Archiv


Zukunft der Weiterbildung

Dass auch Manager und Führungskräfte Weiterbildung benötigen, wird erst auf den zweiten Blick verständlich. Ebenso wie Ingenieure und Naturwissenschaftler, Personalchefs und Abteilungsleiter müssen sich die Firmenchefs heutzutage wissenschaftlich fit halten, um ihre Konzerne weiterhin ganz oben mitspielen lassen zu können. Diese Weiterbildungskurse bietet zum Beispiel seit 2005 die Technology Academy der Fraunhofer-Gesellschaft an.

Von Susanne Lettenbauer |
    Die Weiterbildung der Zukunft wird kompakt und virtuell. So kann man den gestrigen Acadamy-Day der Fraunhofer-Gesellschaft zusammenfassen. Natürlich wird es bei der Fraunhofer Technology Academy auch weiterhin berufsbegleitende Halbjahreskurse oder MBA-Studiengänge geben, aber die Zukunft der Weiterbildung liegt in kompakten hocheffizienten Schnellkursen wie dem "Technologiezirkel": Entwickelt hat diesen Kurs das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Die künftigen Referenten kommen aus allen Fraunhofer Instituten. Zum Beispiel Michael ten Hompel der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik in Dortmund:

    " Der Technologiezirkel ist die komprimierteste Form der Wissensvermittlung, die wir bei der Fraunhofer-Gesellschaft überhaupt haben. Der Technologiezirkel wendet sich an Managerinnen und Manager, die selber etwas entscheiden und Fragen haben zu ganz bestimmten Technologiebereichen. Da können aktuelle Entwicklungen wie das Internet können dort Thema sein und werden da in zwei Tagen von Topreferenten, also wirklich den Spitzenleuten der Fraunhofer-Gesellschaft vorgetragen, vorgetragen, wirklich sehr komprimiert. Also das bringt einen in kürzester Zeit an die vorderste Front des Know-hows und der Wissensvermittlung. "

    Dieser neue Kompaktkurs ist für max. 25 Teilnehmer ausgelegt und kosten moderate 1250 Euro. Er wird vorwiegend als Wochenendkurs angeboten, das muss man heute als Topmanager akzeptieren. Weiterbildung wird mehr und mehr in die Freizeit verlagert und von einigen Firmen auch mehr und mehr als Persönlichkeitsbildung verstanden. Von einem Arbeitnehmer, aber auch von einem Manager wird heute verlangt, dass er sich selbst um seine Weiterbildung kümmert, nicht nur organisatorisch, sondern auch finanziell. Dass dies in Deutschland noch nicht akzeptiert wird, monierte gestern Harald Lisson, der Leiter der Ingacademy des Vereins deutscher Ingenieure, VDI. Harald Lisson:

    " Die Fraunhofer-Weiterbildung ist durch die Anlehnung an die Fraunhofer-Institute auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt. Man muss sie irgendwo bemessen an wissenschaftlicher Weiterbildung in Richtung auf die Entwicklung von neuen Produkten und Innovation. Das heißt hier sind wir bei einer Highend-Weiterbildung, die auch ihren Preis hat und da muss man sich überlegen, ob das für einen die richtige Weiterbildung ist. Wenn man in die lukrativen Jobs hinein möchte, dann muss man das Geld in die Hand nehmen. "

    Bis zu 32 000 Euro verlangt die Fraunhofer Technology Academy unter ihrem Leiter Roman Götter für ihre Weiterbildungsstudiengänge. Dafür kann man sich hinterher jedoch sicher sein, auf dem neuesten Stand der Fraunhofer-Forschung zu sein, mit einer Einschränkung:

    " Das Fraunhofer in der Hinsicht sehr offen, denn es ist unser gemeinnütziger Auftrag hier zum Wohl der Gesellschaft Wissen zu generieren. Die einzige Einschränkung, die natürlich gemacht wird und generell so gehandhabt wird, ist, wenn wir im Auftrag eines Kunden, der uns dafür bezahlt, Ergebnisse erforscht haben, ist immer im Vorfeld zu klären, wer das konkrete Patentwissen in diesem Umfeld nachher hat. "

    Dass Fraunhofer auch bei Weiterbildungstechnologien ganz vorn mitspielen möchte, zeigt die Überlegung von Roman Götter, in Zukunft auch die Internetplattform Second Life als Weiterbildungsort zu nutzen.

    Ein anderer Trend, Weiterbildung nicht mehr nur in E-learning-Kursen anzubieten, sondern noch komfortabler als sogenanntes blended-learning ist für ihn mittlerweile selbstverständlich.

    Dabei bedeutet blended-learning, dass neben der üblichen Präsenzveranstaltung und den Online-Aufgaben die Teilnehmer zum Beispiel des neuen Bauphysik-Kurse von Fraunhofer die Möglichkeit bekommen, virtuell am Computer und vernetzt mit den Kursteilnehmern praktische Aufgaben zu lösen wie z.B. den Bau eines Hauses.
    Unter den zahlreichen Personalchefs und Firmenvorständen, die sich gestern über neueste Weiterbildungstrends bei Fraunhofer informierten, saß auch der Chef der Weiterbildung bei der Thyssen-Krupp AG, Miguel Martin-Pelegrina. Mit der Einschränkung, dass die hochspezialisierten Kurse nicht für jeden seiner Ingenieure von Bedeutung wären, imponierte ihm doch eines:

    " Also für mich war heute interessant den Technologiezirkel kennen zu lernen, denn die Idee, Wissen unterschiedlicher Fachleute auf einem sehr, sehr hohen Niveau zusammenzubringen in kompakter Form, ein Thema in zwei Tagen in der Tiefe zu diskutieren und dem Thema nachzugehen, halte ich für äußerst effektiv und effizient. "