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Zukunft des Wohnens
"Sportplatz auf Baumarkt draufsetzen"

Wie geht man mit begrenztem Raum und wachsenden Bewohnerzahlen in den Städten um? Stadtplanerin Cordelia Polinna schlägt eine Mehrfachnutzung der Fläche vor. Entscheidend für eine zukunftsfähige Stadtplanung sei außerdem die Frage, in wessen Händen der Boden sei, sagte Polinna im Dlf.

Cordelia Polinna im Gespräch mit Katja Lückert | 07.04.2019
Sicht auf ein Fussballfeld auf dem Dach eines Einkaufzentrums im Osten Chinas
Fussballfeld auf dem Dach eines Einkaufzentrums im Osten Chinas. (dpa / Imaginechina / Ge Yuejin)
Die Traumstadt: Für Stadplanerin Cordelia Polinna besteht sie aus wenig Autos und einem bunten Leben aus Einzelhandel, Gastronomie und kulturellem Leben, in der es sich viele soziale Schichten leisten können, zu leben. Gründerzeitviertel zum Beispiel stellten eigentlich die ideale Stadt dar: Spannende Platzstrukturen, kurze Wege und Häuser, in denen mehrere Nutzungen übereinander gestapelt seien.
Konkurrenz von Firmen, Schulen und Kitas
Mittlerweile aber konkurrierten viele Anwärter um den gleichen Raum in der Stadt. In den Städten sei eine Wahstumsdynamik zu beobachten - viele Bewohner würden in die Städte ziehen, so Polinna im Dlf, für die man auch Schulen und Kitas brauche. Gleichzeitig wollten auch Firmen diese Plätze - alle am besten gut erschlossen und gut an den Nahverkehr angeschlossen. Als eine Lösung schlägt Polinna vor, Flächen mehrfach zu nutzen: zum Beispiel könne man einen "Sportplatz auf einen eingeschossigen Baumarkt drausetze[n]". Man müsse auch entscheiden, ob eingeschossige Supermärkte erlaubt seien.
Bodenbesitz als entscheidender Faktor
"Ein ganz wichtiges Gut, mit dem wir städtebauliche Entwicklungen steuern können, ist der Boden", so Polinna. "Und die Frage, in wessen Händen dieser Boden ist, die ist ganz entscheidende für eine zukunftsfähige Stadtplanung. Und wenn dieser Boden verkauft wird, etwa weil eine Kommune sehr viel Geld einnehmen möchte, dann fehlt dieser Kommune ein wichtiges Steuerungselement." Das sei dann auch langfristig weg, weil die Kommune nicht das Geld habe, den Boden später wieder zu erwerben.
Wohnraum reduzieren
In Wien gebe es spannende Konzepte, Lösungen für den teuren Wohnraum zu finden: Zum Beispiel seien Wohnung dort klein, es gebe aber im Haus Gemeinschaftsräume, wie Küche oder Bibliotheken, die man mit der Miete mitzahle. Statt einer Badewanne für jeden bewohner könne man dann auch über eine Sauna mit Badewanne im Keller nachdenken, die man sich teilen könne. Wohnfläche reduzieren sei grundsätzlich wichtig - aber man brauche einen guten Ausgleich und der Vorgang müsse "sozial verträglich" sein, so Polinna.