Kleine Aluminiumdosen, fünf Zentimeter im Durchmesser, zwei Zentimeter hoch, stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Sie wurden bei Sanierungsarbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers gefunden.
Einige Dosen tragen die eingravierten Namenszüge oder Initialen ihrer Besitzer, andere sind mit Barackennummern, Ornamenten oder Motiven wie Segelschiffen, Kirchen, Pferdeköpfen und Blumen verziert. Darin bewahrten Häftlinge des sowjetischen Speziallagers Nr. 7 ihre tägliche Zucker- und Marmeladenration auf. Vor diesem Hintergrund erklärt sich der auf den ersten Blick etwas merkwürdige Titel der Ausstellung: "Bittersüß - Geschichten des Hungers". Ines Reich, Mitarbeiterin der Gedenkstätte:
"Das ist das Einmalige an den Fundstücken, dass wir die wichtigsten Themen, die sich mit dem Speziallager verknüpfen, also Mangelernährung, Hunger, Massensterben, Isolation, das über diese Dosen transportiert werden kann. In der Regel hatten die Häftlinge nichts, nur die bloßen Hände, um die Brotrationen in Empfang nehmen zu können. Und man stand vor der Aufgabe, wie man diese Lebensmittel verteilt."
Die Häftlinge trafen nach wochenlangen Verhören in den Kellern des sowjetischen Geheimdienstes häufig schon geschwächt und krank im Speziallager ein. Was dort an Brot, Suppe und Kartoffeln verteilt wurde, war völlig unzureichend. Zunächst erhielten die Häftlinge täglich zwischen 15 und 30 Gramm Zucker, ab 1947 zusätzlich 15 bis 30 Gramm Marmelade, nicht mehr als Hungerrationen. Hinzu kamen die katastrophalen hygienischen Verhältnisse, der Mangel an Kleidung und Heizmaterial, die fast vollständige Isolation von der Außenwelt.
"Dann kam es im November 1946 zu einer drastischen Senkung der Lebensmittelration, wurde um die Hälfte gesenkt. Das hieß am Ende kamen 300 Gramm Brot beim Häftling an und das führte zu einem dramatischem Massensterben."
Die Ausstellung erzählt die Lebensgeschichten von 16 ehemaligen Häftlingen des Speziallagers, deren Dosen nach über 50 Jahren ans Tageslicht kamen. Es sind Biografien mit unterschiedlichen historischen und politischen Hintergründen.
"Frauen, Männer, Verurteilte, Internierte, aber auch eine Biographie eines unbekannten sowjetischen Häftlings. Wir haben Jugendliche, alte Männer, tatsächlich Unschuldige, aber auch Menschen, wo eine NS-Verstrickung da ist."
Zu sehen sind - neben Fotos und Dokumenten - z.B. die Zuckerdosen von Walter Grätzer und Paul Nöthlich mit Namenszug bzw. mit einem Herz und den Initialen PN. Die Häftlinge gravierten meist mit alten Nägeln, die sie aus den Holzpritschen zogen, oder mit anderen spitzen Gegenständen wie Glasscherben und Schuheisen. Grätzer und Nöthlich waren kleine Nazis, einfache NSDAP-Mitglieder und Blockleiter, was ausreichte, um in die Verfolgungs-Maschinerie des stalinistischen Geheimdienstes zu geraten. Das Hungern dokumentiert ein Krankenblatt von Kurt Eckelt. Als er 1950 von Sachsenhausen in die Strafvollzugsanstalt Torgau überstellt wurde, wog er 49 Kilogramm.
Beeindruckend ist ein grauschwarzer Pullover von Christof P. Der Zucker kam in Säcken aus Zellwolle ins Speziallager. Die Häftlinge zogen aus den leeren Säcken Fäden und strickten daraus Kleidungsstücke.
Eine Fahrkarte vom März 1947 illustriert einen dramatischen Einschnitt im Leben von Gertrud Arnold. Sie war auf dem Weg von Berlin nach Hamburg, als der sowjetische Geheimdienst sie auf dem Bahnhof von Brandenburg verhaftete. Die junge Frau arbeitete als Köchin in einer britischen Kaserne in Hamburg. Der Vorwurf: Spionage für die Engländer. Ohne Verfahren und Urteil blieb sie bis 1950 im Speziallager.
"Diese Dose trägt auch ihre Initialen, also G und A, und sie verwendet die Dose im Lager für die Aufbewahrung von Zucker. Und nach der Haftentlassung ist das für sie eine Puderdose. Man sieht heute noch diesen rosa-zarten Puderstaub, der in der Dose war."
Einige Dosen tragen die eingravierten Namenszüge oder Initialen ihrer Besitzer, andere sind mit Barackennummern, Ornamenten oder Motiven wie Segelschiffen, Kirchen, Pferdeköpfen und Blumen verziert. Darin bewahrten Häftlinge des sowjetischen Speziallagers Nr. 7 ihre tägliche Zucker- und Marmeladenration auf. Vor diesem Hintergrund erklärt sich der auf den ersten Blick etwas merkwürdige Titel der Ausstellung: "Bittersüß - Geschichten des Hungers". Ines Reich, Mitarbeiterin der Gedenkstätte:
"Das ist das Einmalige an den Fundstücken, dass wir die wichtigsten Themen, die sich mit dem Speziallager verknüpfen, also Mangelernährung, Hunger, Massensterben, Isolation, das über diese Dosen transportiert werden kann. In der Regel hatten die Häftlinge nichts, nur die bloßen Hände, um die Brotrationen in Empfang nehmen zu können. Und man stand vor der Aufgabe, wie man diese Lebensmittel verteilt."
Die Häftlinge trafen nach wochenlangen Verhören in den Kellern des sowjetischen Geheimdienstes häufig schon geschwächt und krank im Speziallager ein. Was dort an Brot, Suppe und Kartoffeln verteilt wurde, war völlig unzureichend. Zunächst erhielten die Häftlinge täglich zwischen 15 und 30 Gramm Zucker, ab 1947 zusätzlich 15 bis 30 Gramm Marmelade, nicht mehr als Hungerrationen. Hinzu kamen die katastrophalen hygienischen Verhältnisse, der Mangel an Kleidung und Heizmaterial, die fast vollständige Isolation von der Außenwelt.
"Dann kam es im November 1946 zu einer drastischen Senkung der Lebensmittelration, wurde um die Hälfte gesenkt. Das hieß am Ende kamen 300 Gramm Brot beim Häftling an und das führte zu einem dramatischem Massensterben."
Die Ausstellung erzählt die Lebensgeschichten von 16 ehemaligen Häftlingen des Speziallagers, deren Dosen nach über 50 Jahren ans Tageslicht kamen. Es sind Biografien mit unterschiedlichen historischen und politischen Hintergründen.
"Frauen, Männer, Verurteilte, Internierte, aber auch eine Biographie eines unbekannten sowjetischen Häftlings. Wir haben Jugendliche, alte Männer, tatsächlich Unschuldige, aber auch Menschen, wo eine NS-Verstrickung da ist."
Zu sehen sind - neben Fotos und Dokumenten - z.B. die Zuckerdosen von Walter Grätzer und Paul Nöthlich mit Namenszug bzw. mit einem Herz und den Initialen PN. Die Häftlinge gravierten meist mit alten Nägeln, die sie aus den Holzpritschen zogen, oder mit anderen spitzen Gegenständen wie Glasscherben und Schuheisen. Grätzer und Nöthlich waren kleine Nazis, einfache NSDAP-Mitglieder und Blockleiter, was ausreichte, um in die Verfolgungs-Maschinerie des stalinistischen Geheimdienstes zu geraten. Das Hungern dokumentiert ein Krankenblatt von Kurt Eckelt. Als er 1950 von Sachsenhausen in die Strafvollzugsanstalt Torgau überstellt wurde, wog er 49 Kilogramm.
Beeindruckend ist ein grauschwarzer Pullover von Christof P. Der Zucker kam in Säcken aus Zellwolle ins Speziallager. Die Häftlinge zogen aus den leeren Säcken Fäden und strickten daraus Kleidungsstücke.
Eine Fahrkarte vom März 1947 illustriert einen dramatischen Einschnitt im Leben von Gertrud Arnold. Sie war auf dem Weg von Berlin nach Hamburg, als der sowjetische Geheimdienst sie auf dem Bahnhof von Brandenburg verhaftete. Die junge Frau arbeitete als Köchin in einer britischen Kaserne in Hamburg. Der Vorwurf: Spionage für die Engländer. Ohne Verfahren und Urteil blieb sie bis 1950 im Speziallager.
"Diese Dose trägt auch ihre Initialen, also G und A, und sie verwendet die Dose im Lager für die Aufbewahrung von Zucker. Und nach der Haftentlassung ist das für sie eine Puderdose. Man sieht heute noch diesen rosa-zarten Puderstaub, der in der Dose war."