"Das ist die Ursprungsidee, das ich überhaupt diese Sache entwickelt habe, oder?, dass ich feststelle, dass die Zersiedlung der Landschaft in ganz Europa, in England und in Deutschland, in der Schweiz und in Amerika, grauenhaft voranschreitet."
Der Architekt Hans Zwimpfer aus Basel ist ein findiger Mann. Er nimmt sich selbst ein gesellschaftliches Problem vor, entwickelt dazu eine architektonische Antwort, lässt sie sich patentieren und verkauft das ganze im Franchisebetrieb. Das gesellschaftliche Problem lässt sich finden: Zersiedelung der Landschaft oder auch,
"dass irgendwann die Überalterung kommt, die Isolierung dieser Leute, und das finde ich soziologisch wie ökologisch eine Katastrophe, und das ist meine Ursprungsgedanke, warum ich überhaupt Pile-up entwickelt habe."
Die Bevölkerung geht zurück, sagt der Architekt, sie wird aber reicher, möchte im Wohlstand leben, die Umwelt nicht zerstören und möglichst nah zu den kulturellen und medizinischen Angeboten der Stadt wohnen. Daher kommen Einfamilienhäuser aus der Mode, verlangen die Hausbesitzer von morgen Stadtwohnungen. Nur müssen diese eben alle Vorzüge eines Einfamilienhauses bieten. Wie macht man das?
"Eine Einheit ist ein Einfamilienhaus, das Reihenhaus im Vorort, das hat ungefähr 150, 160 Quadratmeter mit zwei Geschossen, und ich stapele die aufeinander."
Es ist aber nicht ein Haufen Reihenhäuser mit Walmdächern, die der Länge nach aufeinander gestapelt sind, sondern ein modern wirkendes Gebäude wie von Mies van der Rohe. Sein Geheimnis: Alle Wohnungen sind mit 2,60Meter Höhe relativ niedrig, haben aber einen Raum der über 5,20 Meter hoch ist. Von der Seite betrachtet sehen die Wohnungen wie mehrere aufeinander geschichtete Buchstaben L aus. Der Sinn der L-Form ist, mehr Licht als gewöhnlich in die Wohnung einstrahlen zu lassen und die Luftzirkulation klimatisch zu verbessern.
Zwimpfer kann mit dem Konzept spielen. Er kann 5-bis-20-Stöcker damit bauen, in rechteckigen, dreieckigen oder runden Grundrissformen und verschiedenen Fassadenfarben. Zwimpfer bietet das Konzept im Franchisebetrieb europaweit an. Weil er seine Idee als Patent beim europäischen Patentamt hat schützen lassen, kann er jedem, der so bauen will, Lizenzgebühren abverlangen. Die Bundesarchitektenkammer revoltiert derweil gegen den gesamten Ansatz. Beruht nicht eigentlich die ganze Architektur Europas auf Abkupfern und Ideenklau?, fragt Thomas Maibaum, Justiziar der BAK in Berlin
"Wenn sie sich vorstellen, dass generalisierte Projektideen patentrechtlich geschützt werden und sie stellen sich vor, dass jetzt plötzlich 50 Architekten mit ähnlichen generellen Ideen zum Patentamt rennen und dort also ein entsprechendes Patent erhalten, dann könnte man theoretisch in ein paar Jahren vor der Situation stehen, dass kein Architekt in Europa noch einen Federstrich machen kann, ohne möglicherweise mit irgendeinem Patent zu kollidieren."
Zwimpfer hält dagegen: Die Patentierung stärkt seiner Meinung nach die künstlerische Rolle des Architekten. Wenn mehr Architekten Patente anmelden, reduziert sich auch die vergeudete Arbeitsleistung in der Architektur, glaubt Zwimpfer.
"Ihr macht für 100.000 Franken, macht ihr, Wettbewerbe und chancenlos und so und hofft dann immer quasi die Wurst dann mal zu kriegen und gebt nicht auf. Toll! Nimm mal deine 100.000 Franken, nimm dein Thema vor. Bring das auf den Punkt und lass das mindestens urheberrechtlich, designmäßig schützen und dann geh auf den Markt. Du wirst Käufer finden. Das ist meine Botschaft."
Ob Pile-up als Konzept sein ursprüngliches Ziel erreicht und die Stadtflucht der Reichen aufhalten wird, ist allerdings fraglich. Denn einmal geht der Trend bei zunehmendem Vermögen zu Stadt- und Landwohnung. Und zum anderen darf man im Pile-up-Haus auch nicht zu alt werden. Jedenfalls als Paar. Warum? Der einzige Fahrstuhl im Haus ist für mehr als einen Rollstuhl einfach nicht groß genug.
Der Architekt Hans Zwimpfer aus Basel ist ein findiger Mann. Er nimmt sich selbst ein gesellschaftliches Problem vor, entwickelt dazu eine architektonische Antwort, lässt sie sich patentieren und verkauft das ganze im Franchisebetrieb. Das gesellschaftliche Problem lässt sich finden: Zersiedelung der Landschaft oder auch,
"dass irgendwann die Überalterung kommt, die Isolierung dieser Leute, und das finde ich soziologisch wie ökologisch eine Katastrophe, und das ist meine Ursprungsgedanke, warum ich überhaupt Pile-up entwickelt habe."
Die Bevölkerung geht zurück, sagt der Architekt, sie wird aber reicher, möchte im Wohlstand leben, die Umwelt nicht zerstören und möglichst nah zu den kulturellen und medizinischen Angeboten der Stadt wohnen. Daher kommen Einfamilienhäuser aus der Mode, verlangen die Hausbesitzer von morgen Stadtwohnungen. Nur müssen diese eben alle Vorzüge eines Einfamilienhauses bieten. Wie macht man das?
"Eine Einheit ist ein Einfamilienhaus, das Reihenhaus im Vorort, das hat ungefähr 150, 160 Quadratmeter mit zwei Geschossen, und ich stapele die aufeinander."
Es ist aber nicht ein Haufen Reihenhäuser mit Walmdächern, die der Länge nach aufeinander gestapelt sind, sondern ein modern wirkendes Gebäude wie von Mies van der Rohe. Sein Geheimnis: Alle Wohnungen sind mit 2,60Meter Höhe relativ niedrig, haben aber einen Raum der über 5,20 Meter hoch ist. Von der Seite betrachtet sehen die Wohnungen wie mehrere aufeinander geschichtete Buchstaben L aus. Der Sinn der L-Form ist, mehr Licht als gewöhnlich in die Wohnung einstrahlen zu lassen und die Luftzirkulation klimatisch zu verbessern.
Zwimpfer kann mit dem Konzept spielen. Er kann 5-bis-20-Stöcker damit bauen, in rechteckigen, dreieckigen oder runden Grundrissformen und verschiedenen Fassadenfarben. Zwimpfer bietet das Konzept im Franchisebetrieb europaweit an. Weil er seine Idee als Patent beim europäischen Patentamt hat schützen lassen, kann er jedem, der so bauen will, Lizenzgebühren abverlangen. Die Bundesarchitektenkammer revoltiert derweil gegen den gesamten Ansatz. Beruht nicht eigentlich die ganze Architektur Europas auf Abkupfern und Ideenklau?, fragt Thomas Maibaum, Justiziar der BAK in Berlin
"Wenn sie sich vorstellen, dass generalisierte Projektideen patentrechtlich geschützt werden und sie stellen sich vor, dass jetzt plötzlich 50 Architekten mit ähnlichen generellen Ideen zum Patentamt rennen und dort also ein entsprechendes Patent erhalten, dann könnte man theoretisch in ein paar Jahren vor der Situation stehen, dass kein Architekt in Europa noch einen Federstrich machen kann, ohne möglicherweise mit irgendeinem Patent zu kollidieren."
Zwimpfer hält dagegen: Die Patentierung stärkt seiner Meinung nach die künstlerische Rolle des Architekten. Wenn mehr Architekten Patente anmelden, reduziert sich auch die vergeudete Arbeitsleistung in der Architektur, glaubt Zwimpfer.
"Ihr macht für 100.000 Franken, macht ihr, Wettbewerbe und chancenlos und so und hofft dann immer quasi die Wurst dann mal zu kriegen und gebt nicht auf. Toll! Nimm mal deine 100.000 Franken, nimm dein Thema vor. Bring das auf den Punkt und lass das mindestens urheberrechtlich, designmäßig schützen und dann geh auf den Markt. Du wirst Käufer finden. Das ist meine Botschaft."
Ob Pile-up als Konzept sein ursprüngliches Ziel erreicht und die Stadtflucht der Reichen aufhalten wird, ist allerdings fraglich. Denn einmal geht der Trend bei zunehmendem Vermögen zu Stadt- und Landwohnung. Und zum anderen darf man im Pile-up-Haus auch nicht zu alt werden. Jedenfalls als Paar. Warum? Der einzige Fahrstuhl im Haus ist für mehr als einen Rollstuhl einfach nicht groß genug.