Zwei Jahre nach der Zulassung hat Stevia als Süßungsmittel seinen Platz in der Ernährung gefunden. Produkte mit Stevia findet der Verbraucher in den Lebensmittelmärkten. Die Lebensmittelhersteller süßen mit Stevia beispielsweise Cola, produzieren steviahaltige Marmelade, haben Schokolade mit Stevia kreiert oder den neuen Süßstoff fruchthaltigen Getränken beigemischt. Verdrängt haben Lebensmittel mit Stevia aber keinesfalls Produkte mit herkömmlichem Zucker.
Für Iris Lehmann vom Max Rubner Forschungsinstitut ist Stevia ein Süßstoff wie jeder andere – und wird oft in Kombination verwendet. Stevia-Cola zum Beispiel enthält neben Stevia auch Zucker – allerdings nur halb so viel wie sonst üblich. Der Preis von in Deutschland hergestellter Cola mit oder ohne Stevia ist identisch. Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sieht durchaus Argumente für die Nutzung von Stevia:
"Insgesamt kann man mit Stevia Kalorien sparen und gerade für Personen, die übergewichtig sind oder die vielleicht gerade abgenommen haben und ihr Gewicht halten möchten und wirklich versuchen, möglichst wenig Energie aufzunehmen, da sind Süßstoffe allgemein und kann Stevia im Besonderen eine Alternative sein."
Als Ersatz für Zucker kann Stevia den Energiegehalt von Lebensmitteln verringern. Doch eine Schokolade hat es auch ohne große Mengen an Zucker in sich: Auf Fette kann der Schokoladenhersteller kaum verzichten.
Stevia kann den Energiegehalt von Lebensmitteln senken
"Bei den Süßigkeiten muss man im Hinterkopf haben, sei es Schokolade, Riegel oder Ähnliches, die sind ja nicht nur süß, sondern die enthalten natürlich auch Fett, und wir haben 'ne Energiereduktion dadurch, dass eben der Zucker herausgenommen ist. Die Schokolade wird mit Stevia auch immer noch kalorienreich sein. Es ist Zucker herausgefallen, aber trotzdem ist noch etwas drin."
Schokolade sättigt bekanntlich. Bei süßen Getränken ist das anders, hier gibt es keine Sättigung. Zuckerhaltige Getränke fördern nach Ansicht vieler Ernährungswissenschaftler Übergewicht und Diabetes. Limonaden oder Cola mit Stevia auf den Markt zu bringen, klingt deshalb vielversprechend. Cengiz Sen von der Sunny White Beach GmbH stellt Steviaprodukte her:
"Man muss sich das als ein Fruchtsaftgetränk mit fast null Kalorien vorstellen. Wir bekommen die Stevia-Pflanze aus Südamerika, mischen dem - je nach unseren zwei Geschmäckern - Zitrus-Minze beziehungsweise Cranberry-Himbeer dabei, und das Ganze bekommt zu dieser Frucht noch einen Schuss Wasser dazu, und das ergibt dann das Getränk."
Als "Süßkraut" wird Stevia auf Wochenmärkten angeboten
Ob sich ein Süßungsmittel durchsetzt, hängt aber entscheidend vom Geschmack ab. Isabelle Keller probiert:
"Schmeckt auf jeden Fall leicht süß. Durch Himbeere, Holunder, Cranberry schmeckt man die fruchtige Note. Ich schmecke sehr stark Himbeere heraus. Mein's wäre es nicht. Ich bin auch kein Mensch, der gern zuckergesüßte Getränke bevorzugt."
Stevia passt nicht überall, denn es hat einen Lakritz ähnlichen Beigeschmack. Der Pflanzenextrakt ist einer von zehn zugelassenen Süßstoffen in der EU. Ernährungsberater bringen Stevia-Blätter auch für den eigenen Hausgebrauch als Alternative zu Zucker ins Gespräch. In jedem Frühjahr werden Stevia oder im Volksmund das sogenannte Süßkraut auf Wochenmärkten angeboten. Es sind einjährige Pflanzen und kosten circa zwei Euro.
Beim Backen mit Stevia-Pulver lohnt sich das Experimentieren nach eigenem Ermessen nicht: Die Zuckermenge ist auch für das Volumen im Kuchen berechnet. Und die Formel eins zu eins kann aufgrund der intensiveren Süße nicht funktionieren. Speziell mit Stevia getestete Backrezepte von Profis lassen die Freude auf die gelungene Süßigkeit dann wachsen - beispielsweise zu Weihnachten.