Archiv


Zukunftsmarkt Biokraftstoff

Dass der Einsatz erneuerbarer Energien notwendig ist, um dem Treibhauseffekt etwas entgegenzusetzen, wird kaum noch ernsthaft bestritten. Wer heute an der Sinnhaftigkeit von Kraftstoffen aus Biomasse oder von Strom aus Wind, Wasser und Licht zweifelt, tut dies, weil er nicht glaubt, dass die herkömmlichen fossilen Brennstoffe ersetzbar sind – weder technisch noch ökonomisch. Experten wie Joachim Nitsch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt haben Prognosen darüber angestellt, wie sich dieser Energiesektor entwickeln würde, wenn man ihn noch konsequenter fördern würde als bisher.

Von Andreas Baum |
    Insgesamt können wir allein mit heimischen Potentialen rein rechnerisch den Energiebedarf Deutschlands decken.

    Und zwar schon in 30 Jahren, wenn alles dafür getan wird. Wenn also auf Flächen, die heute stillgelegt werden, konsequent Energiepflanzen angebaut würden. Der Einsatz erneuerbarer Energien bringt vor allem die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und damit Versorgungssicherheit in der Zukunft, unbeeinträchtigt von Krisen und Kriegen. Ein Energiemodell, das auf vielen Säulen fußt, ist stabiler – was sich auch in volkwirtschaftlichen Gewinnen ausdrückt. Es wäre daher fahrlässig, so Joachim Nitsch, darauf zu verzichten.

    Es ist wichtig zu betonen, dass erneuerbare Energien deshalb so eine interessante Option sind, weil sie in einer ungeheuren Vielfalt vorkommen. Von der Strahlungsenergie über die Biomasse, Windkraft Erdwärme, Meeresenergien - es geht darum, diese Optionen, die wir alle in Zukunft benötigen werden, wenn wir uns die ehrgeizigen Ziele vor Augen halten, speziell des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung, dass wir all diese Energieoptionen sinnvoll nutzen, in einer sinnvollen Reihenfolge, auch in einem sinnvollen Ablauf in den Markt bringen.

    Denn entscheidend für den Erfolg von erneuerbaren Energien ist auch, dass zunächst damit begonnen wird, diejenigen Ressourcen zu erschließen, die die meisten Gewinne versprechen. Die Wissenschaftler setzen dann auf Lerneffekte der Volkswirtschaft: Sobald sich also die Autoindustrie auf Biokraftstoffe einstellt, wird die Nachfrage nach ihnen steigen, sie werden billiger – auch wird es dann lohnender, zu forschen, um bislang ineffektive Energiequellen auszunutzen.

    Wir können mit Sicherheit sagen, dass wir beachtliche volkswirtschaftliche Potentiale haben werden. Und all dies geht politisch-gesellschaftlich nur, wenn wir bereits heute die Kosten des Klimaschutzes - Stichwort Emissionshandel - in die Kostenbetrachtung einbeziehen würden.

    Die Politik ist mit einer klugen Finanz- und Regelpolitik also in der Pflicht, erneuerbare Energien zu fördern. Dass Automotoren und Heizungen Kraftstoff aus Energiepflanzen wie Raps, aber auch aus landwirtschaftlichen Abfällen verbrennen, ist technisch im Prinzip jetzt schon möglich, ökonomisch dagegen braucht diese Option vorläufig noch ein bisschen Hilfe vom Staat, sagt Uwe Fritsche, Energiefachmann am Öko-Institut in Freiburg.


    Das was wir heute haben, die Pflanzenöle, sind hinsichtlich ihrer Gestehungskosten frei Tankstelle durchaus wettbewerbsfähig sofern wir sie nicht besteuern. Das ist auch nicht trivial, das kennen Sie.

    Wer weiter in die Zukunft blickt, sieht, dass aus Pflanzen nicht nur Biodiesel hergestellt werden kann, sondern auch der Kraftstoff für Ottomotoren in Superbenzinqualität. Technisch ist das kein Problem, aber es dauert noch, bis es sich rechnet. Und das ist noch nicht alles.

    Biogas, auch das können wir als Kraftstoff nach einer gewissen Aufbereitung in Fahrzeugen nutzen, allerdings nicht in den Standardfahrzeugen, aber jedes Erdgasfahrzeug kann im Prinzip ein aufbereitetes Biogas genauso vertragen und betanken.

    Dass die Landwirtschaft von diesen Aussichten begeistert ist, verwundert nicht. Gerd Sonnleitner, der Präsident des deutschen Bauernverbandes fordert von der Politik mehr Anstrengungen, diese Technologie zu fördern.
    Die Herausforderung für das Zusammen leben und wirtschaften auf unserem Planeten Erde ist die Herausforderung, dass wir nicht mehr Energie verbrauchen, als die Sonne jedes Jahr runterscheint und umsetzt in der Photosynthese. Und dazu sind wir Landwirte mit aufgerufen, und dazu brauchen wir wissenschaftliche Erkenntnisse als ein riesiges Betätigungsfeld für Grundlagenforschung und Wissenschaft, und da gehört nicht abgebaut, sondern in diesem Sektor gehört aufgebaut.

    Die Universitäten sollen nach Ansicht des Bauernverbandes Forschung und Entwicklung auf dem Feld der erneuerbaren Energien verstärkt unterstützen.