Blutbild sowohl für Sie als auch für mich die wichtigste Information, um Ihren aktuellen Zustand, den Erkrankungszustand festzustellen."
    PD Dr. Karl-Anton Kreuzer blickt auf das Ergebnis der aktuellen Blutuntersuchung von Oliver Kamper. Die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen liegen im Normalbereich. Doch der Wert des roten Blutfarbstoffes ist viel zu niedrig.

    "Das, was Ihnen Kummer und uns Sorgen bereitet, ist der HB-Wert, der ist wieder bei 7,7 und ist damit quasi auf dem gleichen Niveau wie damals vor den letzten Transfusionen. Die Konsequenz daraus ist im Grunde klar. Wir müssen Ihnen wieder zwei Transfusionen geben. Mich würde aber zuvor noch interessieren, merken Sie das, diese zunehmende Blutarmut nach zwei Wochen, wenn der Effekt der Transfusionen nachlässt?"

    "Ja, es ist in den letzten acht Wochen schon ziemlich auffällig, dass ich schneller erschöpft bin, daran merke ich das. Wenn ich in der dritten Etage meiner Wohnung angekommen bin nach dem Einkauf, dann geht erst mal lange Zeit nichts."
    Vor zwei Jahren bemerkte der 43-Jährige das erste Mal, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war:

    "Es fing ziemlich unspektakulär an, dass ich mich schnell erschöpft gefühlt habe und sehr antriebslos war und mich nicht mehr so schnell bewegen konnte."
    Oliver Kamper ging schließlich zum Arzt:

    "Dann bin ich zu meinem Hausarzt gegangen, hab ihm die Symptome geschildert und der hat bei einer Blutabnahme erst mal festgestellt, dass ich wohl eine Eisenmangelanämie habe. Und dann sind weitere Tests gelaufen im Krankenhaus über eine Knochenmarkbiopsie, weil sich die Symptomatik nicht verbessert hatte. Ja, so sind wir dann auf die MDS-Erkrankung gekommen letztendlich."
    Seine Erkrankung hat sich seither verschlechtert.

    "Der Zustand hat sich, Herbst 2008 war das, schon rapide verschlechtert. Ich bin noch antriebsloser, noch müder, noch abgeschlagener, häufiger Infekte, Erkältungen. Ja und wenig Kraft einfach."
    Inzwischen musste er auch seine Arbeit aufgeben:

    "Ja von einem Tag auf den andern bin ich einfach aus dem Arbeitsleben raus, was eine ziemlich starke Umstellung war. Ich war Pfleger, immer sehr mobil, das war schon ein einschneidendes Erlebnis."
    Zwei Stunden später. Oliver Kamper liegt auf einem grauen Ruhesessel. In der Zwischenzeit wurde das Blut für ihn vorbereitet und wird nun überprüft. Bei der Transfusion roter Blutkörperchen muss die Blutgruppe übereinstimmen.

    Kreuzer: "Wir nehmen jetzt noch mal eine kleine Blutprobe ab, um die Blutgruppe von Herrn K. noch mal zu bestimmen. Dazu machen wir das auf dieses kleine Plättchen hier, mischen das ein bisschen mit einer Kochsalzlösung. Wenn sich diese kleinen Klümpchen zeigen, ist das quasi eine positive Reaktion und beim Rhesusfaktor sieht man das auch so ein bisschen, also es ist auf jeden Fall A positiv, wie Herr K schon richtig gesagt hat."
    Etwa eineinhalb Stunden wird es nun dauern, bis die Beutel mit dem aufbereiteten Spenderblut leer sind.

    "Jetzt sind die Infusionen durchgelaufen. Jetzt brauch ich nur noch nach der Schwester zu klingeln. Die montiert mir hier die Infusion ab, trägt das ein in meine Krankenmappe und dann hol ich mir vorne einen neuen Termin für in vier Wochen, wo ich den Dr. Kreuzer wieder treffe."