Die deutschen Stahlkocher fürchten um ein Geschäft, das ebenso einträglich wie umweltfreundlich ist. Ihre Anlagen stoßen Jährlich etwa 60 Millionen Tonnen CO2 aus. Die Hälfte davon entsteht beim Verbrennen von Industriegasen, die bei Produktionsverfahren wie zum Beispiel bei der Eisenschmelze im Hochofen automatisch anfallen. Dieses überschüssige Gas wird jedoch nicht nutzlos abgefackelt, sondern so weit wie möglich in Strom und Wärme umgewandelt, die in aller Regel in den industriellen Kreislauf zurückfließt. Wenn jedoch – wie von der EU-Kommission ins Auge gefasst - für die Stromproduktion aus diesen sogenannten Kuppelgasen künftig Verschmutzungszertifikate erworben werden müssten, dann sei ihre Wiederverwertung nicht mehr wirtschaftlich, argumentiert der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff.
"Das Thema Kuppelgase wird bei uns gerechnet mit rund 200 Millionen im Jahr. Das sind Kosten, die die Stahlwerke sehr schwer im Wettbewerb weiterleiten können. Dies ist ein Stück weit eine Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. 200 Millionen ist eine große Zahl, die an zusätzlicher Belastung ohnehin zu den Anstrengungen zur CO2 – Reduktion hinzukämen."
Die Stahlindustrie fürchtet, die EU-Kommission könnte die Kuppelgaskraftwerke künftig genauso behandeln wie Erdgaskraftwerke. Bislang müssen die Stahlunternehmen für die Wiederverwertung ihrer Kuppelgase keine CO2 -Zertifikate erwerben, weil es keine Möglichkeit gibt, die Entstehung dieser Gase zu verhindern. Das soll sich aber ändern. Kuppelgaskraftwerke, die Strom herstellen, müssten so gestellt werden wie Erdgaskraftwerke, weil es auf dem Strommarkt sonst zu Wettbewerbsverzerrungen komme, argumentieren Umweltschützer. Die Stahlindustrie hält diese Argumentation aus zweierlei Gründen für völlig falsch: Einmal weil sie den meisten Strom, den sie aus Prozessgasen erzeugt, selbst verbraucht. Zum anderen sei es aus ökologischer Sicht alles andere als wünschenswert, sagt der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.
"Erstens würde das die Stahlproduktion verteuern und es würde auch dazu führen, dass es ökologisch nicht sinnvoll ist, da CO2 dadurch nicht reduziert wird, denn die Gase fallen ohnehin an."
Umweltpolitisch wäre es in der Tat grober Unfug, würden die unvermeidlichen Prozessgase abgefackelt statt verwertet. Weil in diesem Fall das klimaschädliche CO2 gleich zwei Mal entstehen würde: Einmal wenn das überschüssige Gas vernichtet wird und zum zweiten, wenn der Strom, der nicht selbst erzeugt wird, auf dem Markt zugekauft werden muss. Im Vertrauen darauf, dass für Kuppelgase keine Verschmutzungsrechte erworben werden müssen, haben die Unternehmen in neue Kraftwerke investiert. Vor wenigen Tagen erst hat die Saarstahl AG im saarländischen Dillingen den Probetrieb eines neuen Kuppelgaskraftwerkes aufgenommen. Es soll 230 Megawatt Wärme und 90 Megawatt Strom produzieren. Bislang sind 120 Millionen Euro investiert worden. Ein finanzielles Engagement, das sich ab 2013, wenn die neuen Emissionshandelsregeln gelten, womöglich nicht mehr rentiert, glaubt Christian Günther von Saarstahl.
"Zumindest ist die Wirtschaftlichkeit eine völlig andere als zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung. Auf den Punkt werden wir immer hinweisen, dass wir innerhalb von fünf Jahren geänderte Gesetzeslagen haben, die Investitionsentscheidungen im Nachhinein entwerten."
Die Bundesregierung hat das Problem erkannt. Sie will in Brüssel durchsetzen, dass künftig unterschieden wird, ob die Stahlunternehmen Strom für den eigenen Bedarf oder für den Markt herstellen. Für Strommengen, die in die Netze der Versorger eingespeist werden, müssten dann - wie bei anderen Gaskraftwerken auch - Verschmutzungsrechte gekauft werden. Eine Lösung, mit der die Stahlindustrie leben könnte, sagt Christian Günther.
"De facto ist es so, dass über die Branche hinweg gesehen der Stromverbrauch höher ist als die Eigenerzeugung. Wichtig ist, dass wir bei den Mengen, die in den Markt gehen, behandelt werden wie ein öffentliches Kraftwerk."
Noch ist nichts entschieden. Die Stahlbranche ist jedoch erleichtert, dass ihre Argumente zumindest in Berlin verfangen haben. Hans Jürgen Kerkhoff.
"Ich weiß, dass es eine Vielzahl von Mitgliedstaaten gegeben hat, die darauf gewartet hat, dass die Bundesregierung – wenn auch sehr spät – zu einer Position gekommen ist. Und ich hoffe, dass die guten Argumente, die wir als Industrie vorgebracht haben, sich im Verfahren im Ministerrat durchsetzen werden."
"Das Thema Kuppelgase wird bei uns gerechnet mit rund 200 Millionen im Jahr. Das sind Kosten, die die Stahlwerke sehr schwer im Wettbewerb weiterleiten können. Dies ist ein Stück weit eine Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. 200 Millionen ist eine große Zahl, die an zusätzlicher Belastung ohnehin zu den Anstrengungen zur CO2 – Reduktion hinzukämen."
Die Stahlindustrie fürchtet, die EU-Kommission könnte die Kuppelgaskraftwerke künftig genauso behandeln wie Erdgaskraftwerke. Bislang müssen die Stahlunternehmen für die Wiederverwertung ihrer Kuppelgase keine CO2 -Zertifikate erwerben, weil es keine Möglichkeit gibt, die Entstehung dieser Gase zu verhindern. Das soll sich aber ändern. Kuppelgaskraftwerke, die Strom herstellen, müssten so gestellt werden wie Erdgaskraftwerke, weil es auf dem Strommarkt sonst zu Wettbewerbsverzerrungen komme, argumentieren Umweltschützer. Die Stahlindustrie hält diese Argumentation aus zweierlei Gründen für völlig falsch: Einmal weil sie den meisten Strom, den sie aus Prozessgasen erzeugt, selbst verbraucht. Zum anderen sei es aus ökologischer Sicht alles andere als wünschenswert, sagt der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.
"Erstens würde das die Stahlproduktion verteuern und es würde auch dazu führen, dass es ökologisch nicht sinnvoll ist, da CO2 dadurch nicht reduziert wird, denn die Gase fallen ohnehin an."
Umweltpolitisch wäre es in der Tat grober Unfug, würden die unvermeidlichen Prozessgase abgefackelt statt verwertet. Weil in diesem Fall das klimaschädliche CO2 gleich zwei Mal entstehen würde: Einmal wenn das überschüssige Gas vernichtet wird und zum zweiten, wenn der Strom, der nicht selbst erzeugt wird, auf dem Markt zugekauft werden muss. Im Vertrauen darauf, dass für Kuppelgase keine Verschmutzungsrechte erworben werden müssen, haben die Unternehmen in neue Kraftwerke investiert. Vor wenigen Tagen erst hat die Saarstahl AG im saarländischen Dillingen den Probetrieb eines neuen Kuppelgaskraftwerkes aufgenommen. Es soll 230 Megawatt Wärme und 90 Megawatt Strom produzieren. Bislang sind 120 Millionen Euro investiert worden. Ein finanzielles Engagement, das sich ab 2013, wenn die neuen Emissionshandelsregeln gelten, womöglich nicht mehr rentiert, glaubt Christian Günther von Saarstahl.
"Zumindest ist die Wirtschaftlichkeit eine völlig andere als zum Zeitpunkt der Investitionsentscheidung. Auf den Punkt werden wir immer hinweisen, dass wir innerhalb von fünf Jahren geänderte Gesetzeslagen haben, die Investitionsentscheidungen im Nachhinein entwerten."
Die Bundesregierung hat das Problem erkannt. Sie will in Brüssel durchsetzen, dass künftig unterschieden wird, ob die Stahlunternehmen Strom für den eigenen Bedarf oder für den Markt herstellen. Für Strommengen, die in die Netze der Versorger eingespeist werden, müssten dann - wie bei anderen Gaskraftwerken auch - Verschmutzungsrechte gekauft werden. Eine Lösung, mit der die Stahlindustrie leben könnte, sagt Christian Günther.
"De facto ist es so, dass über die Branche hinweg gesehen der Stromverbrauch höher ist als die Eigenerzeugung. Wichtig ist, dass wir bei den Mengen, die in den Markt gehen, behandelt werden wie ein öffentliches Kraftwerk."
Noch ist nichts entschieden. Die Stahlbranche ist jedoch erleichtert, dass ihre Argumente zumindest in Berlin verfangen haben. Hans Jürgen Kerkhoff.
"Ich weiß, dass es eine Vielzahl von Mitgliedstaaten gegeben hat, die darauf gewartet hat, dass die Bundesregierung – wenn auch sehr spät – zu einer Position gekommen ist. Und ich hoffe, dass die guten Argumente, die wir als Industrie vorgebracht haben, sich im Verfahren im Ministerrat durchsetzen werden."